I’m a loser baby? 30 nach 30

30 ist ein magisches Alter. Ein symbolisches Alter. Aus irgendeinem Grund wird man am 30. Geburtstag nicht einfach ein Jahr älter – sondern erwachsen. Viele Menschen fürchten sich vor diesem Tag, mit dem sie ihre Jugend, ihre wilden Jahre hinter sich lassen. Vor dem Tag, von dem an sie offenbar schlagartig Verantwortung übernehmen müssen und nicht mehr jeden Blödsinn einfach tun können.
Spätestens jetzt denkt man über ein Häuschen im Grünen nach, darüber sich nieder zu lassen, zu heiraten, Kinder in die Welt zu setzen. Und wenn man diese Dinge noch nicht abgehakt hat, dann häufen sich mit dem Näherrücken – und v.a. dem Erreichen! – des 30. Lebensjahres die Nachfragen, wann man denn gedenkt, das alles zu tun und die gutbürgerlichen Must-Dos in die Tat umzusetzen.

Ich dagegen… ich bin 31, ich lebe mit zwei Katzen zusammen. Ich habe kein Haus, keinen Mann, keine Kinder, nicht mal ein Auto. Und eigentlich bin ich gefühlte Lichtjahre von all diesen Dingen entfernt.

I’m a loser baby…?

Vor einiger Zeit habe ich bei Paleica eine Liste gefunden: „30 vor 30“ – 30 Dinge, die sie tun möchte, bevor sie 30 wird. Sie hat hier die Dinge zusammen gestellt, von denen sie meint, dass sie wohl mit 15 auf dieser „30 vor 30“ Liste gestanden hätten. Und sie hat aufgelistet, was jetzt darauf steht.
Wenn man ein bisschen im Internet sucht, merkt man, dass sie damit nicht alleine ist. Für die Zeit bis zur Vollendung ihres 30. Lebensjahres haben sich viele Menschen sehr viel vorgenommen.

Wenn ich diese Listen durchlese, bemerke ich zwei Dinge: Zum einen hatte ich nie so eine Liste. Nicht einmal im Kopf. Ich habe lange nachgedacht, aber tatsächlich fällt mir nichts ein, von dem ich glaubte, es bis zu meinem 30. Geburtstag unbedingt hinter mich gebracht haben zu müssen. Außer Abitur und Studium vielleicht. Es gibt Dinge, bei denen ich mir dachte, dass ich sie in meinem Leben gern tun möchte, aber bis zu meinem 30. Geburtstag?

Zudem stehen auf den Listen, die so im Internet kursieren etliche interessante Dinge.

Zum einen stehen massenweise Reisen darauf: In Paris soll man gewesen sein, in Asien, in Amerika, man soll backpacken durch Australien oder campen in den Einöden der Welt. Warum genau ich diese Dinge nicht mehr mit 31, 45 oder 50 tun können sollte, steht nicht dabei. Offenbar ist es für die meisten Menschen ganz selbstverständlich, dass man dann sesshaft wird, sein Geld ins Eigenheim und die Ausbildung seiner Kinder investiert und bis zur Rente v.a. Familienurlaube macht.
Ich frage mich eher: Wenn ich alles, was ich tun und sehen möchte, mit 30 schon getan und gesehen gehabt hätte – was würde ich denn dann jetzt die ganze Zeit tun?

It’s a long life when you reach the top too soon and there’s no place left to go but down

Jetzt, wo ich doch auch das Geld habe, all die tollen Sachen zu tun. Nicht nur das Geld – auch das Selbstbewusstsein. Und damit meine ich nicht nur Sicherheit im Auftreten, sondern im eigentlichen Sinne das Sich-Selbst-Bewusst-Sein.

Das andere was darauf steht sind Extremsportarten jeglicher Art: Bungeejumping, freeclimbing, wild water rafting, skydiving etc. Auch hier frage ich mich, ob ich mit 35 wirklich schon zu alt für diese Sachen wäre. Andererseits wird mir schon auf der Hollywoodschaukel schlecht, von daher sind Extremsportarten sowieso nichts, von dem ich glaube, sie unbedingt getan haben zu müssen.

