Florentinische Betrachtungen 1: Die erste Woche in Florenz

Nun ist die erste Woche in Florenz schon vorbei. Es ging so schnell und andererseits fühlte es sich so lange an, weil so viel passiert ist – und ich irgendwie das Gefühl habe, schon länger hier zu sein.

Für ganz privates Gequatsche über meine Zeit in Florenz werde ich diese Kategorie „Florentinische Betrachtungen“ einführen. Wer also Lust hat, meine recht privaten Gedanken und Erlebnisse in Florenz ein bisschen mit zuverfolgen, der kann dies in dieser Kategorie tun. Aber natürlich wird es auch die gewohnten Artikel zu Sehenswürdigkeiten und historischen Themen geben.

Ja, die erste Woche ist vorbei… vor einer Woche mieteten wir einen großen Sprinter und fuhren mit großer Hilfe eines guten Freundes über den Brenner. Mit dabei natürlich: Meine Katze Lilly, die zum Glück furchtbar entspannt ist und den größten Teil der Fahrt schlafend in ihrer großen Transportbox verbracht hat.

Ich bin inzwischen ja schon oft mit Katzen umgezogen und noch nie hat sich bei mir die Behauptung bestätigt, dass Katzen so furchtbar territorial wären, dass sie bei einem Umzug in eine neue Umgebung entsetzlich gestresst wären. Klar, der Transport ist für die meisten schon anstrengend, aber die neue Umgebung selbst war bisher für all meine Katzen kein Problem. Lilly war hier keine Ausnahme. Den kleinen Garten bei der Wohnung hat sie schnell in Besitz genommen und die Tatsache, dass dort bereits zwei Landschildkröten (die inzwischen auf die äußerst kreativen Namen Schildi und Krötli getauft wurden) lebten, störte sie auch nicht weiter. Inzwischen schaut sie nicht mal mehr, wenn eine der beiden vorbeikommt.

Lilly hat den italienischen Tagesrhythmus bereits verinnerlicht: In den heißen Stunden hält sie Siesta. Am Morgen und Abend wird sie munter und beobachtet, was sich so im Garten tut. Am meisten faszinieren sie die Fledermäuse und all die Falter, die abends rauskommen. Ansonsten sind die Schildkröten tatsächlich die aktiveren Tiere in unserem Haushalt. V.a. Krötli scheint nur Blödsinn im Kopf zu haben und wir fragen uns, wie er es geschafft hat, zehn Jahre alt zu werden. Inzwischen haben wir ihn unter dem Wohnzimmerschrank hervorgeholt, aus einer Verklemmung im Garten befreit und ihn wieder auf den Bauch zurückgedreht. Dass er regelmäßig versucht, seinen Bruder Schildi zu begatten, lasse ich jetzt mal außen vor…

Am ersten Abend schauten wir nicht schlecht, als mein Partner plötzlich rief: „Da ist ein Kolibri!“ Wir starten das vor den Blüten im Stand schwirrende Tier an und schauten dabei wahrscheinlich ähnlich blöde drein, wie die Katze beim ersten Anblick der Schildkröten. Seit wann gibt es denn Kolibris in Italien? Eine kurze Internetsuche klärte uns auf: Natürlich gibt es tatsächlich keine Kolibris in Italien – aber es gibt eine Schmetterlingsart namens „Taubenschwänzchen“, die so schwirrend vor den Blüten steht, wie es Kolibris tun. Inzwischen haben wir das Tier schon öfter gesehen und im Hellen sieht es dem Kolibri nicht mehr ganz so frappant ähnlich wie in der Dämmerung.

Ansonsten beglückwünschen wir uns jeden Abend für unsere Wohnung, auch wenn wir jeden Abend von Mücken gefressen werden (trotz Mückenmittel und Mückennetz). Aber die Tatsache, dass wir ab Mittag keine Sonne mehr auf der Terrasse haben und uns gemütlich abends in den Schatten setzen können, um dort ein Gläschen Wein oder Bier zu trinken, ist einfach Gold wert! Wir hätten es nicht besser erwischen können – auch wenn wir etwas außerhalb sind und die Fahrt zur Arbeit sich für mich jeden Tag spannend gestaltet.

