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Sommerzeit ist nicht nur Reise-, sondern auch Lesezeit. Völlig egal, ob man wegfährt und am Strand, auf der Bergwiese, im Zug oder Flieger schmökert. Oder ob man es am Wochenende am Baggersee oder nach Feierabend auf dem Balkon tut:
Im Sommer haben wir doch alle Lust auf Urlaub – und sei es auch nur der Urlaub im Kopf!
Deshalb hier sechs Lesetipps, um euch gedanklich auf die Reise zu machen.
Ihr braucht noch mehr Lesestoff? Schaut mal hier:
„Resturlaub“ von Tommy Jaud
Peter „Pitschi“ Greulich arbeitet als Manager in einer Brauerein in der beschaulichen fränkischen Stadt Bamberg. Er ist jetzt in dem Alter, in dem alle um ihn herum sesshaft werden. Der beste Freund heiratet und zieht aufs Land, Freundin Biene plant schon das gemeinsame Familienglück und die Clique will zum x-ten Mal den immer gleichen Urlaub auf Malle verbringen. „Soll das schon alles gewesen sein?“, fragt sich Pitschi.
Er bekommt Panik und in einer Kurzschlussreaktion setzt er sich heimlich nach Argentinien ab, um so richtig durchzustarten. Und dort erst bemerkt er, was er daheim alles hatte und was es ihm bedeutete.
Zwar lautet die Quintessenz des Buches letztendlich: Ja, das kann schon alles gewesen sein! Aber Pitschis Ausbruch aus dem Alltag ist so herrlich schräg und urkomisch, dass man ihn trotz allem genießt. Obendrein nimmt Tommy Jaud auch gekonnt die Eigenheiten meiner Heimatstadt aufs Korn.
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„Schatten Gottes auf Erden“ von Elisabeth Hering
Dieser Roman war meine literarische Vorbereitung auf die Usbekistanreise. Es war gar nicht so leicht, Romane zu finden, die in dieser Ecke der Welt spielen – umso erfreuter war ich, auch noch einen wirklich guten historischen Roman entdeckt zu haben!
Das Buch erzählt die Geschichte von György – als Kind von Kryptochristen offiziell als Muslim in Samarkand aufgewachsen. Seine Familie träumt immer von der Rückkehr in das christliche Abendland – doch als dieser Traum schließlich wahr wird, stellt György fest, dass die westliche Kultur und Lebensart ihm doch fremd bleibt. Seine Zuflucht, seine Heimat ist die Wissenschaft, die Bildung. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich eine Zeitlang an den europäischen Universitäten heimisch fühlt – und dann später als Mitarbeiter des hochgebildeten Wissenschaftlers auf dem Thron, Ulughbek, in Samarkand.
Doch im Endeffekt bleibt er hin- und hergerissen zwischen den beiden Kulturen, denen er beiden angehört und in denen er doch gleichermaßen ein Fremder bleibt. In beiden Welten begegnet er Fanatikern und Heiligen, deren Botschaften sich frappant ähneln. Und in beiden kann er letztendlich doch keine endgültige Heimat finden.
Vollkommen unaufgeregt und alles andere als sensationsheischend wird hier am Schicksal Györgys die Geschichte des christlichen Abend- und des muslimischen Morgenlandes im 15. Jahrhundert erzählt.
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„Wanderung“ von Hermann Hesse
Ich habe dieses Buch ja bereits ausführlich besprochen. Aber in dieser Liste durfte es natürlich dennoch nicht fehlen, da es für mich immer ein Urlaub im Kopf ist.
Inzwischen habe ich festgestellt, dass der Insel-Verlag „Wanderung“ endlich wieder auflegt!
Hesse, Hermann: Wanderung, Frankfurt / Main 2015.
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Hesse über Italien
Hesse liebte Italien. Wenn er das Gebiet südlich der Alpen sehe, dann habe er das Gefühl, er kehre aus einer Verbannung heim und sei endlich wieder auf der richtigen Seite der Berge, schrieb er. Dementsprechend schlug sich seine Liebe zu Italien in zahlreichen Texten nieder: In Erzählungen, in Reiseberichten, Tagebucheinträgen und Gedichten.
