Meine Kubareise im letzten Jahr ist mir – aus verschiedenen Gründen – bekanntlich nicht in allzu guter Erinnerung. Eigentlich schade, denn es gab natürlich viele tolle Momente auf dieser Reise, allem zum Trotz.
Einer dieser schönen Momente war eine kleine Begegnung im El Floridita in Havanna.
Das El Floridita war eine der Stammkneipen von Ernest Hemingway, wo er seinen Daiquiri zu sich genommen haben soll: „My Mojito in La Bodeguita, my Daiquiri in El Floridita“. Angeblich wurde der Drink in der 1817 eröffneten Bar auch erfunden. Das ist zwar eher unwahrscheinlich, tut der Bekanntheit des El Floridita allerdings keinen Abbruch. Und auch ich hatte nach der Rückkehr aus dem Süden Kubas als einen Punkt auf meiner To-Do-Liste noch stehen: Einen Daiquiri im El Floridita trinken.
Ein paar Tage zuvor war ich noch mit Magen-Darm-Beschwerden flach gelegen. Als wir wieder in Havanna ankamen, ging es mir wieder besser, aber ich wusste noch nicht, dass sich diese Krankheit als etwas langlebiger herausstellen sollte. Ich glaubte mich wieder gesund. Dennoch sah ich noch recht mitgenommen aus. Es war der letzte Tag in Kuba und mein T-Shirt hatte auch nur eine schnelle Handwäsche im Hotel-Waschbecken gesehen. Alles in allem war ich optisch wahrlich nicht auf der Höhe, als ich im El Floridita ankam, um meine letzten CUC in einen Cocktail zu investieren.
Ich kam mir auch etwas komisch vor, als ich dort so allein an der Bar saß – direkt neben der Statue von Hemingway, der in Bronze gegossen noch immer dort an der Bar steht. Alle anderen waren in Gemeinschaft, in angeregte Gespräche vertieft – und irgendwie um einiges besser gekleidet und zurecht gemacht, als ich. Aber egal… ich wollte so einen Daiquiri, wie ihn Hemingway getrunken hat und bestellte ihn.
Ruhig saß ich also in meiner kleinen Ecke an Bar, nippte genüsslich an meinem Drink und beobachtete die Menschen, die mich dagegen weitgehend ignorierten, was mir nur recht war.
Mein Daiquiri neigte sich dem Ende zu und verstohlen fing ich an, unter der Theke meine letzten CUC zusammenzukratzen, um zu sehen, ob ich mir noch einen würde leisten können. Doch bevor ich meinen Kassensturz abgeschlossen hatte, stellte der Barkeeper einen neuen vor mich.
Erschrocken schaute ich auf, weil ich ja noch gar nicht wusste, ob ich mir den überhaupt leisten konnte. „I … I didn’t order that!“, stammelte ich.
„But I did!“, entgegnete der Barkeeper, drehte sich um und ging.
Plötzlich wurde ich von den umstehenden Gästen nicht mehr ignoriert, sondern mit großen, neugierigen Augen angeschaut… die kleine, blasse, verschwitzte Touristin mit ihrem spendierten weltberühmten Daiquiri aus dem El Floridita.
Wie ich zu der Ehre kam, ist mir bis heute nicht klar. Ich vermutete, dass es vielleicht nicht so ungewöhnlich war, dass allein an der Bar sitzende Frauen von den Barkeepern einen Drink spendiert bekamen. Ich fragte hinterher unsere Reiseleiterin – vielleicht waren die Barkeeper im El Floridita für solche kleinen Freundlichkeiten ja bekannt? Sie starrte mich allerdings nur mit ebenso großen Augen an, wie die umsitzenden Gäste an der Bar und frage: „WAS haben Sie getan, um einen Daiquiri spendiert zu kriegen?“
Tja, nichts… vielleicht war es einfach nur Mitleid 😉
🙂 immerhin eine nette und ein wenig mysteriöse erinnerung 🙂
Ja, irgendwie schon 😀