Und dann kommen natürlich die ganzen gutbürgerlichen Familienplanungs-Punkte. Man muss als Frau bis 30 schon mindestens [sic] ein Kind geboren haben, steht auf einer Liste. Auf einer anderen steht es etwas weniger harsch: Man muss bis zu seinem 30. Geburtstag (als Frau wiederum!) sich zumindest schon Kinder wünschen.
Ich habe mir noch nie Kinder gewünscht. Als Kind fand ich Babys irgendwie blöd, als Teenager dann Kinder. Mit 12 war mir klar, dass ich eigentlich keine eigenen Kinder möchte. Und je älter ich werde, desto sicherer bin ich mir dabei. Es wird ja wohl kaum jemand erwarten, dass ich mich bis 30 in einen Kinderwunsch hineinfantasiere, „weil es halt so ist“. Oder doch? Ja, doch, eigentlich erwarten das die Leute tatsächlich. Je älter ich werde, desto sicherer sind sich die Menschen, dass ich meine Meinung noch ändern werde. Welch Paradox – je sicherer ich mir werde, desto mehr werden meine eigenen Lebenspläne von meist Wildfremden in Frage gestellt. Denn eine Frau um die 30 MUSS sich doch Kinder wünschen. Oder nicht? (Spoiler: Nein)

Wenn ich mir also die vielen Listen mit all den Dingen ansehe, die ich angeblich bis zu meinem 30. Geburtstag hätte getan haben sollen, dann könnte ich auf die Idee kommen, dass ich in den ersten drei Jahrzehnten meines Lebens eigentlich gar nichts getan oder erlebt habe. Dabei habe ich schon so vieles erlebt, so viele wunderbare Erfahrungen gemacht. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen, habe Ängste überwunden, Neues ausprobiert und gelernt. Ich habe Dinge erlebt, die nie so geplant waren. Und andere von meiner To-Do-Liste abgehakt und mir damit einen großen Traum erfüllt.
Ich habe ein Studium abgeschlossen und eine Ausbildung, ich verdiene mein eigenes Geld und bin von niemandem abhängig. Ich habe im Ausland gelebt, bin viel gereist und auch gerne wieder heimgekehrt. Ich habe Freundschaften geschlossen, mir mein Herz brechen lassen, zwei Fremdsprachen fließend gelernt und einige so ein bisschen. Und alles, bevor ich 30 war.

Begegnung in Chiwa

Dabei habe ich 30 nie als die magische Grenze erlebt. Wenn andere sich vor der bösen 3 fürchteten oder ihr zumindest mit bangen oder gemischten Gefühlen entgegen sahen, habe ich mich eigentlich darauf gefreut, 30 zu werden. Ich fand 30 eine schöne Zahl, ein schönes Alter. Mit Ende 20 ist man noch nicht ganz Fisch noch Fleisch. Das studentische Gehabe, das man selbst mit Anfang 20 an den Tag gelegt hat – und das man an anderen beobachtet – ist einem schon so fern. Aber so ganz ernst genommen, als vollwertig erwachsen wahrgenommen wird man nicht, wenn man die 30 noch nicht hinter sich hat. Denn da wird man ja offensichtlich schlagartig erwachsen. Auch deshalb mochte ich es, 30 zu werden. Obendrein entsprach es meinem Selbstbild, meiner Sicht von mir selbst. 30 klingt für mich nicht alt, nicht nach Sesshaftigkeit, nicht nach „Abends daheim sein. Leise und klassische Musik hören. Kinder hüten. Pflanzen gießen. Kurz gesagt: Schluss mit lustig.
Ich habe da eher eine Sex and the City Vorstellung im Kopf. 30 klingt nach jung und selbstbewusst, nach selbständig, nach unabhängig, nach jung genug für Abenteuer und alt genug, um sie sich wirklich zuzutrauen und leisten zu können. 30 klingt nach wissen, was man will und dafür sorgen, dass man es auch bekommt. 30 klingt einfach super. Vielleicht habe ich deshalb schon immer behauptet, ich sei 30, obwohl ich noch nicht einmal 29 war? Weil meine Idee von 30 mit meinem Selbstbild übereinstimmte?

