Dieser Beitrag enthält Werbung
Die dunkelste Zeit des Jahres steht uns bevor: die Advents- und Weihnachtszeit! Aber immerhin bedeutet das auch, dass die Straßen nun wieder geschmückt und erleuchtet werden und man einem der liebsten Zeitvertreibe der Deutschen in der kalten Jahreszeit nachgehen kann: Dem Besuch der Weihnachtsmärkte!
Aus dem vorweihnachtlichen Städtebild sind sie nicht mehr wegzudenken – und auch aus dem winterlichen Städtetourismus nicht.
Aber woher kommen diese Weihnachts- und Christkindlmärkte überhaupt? Hier eine kurze Geschichte der Weihnachtsmärkte.
Inhalt
Weihnachtsmärkte, Adventsmärkte, Fastenmärkte?
Streng genommen sind die meisten Weihnachtsmärkte in Deutschland gar keine Weihnachtsmärkte, sondern Adventsmärkte.
Die Zeit vor Weihnachten ist die Adventszeit, die Weihnachtszeit beginnt erst mit dem 25. Dezember, dem Weihnachtstag.
Und in früheren Zeiten war der Advent eine Fastenzeit. Ja, ihr müsst jetzt sehr stark sein: Die Idee, dass man sich vor Weihnachten den Bauch vollschlägt und nach den Feiertagen etwas kürzer tritt, ist eine sehr moderne.
Vor den beiden großen Festen des Christentums – Ostern und Weihnachten – gab es jeweils eine vierzigtägige Fastenzeit. Vor Ostern kennt man sie noch – und zunehmend fasten auch Nicht-Gläubige in dieser Zeit. Vor Weihnachten ist sie allerdings in Vergessenheit geraten, war historisch allerdings genauso bedeutsam. Die Fastenzeit begann nach Martini, also nach dem 11. November. Zählt man die Tage bis Weihnachten (25. Dezember) – abgesehen von den Adventssonntagen, die keine Fastentage waren – so kommt man auf vierzig Fastentage, genau wie vor Ostern.
Der Brauch, sich noch einmal mit der „Martinigans“ etwas Deftiges, Fettes zu gönnen, aber auch die Tatsache, dass der Fasching am 11.11. beginnt und ausgelassen gefeiert wird, ist eine Parallele zur Osterfastenzeit, die sich bis heute gehalten hat. Ebenso weist der Brauch, am Heiligen Abend nur etwas Einfaches auf den Tisch zu bringen und die Gans erst am nächsten Tag zu servieren, darauf hin, dass der 24. Dezember ursprünglich einmal der letzte Fastentag war.
Das Adventsfasten ist – außerhalb der Orthodoxen Kirchen – allerdings sehr in Vergessenheit geraten.
Der Ursprung der Weihnachtsmärkte in Deutschland
Mit diesem Wissen scheint es ziemlich einleuchtend, dass Weihnachtsmärkte ursprünglich eine völlig andere Funktion hatten, als heute. Sie waren keine Treffpunkte, um wohlig warm eingepackt der Völlerei zu frönen. Essen spielte allerdings von Anfang an eine große Rolle.
Die ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland
In Deutschland „streiten“ zwei Städte darum, welcher ihrer Weihnachtsmärkte der älteste ist: Dresden und Bautzen. Beide beanspruchen, der älteste Weihnachtsmarkt Deutschlands zu sein.
Der Bautzener Weihnachtsmarkt – genannt Wenzelsmarkt – geht zurück auf das Jahr 1384 als König Wenzel der Stadt das Recht verlieh, einen samstäglichen Fleischmarkt zwischen Michaeli (29.9.) und Weihnachten abzuhalten.
Der Dresdner Weihnachtsmarkt – der Striezelmarkt – wiederum geht auf ein Privileg des sächsischen Kurfürsten Friedrich II. aus dem Jahr 1434 zurück, der der Stadt das Recht zu einem eintägigen Fleischmarkt verlieh. Anfangs direkt vor oder am Heiligen Abend, dann am Montag vor Weihnachten.
Eigentlich wirkt die Sache ganz eindeutig, welcher Weihnachtsmarkt der ältere ist, doch so einfach ist die Sache offenbar nicht: Das deutsche Rekordinstitut erkennt zwar den Bautzener als „ältesten Weihnachtsmarkt Deutschlands“ an, ergänzt aber, es sei „Deutschlands ältester in einer Chronik genannter Weihnachtsmarkt“, während der Dresdner Striezelmarkt als „ältester mit einer Urkunde bestätigter Weihnachtsmarkt Deutschlands“ gewürdigt wird. Wahrhaft salomonisch.
Den Weltrekord hält übrigens der Wiener Weihnachtsmarkt – der geht auf ein Privileg zurück, das Herzog Albrecht I. von Österreich bereits 1296 der Stadt Wien verliehen hat. Auch bei diesem „Dezembermarkt“ ging es um die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Lebensmitteln.
