Frauen reisen in den Orient. Teil 6: Als Frau mit dem Auto durch den Orient

Ein Gastartikel von Tina von Der Taucherblog.

Lange Jahre gab es für mich keine besseres Reiseziel als Asien. Doch nachdem ich meinen Tauchschein gemacht habe und zum ersten Mal Ägypten bereist habe, bin ich dem Orient hoffnungslos verfallen.  Ich bin mit dem Auto alleine durch Jordanien gefahren, habe Ägypten abseits der All-Inclusiv Urlaube auf eigene Faust bereist und einen Road Trip durch den Oman gemacht.  Über diese Reisen möchte ich euch ein wenig berichten und versuchen zu erklären, was mich so an der Region fasziniert.

Warum ich Ägypten liebe

Ägypten ist mir sofort ans Herz gewachsen. Die Freundlichkeit der Menschen, das tolle Wetter und die traumhaften Tauchreviere haben mich sofort restlos begeistert. Schnell schloss ich Freundschaften vor Ort und kam regelmäßig in das karge Land am Roten Meer.  Statt im Hotel wohnte ich bei privat bei Freunden. Auch wenn der Großteil meiner Bekannten in den Küstenorten im Tourismus leben, wurde ich zu deren Familien nach Kairo eingeladen und durfte dort das Leben der ägyptischen Mittelschicht kennenlernen. Wir kochten, shoppten und bummelten zusammen abends durch die Metropole am Nil. Kairo ist eine faszinierende, gigantische und verrückte Metropole.  Besonders gefallen hat mir der Ausflug mit einem Motorboot auf dem Nil, wo ich sogar selber fahren durfte. Ein einmaliges Erlebnis.

Von Kairo ging es weiter an die Küste. Auch hier lebte ich bei Freunden. Ich mietete mir ein Auto, um mobil und von den teilweise unverschämten Taxifahren in Hurghada unabhängig zu sein.  Ich hatte das große Glück, dass ich für lau bei Freunden tauchen gehen durfte und so war ich jeden Tag im Wasser. Auf dem Weg zur Basis holte ich die Tauchlehrer und zum Teil auch die Gäste in den Hotels ab, so konnte ich mich ein wenig nützlich machen. Wenn es in Hurghada mal langweilig wurde, fuhr ich mit dem Auto zu Freunden nach Marsal Alaam und noch weiter in den Süden, bis Lahami Bay. Ich genoss die unglaubliche Freiheit, einfach an den prall gefüllten Touristenbussen vorbeizuziehen zu können. Ich war auf keinen Pick-Up und keinen Taxifahrer angewiesen. Ein wunderbares Gefühl.
Probleme hatte ich keine. Ich wurde zwar hier und da aufgehalten, es gab kurz eine Unstimmigkeit wegen meines fehlenden internationalen Führerscheins. Nach einem kurzen Namedropping von Freunden, durfte ich weiterfahren.

So genoss ich mehrere Monate lang die Freiheit, an den schönsten Orten am Roten Meer zu tauchen, und zwar dann und dort wo ich wollte. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt und die unglaubliche Gastfreundschaft erleben dürfen. Die Entspanntheit und die Lebensfreude dieser Menschen haben mich fasziniert und ich habe mir ein Stückchen davon mit in meinen Alltag genommen. Nicht immer an morgen denken, sondern im hier und jetzt leben und genießen. Das ist für mich die ägyptische Mentalität. Als der Abreisetag für meinen Flug nach Jordanien kam, war ich wirklich traurig, dieses tolle Land und meine Freunde zurückzulassen.

Autofahren in Jordanien

In Jordanien war das Autofahren eine größere Herausforderung. Viele Straßen, viele Autos und lange Wegstrecken von einem Sightseeing Punkt zum anderen ließen mich an so manchem Abend verzweifeln. Google Maps funktionierte auch nicht immer so, wie ich es mir wünschte. Aber dank Mama mit der Landkarte, ein wenig Geduld und Ruhe kamen wir immer zu unserem Ziel. Im Vergleich zu Ägypten ist Jordanien weiter entwickelt, die Straßen sind in einem besseren Zustand und die Autofahrer sind disziplinierter. Dennoch hat es mir geholfen, dass ich mich in Ägypten bereit an den Fahrstil in den arabischen Ländern gewöhnt hatte.
Kulturell hat Jordanien unglaublich viel zu bieten. Ob Petra, das Tote Meer oder die Wüstenschlösser. An jeder Ecke sind antike Bauten zu besichtigen. Bis auf einige aufdringliche Schulklassen an touristischen Hotspots kann man sich in den Städten frei bewegen, wird mit freundlicher Neugierde begrüßt aber ansonsten in Ruhe gelassen. Der Kontakt zu der Bevölkerung war nicht so intensiv wie in Ägypten, dennoch waren die Menschen, die ich kennengelernt habe sehr freundlich und offen.