Das heißt übrigens nicht, dass ich mich nie alt fühle. Erst kürzlich hatte ich so eine Situation. Ich habe mich mit meiner ehemaligen Deutschlehrerin unterhalten, die mir erzählte, dass in diesem und nächstem Jahr so ziemlich alle Lehrer, die mich unterrichtet haben, in Rente gehen. Oder bereits in Rente sind. Die Generation der Menschen, die mich unterrichtet hat, ist aus dem Berufsleben ausgeschieden. Meine Studienkollegen sind nachgerückt.
Die Schülerinnen, die ich dafür im Jahresbericht meiner alten Schule sah, sind nach meinem Abitur geboren worden. NACH. MEINEM. ABITUR! Diese Kinder können nicht nur laufen und sprechen, sie gehen sogar schon in die Schule! Ach was, sie gehen aufs Gymnasium und lernen Englisch und Latein. Da habe ich mich wirklich alt gefühlt. Das traf mich wie ein Schock – denn so bewusst ist mir mein Alter eigentlich gar nicht. Oder anders gesagt: Mir ist sonst eigentlich nicht bewusst, dass mein Alter halt doch mit einer gewissen, stattlichen Anzahl an Jahren einhergeht, die bedeuten, dass ich mich genau daran erinnern kann, was vor 20 Jahren in den Charts war (Link zu youtube). Und manchmal ertappe ich mich dabei, zu denken: „Ach, das ist Musik aus meiner Zeit!“
Obendrein ist es leider wahr: Das „Ich trinke nie mehr Alkohol“ nach einer durchzechten Nacht ist dem „Früher hab ich irgendwie mehr vertragen“ gewichen. Die Räusche sind auf einmal billiger – dabei könnte man sich die von früher heute viel besser leisten.

 

am Erg Chebbi

Wenn ich jetzt, mit 31, so überlege, dann finde ich, es gibt tatsächlich ein paar Dinge, die man mit 30 erreicht haben sollte. Oder zumindest sollte man spätestens jetzt mal anfangen, ernsthaft daran zu arbeiten:

  • so in etwa wissen, was man (zumindest derzeit) im Leben will und sich nicht von anderen erzählen lassen, wie man es zu leben hat (ich bin durchaus nicht der Ansicht, dass man mit 30 – oder 40 oder 50 – wissen muss, was man für den Rest seines Lebens tun möchte)
  • Verantwortung für seine eigenen Handlungen übernehmen
  • Lernen, Nein zu sagen
  • Lernen, Ja zu sagen
  • Seine eigenen Bedürfnisse erkennen und darauf auch hören und danach handeln können
  • Auch mal einen Sprung ins kalte Wasser wagen und nicht immer zu ängstlich sein

Kurz: Wissen, wer man ist, seine Bedürfnisse kennen und dazu stehen können. Und sich nicht einreden lassen mit 30 oder 40 oder 50 müssen man dies und das schon getan haben, man müsse dies und jenes schon vorweisen können.
Das Leben ist noch lang. Heben wir uns doch noch ein paar Träume für die nächsten 30 Jahre auf! Ich jedenfalls habe noch viele Pläne – und sicher mehr als „30 nach 30“.

 


 

I think I’ll take a moment, celebrate my age
The ending of an era and the turning of a page
Now it’s time to focus in on where I go from here
Lord have mercy on my next thirty years

Tim McGraw – My Next Thirty Years (auf youtube anhören)


Der Text ist mein Beitrag zur Blogparade von Eni „30 – und dann?“ auf die ich über Paleica aufmerksam wurde.


36 Gedanken zu “I’m a loser baby? 30 nach 30

  1. Du bringst es auf den Punkt, liebe Ilona! Vor allem „Was die anderen erwarten“ – pah, scheiß drauf! Ich bin mittlerweile Ende 30 und kann das endlich mit dem gebotenen Selbstbewusstsein sagen – und das ist befreiend! Wenn das doch schon in den Zwanzigern so gewesen wäre …. Aber alles hat seine Zeit. Vor allem diese Fragen nach „Und, wann kriegt ihr endlich Kinder? Wird doch mal Zeit, wirst ja auch nicht jünger“ nerven total. Mittlerweile sage ich: „Ja, der Zug ist abgefahren. Ich kann keine kriegen“ und schon sind sie ruhig 😉 Und das ist nicht mal gelogen…

    Also: Die Dreißiger sind seltsam, aber großartig lebenswert!!!

    LG, Eni
    PS: Und danke für Deinen starken Beitrag zu meiner Blog-parade 🙂

    • Ja, so geht es mir auch. Bisher hat sich dies oder jenes vielleicht noch nicht ergeben, warum muss ich mich jetzt stressen -nur wegen einer Zahl? Die sagt doch gar nix aus.
      Mich bequatschen die Leute leider immer noch. Von wegen „das kommt schon noch, wenn du erst mal ‚den Richtigen‘ hast“… blabla

      Ich bin recht dankbar, dass ich mit Ende 20 schon einiges an Selbst-Bewusstsein gewonnen hatte, um auf manches einfach zu sch**ßen.