Mehr über die Wiener Weihnachtsmärkte findest du bei Reisewut
Auch in München gab es bereits ab 1310 einen Markt in der Adventszeit: Den Nikolausmarkt. Warum dieser nicht mit ins Rennen ging um den Titel „Ältester Weihnachtsmarkt Deutschlands“, habe ich leider nicht herausgefunden.
Weihnachtsmärkte und Essen gehören zusammen
Auch wenn man die Diskussionen um den ältesten Weihnachtsmarkt außen vorlässt, so ist eines offensichtlich: Weihnachtsmärkte und Essen gehören zusammen – Fastenzeit hin oder her. Oder… eigentlich nicht?
Der Sinn und Zweck der Fleischmärkte der damaligen Zeit war, der Stadtbevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich nach den vorweihnachtlichen Fastentagen mit Fleisch für die Feiertage einzudecken. Der Zusammenhang der Märkte mit der Fastenzeit und natürlich dem bevorstehenden Hochfest war immer gegeben.
Marktrecht und Stadtrecht
Markttage hatten früher einen ganz anderen Stellenwert als heute. Heute ist ein Markt ein netter Zeitvertreib oder etwas, wo man sich mit Obst und Gemüse eindeckt. Früher war eine Markt etwas Besonderes!
Das Marktrecht wurde von einem Marktherren (König, Fürsten, Bischöfe…) verliehen und ging einher mit besonderen Privilegien, etwa einem besonderen Schutz unter dem der Ort des Marktes aber auch seine Besucher standen. Der Markt ist etwas genuin Städtisches. Während die Landbevölkerung sich selbst ernähren konnte, waren die Stadtbewohner auf die Versorgung durch die Bewohner des Umlandes angewiesen. Sie erwarben auf Märkten das, was sie zum täglichen Leben benötigten, aber nicht selbst herstellen konnten. Daher hingen Marktrecht und Stadtrecht im Mittelalter eng zusammen.
Zu unterscheiden war hier zwischen den Wochen- oder Jahrmärkten.
Märkte und Festtage: Jahrmärkte, Fastenmärkte, Weihnachtsmärkte
Ein Markt war aber bald mehr als ein reiner Umschlagplatz für die lebensnotwendigen Waren. Besonders Jahrmärkte, die eben nur selten, häufig nur einmal im Jahr, stattfanden, wurden zu einem besonderen Ereignis, das entsprechend gefeiert wurde. Die Menschen kamen zusammen, nicht nur um einzukaufen, sondern auch um der Belustigung willen. Stoffe, Schmuck und Leckereien wurden angeboten. Schausteller und Sänger zeigten ihr können. Wo viele Menschen zusammen kamen, wollten sie auch unterhalten werden. Und an besonderen Tagen saß das Geld schon immer etwas lockerer.
An Wallfahrtsorten wie Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz war es zum Beispiel so, dass einige der Märkte an den Hauptwallfahrtstagen stattfanden. Hier kamen viele Menschen aufgrund der Wallfahrt in Feierlaune zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zusammen: Was lag näher, als zu dieser Zeit auch einen Markt zu veranstalten?
Viele Märkte gehen auf solche besonderen Festtage zurück: Fastenmärkte und Ostermärkte (das erklärt sich von selbst), aber auch auf Kirchweihfeste oder Feste von beliebten Heiligen. So hatte die Auer Dult in München ihren Ursprung in einer Jakobidult am Festtag des Heiligen Jakob. Heute wird sie außerdem am 1. Mai und ab dem Samstag vor dem Kirchweihtag gefeiert.
Auch die Weihnachtsmärkte reihen sich hier ein, denn die Zeit vor Weihnachten war natürlich stets eine besondere Zeit, die entsprechend begangen wurde.
Im Laufe der Jahre kamen zum Fleisch noch weitere Waren hinzu: Weihnachtliche Gebäckspezialitäten etwa, wie der namensgebende Striezel (Stollen) in Dresden. Aber auch andere Waren, Nützliches wie unterhaltsamerTand, wurden nach und nach angeboten und die Märkte entwickelten sich so vom reinen Fleischmarkt zu einem Markt mit einem umfassenderen (Unterhaltungs-)Angebot.
Weihnachtsmärkte heute – Plane deinen Weihnachtsmarkt-Trip
Weihnachtsmärkte haben nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt. Ganz im Gegenteil! Jährlich locken sie tausende von Touristen in die Städte Deutschlands und Österreichs und spielen im Tourismusgeschäft eine nicht unbedeutende Rolle.
Das erkennt man schon an den Preisen: An den Adventswochenenden schnellen die Hotelpreise plötzlich hinauf, denn dann kommen die Besucher in die Stadt. Nicht nur Deutsche und Österreicher, nein von überall her kommen sie für eine Christmas-Market-Tour. Sie wollen die Weihnachtsmärkte sehen, von denen sie so viel gelesen und gehört haben. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal für Mitteleuropa.
