Langsam neigt sich die Reihe dem Ende zu (ja, es ist wahr!) und umso mehr freue ich mich, dass ich nach Tina vom Taucherblog auch Ester von Esther’s Travel Guide als neue Teilnehmerin an meiner Reihe gewinnen konnte.
Als Studentin der Orientwissenschaften hat sie noch einmal einen ganz anderen Zugang zu diesen Ländern. Sie lernte während ihres Studiums Arabisch, Persisch und Türkisch und bekam auch Reisen zu Studienzwecken von der Universität finanziert.
Doch lest selbst, wie sie den Orient erlebt hat.
Erzähle erst einmal von deinen Reisen in den Orient
Durch den „Orient“ bin ich in den letzten 3 Jahren des Öfteren gereist, mal mit einer Reisegruppe, mal mit Einheimischen, mal mit Freunden, mal mit meinem Partner. Meine Aufenthalte dort haben zwischen 4 Tagen und 4 Wochen gedauert, je nach Finanzierung und Umständen. Bis jetzt hat es mich zweimal in die Türkei, zweimal nach Marokko, einmal in den Libanon, einmal in den Iran und einmal nach Jordanien gezogen.
Die letzten beiden Aufenthalte wurden mir von der Universität finanziert, sodass ich in den jeweils 4 Wochen ausführlich Zeit zum Reisen und Entdecken hatte. Nächstes Jahr fliege ich nach Israel/Palästina und auch Ägypten reizt mich schon sehr lange. In den Ländern selbst habe ich mich eigentlich immer per Bus oder Auto fortbewegt, nie per Anhalter oder zu Fuß.
Wie kamst Du auf die Idee einer Reise in den Orient und was ließ dich zurückkehren?
Ich studiere Orientwissenschaften im 1. Mastersemester, das erklärt vermutlich fast alles. Ich habe in meinem Bachelor 3 Jahre Arabisch, 1 Jahr Persisch und 1 Jahr Türkisch studiert und wollte natürlich die Chance nicht verpassen, diese Sprachen auch aktiv anzuwenden. Auch die Kultur, Religion und Geschichte des Orients faszinieren mich und haben mich von Beginn meines Studiums an nach Nordafrika und in den Nahen Osten getrieben. Meine Highlights auf diesen Reisen sind stets die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen, die unkomplizierte und gelassene Mentalität, das fantastische und reichliche Essen und natürlich die Sprache.
Ich würde jederzeit in den Orient zurückkehren und bin zutiefst betrübt, dass in so vielen Staaten des Orients Krieg und Unruhen herrschen. Die Länder, die ich besucht habe, würde ich momentan wieder besuchen. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und den Oman kann man bedenkenlos bereisen. Andere Länder, wie Syrien, Irak, Afghanistan und Jemen natürlich nicht.
Wie erging es Dir als Frau auf deinen Reisen? Welchen Eindruck hattest Du allgemein von der Situation der Frauen?
Ich denke, als westliche Touristin hat man Vor- und Nachteile im Orient. In einer Problemsituation wird einem als Europäer immer geholfen werden, allerdings wird man als Tourist auch schnell übers Ohr gehauen. Taxis, Essen und der Bazar sind auf einmal fünfmal so teuer, wie für Einheimische. Wer sich aber traut zu handeln, der kann auch als Tourist gute Geschäfte machen. Ich persönlich hatte nie Probleme als „Frau im Orient“, allerdings muss man ja sein Glück nicht herausfordern.
Angemessene Kleidung kann nicht nur vor Blicken schützen, sie respektiert auch die Tradition und Religion des Orients. Was mir auch oft geholfen hat, war, intensiven Augenkontakt mit Männern zu vermeiden. Angestarrt wird man als Europäerin immer, aber es zwingt einen ja niemand, darauf zu reagieren. Eine beliebte Taktik der Händler auf dem Bazar oder auf Märkten ist es, Frauen ein Kleidungsstück „anzuhalten“ oder etwas zum „probieren“ zu geben, um der Frau mit den Händen nahe zu kommen. Ein Schritt rückwärts reicht als Reaktion vollkommen aus, falls einem ein Mann wirklich blöd kommt, sollte man böse schauen und auch ruhig etwas sagen.
Hattest Du vor dem Aufbruch Vorurteile? Wurden diese eher bestätigt oder widerlegt?
Vorurteile gegen den Orient hatte ich nie richtig, aber gewisse Klischees werden natürlich bestätigt. Die sprichwörtliche Gelassenheit führt dazu, dass Verabredungen nicht so eng gesehen werden, wie in Europa. Eine Stunde zu warten ist überhaupt nicht unüblich. Erste Begegnungen sind vom Ablauf her sehr herzlich, aber inhaltlich meist etwas oberflächlich. So wird man z. B. wiederholt gefragt, wie es einem geht und was die Familie macht, eine ehrliche Antwort erwartet man aber höchstens unter guten Freunden.