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Roadtrip im Oman

Eine ganz andere Welt war der Oman. Ich kam ebenfalls direkt aus Ägypten in den Golfstaat und fuhr noch so Auto, wie ich es in Hurhgada gelernt hatte. Durchaus durchsetzungstark, um es milde auszudrücken. Im Oman kam das nicht gut an. Die Fahrer waren extrem diszipliniert, die Straßen perfekt ausgebaut und der größte Teil der Menschen in gigantischen SUVs unterwegs. Man kommt problemlos von A nach B, die Straßen sind in der Nacht beleuchtet und  frei von Schlaglöchern. Der Tourismus wurde, im Gegensatz zu Ägypten, auf Individualtouristen ausgerichtet. Überall gibt es Hotels, Guest Houses und Walk-In Gäste sind ganz normal. Die Routen sind gut ausgeschildert. Auch hier fahren viele Frauen Auto. Zwar sind sehr viele Frauen tief verschleiert, dennoch gilt der Oman als liberal. Mit den Omanis kommt man dennoch kaum ins Gespräch, da alle Angestellten in den Hotels aus dem Ausland kommen. Der Oman hat nicht ganz so viele Sehenswürdigkeiten wie Jordanien, aber dafür eine atemberaubende Natur. Dazu hat das Land einfach den Zauber des Orients, mit Bazaren, tollen Restaurants und Shishas am Strand.

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Für mich ist ein Roadtrip einfach die beste Art, ein Land zu erkunden.
In Ägypten, welches komplett auf All-Inclusive Touristen ausgerichtet ist, ist man als Frau alleine im Auto eher eine Attraktion als im Oman. Denn der Oman hat sich auf Individualtouristen ausgerichtet, viele Touristinnen sind alleine in Mietwagen unterwegs. Jordanien ist eher ein Mittelding zwischen beiden Ländern, aber absolut machbar aus als Frau alleine.

Warum ich ausgerechnet durch den Orient fahre? Weil es mir einfach so gut gefällt. Die Kultur, die alten Monumente, die bewegte Geschichte, die tollen Farben und Gerüche in den Straßen faszinieren mich einfach.

Ich kann mich stundenlang auf den Bazaren von Kairo herumtreiben und mir die Menschen ansehen. Natürlich kommt dazu, dass ich der arabischen Küche komplett verfallen bin, das ich die Sonne und schöne Strände liebe und gerne tauche. Das haben alle Länder zu bieten. Was für mich aber einfach das Wichtigste ist sind die Menschen. So eine intensive Gastfreundschaft und Herzlichkeit habe ich woanders nicht erlebt.


Tina von Der Taucherblog ist zunächst Ägypten und dann weiteren arabischen Ländern verfallen. Wann immer es geht, bereist sie den Nahen Osten am liebsten im eigenen Mietwagen auf eigene Faust. Immer dabei: ihr Tauchgepäck. Sie berichtet hauptsächlich – aber nicht nur – für TaucherInnen, ist begeisterte Unterwasserfotografin und lebt seit 2005 in der wunderbaren Stadt Wien.


Lesetipps auf Tinas Taucherblog:


Alle Artikel der Reihe:

Teil 1: Wenn Frauen ohne Männer reisen
Teil 2: Interview mit Katharina von Diverettes
Teil 3: Interview mit Weltenbummlerin Ivana
Teil 4: Ein Semester in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein Gastbeitrag von Alexandra von Itinera Magica
Teil 5: Interview mit Sabrina von Felibrina
Teil 6: Als Frau mit dem Auto durch den Orient. Ein Gastbeitrag von Tina von Der Taucherblog
Teil 7: Interview mit Esther von In 80 Tagen um die Welt
Teil 8: Interview mit Stefanie von A World Kaleidoscope

 

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