Nachlese zu „Heimweh schmeckt nach Hiffenmark“

Dass Heimweh und Faschingskrapfen  mit Hiffenmark auf reges Interesse gestoßen sind, habe ich wiederum mit regem Interesse beobachtet. Manche wussten gar nicht, dass es Krapfen mit Hiffenmark gab, manche pflichteten mir bei, dass die guten Hiffenmark-Krapfen ihnen in der Fremde (also außerhalb eines kleinen, eng begrenzten geographischen Raumes) sehr abgehen.

Die schönste -nicht ganz ernstgemeinte 😉 – Reaktion habe ich kürzlich von einer lieben Freundin bekommen – und die möchte ich euch nicht vorenthalten. Sie war so nett, mir zu erlauben, aus ihrem Brief hier zu zitieren:

Ich habe übrigens Deinen Blogbeitrag über Heimweh gelesen und war entsetzt! Es gibt Krapfen OHNE HIFFENMARK?! Was für ein Unding ist das denn?! Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man Krapfen mit irgendeiner Marmelade füllt – noch dazu mit Marille! Ich war so entsetzt, dass sich mir sofort der Gedanke aufdrängte, dass solche Sünden verboten werden sollten. (Jetzt z.B. fühle ich mich auch alt und frage mich, wie lange es noch dauert, bis ich Andrea Berg pfeife) Ich denke fast jeden Tag traurig (und immer noch entsetzt) daran, dass es irgendwo Krapfen ohne Hiffenmark gibt und hoffe, nie einem zu begegnen. Wenn ich mir dieser Gefühle dann bewusst werde, bin ich erstaut, dass ein Gebäck, das ich für selbstverständlich gehalten und dem ich nie sonderlich viel Beachtung geschenkt habe, solche Gefühle in mir auslösen kann. Marmorkuchen mit Erdbeerglasur hätte mich weit weniger geschockt, als der Gedanke, dass ich nicht deutschlandweit Krapfen mit Hiffenmark kaufen kann. Ich habe sogar überlegt, mir zukünftig statt Kirschmarmelade Hiffemark zu kaufen. Ich glaube es selbst nicht.

 

Ich musste so lachen, als ich diesen Abschnitt las. Zum einen karikiert sie so schön die Reaktion, wenn einem auffällt, dass das, was für mich selbstverständlich ist und immer war, es noch lange nicht überall ist.
Und zum anderen stimmt es eben, dass man über die meisten Dinge gar nicht nachdenkt, solange man sie immer zur Verfügung hat. Erst wenn sie plötzlich weg sind, merkt man, dass man sie für ganz selbstverständlich genommen hat. „To take something for granted“, wie man es im Englischen treffend sagt. Oder wie ich es einmal in einem Gespräch mit einer Burgenländerin sagte: „Solange ich noch in Bamberg lebte, machte ich mir keine Gedanken über Bier. Es stand halt einfach im Keller. Erst seit ich nicht mehr in Bamberg lebe, merke ich, dass man als Bamberger zu seinem heimischen Bier eine besondere Bindung hat. Es ist irgendwie Teil der Identität“ – so wie Krapfen mit Hiffenmark eben auch.


 

Für den Fall, dass ihr euch schon fragt, wo ich stecke: Ich lebe noch. Und es wird auch bald neue Beiträge geben – aus gewissen Gründen (zu denen ich noch mehr schreiben werde, denke ich) bin ich in letzter Zeit wenig zum Bloggen gekommen. Aber die kleine Zwangspause hat ein paar Ideen in meinem Kopf reifen lassen, die ich hoffentlich bald „zu Papier“ bringen werde.

 

0 Gedanken zu “Nachlese zu „Heimweh schmeckt nach Hiffenmark“

  1. …. und dann gibt es noch die Seite der Medaille, dass man plötzlich feststellt, dass es auch noch anderes gibt, als das, was man bisher gewohnt war.
    Ging mir so, als ich nach Oberfranken kam. Heute weiß ich auch, was Krapfen mit Hiffenmark sind. Wie ich aber hierher kam, hatte ich keinerlei Ahnung, dass es neben „Brezen“, so wie ich sie kannte, auch noch andere gibt. Wenn ich als geb. Münchner bis dahin in eine Bäckerei ging, und eine Breze verlangte, bekam ich genau das, was ich wollte.
    Wie ich hier in Oberfranken, genauer in Hochfranken, das erste Mal von einer Bäckerei nach Hause kam, war ich völlig baff, was ich da in meiner Tüte vorfand: Eine Anis-Breze. Das lehrt einen, dass man zum einen die Augen auf haben sollte beim Einkaufen, und, wie schon gesagt, nicht überall alles für selbstverständlich nehmen sollte.

    • ok, selbst mir als Oberfranke ist eine Anis-Breze grade völlig unbekannt O.o Ich würde eine Salzbreze vermuten – die Laugenbreze muss extra bestellt werden 😀

      Aber ja, reisen (und umziehen 😉 ) bildet. 🙂

      • Jo ….. und SO weiß ich jetzt auch, dass ich zeitlebens bisher „Laugen“Brezen gegessen habe.
        Gut, die Weißwurst ist hier in OFR eher eine Rarität. Aber man findet schließlich alles.

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