Der Sommer ist eine eigenartige Jahreszeit in Wien. Einerseits ist die Stadt rappelvoll – v.a. in der Innenstadt – weil sich die Touristen durch die Straßen schieben. Andererseits ist sie irgendwie wie ausgestorben – zumindest für die, die dort leben und im Gegensatz zu vielen ihrer Bekannten, Kollegen und Kommilitonen nicht in Urlaub oder bei Verwandten außerhalb der Stadt sind.
Worauf ihr euch einstellen könnt ist, dass es für Besichtigungen eigentlich viel zu heiß ist. Da Wien ganz im Westen der ungarischen Tiefebene liegt, erreichen sämtliche heißen Winde aus dem Süden und dem Osten („Pußtawinde„) Wien nahezu ungebremst, aber noch einmal ordentlichen aufgeheizt, so dass es eigentlich immer eine mehrwöchige Hitzphase gab.
Diese heiße Periode brachte man am besten herum, indem man die heißen Tage und lauen Abende und Nächte gemütlich abhing – vorzugsweise im oder am Wasser. Und das würde ich für die heiße Zeit auch empfehlen:
Baden gehen
Ab ins Wasser! Das ist wirklich das Beste, was man tun kann. Und zum Glück bieten sich einem in der österreichischen Hauptstadt dazu unzählbare Möglichkeiten! Die städtischen Wiener Bäder alleine bieten zu gemäßigten Preisen schon so eine große Auswahl, dass wirklich für jeden etwas dabei ist: Baden in der Neuen oder Alten Donau (ja, in Wien gibt es mehr als eine „schöne blaue Donau“!), etwa im beliebten Gänsehäufel oder im Strandbad Alte Donau, ist genauso möglich, wie der Besuch des lauschigen Krapfenwaldbades (das aber aufgrund seiner Größe im Sommer sehr dicht belegt ist) oder des großen, mit weitläufigen Liegewiesen ausgestatteten Laaerbergbades. Wer länger in Wien ist, sollte den Erwerb einer Monatskarte in Erwägung ziehen. Ich habe während der heißen Wochen das nächstgelegene Bad als eine Art Ersatzgarten verwendet – und damit war ich nicht alleine. Ganze Gruppen von Senioren verbringen ihre gesamten Sommertage im Bad, immer an der gleichen Stelle, beim Kartenspielen und Tratschen.
Wer übrigens gar nicht zahlen möchte, kann auch einfach wild baden an der Alten Donau, in Kritzendorf „Kritz les Bains“ nördlich von Wien oder in der Lobau.
Und wer auf Wellness steht, dem sei die Therme Wien ans Herz gelegt.
An der Alten Donau kann man übrigens auch Boote ausleihen.
Bars am Donaukanal
Man kann in Wien nicht nur zum Baden die Nähe des Wassers suchen. Auch für den After Work-Drink oder einen entspannten Sommerabend tummelt man sich in Wien gerne in Wassernähe, genauer gesagt v.a. am Donaukanal. Im Sommer wird er zur Barmeile. Neben aufwändig gestalteten Bars mit künstlich angelegten Sandstränden (etwa die Strandbar Hermann) gibt es auch die ganz einfachen, bei denen einfach nur ein Ausschank und ein paar Liegestühle aufgebaut werden oder die Leute auf dem Boden sitzen und die Beine über den Rand des Kanals baumeln lassen. Überall ist Gewusel und Leben und in den lauen Wiener Sommernächten gibt es wenig, was so angenehm ist, um sich die Zeit zu vertreiben.
Museumsquartier
An Gemütlichkeit kann höchstens noch mithalten, es sich auf einem der beliebten (und wildumkämpften) Enzis im Museumsquartier gemütlich zu machen. Auch hier habe ich schon manche Sommernacht verbracht.
Donauinselfest
Noch immer sind wir am Wasser unterwegs. Aber vom entspannt abhängen kann jetzt hier keine Rede mehr sein. Wer es also weniger entspannt mag und lieber feiern gehen möchte, dem sei das Donauinselfest ans Herz gelegt. Am letzten Juni-Wochenende geben hier zahlreiche namhafte Künstler Konzerte, die man sich – so man sich erfolgreich durch die Massen gekämpft hat – gratis ansehen kann. Laut Wikipedia ist es „mit über drei Millionen Besuchen an drei Tagen ist es das größte, regelmäßig stattfindende Freiluft-Musikfestival weltweit“.
Ich habe diesem Wahnsinn nur einmal beigewohnt; das Gedränge war mir einfach zu viel. Viele nehmen das aber gerne in Kauf, um ihre Stars gratis sehen zu können. Es ist auf jeden Fall eines DER Events in Wien.
Identities
Doch genug vom Wasser. Auch für Filmfans hat Wien einiges zu bieten – zum Beispiel das Queer Film Festival „Identities„. Alle zwei Jahre werden hier Perlen und Scheußlichkeiten des Queer cinema gezeigt. Auf jedenfall könnt ihr erwarten, Filme zu sehen, die sonst wahrscheinlich an euch vorbei gegangen werden. Für mich war das Identities immer ein Muss und ich bedauere, es dieses Jahr nicht besuchen zu können.
Afrika-Tage
Ihr könnt leider nicht wegfahren, habt aber trotzdem Lust auf Kurzurlaub? Dann empfehle ich euch die Afrika-Tage.
Kulinarik, Musik, Tanz aus Afrika, dazu kann natürlich nach Herzenslust geshoppt werden: Möbel, Kleidung, Geschirr – alles, was das Herz begehrt. Und obendrein sind so ziemlich alle Leute dort herrlich entspannt drauf. Hingehen, genießen.
