Sommer auf dem Darß

Zugegeben: Es sieht schon hübsch aus, wenn alles weiß gezuckert ist – v.a. wenn dann noch die Sonne scheint. Das Entzücken, in das viele ausbrechen, sobald im Flachland der erste Schnee fällt, kann ich aber nicht wirklich nachvollziehen. Da bin ich gedanklich sofort wieder im Sommer und in meinem Sommerurlaub. Sehe mich im weißen Sand liegen und den Wellen lauschen…Und deshalb lasse ich euch Teil haben an meiner gedanklichen Flucht in den letzten Sommer… in meinen Sommer auf dem Darß.

Ich bin ja nicht der große Nordlandfahrer. Tatsächlich habe ich mich zu unserer diesjährigen Radtour an der Ostseeküste von Sabine eher überreden lassen. Es brauchte zwar nicht allzuviel Überredungskunst, aber dennoch war es ganz klar ihre Idee.
Sabine liebt die Ostsee. Wenn sie könnte, so sagte sie, würde sie sofort nach Lübeck ziehen.
In Lübeck war ich sogar schon mal vor vielen Jahren und fand die Stadt ziemlich hübsch. Lübeck ist auch hübsch, da gibt es nichts zu meckern. Genau wie die anderen Städte, die wir besuchten: Schwerin, Wismar, Stralsund… Aber so wirklich sprang der Funke bei mir nicht über.

Um ehrlich zu sein: Bis wir Fischland-Darß-Zingst erreichten, fand ich die bisher durchradelten Regionen „ganz nett“, aber mehr auch nicht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich einen dieser Orte so schnell noch einmal besuchen würde.

Ganz anders auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Schon beim Einlesen für den Urlaub und über die Route, dachte ich mir, dass dies der ideale Ort sei, um einen faulen Tag einzulegen. Irgendwie klang es gut, was im Reiseführer stand.

Die Halbinsel bestand ursprünglich aus drei einzelnen Inseln. Eben Fischland, Darß und Zingst. Sie sind noch nicht lange miteinander verbunden – was sich schon daran zeigt, dass es keinen gemeinsamen Namen für alle drei zusammen gibt – und erst seit dem 14. Jahrhundert (Darß und Fischland) bzw. dem 19. Jahrhundert (Zingst) mit dem Festland verbunden.

Der Wind fegt kräftig über die Insel. Die Bäume sind schief und krumm gewachsen, die Steilküste bricht immer wieder ab, weil die Naturgewalten Wasser und Wind an ihr nagen und selbst wenn es sonnig und warm ist, kann man am Strand kaum ohne Jacke liegen, da der Wind immer ziemlich kühl war.

Eigentlich alles andere als mein ideales Sommerwetter. Aber es hatte eine gewisse herbe Schönheit, die Küstenliebhaber wohl allgemein schätzen – und die hier so deutlich war, dass sie sogar mir ins Auge springen musste.

Wir hielten uns in erster Linie in Darß auf, wo wir in Prerow direkt hinter den Dünen für zwei Nächte unser Zelt aufschlugen. Einen ganzen Tag hatten wir nun für den Besuch des Darßer Weststrandes und um am Strand in Prerow herumzuliegen und die Seele baumeln zu lassen.
Der Blick nach Westen ist frei und so bietet der Darß spektakuläre Sonnenuntergänge über den Dünen und dem Meer. Am Abend versammeln sich die Menschen am Strand, auf der Seebrücke und in den Dünen, um sie zu genießen. Und wir taten es genauso.

Wer in die Orte fährt – nach Prerow oder besonders auch nach Born – kommt in den Genuss eines ganz anderen Anblicks: Die reizenden, bunten reetgedeckten Häuser sind großartige Fotomotive.
Wer Lust hat, einen sonnigen Nachmittag gemütlich bei einem ebensolchen hübschen Häuschen zu verbringen. Dem sei die „Teeschale“ in Prerow ans Herz gelegt (erstes Bild unten). Ansonsten kann man einfach bummeln oder – noch besser – mit dem Rad die Gegend erkunden und die Häuser am Wegesrand bewundern.

Wer lieber wandern möchte, findet bei Tberg.de Tipps für den Rundwanderweg Darßer Ort.

Alles in allem ist der Darß einer dieser Orte, an denen man einfach mal gepflegt nichts tut. Man lässt es ruhig angehen, man lässt es sich gut gehen. Und vergisst einfach einmal die Zeit.

Weiterlesen
Viele Infos über den Darß – Aktivitäten, Restaurants und Unterkünfte – bekommt ihr hier bei Tracks and the City.

Silvertravellers schreibt über die Ostsee im Herbst, über Naturwunder, Kraniche und Windflüchter

(das dritt- und viertletzte Foto stammen streng genommen von Fischland, nicht von Darß)

10 Gedanken zu “Sommer auf dem Darß

  1. Ja, liebe Ilona, die gewisse herbe Schönheit ist genau das, was die Küstenliebhaber allgemein schätzen! Wunderschöne Fotos hast Du gemacht und es freut mich ganz besonders, dass Du doch den Ort für Dich bei uns im Norden gefunden hast. Liebe Grüsse von der Nordsee, Ulrike

    • Ich kann durchaus verstehen, WAS Menschen daran fasziniert. Auf mich übt es nur einfach nicht diese Faszination aus, die eine italienische Piazza am Abend auf mich hat 🙂 Aber ja, der Darß hat mir gefallen – und dorthin würde ich gerne noch mal irgendwann.

  2. ich kenn diese region seit ein paar jahren über einen anderen blogger (müllerssicht). seit seiner bilder will ich da eigentlich richtig gern mal hin und was ich jetzt hier von dir gesehen hab (und die letzten wochen auch noch vom radelnen Uhu) überzeugt mich nochmal mehr. ja, diese region will ich ganz unbedingt kennenlernen. wunderschön und ziemlich nach meinem geschmack.

  3. Pingback: Ostsee im Herbst – über Naturwunder, Kraniche und Windflüchter | SilverTravellers

  4. Hach so schöne Bilder – ich war ja dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Darß und komme aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.
    Mein Sonnenuntergang (im April) war nicht ganz so spektakulär wie deiner, dafür hatte ich einen sehr anständigen Sonnenaufgang.
    Ich hätte akut Lust, wieder hinzufahren.. 🙂

    • Danke Dir. Ja, der Darß hat mir auch gefallen. Irgendwann geh ich dort Mal Kraniche gucken 😊
      Ich bin auch Grad in so nett Stimmung, wo ich am liebsten für ne Woche in ner Hütte im Wald wohnen würde…mein Balkon mit Hängematte tut’s aber auch…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit dem Absenden deines Kommentars erlaubst Du mir das Speichern deines Kommentars, deines Namens, der E-Mail-Adresse (nicht öffentlich) und einer etwaig eingegebenen URL. Nähere Hinweise findest Du hier.