Busfahren ist in Italien ja immer ein kleines Abenteuer: In Florenz ist das nicht anders. Wann der Bus kommt, der mich in knapp 20min ins Zentrum bringt, wo ich arbeite, ist jeden Tag aufs Neue unbekannt. Die angeschlagenen Orari – also die Fahrpläne – sind jedenfalls graue Theorie. Am ersten Arbeitstag kam ich deshalb auch gleich eine halbe Stunde zu spät, weil der Bus einfach gar nicht kommen wollte. Am nächsten Tag war ich immerhin schon vorgewarnt und ging zur vorherigen Haltestelle, wo eine elektronische Abfahrtstafel steht. Aber auch der konnte man nicht wirklich vertrauen, wie sich herausstellte. Nachdem wir uns von 15min auf 4min heruntergearbeitet hatten, sprang die Anzeige wieder auf 10min. Und als der Bus schließlich kam, war er „Fuori Servizio“, also außer Betrieb. Tja… An einem Tag fuhr er auf die Sekunde genau, an anderen Tagen einfach mal fünf Minuten früher und mir damit vor der Nase davon. Und heute fuhr offenbar ein Aushilfsbusfahrer, der die Strecke nicht kannte, gleich einmal falsch fuhr und dann schließlich von einer Dame (einem Fahrgast!) bis in die Innenstadt mit Anweisungen versorgt wurde, wie er fahren musste… jeden Tag ein neues Abenteuer eben.

Meine Arbeitsstätte liegt am Rand der Altstadt. Ich kam bisher nie bis zum Dom und habe auch gar kein Interesse, denn da ich Teilzeit arbeite, ist es am Nachmittag, wenn ich mein angenehm klimatisiertes Büro verlasse, so heiß in der Innenstadt, dass ich nur noch in den klimatisierten Bus will, um damit in unsere relativ kühle Wohnung zu fahren. Jeden Tag sehe ich Touristen, die sich völlig fertig durch die Hitze schleppen.

Ganz ehrlich, ich verstehe nicht, warum man sich das antut. Im Frühlin und Herbst ist es in Italien SO herrlich angenehm. Im Sommer will doch niemand ein Sightseeingprogramm abarbeiten? Für mich wäre das ja nichts. Obwohl ich Wärme bekanntlich gerne mag. Und ich komme auch mit der Wärme hier recht gut zurecht – aber halt v.a. deshalb, weil ich es langsam angehen lassen und mir das Besichtigungsprogramm für Herbst und Winter aufheben kann.

So sehe ich die Sehenswürdigkeiten der Stadt nur aus der Ferne. Jeden Tag spaziere ich über die Piazza Santissima Annunziata, schon immer einer meiner absoluten Lieblingsplätze in der Stadt. Und jeden Tag freue ich mich über den Blick auf den Dom. Jeden Tag freue ich mich, wenn ich im Bus sitze und wir uns der Fortezza nähern und über der alten Festung die Kuppeln der Stadt auftauchen… was für ein tolles Gefühl.

Die Fotos, die ich bisher gemacht habe, sind eher so „im Vorbeigehen“ entstanden. Bisher habe ich meine gute Kamera noch nicht mit in die Stadt genommen. Ich hoffe, euch gefallen meine Alltags-Schnappschüsse trotzdem. Sicher wird es auch bald wieder technisch etwas ausgefeiltere Bilder geben…

 

14 Gedanken zu “Florentinische Betrachtungen 1: Die erste Woche in Florenz

  1. Ich freue mich schon auf mehr „florentinische Betrachtungen“. Übrigens, Taubenschwänzchen gibt es sogar in Deutschland. Im Garten unserer Tochter haben wir so einen kleinen Falter entdeckt und ebenso verdutzt geschaut, wie du gerade schilderst. Nachdem wir Mr. Google bemühten, hatten wir eben diese Erklärung: es ist ein Taubenschwänzchen.

