Castello: Venedigs stiller Osten

Wusstet ihr, dass der Markusdom ursprünglich überhaupt kein Dom war? Er war die etwas größer als normal ausgefallene Hauskapelle des Dogen von Venedig. Er war eine Staatskirche.
Erst 1807 wurde der Markusdom zum Dom. Bis dahin war es San Pietro di Castello. Der Dom, also der Bischofssitz des Patriarchen von Venedig, lag ganz woanders: Abseits der Macht , ganz im Osten. Und damit wurde auch klar signalisiert, wer in dieser Seerepublik das Sagen hatte. Das war nicht die Kirche.
Und auch heute spielt San Pietro nur eine untergeordnete Rolle. Während die Touristen am Markusdom Schlange stehen, hat man die ehemalige Bischofskirche und die umliegenden Gassen und Parks (!) fast für sich.
Kommt mit in Venedigs stillen, grünen Osten. Es gibt ein Venedig (fast) ohne Touristen!  

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San Pietro di Castello – abseits und im Schatten von San Marco gelegen

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Wo Venedig noch den Venezianern gehört

Die touristische Hauptroute verlassen

Die meisten Touristen in Venedig drängen sich im Sestiere San Marco. Der Markusplatz ist proppenvoll, der Dom platzt aus allen Nähten, davor ist eine riesige Schlange. Ebenso vor dem Dogenpalast. Dann vielleicht noch auf zur Seufzerbrücke, ein bisschen über den Canal Grande und vielleicht gönnt man sich eine Gondelfahrt und besucht die Punta della Dogana und dann verlässt man die Stadt wieder. Venedig gesehen – abgehakt. Nächstes Ziel.
Schade für diejenigen, die nur so wenig dieser tollen Stadt zu sehen kriegen. Gut für die anderen, die sich mehr Zeit nehmen und einige Ecken von Venedig fast gänzlich für sich haben.

Ein Bummel durch Castello

Anmerkung: Ich selbst habe Venedig nie im Sommer bereist, sondern immer im Februar. Februar ist grundsätzlich natürlich Nebensaison – abgesehen von der Zeit des Karneval versteht sich. Aber selbst in dieser hochfrequentierten Zeit ist es ein Leichtes, Ecken in Venedig zu finden, die nicht vollgestopft mit Gruppen und Touristen sind.

Bei unserem letzten Besuch in Venedig wollten wir uns den Osten der Hauptinsel vornehmen – das Sestiere Castello. San Polo, Dorsoduro und Cannaregio hatten wir bereits im Jahr zuvor unsicher gemacht, genau wie die Inseln Murano und Burano. Diesmal wollten wir uns etwas weiter abseits der Touristenströme bewegen. Die Inseln Sant‘ Elena und San Pietro waren unser Ziel.


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Abseits des Touristenrummels um Markusplatz und Canal Grande entfaltet Venedig seinen besonderen Zauber. Das Sestiere Castello liegt ganz im Osten der Hauptinsel und hier gibt es ihn noch, den venezianischen Alltag: Wäsche flattert im Wind über ruhigen Gassen und Kanälen, Bäume und Parks bieten ein überraschend grünes Bild der Lagunenstadt. Hier gehört Venedig noch den Venezianern

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Venedig ohne Touristen: San Pietro di Castello

Mit den Vaporetto-Linien 5.1 / 5.2 und 4.1 / 4.2 erreicht man die Station San Pietro di Castello. Von dort aus irrt man ein bisschen durch einsame Gassen, kann die ehemaligen Kathedrale aber nicht verfehlen.


Castello – dieser Name deutet schon darauf hin, dass ursprünglich hier mal ein Castrum bzw. Kastell gestanden hat, ein römisches Militärlager. San Pietro selbst liegt auf einer kleinen Insel, die seit etwa dem Jahr 600 bis ins 8. Jahrhundert hinein bewohnt war. In dieser Zeit, im 7. Jahrhundert, entstand dann wohl der Vorgängerbau der heutigen Kirche. Mitte des 9. Jahrhunderts wurde sie neugegründet und dem Apostelfürsten Petrus geweiht. Nach einem Brand im 12. Jahrhundert wurde ein Neubau erreichtet und im 15. Jahrhundert folgte eine rege Bautätigkeit. Auch der auffällige, schiefe Campanile stammt aus dieser Zeit.