In jedem Fall sind die Orientalen die perfekten Gastgeber. Was man bei einer Reise in den Orient auf jeden Fall beachten sollte ist, dass die orientalische Kultur sich stark von der westlichen Kultur unterscheidet. Man muss nicht alles gut finden, was in diesen Ländern geschieht, aber bevor man vorschnell kritisiert und tadelt, sollte man sich ein paar Gedanken über die möglichen Hintergründe machen. Wenn man sich für die Lebensumstände dieser anderen Kultur interessiert, hat man die Chance, sie wirklich kennen zu lernen.
Hast Du Tipps für andere weibliche Orientreisende?
Ich kann jedem zu einer Reise in den Orient raten, denn sie öffnet nicht nur den eigenen Horizont, sondern gibt mir persönlich auch immer wieder Dankbarkeit für die „Organisiertheit“ des Okzidents. Auf angemessene Kleidung sollte man, wie gesagt, bereits beim Kofferpacken achten. In heißen Ländern empfehle ich lockere, lange Hosen und Blusen.
Ein Kopftuch ist (außer im Iran) nirgends im Orient Pflicht und auch überhaupt nicht nötig, ermöglicht allerdings Moscheebesuche. Ich persönlich habe im Orient immer eine Begleitung dabei. In Marokko war das ein Mann, im Iran eine Frau, aber ganz alleine bin ich dort nie herum gereist. Das heißt nicht, dass man das unter allen Umständen vermeiden sollte und ich kenne viele Frauen, die positive Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht haben, aber ich bleibe auch in Zukunft bei einer Begleitung.
Lesetipps: Artikel über den Orient auf Esthers Blog „In 80 Tagen um die Welt“:
„10 Traumziele in Westasien“
Iran: „Isfahan – Perle des Orients“ und „Teheran – Herzschlag Irans“
Marokko: „Marrakesh – Streifzug durch die Bazare“ und „Rundreise Marokko“
Türkei: „Istanbul. Zwischen Orient und Okzident“
Jordanien: „Petra. Felsenstadt der Nabataeer“ und „Rundreise Jordanien“
Libanon: „Beirut – orientalische Hafenstadt“
Aserbaidschan: „Baku. Am kaspischen Meer„
Alle Artikel der Reihe:
Teil 1: Wenn Frauen ohne Männer reisen
Teil 2: Interview mit Katharina von Diverettes
Teil 3: Interview mit Weltenbummlerin Ivana
Teil 4: Ein Semester in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ein Gastbeitrag von Alexandra von Itinera Magica
Teil 5: Interview mit Sabrina von Felibrina
Teil 6: Als Frau mit dem Auto durch den Orient. Ein Gastbeitrag von Tina von Der Taucherblog
Teil 7: Interview mit Esther von Esthers Travel Guide
Teil 8: Interview mit Stefanie von A World Kaleidoscope
Sehr schön, dass ich Teil Deiner Beitragsreihe werden konnte!
Man sollte eigentlich viel mehr über solche wichtigen Themen schreiben 🙂
Liebe Grüße
Esther
Danke, dass Du mitgemacht hast. Vielleicht haben wir ja die ein oder andere inspirieren können, einem Land eine Chance zu geben, das bisher eher nicht auf der Liste stand.
Hat dies auf In 80 Tagen um die Welt rebloggt und kommentierte:
g
Hat dies auf In 80 Tagen um die Welt rebloggt und kommentierte:
g
Pingback: Frauen reisen in den Orient – Teil 7: Interview mit Esther von In 80 Tagen um die Welt | In 80 Tagen um die Welt
Pingback: Frauen reisen in den Orient – Ein Blick hinter die Kulissen – Esther's Travel Guide
Pingback: Frauen reisen in den Orient – Ein Blick hinter die Kulissen – Esther's Travel Guide
Tolles Interview! Finde ich immer spannend wenn gerade Frauen in Länder reisen wo andere nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen 😀
Und wenn man sich dann dort noch verständigen kann ist das natürlich das non-plus-ultra 🙂
Lieben Gruß!
Danke schön. Freut mich, wenn Dir das Interview gefällt 🙂 die anderen Frauen, die bei der Serie mitgemacht haben, hatten auch Spannendes zu erzählen. Lies mal rein.
Tolles Interview! Finde ich immer spannend wenn gerade Frauen in Länder reisen wo andere nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen 😀
Und wenn man sich dann dort noch verständigen kann ist das natürlich das non-plus-ultra 🙂
Lieben Gruß!
Danke schön. Freut mich, wenn Dir das Interview gefällt 🙂 die anderen Frauen, die bei der Serie mitgemacht haben, hatten auch Spannendes zu erzählen. Lies mal rein.