Jede Stadt macht sich gut auf Schwarz-Weiß-Fotografien, aber manche Städte machen sich einfach ganz besonders gut. Venedig gehört eindeutig dazu.
Seit jeher wird der Lagunenstadt neben der Romantik auch ein gewisser mobider Charme nachgesagt.
Der Putz, der von den den Wänden blättert, das Wasser der Lagune, das an den Mauern und Fundamenten nagt. Der Hauch der verfallenen Pracht und Macht und die vergangene große Zeit… das alles gibt Venedig einen besonderen melancholischen Beigeschmack.
auf dem Canal , und grauer nun und greiser
sind die Paläste und die Gondeln leiser,
als führte jede einen toten Kaiser
in seine Gruft.
So schreibt Rilke in seinem Gedicht „Venedig“, das 1897 entstand.
In Gedichten über Venedig wird häufig die nächtliche, romantische Stimmung besungen. Genau wie der Verfall, die Krankheit und der Tod. Venedig ist in der Zeit um 1900 eines der zentralen Dekadenzsymbole.
Silbern flackert der Leuchter
Vor dem singenden Odem
Des Einsamen;
So setzt Trakels Gedicht „In Venedig“ ein. Und es endet mit den Worten:
Folgte mir leise im Schlaf.
Auch hier der morbide Charme – „dein kränkliches Lächeln“ – der mich sofort an Manns „Tod in Venedig“ erinnert. Anders als die vielen Gedichte über Venedig, besingt Thomas Mann hier nicht die Kanäle und Palazzi der Hauptinsel, sondern er siedelt seine Geschichte um den alternden Künstler Aschenbach, der dem jugendlichen Knaben Tadzio verfällt und schließlich an der Cholera stirbt, am Lido an. Eigentlich so ziemlich der unvenezianischste Ort in Venedig. Aber die morbide Schönheit der Serenissima reicht bis hier an den Strand. Einen Strand, dem die unbeschwerte Leichtigkeit des Badeurlaubes fehlt und an dem statt dessen Melancholie und Todessehnsucht herrschen.
Zu all dem will eigentlich überhaupt nicht passen, dass Venedig inzwischen zu einer Art italienischem Disneyland für Touristen aus aller Welt verkommen ist. Man kommt, bestaunt die verfallende und verfallene Pracht und geht wieder. Ein Selfie auf der Rialtobrücke, eine schnelle Gondelfahrt – und der Besuch ist vorbei. Das Venedig des Massentourismus ist ein buntes Gewusel.
Aber wer sich die Zeit nimmt, kann auch heute noch die melancholische Seite Venedigs entdecken: in einsamen Seitengässchen und auf leeren Plätzen sowie auf den kleinen Kanälen. Auch wenn die Gondeln, die heute dort fahren, der Belustigung der Touristen dienen, so haben die Gefährte doch nichts von ihrer Schönheit und Eleganz verloren.
Und wer in Venedig schwarz-weiß fotografiert, kann die melancholisch-nostalgische Stimmung des alten Venedig, das die Dichter besungen haben, vielleicht sogar aufs Bild bannen.
Wieder nach dem Ufer hin,
Wo sie ruht, die einst so starke,
Nun entthronte Königin.
Leise atmend, schlafestrunken
Träumt sie von vergangner Macht
Und ihr Glanz, der längst versunken,
Blüht ihr auf im Reich der Nacht.Emilie Lecerf - Nacht in Venedig
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Wow, das sind unglaublich tolle Fotos. 👍
Ich finde ohnehin, dass man in Venedig unbedingt mal die Touristen-Hauptrouten verlassen und sich auch mal in die Seitengassen begeben sollte. Da gibt es ebenfalls eine Menge zu entdecken.
LG Annette
Ich danke Dir 🙂 Ich freu mich, wenn sie Dir gefallen.
Und du hast völlig Recht: Wer in Venedig nichts sieht außer Canal Grande, Rialto Brücke, Markusplatz und die Gassen Richtung Accademia, der hat das Beste nicht gesehen! Und von diesem Besten gibt es eine ganze Menge.
Mein liebster Teil ist ja Castello, ganz im Osten Venedigs.
oh wie schön. ich glaube, so sollte ich meine venedig bilder auch nochmal neu bearbeiten *.*
Ich bin gespannt auf die Resultate. 😊
Wow, wie schön die Bilder in schwarz-weiß aussehen. Wirklich toll fotografiert! Venedig ist wirklich eine wunderbare Stadt, wenn auch oft zu überlaufen.
Das stimmt. Im Juli 2020 wars seeeehr angenehm. Nicht leer, aber angenehm – so, dass es nicht nervte oder stresste. 🙂
schwarz-weiß-Bilder sind einfach klasse. Da kommt viel mehr das Wesentliche raus. Vor ganz langer Zeit habe ich nur so fotografiert, weil die Bilder einen ganz besonderen Touch habe. Dass du Venedig genommen hast, gefällt mir besonders: will nach gefühlt 30 Jahren endlich mal wieder hinfahren.
dieses Jahr ist ideal dafür. Ich könnte mir vorstellen, dass auch das nächste Jahr noch angenehmer ist in den Touristenhochburgen 🙂
Freu mich, wenn dir die Bilder gefallen
Wundervolle Bilder und der harte s/w-Kontrast passt hier fantastisch. Du hast Recht, Schwarzweiß passt zu vielen Städten, aber Venedig hast du echt stilvoll und eindrucksvoll abgelichtet!
Liebe Grüße
Christian
Vielen Dank!
Hallo Illona,
Das sind echt schöne Bilder. Es muss nicht immer bunt sein.
Ich fotografiere auch recht viel, aber eher semi professionell.
Dennoch kommt hin und wieder mal ein tolles Bild dabei heraus.
Aber sag mal, ist Venedig eingentlich Fahrradtauglich?
Ich war noch nie dort, nur mal in Trreviso ganz in der Nähe von Venedig.
Aber, das würde mich mal interessieren. 😉
Liebe Grüße
Oliver
Hallo Oliver, danke Dir. Im Veneto wird zwar überraschend viel Fahrrad gefahren, aber nicht in Venedig. Dort ist Radfahren meines Wissens sogar verboten.
Aus gutem Grund, überall sind Treppen und Brücken mit Stufen. Und die Wegeventlang der Kanäle sind oft sehr schmal. Lass das Radl lieber in Treviso und fahr mit dem Zug nach Venedig.