Im Inneren der Kirche kann man u.a. die sogenannte „Kathedra Petri“ sehen. Petrus galt als Gründerbischof der Gemeinde von Antiochia. Seine dortige Kathedra wurde – so die Legende – von Michael III., dem byzantinischen Kaiser, dem Dogen von Venedig geschenkt. Venedig stand zur damaligen Zeit noch unter byzantinischer Hoheit.
Auffallend sind die arabischen Schriftzeichen an der Lehne. Man geht davon aus, dass der Vorderteil durchaus ein Bischofssitz gewesen sein könnte, dass die Lehne aber wohl eine islamische Grabstele aus dem 11. Jahrhundert war, also alles andere als ein urchristliches Kunstwerk – und erst lange nach der Lebenszeit Michaels entstanden!

Bummeln abseits der Touristenströme

Vor der Kirche laden Bänke in einer ruhigen Grünanlage zum verweilen ein. GRÜN! In Venedig! Welch ungewohnter Anblick. Es sollte nicht die letzte Grünanlage sein, die wir heute zu Gesicht bekamen.
Wir verlassen San Pietro nach einer kurzen Pause und bummeln durch die leeren Gassen von Castello.
Leere Gassen? Ja, leere Gassen. Kaum jemand ist hier unterwegs. Ein paar Leute führen ihren Hund spazieren. Wäsche flattert im Wind. Ein paar wenige Touristen gibt es, die einsame Gassen und Kanäle fotografieren. Hier in Castello geht es ruhig zu. Ein Genuss. Kein Vergleich zum trubeligen Zentrum des Stadt.

Nach mehreren Biegungen, Windungen, Brücken und Plätzen kommen wir auf eine Straße, die so breit ist, dass wir sie in Venedig nicht erwartet hätten. Es ist die Via Giuseppe Garibaldi – rechts und links gesäumt von Lokalen und Geschäften erinnert sie an eine gewöhnliche Fußgängerzone. Nur der Kanal, der sich an sie anschließt – und die Sichtschneise Richtung Santa Maria della Salute – erinnern daran, dass man nach wie vor in Venedig ist.

Wir erreichen die Via Garibaldi mit Blick auf die Basilica Santa Maria della Salute

Die grüne Seite der Lagunenstadt

Wir folgen der Straße nicht, sondern biegen links ab, durchqueren die Grünanlage (huch, schon wieder so viel grün!) am Viale Giuseppe Garibaldi und landen an der Riva dei Partigiani, eine Uferpromenade wie die Riva degli Schiavoni in Markusplatznähe. Nur viel ruhiger und mit einem tollen Blick auf das Becken von San Marco. Hier lässt sich’s aushalten.

Viale Garibaldi

An der Riva dei Partigiani

Rechts von uns führt die Riva dei Sette Martiri weiter Richtung Westen. Hier könnten wir zu Fuß in die Stadt zurückkehren. Aber das heben wir uns für später auf. Links von uns liegen an der Riva dei Partigiani weitere Parks.
Es ist unglaublich, wie viel Grün es hier im Osten der Stadt gibt.
Erst die Giardini Pubblici, daran anschließend die normalerweise nicht zugänglichen Biennale Gärten. Dahinter überqueren wir über eine kleine Brücke den Rio dei Giardini (welch passender Name) und landen auf der Isola di Sant‘ Elena mit dem baumbestandenen Parco delle Rimembranze , wo sich auch die Vaporetto-Station Sant‘ Elena befindet.

Blick auf den Parco delle Rimembranze

Wir bummeln noch etwas durch Sant‘ Elena und fühlen uns,; als seien wir in einer anderen Stadt gelandet. Bäume, breite Straßen, kaum Menschen und noch viel weniger Touristen. Ist das wirklich noch Venedig hier?
Aus Mangel an geöffneten Alternativen lassen wir uns in einer Bar am Rand des Parco delle Rimembranze nieder und stellen fest, dass wir es schlechter hätten treffen können: Aperol Spritz und Campari Soda für 2,50€! Ist das das WIRKLICH noch Venedig hier?

Nach dieser Stärkung geht es zurück Richtung innerstädtischen Trubel.
Der Riva dei Partigiani folgt wieder die Riva dei Sette Martiri, dieser folgt die Riva di Ca‘ di Dio und dieser schließlich die Riva degli Schiavoni.
Brückchen um Brückchen überqueren wir und mit jedem Brückchen, das wir überqueren, gibt es mehr und mehr Menschen – bis wir wieder im touristischen Alltag ankommen. Den venezianischen haben wir mit Castello wieder hinter uns gelassen.

Blick zurück auf die Riva di Ca‘ di Dio


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