Wer mit Hesses einzigartig poetischer Sprache in Italien-Sehnsucht schwelgen will, hat viel Auswahl – je nachdem, wie viele Hesse-Texte man sich zu Gemüte führen will.
Hesse, Hermann: Italien. Schilderungen, Tagebücher, Gedichte, Aufsätze, Buchbesprechungen und Erzählungen, hrsg. von Volker Michels, Frankfurt / Main 2005.
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Hesse, Hermann: Bilder aus der Toskana. Von Florenz bis Siena, hrsg. von Volker Michels, Frankfurt am Main 2006.
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Hesse, Hermann: Mit Hermann Hesse durch Italien. Ein Reisebegleiter durch Oberitalien, hrsg. von Volker Michels, Frankfurt / Main 1988.
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„Spaziergang nach Syrakus“ von Johann Gottfried Seume
Im Dezember 1801 brach Johann Gottfried Seume in Grimma bei Leipzig auf. Von Backpackern hatte noch keiner gehört damals, er aber war einer. Mit seinem Tornister auf dem Rücken marschierte er los. Sein Ziel: Syrakus auf Sizilien. Über Böhmen und Österreich wandert er nach Italien, besucht Venedig, Ancona, Rom und Neapel bevor er auf Sizilien ankommt. Der Rückweg führt ihn über die Toskana, Mailand und Luzern nach Paris, von wo er im August 1802 zurückkehrt.
Wohl etwas augenzwinkernd nennt er seine – größtenteils, aber nicht ausschließlich zu Fuß zurückgelegte – Reise einen „Spaziergang“.
Die Idee zu dieser Wanderung hatte er offenbar schon Jahre zuvor, aber erst nach vierjähriger Tätigkeit in der Druckerei Göschen bracher auf, um sich „das Zwerchfell auseinander [zu] wandeln“, das er sich in der Druckerei zusammengesessen habe. Obwohl sprachlich viel nüchterner als Hesse, macht auch dieses Buch Lust auf Italien. Am liebsten würde man sofort seinen eigenen Tornister schnüren und es Seume nachtun.
Das Buch inspirierte mich auch zu dem Plan der Italien-Wanderung.
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„Turkestan Solo“ von Ella Maillart
Wer sich einmal mit Ella Maillart befasst, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, was diese Frau in ihrem Leben alles getan hat.
1932 reiste sie – alleine – über Moskau nach Zentralasien, damals noch Teil der Sowjetunion. Dort erlebt sie ein Land, das zwischen zentralasiatischen Kulturen und den modernen Einflüssen aus dem fernen Moskau schwankt. Ergänzt werden ihre scharfsinnigen Beobachtungen durch ihre hervorragenden Fotografien.
Ich stieß auf dieses Buch kurz nach meinem Usbekistan-Urlaub beim Stöbern in einer Buchhandlung und es war sehr spannend, von all den Orten zu lesen, die ich kurz zuvor selbst besucht hatte.
Was sind eure Tipps für Urlaub im Kopf? Welche Wandererzählungen, Reiseromane und Geschichten über fremde Länder könnt ihr empfehlen?
Wer meinem Blog schon länger folgt, weiß, dass ich Amazon grundsätzlich eher kritisch gegenüberstehe.
Ich habe deshalb auch sehr lange keine Amazon-Affiliatelinks in meinen Artikeln gesetzt, musste aber irgendwann einsehen, dass diejenigen, die bei Amazon kaufen wollen das so und so tun, auch wenn ich keine Links setze.
Denkt aber bitte daran: Bei so ziemlich allen Buchhandlungen kann man per E-mail und auf der Homepage bestellen! Zudem ist auch in den allermeisten Fällen eine kostenfreie Zusendung per Post möglich!
Die verlinkte Seite genialokal ist ein Onlineversand der lokalen Buchhändler!
Superschöne Lesehinweise! Wanderung habe ich auf Deine Empfehlung hin bestellt. Danke!