  2. Wunderbar geschrieben!!! Auch wenn ich nicht mehr auf die 30 sondern grad auf die 45 zugehe 🙂 d.h. das Leben geht auch „weit“ jenseits der 30 weiter 😉 – entspannter, unabhängiger von den Meinungen anderer, ohne Listen (sind diese To-Do-Listen notwendig, weil wir zu viele Möglichkeiten, Freiheiten haben?! ich glaub, 80% der Menschheit kämen nicht auf solche Ideen, weil sie ganz andere Sorgen haben).
    Was die anderen meinen, was richtig und wichtig ist im Leben, hat mich nie großartig interessiert, weil mir z.B. Besitz wenig bedeutet, ich lieber reise, was erlebe. Wir hören z.B. immer wieder, dass wir mit Mitte/ Ende 40 nun zu alt fürs Motorradreisen mit Zelt wären, Ein kleines Hotel könne man sich doch nun wirklich leisten. Klar, der Rücken tut morgens durchaus mal weh, die Knochen werden nicht jünger 🙂 aber es ist viel unabhängiger und so lang es uns Spaß macht…
    Wenn man kein Kind möchte – gut so, dann soll es so sein!! (ich werde vermutlich nie Oma werden, da meine Tochter deine Meinung vertritt 😉 ich hätte aber bis dato auch keine riesige Lust, auf Enkel aufzupassen 🙂 ) Schlimm sind doch nur die, die sich Kinder anschaffen „weil es dazu gehört“ (zu was?!) und dann restlos überfordert sind. Einfach war es nicht, die ersten zehn Jahre alleinerziehend – aber ich denk, das haben wir ganz gut hinbekommen, auch sie hat ihren ganz eigenen Kopf 😉
    Man sollte JETZT leben, egal ob mit 30, 40 oder 50 oder… das oft gehörte „Das mach ich später“ (oft mit dem Zusatz „… wenn ich in Rente bin…“), das nervt! „Das Leben ist endlich. Hast du es nun verstanden? Nimm es an. Und lebe.“ schrieb eine Freundin, nachdem einer ihrer Bekannten während einer Routine-OP verstarb. Mehr braucht man nicht hinzufügen. „Später“ ist schnell ausgeträumt, wenn eine Krankheit dazwischen kommt. Außerdem, weiß ich, ob ich „später“ genug Geld fürs reisen oder was auch immer habe, mich noch fit genug fühle?! Vielleicht will man dann nur noch faul auf dem Sofa liegen?! Keine Ahnung, derzeit nicht vorstellbar 🙂 Daher: egal welche Zahl da im Ausweis steht, jetzt leben! An der Zahl kann man eh nichts ändern 🙂

    • Ach, ich geb Dir so recht. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll 😀

      „das oft gehörte “Das mach ich später” (oft mit dem Zusatz “… wenn ich in Rente bin…”), das nervt!“
      Ja, in meinem Alter ists halt dann: „Das kann ich wieder machen, wenn die Kinder aus dem Haus sind“
      Ok, die Kinder, von denen wir hier reden, sind normalerweise unter 5 Jahre – bis die aus dem Haus sind, kann das durchaus dauern 😀

      Und auch zu den To-Do-Listen gebe ich Dir recht: Das sind unglaubliche Luxusprobleme. Für den größten Teil der Menschheit steht da wohl drauf: Essen auf den Tisch bringen.

  3. liebe ilona, ein super artikel und ich freu mich natürlich, dass ich dich dazu inspiriert hab. und ihc bewundere dich für diese einstellung, die ich auch zu gern hätte. aber: ich arbeite dran. es ist sicher besser geworden. vor allem kann ich langsam sagen: ich weiß es eben noch nciht. früher wollte ich alles geplant haben (ist wohl auch typsache) und da gehörte das dazu. jetzt will ich von dem planungsfetisch einfach nur weg und lieber mal sehen, was und wie es kommt. heiraten will ich schon und eigentlich möchte ich schon acuh mal kinder – aber auch so vieles anderes. also. wir werden seh’n, wir werden seh’n (frei nach zweiraumwohnung 🙂 )