Inzwischen gibt es auch nicht mehr einfach nur den einen traditionellen Weihnachtsmarkt in der Stadt. Nein, Städte wie München oder Wien haben gut ein Dutzend Weihnachtsmärkte: Kleine, versteckte, die nur einen oder zwei Tage dauern und die großen berühmten, die über mehrere Wochen gehen. Und viele dazwischen. Obendrein sind Weihnachtsmärkte schon längst kein rein städtisches Phänomen mehr. Auch kleinere Ortschaften und Dörfer veranstalten heute ihre eigenen Weihnachtsmärkte.
Es gibt unglaublich viele kreative Weihnachtsmärkte – oder zumindest Märkte, die in der Adventszeit stattfinden. Vom schwullesbischen Weihnachtsmarkt – wie dem Pink Christmas in München – bis zum erotischen Weihnachtsmarkt Santa Pauli in Hamburg reicht das Angebot. Am Tegernsee kann man sogar ein Weihnachtsmarkt-Hopping mit dem Schiff unternehmen und so drei Weihnachtsmärkte rund um den See besuchen.
Und natürlich gibt es inzwischen auch biologische Märkte – wie das Tollwood in München – oder vegane Märkte, etwa Anis & Zauber in Duisburg.
Da ist es schwer, den Überblick zu behalten. Deshalb gibt es Seiten wie deutsche-weihnachtsmaerkte.de, auf denen die Weihnachtsmärkte Deutschlands, aber auch einige österreichische Märkte, aufgelistet werden. Hier findet ihr alles: Von den kleinen alternativen Märkten bis hin zu den großen Publikumsmagneten. Sie werden hier alle aufgelistet, sortiert nach Bundesländern und alphabetisch nach Städten, aber auch thematisch. Ihr könnt hier nach traditionellen Weihnachtsmärkten suchen, nach Mittelalter-Weihnachtsmärkten oder nach romantischen Weihnachtsmärkten.
Wer also noch eine Idee für einen Adventsausflug sucht, wird hier bestimmt fündig. Mein eigener diesjähriger Weihnachtsmarkt-Trip wird übrigens nach Erfurt führen. Und eurer?
Voll interessant und mal ein anderer Weihnachtsmarkt-Artikel, sehr gelungen!
Vielen herzlichen Dank für das Lob! Das freut mich, wenn er gefällt 🙂
Das ist wirklich interessant.
Ich habe mir vorher noch nie Gedanken um die Geschichte der Weihnachtsmärkte gemacht. Die 40-tägige Fastenzeit vor Weihnachten kannte ich natürlich auch nicht. Besonders interessant finde ich den Hinweis auf den 11.11. als Beginn der Fasten- und gleichzeitig Karnevalssession. Jetzt macht das endlich Sinn für mich, dass die schon im November loslegen.
Liebe Grüße
Gina
Ja, diese vorweihnachtliche Fastenzeit ist wirklich total in Vergessenheit geraten. Ich kenne nicht mal gläubige Menschen, die sie heute noch einhalten. Das mit dem 11.11. hab ich tatsächlich jetzt auch erst gelernt bei der Recherche für den Artikel, das mit der Martinigans wusste ich, aber das mit dem Karnevalsbeginn nicht. Erklärt aber tatsächlich manches… Es gibt ja auch das Wort „Sankt Katrein stellt’s tanzen ein“, also dass nach dem Katharina-Tag (25.11.) nicht mehr getanzt wurde – übrigens bis über Weihnachten hinaus, nämlich bis 6.1. Da wurde die Stade Zeit noch ernst genommen…
Fand ich richtig interessant! Mir war gar nicht bewusst, dass Weihnachtsmärkte ein eher europäisches Konzept sind. Und ich finde die Seite am Ende echt praktisch, da hab ich mal alles im Blick. Ich such nämlich immer mal nach mittelalterlichen Weihnachtsmärkten aber außer dem in Dortmund kenne ich gar keinen. Im Dezember will ich eine Freundin in München besuchen und wir wollen zusammen auf den Weihnachtsmarkt gehen. Bin schon total gespannt!
Man kann das sogar noch enger fassen: Sie sind ein sehr zentraleuropäisches Konzept. Deutschland, Österreich, Elsass, Tschechien, ich glaube in Ungarn und Slowenien gibts auch ähnliches. Bin aber nicht ganz sicher.
Langsam breitet sich das weiter aus, aber wie ein französische Freundin sagte: Sie versuchen es in Frankreich, aber das ist erbärmlich außerhalb des Elsass 😀
Vielen Dank für die kleine Geschichtsstunde! Grob war mir das Prinzip der Weihnachtsfastenzeit noch geläufig, weil mir meine Urgroßmutter davon erzählt hat als ich noch sehr klein war, jetzt bin ich aber dank dir top informiert und kann Freunde und Familie mit meinem historischen Insiderwissen beim Glühwein trinken nerven 😉
Das mit dem Stadt- und Marktrecht finde ich besonders interessant. Im Urlaub in Südtirol im Winter besuchen wir regelmäßig den Weihnachtsmarkt in Glurns im Vinschgau, das zwar nur 900 Einwohner hat, aber wegen der originalen Stadtmauern und ihres Marktrechts aus dem Mittelalter urkundlich als offizielle Stadt gilt. Man lernt nie aus…
LG Tamara