Ein Gastbeitrag von Peter Kirchmann
Burgos, die quirlige Stadt mit circa 175.000 Einwohnern in der autonomen Gemeinschaft Kastilien-Leon ist auf jeden Fall einen Stopp beim Pilgern entlang des Jakobswegs wert. Es lohnt sich sogar hier einen Pausetag einzulegen um die Stadt und vor allem die Kathedrale zu besichtigen.
Am Camino francés und am Camino del Cid gelegen, gibt es im Ort einiges zu entdecken. Lasse dich vom Charme dieser Stadt verzaubern, bevor dein Pilgerweg in Richtung Santiago de Compostela weitergeht.
Inhalt
Die Ursprünge der Stadt am Ufer des Arlanzón gehen zurück bis ins Mittelalter, wo sie vor allem als Krönungsstadt der Könige von Kastilien sowie als Hauptstadt des vereinten Königreichs Kastilien-Leon Bedeutung erlangte. Über die Bedeutung des Stadtnamens gibt es heutzutage verschiedene Theorien, aber die Wahrscheinlichste ist, dass der Name sich von einer Burg ableitet, die als Ursprung der Stadt gilt.
Heutzutage lohnt sich eine Sightseeing-Pause auf deinem Pilgerweg vor allem, um die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt zu entdecken: Die 1984 als Weltkulturerbe der UNESCO ernannte gotische Kathedrale. Sie ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten auf dieser Etappe des Jakobswegs und der drittgrößte gotische Sakralbau Spaniens.
Ein kurzer Einblick in die lange Geschichte der Kathedrale von Burgos
Der Sakralbau ist der erste im gotischen Stil in Spanien und kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Im 13. Jahrhundert wurde er auf der Stelle der vorherigen romanischen Kirche erbaut. Bis zur kompletten Fertigstellung des Baus sollten jedoch noch mehrere Jahrhunderte vergehen.
Nach neun Jahren Bauzeit wurde im Jahre 1260 die Apsis und der Hochaltar fertiggestellt. Danach passierte fast 200 Jahre lang nichts weiter und der Bau stand still. 1435 begann die Konstruktion der beiden Türme durch den deutschen Baumeister Johannes von Köln. Doch durch den Einsturz der Türme im Jahre 1539, mussten diese wieder neu aufgebaut werden.
Theoretisch ist die Kathedrale damit seit 1567 vollendet. Es erfolgten jedoch im Laufe der nächsten zwei Jahrhunderte noch verschiedene kleine Ergänzungen und Änderungen, sodass das Gebäude wie wir es heute kennen, 1734 komplett fertiggestellt wurde. Wie wir so schön zu sagen pflegen: Gut Ding will Weile haben!
Die detailverliebte Außenarchitektur
Bevor es ins Innere der imposanten Kathedrale geht, lohnt es sich, dieses Meisterwerk gotischer Kunst zunächst einmal ausführlich von außen zu betrachten. In Spanien gilt sie als eine der schönsten Sakralbauten des Landes und ist damit zu Recht ein Weltkulturerbe der UNESCO. Lasse all die vielen architektonischen Details und die Größe auf dich einwirken!
An der Hauptfassade kannst du bereits etwas Außergewöhnliches entdecken, und zwar eine sternförmige Rosette mit inkludiertem Davidstern zu Ehren der Juden, die diese finanzierten. Weiterhin gibt es hier eine Galerie mit Statuen der ehemaligen Könige von Kastilien zu sehen.
Darüber befinden sich zwei Spitzbögen, die mit zarten Fensterrosen verziert sind. Zur linken und rechten Seite ragen 88 Meter hohe Türme mit wundervoll verschnörkelten Spitzen empor, die über eine Galerie miteinander verbunden sind.
Sehenswert sind auch die anderen Eingänge (Coronería-, Sarmental- sowie Pellejería-Portal), die mit Skulpturen und Details aus Bibelszenen reich verziert sind.
Das älteste Kirchenportal der Kathedrale von Burgos
Das Sarmental-Portal am südlichen Querhaus stammt aus der Zeit nach 1235 mit erstaunlich gut erhaltenen Skulpturen. Namensgeber des großen Eingangs war eine einflussreiche Familie aus Burgos. Dieses Portal ist auch gleichzeitig der Eingang wenn du als Pilger die Kathedrale besuchen möchtest. Eine steile und majestätische große Treppe führt zum Portal hinauf.
Unwillkürlich geht der Blick nach oben, zur Statue des Gründerbischofs der Kathedrale Mauricio, auf einer schlanken Säule stehend. darüber sitzen die zwölf Apostel nebeneinander.
Im Hauptblick thront Christus, der das Buch des Gesetzes in den Händen hält, in einer Darstellung des jüngsten Gerichtes. Umrahmt wird er von den vier Evangelisten, die auf zwei Arten dargestellt werden: Erstens über ihren Schreibtischen gebeugt, um ihre Evangelien zu schreiben. Zweitens in der für sie typischen Darstellungen: Ein Mensch wird als Matthäus versinnbildlicht, ein Löwe als Markus, ein Stier als Lukas und ein Adler als der Evangelist Johannes.
Der prachtvolle Innenraum der Kathedrale
Nachdem du das Bauwerk von außen besichtigt hast, geht es nun durch die riesigen Hauptportale ins Innere des Heiligtums. Hier beeindruckt die Kirche vor allem durch die majestätische Größe und die vielen filigranen Details mit verschiedenen Stileinflüssen.