    • Jeder muss einfach selbst wissen, was er vom Leben will, was er erwartet etc. Und danach sollte man handeln, nicht nach den Erwartungen anderer.
      Ich bin manchmal selbst überrascht, dass ich in gewissen Punkten meiner selbst so sicher bin. Das hätte man mir früher wohl nicht zugetraut, wo ich vieles nur aus Trotz gemacht habe (deshalb auch das „Ja sagen lernen“). Heute mache ich es, weil ICH es will oder eben nicht will. Ob das auf jemanden trotzig wirkt oder angepasst, ist mir eher egal. Ich weiß nur, dass ich da in den letzten paar (wenigen) Jahren einen gewaltigen SChritt nach vorne gemacht habe. Und da war die Zeit in Wien für mich unendlich wichtig.

      • ich glaube, jeder kann nur hoffen, früher oder später diese entwicklung zu machen. ich glaube, ich steck da grad irgendwo mittendrin. also vielleicht kann ich es in 2 jahren ja auch von mir sagen 🙂

      • Ich kann nicht sagen, wann diese Entwicklung begonnen hat, aber ich weiß, dass ich vor vier Jahren, also etwa mit 27, da wirklich spürbare Veränderungen in mir bemerkt habe. Du bist also gut in der Zeit. *lol* 😀

      • gg, ich glaube, die Änderung des Umfeldes beschleunigt solche Entwicklungen durchaus. Deshalb bin ich ja der Ansicht, weggehen war das beste, was ich je gemacht habe. Und damit gehört das Thema auch irgendwie zu meinem Blog

      • stimmt. aber ich habe in meinem leben schon öfter festgestellt, dass sich solche dinge nicht erzwingen lassen. also mal sehen 🙂

      • Ins Ausland gehen oder die Entwicklungen?
        Also ins Ausland gehen lässt sich relativ leicht erzwingen: Man tuts einfach 😀
        Die Entwicklungen… an den Themen kann man nur selbst arbeiten, 0b man damit wirklich eine Entwicklung anstößt, liegt wahrlich kaum in unserer Hand.

      • grundsätzlich hast du recht. aber nicht, wenn man keinen plan hat: wohin? was dort machen? und hier dafür job kündigen, wohnung aufgeben, beziehung ? muss… drum mein ich – wenns kommen soll, wird sich was ergeben, das diese entwicklung fordert.

      • hmm, da bin ich wohl weniger fatalistisch. Ich denk mir dann eher: Ach, ich mach einfach. Es wird sicher kommen, wies kommen soll… aber wenn ich will, dass etwas bestimmtes kommt, dann sorge ich nach möglichkeit auch dafür.
        Gibts bei euch gar keine Möglichkeit für unbezahlten Urlaub? :-O

      • nein, dadurch, dass ich im familienbetrieb arbeite und familienstrukturen je weiter sie sich verzweigen ganz schön kompliziert werden können, gibt es das nicht. und ganz ehrlich? ich glaube, dass der drang danach nicht groß genug ist. es würde mich schon reizen, aber ich bin nicht ganz sicher, es ist nicht wichtig genug. ich bin nämlich überzeugt davon, dass, wenn man es unbedingt will, man den weg ohnehin geht.

      • das ist wahr.

        ich muss mir immer vor Augen halten, dass nicht jeder den selben Drang dazu hat, wie ich. Für mich ist es so normal, dass er so groß ist, dass ich immer auf Anhieb gar nicht realisiere, dass das bei anderen einfach nicht so ist.

    • das kenn ich, so geht es mir auch mit vielen dingen. und ja, ich glaube, wenn es die dinge nicht gäbe, die mich hier halten, dann wäre ich wahrscheinlich wo anders. aber: wenn der wenn nicht wär, wie man bei uns so schön sagt 😉

      • auf Fränkisch geht das ein bisschen derber. Ich bin gerade über die geringe Derbheit des österreichischen Sprichwortes verwundert 😉

      • hahaha, zart besaitet. Das kannste wem erzählen, der noch nie dort war 😀 😀

        Allgemein verbreitet ist natürlich das neutrale „wenn das Wörtchen wenn nicht wär“. Auf Fränkisch sagt man aber gerne „Wenn der Hund net g’schissn hätt, hätt er’n Hasen derwischt“ 😉

