Die Carmina Burana kennt wohl so ziemlich jeder und jeder hat den Beginn der Vertonung von Carl Orff sofort im Ohr, wenn der Name fällt.
Was der Name bedeutet wissen dann wohl schon weniger. Zu deutsch heißt „Carmina Burana“ nichts anderes als „Beurer Lieder“ bzw. „Lieder aus Benediktbeuern“ – denn genau dort, in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuern, wurden die Texte im Jahr 1803 gefunden.
Die Texte der Carmina Burana entstanden wohl im 12. und 13. Jahrhundert und wurden um 1230 aufgeschrieben. Mit über 200 verschiedenen Texten handelt es sich um eine der wichtigsten Sammlungen von Vagantenlyrik.
Dabei war diese bedeutende Sammlung lange Zeit unbekannt – und erst als das Kloster Benediktbeuern im Zuge der Säkularisation aufgehoben wurde, fand ein Bibliothekar bei der Sichtung der Bestände und deren Überführung in die (heutige) Bayerische Staatsbibliothek in München die Lieder. Ausnahmsweise ging also in der Säkularisation mal nicht etwas aus einer Klosterbibliothek verloren, sondern wurde erst entdeckt. Dabei passen viele der Texte gar nicht so recht in eine Klosterbibliothek, handelt es sich doch häufig um Liebes-, Trink- oder Spottlieder. Eine Gruppe mit geistlichen Liedern gilt allerdings als verloren.
Heute liegen die Handschriften der Carmina Burana übrigens noch immer in der Bayerischen Staatsbibliothek, sind also nicht in Benediktbeuern zu sehen.
Dennoch lohnt sich ein Ausflug in das kleine Dorf, das mit dem Zug in etwa einer Stunde von München aus zu erreichen ist und zwischen Starnberger See und Kochelsee liegt – allein wegen der Landschaft.
Die Hauptsehenswürdigkeit ist – ganz klar – das namensgebende Kloster Benediktbeuern, das ursprünglich nur Kloster Buron hieß und erst nach Überführung einer Armreliquie des Heiligen Benedikt den Namen „Benedictoburanum“ erhielt – also Benediktbeuern. Diese Umbenennung geschah allerdings schon vor 800 – denn das bereits um 725 von Karl Martell gestiftete Kloster gilt als ältestes Kloster Oberbayerns. Geweiht wurde die Kirche 739 durch den Heiligen Bonifatius.
Bonifatius ist nicht der einzige Heilige, der eng mit der Geschichte des Klosters verbunden war. So bemühte sich der Heilige Ulrich von Augsburg nach der Zerstörung des Klosters durch die Ungarn 955 um den Wiederaufbau.
Der heutige Klosterbau, der wunderschön restauriert in neuestem Glanz erstrahlt, stammt aus der Barockzeit und wurde im 17. Jahrhundert gebaut. Dabei stammen die Deckenfresken der Kirche übrigens von Georg Asam, dem Vater der berühmten Barockbaumeister und Kirchenmaler Cosmas Damian und Egid Quirin Asam, deren Werken man v.a. im süd-ost-bayerischen und böhmischen Raum immer wieder begegnet. Unter anderem arbeiteten sie in Weltenburg, Einsiedeln, Regensburg und Innsbruck. (Eine Liste ihrer Werke findet man auf Wikipedia) Cosmas Damian Asam wurde vermutlich in Benediktbeuern geboren, auf jeden Fall aber dort getauft.
1930 erwarben die Salesianer Don Boscos die Klostergebäude und bewohnen und bewirtschaften sie bis heute, wobei sie auch Übernachtungs- sowie Einkehrmöglichkeiten anbieten.
Hier noch mal das berühmte „O Fortuna“ aus Orffs Carmina Burana auf youtube.
wahnsinn was du so alles weißt. welchen inhalt hat eigentlich dieses allerbekannteste stück der carmina burana? eigentlich ist der breiten masse (inkl.mir) da ja nur die melodie bekannt..
http://lyricstranslate.com/en/o-fortuna-oh-schicksal.html
“ http://lyricstranslate.com/en/o-fortuna-oh-schicksal.html#ixzz3uTDgAs58
Oh Schicksal,
wie der Mond
von veränderlicher Position,
immer wächst du
oder schwindest;
das grässliche Leben
ist jetzt hart
und heilt dann
die Geisteskraft1 spielend,
die Armut,
die Macht
löst es auf wie Eis.“
Ich hab jetzt allerdings nicht kontrolliert, ob die Übersetzung korrekt ist 😀 Dafür ist mein Latein doch etwas zu eingerostet 😉
Meines Wissens geht es dabei um die Launenhaftigkeit und Unbeständigkeit des Schicksals.
Muss mal schauen, ob ich eine deutsche Übersetzung finde.
Du solltest die Carmina Burana mal ganz hören. O Fortuna ist zwar eindeutig das erhabendste Stück daraus, aber der Rest ist auch durchaus hörenswert. Da sind auch ein paar recht deftige, erotische Sachen dabei…
🙂 hört sich spannend an. vielleicht finde ich da ja mal die zeit.
ich wollte ja auch immer die ars amatoria von ovid übersetzen, aber meistens bleibt es bei diesen dingen leider beim wollen -.-
du hast ja Vorhaben! 😀 Aber ne CD einlegen sollte sich ja mal machen lassen, gemütlich am Abend bei einer Tasse Tee 🙂 (jaja, ok, das ist jetzt wirklich dein vorhergesagtes „ab 30 hört man daheim leise klassische Musik“ 😉 )
Live hab ich die Carmina Burana auch noch nicht gesehen – will ich aber unbedingt
ja, gell. ist aber schon ein weilchen her und ich befürchte, dass das eher auf der liste der ewig unerledigten dinge landen wird – ähnlich wie gitarre spielen lernen -.-
also, ich für meinen Teil würd das Gitarre spielen lernen wohl schneller meistern
schneller als die ars amatoria übersetzen ja 😉
Noch spannender finde ich ja Benediktbeuerns Rolle als High-Tech-Standort des beginnenden 19. Jahrhunderts unter Joseph von Fraunhofer. Das war damals das bayerische Silicon Valley: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Fraunhofer
🙂
Ja, das hab ich auch gelesen, aber irgendwie hab ich mich dann doch mehr auf das alte konzentriert 😀
Danke für diese Entdeckung! Ich ziehe bald nach München und werde den Ort auf jeden Fall entdecken wollen 🙂
Hey, gerne 🙂 bin erst letztes Jahr hergezogen. Wenn du dich ein bisschen durchklickst, findest du noch mehr meiner „Entdeckungen“ 😀
(übrigens habe ich dir vor einiger Zeit mal eine Mail geschickt… offenbar kam die aber nie an 🙁 )
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