Zunächst einmal die harten Fakten für dich zusammengefasst: Ein dreischiffiges Langhaus, ein Chor und ein einschiffiges Querhaus bilden das Innere dieses bautechnischen Meisterwerks. Insgesamt gibt es 19 Kapellen, 38 Altäre und 60 Säulen.
Das Erste, was du nach dem Betreten machen solltest, ist nach oben zu schauen. Begutachte die wundervolle, über 50 Meter hohe Vierungskuppel, durch die Licht ins Kathedraleninnere gelangt. Hier erkennst du auch die maurischen Einflüsse der Zeit, die sich mit dem gotischen Stil verbinden. Rings um die Kuppel sieht du die Galerie und eine Vielzahl an Wappen, Ornamenten und Inschriften.
Mit Sicherheit zieht dich auch das Hauptretabel aus dem 16. Jahrhundert in seinen Bann. Dieser imposante vergoldete Altar fokussiert auf die Darstellung der Jungfrau Maria, die dem Bau seinen Namen gibt (Catedral de Santa María). Viele biblische Szenen sind auf den vier Etagen mit Skulpturen verewigt.
Wenn du weiter zur Mitte des Gebäudes gehst, dann siehst du hier die schlichte Grabplatte des bekannten Nationalhelden der Reconquista El Cid und seiner Frau. Während sich die Gräber der Könige nicht hier, sondern im Kloster Las Huelgas befinden, findest du im Kreuzgang jedoch noch weitere Grabmäler von Adligen und Bischöfen vergangener Epochen.
Du benötigst auf jeden Fall Zeit, um das Innere ausführlich zu entdecken, denn hier findest du eine bedeutende Sammlung an sakralen Kunstwerken. Diese umfassen Altaraufsätze, wertvolle Gemälde, Chorgestühle, Wandteppiche und Skulpturen.
Besichtige unbedingt auch die Goldene Treppe im Renaissancestil mit dem vergoldeten Geländer, die das Coronería-Portal mit dem nördlichen Querschiff verbindet und bestaune die einzelnen Kapellen mit ihren reichen Verzierungen.
Die Sehenswürdigkeiten in Burgos am Jakobsweg
Bevor du dich wieder auf den Pilgerweg begibst, nutze die Möglichkeit und entdecke auch die anderen tollen Sehenswürdigkeiten, die der Ort zu bieten hat.
Hier möchten wir dir vor allem auch und das Stadttor Arco de Santa María ans Herz legen und auf deinem weiteren Camino stadtauswärts das romanische Kloster Las Huelgas.
Der Arco de Santa María befindet sich in der Nähe der Kathedrale und ist eines der früheren Stadttore, die dir Zutritt in die zauberhafte Altstadt geben. Das Tor im Renaissancestil besteht aus zwei großen Türmen, die über einen Bogen verbunden werden. Es erhielt sein jetziges Aussehen im 16. Jahrhundert und besteht aus weißem Kalkstein. Hier wurden die wichtigen Persönlichkeiten der Stadt in Form von Statuen verewigt. Wenn du kannst, besuche es auch gerne abends, wenn es spektakulär beleuchtet wird.
Falls du noch etwas Zeit hast, dann nutze sie am besten für einen kleinen Spaziergang durch die Altstadt und lasse dich ein wenig treiben. Hier kannst du beispielsweise das Rathaus, weitere Kirchen, die Statue des El Cid und den nahe gelegenen Palast Casa del Cordón entdecken.
Auch kulinarisch kannst du Kraft tanken, denn Burgos ist bekannt für seine deftige Küche. Probiere die schmackhafte Blutwurst Morcilla, den Frischkäse aus Schafsmilch Queso de Burgos oder die tollen Weine der Region. Am besten besuchst du hier eine der urigen Tapasbars in den kleinen Gassen rund um die Plaza Mayor und entspannst, bevor deine Reise weitergeht und aus der Innenstadt hinausführt.
Das beeindruckende Kloster Las Huelgas ist ungefähr zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt und diente als Begräbnisstätte der damaligen Könige von Kastilien und deren Familien. Der Komplex wurde im 12. Jahrhundert gegründet und bietet neben dem Pantheon viele weitere Highlights wie Zisterzienserkirche, gotischen Kreuzgang und historische Innenhöfe. Hier vermischen sich verschiedene Elemente der Romanik mit dem maurischen Mudejarstil.
Wir wünschen dir viel Spaß auf deinem Jakobsweg, beim Besuch in Burgos und natürlich in der Catedral de Santa María!
Über den Autor:
Peter Kirchmann ist Gründer des Blogs https://jakobsweg-lebensweg.de . Er ist seit vielen Jahren leidenschaftlicher Spanien Fan. Als Freund der spanischen Kultur und Geschichte hatte er das Glück, über viele Jahre hinweg immer wieder beeindruckende Landschaften, Städte und Pueblos in Spanien zu entdecken.
An vielen Orten sind dadurch langjährige Freundschaften und Verbindungen zu spanischen Familien entstanden. Peter Kirchmann ist den Jakobsweg in Spanien mehrmals gelaufen. Das Erste Mal 1993 um Kunst, Kultur und Baudenkmäler zu fotografieren.
Ein toller Bericht über eine faszinierende Kathedrale. Ich könnte mich wohl schlecht von den ganzen Details wegreissen lassen. Ist schon erstaunlich, was die alten Künstler mit ihren einfachen Werkzeugen geschaffen haben. Kein Wunder, dass das Jahrzehnte und teils Jahrhunderte dauerte.
Liebe Grüße
Liane
Da hast du recht. Diese Kirchen sind so voller Details – da entdeckt man immer was Neues. Schon bewundernswert!