      • haha, das gefällt mir!! bei uns gibt’s dann noch den nachsatz „wär der bettler ein kaiser“, aber das hat ja mit derbheit nix zu tun. ich schätze aber mal, dass es da auch noch etwas weniger gesellschaftsfähige variationen gibt 😉

  4. Ihr Lieben,

    da sprecht ihr was Wahres – und das sollte man sich auch eingestehen: Wenn der Drang nicht groß genug ist, dann ist es wohl nicht das Richtige. Ich habe auch soo viele schöne romatische Ideen: unbedingt für mind. sechs Monate ins Ausland gehen, Job für ein Jahr ausetzen und los. Ich liebe Reisen, andere Kulturen, andere Menschen, andere Sitten. Oder generell: Job kündigen (obwohl er mir Spaß macht, aber andere Dinge machen mir noch sehr viel mehr Spaß 😉 und meine Leidenschaften zu meiner Aufgabe machen – Reisen und Schreiben (und damit Geld verdienen). Doch wie bei Dir, Paleica, ist die Vorstellung zwar da, aber nicht der ultimative Drang. Früher habe ich darunter gelitten: „Ach, ich würde so gerne, aber ich kann nicht, heul.“ Aber wenn man mal in sich reinhorcht ist das Quatsch. Wir haben zwar keine Kinder, könnten uns eine Auszeit gönnen, reden auch viel darüber – aber wir haben derzeit ein sehr schönes Leben, einen Lebensstil, den wir lieben und leben und der natürlich bezahlt werden muss 😉 Dazu stehe ich.

    Aber: Ich bin mittlerweile entspannt und bin mir sicher, dass die Zeit kommen wird. Ich weiß, dass ich dann und wann das machen werde, was ich möchte. Denn: Das ist absolut und ganz allein meine Entscheidung. Und die kann ich treffen, wenn es soweit ist. Man muss sich nur selbst ein wenig (mehr) vertrauen.

    Also: Mach Dir darüber nicht zuuu viele Gedanken, Paleica. Die Zeit wird kommen – oder auch nicht. Und das wäre dann auch ok.

    Cheers! Eure Eni

    • da hast du recht.
      Ich möchte auch auf jeden Fall ein paar Monate nach Italien. Derzeit aber nicht, aber ich weiß, dass es irgendwann tun werde.
      Nicht, weil ich drauf warte, „bis es sich ergibt“ – denn solche Dinge ergeben sich nicht einfach, die muss man TUN – aber ich warte, bis ich sie wirklich TUN will – und dann tu ich sie. (kenn mich ja 😉 )

      Erinnert mich ein bisschen an meine Mutter, die immer mal wieder sagt, sie würde ja gerne mehr wegfahren und so. Und wenn ich dann frage, ob sie mit mir wo hin fahren oder fliegen will, sagt sie: Ach nöö. Zu weit, zu anstrengend, zu was-weiß-ich.
      Letztens hab ich dann mal gefragt, ob sie denn überhaupt wirklich WILL und ob sie sich denn hinterher fragen will, dass sie das alles verpasst hat. Und da kam raus: so wichtig ist ihr das gar nicht. Sie WILL eigentlich gar nicht. Hätte sie auch gleich sagen können, dann hätte ich mir meine Überredungsgespräche gespart 😀

  5. Liebe Ilona,

    ich habe auch schon Paleica dazu gelesen, ein Thema, das momentan doch einige bewegt. Das zeigt, dass es viele Bloggerinnen gibt so um die 30 🙂

    Ich freue mich sehr über deine entspannte Einstellung zu dieser Zahl, denn es ändert sich ja nichts. Auch ich habe keine Listen gepflegt (auch jetzt nicht), ich bin ein Typ für das Jetzt. Klar hatte ich Träume und Wünsche, ich wusste immer, dass ich Kinder haben wollte, das ist einfach so in mir. Und ich bin glücklich, das ich eine wundervolle Tochter habe.

    Alles andere habe ich so genommen, wie es kam. Ich habe viel unternommen, gefeiert, gelebt und all das Erlebte macht mich heute aus. Manchmal spüre ich immer noch diesen Drang danach etwas zu Neues zu erleben, dem gebe ich in der Regel auch nach.

    Ich bin deutlich älter als 30 und habe immer noch Flausen im Kopf und bin glücklich. Und kann das, was nicht perfekt ist (meine div Krankheiten) dabei außen vorlassen.