Film-Festival am Rathausplatz
Der Rathausplatz ist selten leer. Auch im Sommer wird hier ein Großevent veranstaltet: Das Film-Festival am Rathausplatz. Auf einer riesigen Leinwand kann man von Juli bis September jeden Abend Opern, klassische und moderne Konzerte und ähnliches sehen und sich an den zahlreichen – nicht gerade günstigen – Essensständen auf dem Rathausplatz stärken. Viel Geld spart, wer sich mit einer mitgebrachten Weinflasche vor der Leinwand nieder lässt und mit Freunden den guten Wiener Wein in dieser herrlichen Atmosphäre und vor der Kulisse des Wiener Rathauses genießt. Obendrein sind Opern nach ein paar Gläsern Wein noch mal ein ganz anderes Erlebnis 😉
Außerdem ist das Filmfestival ein guter Ersatz für die Theater, die nämlich Sommerpause haben.
Veranstaltungen rumd um den Wein
Wo wir gerade beim Wein waren:
Die warme Jahreszeit ist natürlich die Zeit, in der viele viele Weinorte und Winzergenossenschaften ihre Weinfeste veranstalten.
Um nur einige zu nennen:
- Der Pfaffstättner Großheurige, in Pfaffstätten, einem kleinen Weinort südlich von Wien. Mit der Schnellbahn einfach zu erreichen.
- Diverse Veranstaltungen entlang der Südbahn
in Perchtoldsdorf
Auch Perchtoldsdorf liegt an der Südbahnstrecke und ist schnell erreicht.
in Gumpoldskirchen
Gumpoldskirchen sollte sowieso kein Weinfreund auslassen. Für mich ein fester Bestandteil jedes Wienbesuches, seit ich dort nicht mehr wohne. Ein wunderschönes kleines Weindorf – wiederum an der Südbahn – mit vielen Winzern und Heurigen, bei denen man auch abseits des Weinfestes gut isst und trinkt.
Den Heurigenkalender und weitere Informationen findet man hier. Aber natürlich gibt es in der ganzen Umgebung von Wien zahlreiche Winzer, die sehr gute Weine ausschenken!
in Mödling
Auch Mödling liegt an der Südbahn. Und ebenso wie bei den vorher genannten Orten lässt sich der Besuch des Weinfestes auch wunderbar mit einer Wanderung verbinden. Von Mödling aus erreicht man z.B. die Burgruine Mödling oder den Husarentempel recht schnell. Genauso gut kann man sehr gemütlich nach Gumpoldskirchen oder Perchtoldsdorf wandern. - zuletzt sei noch der Neustifter Kirtag genannt
Dies ist allerdings wirklich eine Großveranstaltung und obwohl die Wiener Linien die Bustaktung nach Neustift gewaltig erhöhen, sind sämtliche Busse gestopft voll.
obendrein gelten natürlich etliche der Tipps für den Frühling in Wien unverändert für den Sommer. 🙂
Vielen Dank für die Bilder an den Wiener Gruselautor Charly Blood und an Marlene!
Nachdem ich festgestellt hatte, dass ich weder beim Weintrinken noch beim Baden gehen wirklich meine Kamera bei mir gehabt hatte, haben mir die beiden ein bisschen aushelfen müssen, um dem Artikel etwas Farbe zu geben 🙂
du kennst dich hier nahezu besser aus als ich – ich kenne zwar alles, was du aufgezählt hast, hab aber nicht alles selber ausprobiert ^.^
wien im sommer ist super. bis auf die gelsen und die 37 grad. vor 2 jahren wars der wahnsinn, da haben wir die 40 grad geknackt. das ist definitiv sowas von nichts für mich. bei 35 grad innentemperatur kann kein mensch arbeiten.
Naja, ich war nicht bei jedem der erwähnten Weinfeste, aber doch bei einigen 😉
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Zum Thema Wein in Gumpoldskirchen können wir die „Genussmeile“ empfehlen. Dabei handelt es sich um ein Fest, das jedes Jahr zur Eröffnung der Weinernte zwischen Gumpoldskirchen und Baden bei Wien stattfindet. Dann laden die Winzer der Region entlang einem Wanderweg, der mitten durch die Weinberge führt, zu Weinverkostungen, Brettljausen und einem Wandererlebnis ein, das viel Spaß macht.
Wir waren 2013 dort: http://www.travelworldonline.de/traveller/geschichten-aus-dem-wienerwald-genuss-und-wein-auf-der-genussmeile-in-gumpoldskirchen/
schön, dass es noch mehr Fans vom guten Gumpoldskirchner gibt. Die Genussmeile habe ich im Herbst-Artikel auch erwähnt:
https://wandernd.wordpress.com/2015/09/08/melancholische-lebensfreude-wien-im-herbst/
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Wien im Sommer….
MIR gefallen die vielen nackten Weibchen entlang der Donau am besten 🙂
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Ich war auch schon mal im Sommer in Wien. Bei 40° Grad – puh! Eigentlich wollte ich da nur noch im klimatisierten Hotel bleiben, hab mich dann aber doch zum Schloss Schönbrunn gewagt….ich hätte dort gerne mehr Zeit verbracht, aber es war einfach kaum auszuhalten. Muss ich wohl nochmal wieder hin 😉
Ja, im Sommer ist Wien einfach nur heiß und voll… die Zeit, in der ich tagsüber nach Möglichkeit nicht in die Innenstadt bin.
Du solltest wirklich mal im Herbst nach Wien fahren. Das ist herrlich <3