Ich bin so froh, dass sie es wieder aufgelegt haben- ich habe es auch gleich bestellt. In meiner Ausgabe, sind Hesses Aquarelle ja nicht mit drin – und sie ist viel zu unhandlich. Sag mir Bescheid, wenn Du es gelesen hast! Ich bin gespannt, wie es Dir gefällt 🙂
Ich will so nach und nach noch mehr so „Urlaub im Kopf“-Beiträge bringen, weil ich noch etliche Bücher auf meiner Liste habe 🙂
Hast Du es eigentlich schon gelesen? Ich bin auf deine Meinung gespannt!
Ja, ich habe es gelesen und will auch noch im Blog darüber schreiben. Es ist von bezaubernder Sprache und kluger Einfachheit. Beinahe jeder Satz ist eine Art Lebensweisheit wie so viele Texte von Hesse.
sehr wahr! 🙂
danke für die buchvorstellungen. den hesse muss ich mir wirklich mal vornehmen.
meine lieblingsfernwehliteratur sind die reiseberichte von herbert rittlinger – besonders „das baldverlorene paradies“ (incl. naiver 50er-jahre naturschutzansichten) – und agatha christies „erinnerung an glückliche tage“…..
xxx
Oh, danke für die Tipps. Die werd ich mir mal anschauen 🙂 Vielleicht tauchen sie dann ja irgendwann in einer Fortsetzung auf 😉
Danke für die lese Tipps. Wanderung ist schon auf meiner Wunschliste. LG
Suhrkamp sollte mir langsam mal meine Provision überweisen 😀
Ich liebe Bücher über fremde Regionen!
Im Moment lese ich einen Krimi über die Bretagne, einfach herrlich, wenn man sich diese Salzluft vorstellen kann, das Wechseln der Gezeiten, den Regen und die darauffolgende Sonne 🙂
Für mich ist Urlaub im Kopf wirklich notwendig – anders könnte ich soetwas wie die Klausurenphase (juchu, 3 Wochen Stress Minimum) nicht aushalten.
Abends stecke ich dann schön die Nase in das Buch und verschwinde für ein paar Minuten in Frankreich oder auch in einem der Liebesromane, die in den USA spielen. Absolut herrlich und gut für den Kopf!!
ach, eigentlich müsste ich die Lesetipps anderer Leute mal sammeln, denk ich mir grade so 😀
Pingback: Noch mehr Urlaub im Kopf – Büchertipps für Reiselustige | wandernd
was für tolle empfehlung, jede einzelne davon reizt mich. danke für die schönen tipps!
Danke schön, das freut mich.
Die Bücher über Zentralasien…Usbekistan landen direkt auf meine Liste. Wenigstens im Kopf zurück zu reisen, wird wunderbar werden. 🙂
Interessant zu wissen, fände ich ob es richtig gute zeitgenössische, moderne Romane aus den Ländern der Seidenstraße gibt. Ich glaube ich mache mich mal auf die Suche. 🙂
Yeah! Das ist mal richtig gutes Futter und kommt mir so gelegen! Voller Vorfreude auf meinen Urlaub habe ich gerade noch einen Artikel veröffentlicht, warum man Rom gerade im Frühling besuchen sollte und jetzt musste ich den geplanten Urlaub nächste Woche absagen und kann von meiner Lieblingsstadt erstmal nur träumen. Ist aber noch ein vergleichsweise geringes Problem… Hoffe sehr, die Situation normalisiert sich bald wieder. Bis es soweit ist bleibe ich zuhause und versuch die Zeit möglichst sinnvoll zu nutzten. Social Media ist zB irgendwie so gar keine gute geistige Nahrung! Ganz besonders im Moment.
Daher danke für diese tolle Liste! Das bringt mich sicherlich auf andere Gedanken! Falls du selber noch einen Tipp brachst, dann kann ich dir Matthew Kneale s „Als wir Römer waren“ empfehlen! 😉
Tanti saluti, Julia
Danke für deinen Kommentar. gib mir gerne Feedback, wenn du eines der Bücher gelesen hast!
Es gibt hier übrigens noch einen zweiten Teil
Und danke für den Buchtipp!