    Liebe Grüße, Bee

    • ui, der Kommentar ging irgendwie unter. Entschuldige bitte.
      Danke für deine Meinung. Es wäre ja schlimm, wenn man keine Flausen mehr im Kopf hätte und keinen Drang mehr spüren würde, Neues auszuprobieren und zu erleben. Ich glaube, das hält jung. Meine Großeltern haben das bis zum Schluss gemacht und beide waren doch noch recht agil bis zum Ende 🙂

  6. Liebe Ilona,

    ich lese selten Blogs, in denen ich mich wiedererkennt. Daher danke für den Post.

    „Ich frage mich eher: Wenn ich alles, was ich tun und sehen möchte, mit 30 schon getan und gesehen gehabt hätte – was würde ich denn dann jetzt die ganze Zeit tun?“

    Es ist lustig, dass du das schreibst. Ich habe erst kürzlich darüber geschrieben, dass mir z.B. manche Länder wie weisse Landschaften erscheinen. Ich weiss nichts über sie. Aber muss ich mit 30 alles wissen und gesehen haben? Wo bleibt dann die Abenteuerlust?

    Bin übrigens 34 Jahre und seit 8 Jahren in einer Beziehung. Glücklich, nicht verheiratet und kinderlos.

    Mutmassungen zwischen „Sie ist karrieregeil“ und „Sie ist vielleicht gar nicht in der Lage…“ Auf die Idee, dass man sich erst nochmal überlegen muss, ob Kinder das Nonplusultra für einen. sind, kommt keiner. Wenn du dann laut sagt, dass du dir vorstellen kannst, ohne Kinder zu leben, ja, dass nicht mal heiraten sein muss… ohh, ganz schlecht.

    Seit 8 Jahren zusammen, aber nicht verheiratet. Da erntet man auch manchmal mitleidige Blicke, so als ob es klar wäre, dass der Mann dich nicht will. Dass aber beide womöglich nicht so viel von Ehe halten, kommt vielen auch nicht in den Sinn.

    In dem Sinne: bleibt wie du bist. Deine Liste finde ich super!

    Herzliche Grüsse
    Barbara

    • Liebe Barbara,

      Vielen herzlichen Dank für deinen langen, persönlichen Kommentar. Es freut mich, wenn meine Artikel Leser dazu inspirieren, von sich selbst zu erzählen oder wenn sie sich darin wieder erkennen.

      Du hast Recht mit den „weißen Landschaften“. Mir ging es genauso mit Usbekistan. Und im Endeffekt geht es mir mit vielen vielen anderen Ländern auch so. Aber ich will auch mit 40 und 50 noch die Möglichkeit haben, sagen zu können: Über das Land weiß ich gar nichts. Bisher habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, dort einmal hinzufahren – aber jetzt möchte ich das mal tun.

      Liebe Grüße, Ilona

  7. Ja, ich kenne deine Reserve Bucketlist und habe auch schon selber oft gedacht. „Wow, wie toll dass es mich heirher verschlagen hat, obwohl ich nie im Traum daran gedacht habe, heir zu sein.“ So ging es mir z.B. mit Berchtesgaden und den Domoliten, wo mein freund unbedingt hin wllte. wir haben das in eine Rundreise eingebaut und bämm, war das toll! 🙂 LG

  8. Pingback: 2015 in Wort, Bild und Suchanfragen - Rückblicke und Blogempfehlungen | Finding Hummingbirds

  9. Hihi, Deinen Artikel könnte ich bei jedem Wort immer noch unterschreiben. Wobei mir mit meinen 61 Jahren niemand mehr die Frage nach Kindern stellt. Jeder Lebensabschnitt hat seine Berechtigung und schönen Zeiten. Und wenn ich, wie es eigentlich von mir erwartet wurde und iwe ich es eigentlich auch erträumt habe, mit 30 Häuschen und Kinder gehabt hätte, dann hätte ich nie 18 Monate durch Asien reisen können oder 1 Jahr in Peking leben. Ach es ist gut so wie es ist!
    Lass Dich überraschen vond em, was noch kommt.
    LG
    Ulrike

    • ja, das denk ich mir auch oft: Wenn ich mir ein Häuschen gekauft oder Kinder in die Welt gesetzt – oder auch nur geheiratet hätte – hätte ich nicht so kurzfristig beschließen können, mehrfach umzuziehen

  10. Pingback: Fünf Fragen am Fünften ... Ich über mich - wandernd

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