    • Ich habe auch gelesen, dass es das in weiteren Teilen Europas gibt, auch bei uns daheim. Aber ich hatte das Tier tatsächlich nie vorher gesehen… und in der Abenddämmerung sah es SO frappant nach einem Kolibri aus!

      • Hatte auch schon mal diese Begegnung, mit exakt derselben Reaktion. Das Witzige ist ja, wenn man „dem unbekannten Ding“ dann hinterherhechtet und es genauer sehen will, schwirrt’s natürlich jedes Mal schnellstens zur gegenüberliegenden Balkonecke. Man selbst ist aber nicht so schnell, man muss erst um die Stühle und den Tisch herum, stößt sich das Schienbein usw.

        Schön, dass du gut angekommen bist!

      • Haha, bei uns schwirrte es über unseren Köpfen bei einer Pflanzen die an der Terrasse emporrankte. Von daher blieben wir alle gemütlich sitzen und glotzten nur blöde nach oben 😉

  2. Finde es toll, dass du deine Erlebnisse, Erfahrung bzw. Betrachtungen in Florenz in diese neue Kategorie einordnen willst. Fand es auch echt spannend über deine erste Woche in Florenz zu lesen und bin schon gespannt, wie es weitergeht. 🙂
    Ich kann gut verstehen, wieso du bei solch hohen Temperaturen nicht auf Erkundungstour gehst… aber deine Fotos, die ’nur‘ im Vorbeigehen entstanden sind, finde ich richtig toll!

    Freue mich schon darauf, mehr von dir zu lesen. 🙂

    LG,
    Vici

  3. Ich bin wirklich gespannt und freue mich auf weitere florentinische Einblicke – dann als Stadtbewohner.
    Es wird sicher sehr interessant ob und wie sich deine Sichtweise ändert.
    Habe ich es noch richtig im Kopf, Florenz war schon mal deine Heimat auf Zeit, oder?

    Aber zu deiner Touristenfeststellung fällt mir nur der Satz der Südländer ein: Nur Touristen und Esel sind in der Mittagshitze im Freien…
    Wo sie Recht haben…

    Viele Grüße, Katja

    • Haha, sehr gut! Den Spruch kannte ich noch nicht, aber ich kann ihn gerade SEHR gut nachvollziehen 😉

      Florenz war mal ganz ganz kurz meine „Heimat auf Zeit“. Ich war hier für einen Monat, um einen Sprachkurs zu machen. Das ist aber jetzt schon 13 Jahre her. Wie auch du bin ich jetzt schon gespannt, ob sich mein Blick auf die Stadt sehr ändern wird. Bis jetzt verblüfft es mich, wie wenig ich Touristen eigentlich über den Weg laufe. Ich bin nicht so weit vom Dom weg, aber ich bewege mich in völlig anderen Ecken als ich es selbst als Tourist immer getan hatte.

  4. Ich habe tatsächlich schon einige Sightseeingtouren im Hochsommer hinter mir 🙂 Ja, durch italienische Städte und ich kann mich nicht erinnern, dass es so unerträglich war! Obwohl warte mal, ich weiß noch, dass wir über jede Kirche glücklich waren, in die wir hineingangen sind, denn darin war es so schön kühl! Hach ich will auch nochmal nach Italien! Aber morgen geht es erstmal nach Köln!

    Liebe Grüße und viel Spaß mit Katzi in Florenz!

    Jana

    • Danke Dir!
      Also ich hab Italien immer im Sommer vermieden – und für touristische Reisen würde ich das auch in Zukunft tun. Bis September steht bei mir jedenfalls nur dolce far niente in meiner Freizeit auf dem Plan 😉 Schöne Zeit in Köln!

  5. Huhu,

    ich finde es sehr schön, dass du so viel berichtest über deinen Neuanfang.

    Ich finde es sehr mutig, weil es ein großer Schritt ist und man dafür wirklich Mut haben muss. Ich persönlich hätte da glaube meine Probleme mit.

    Interessant finde ich es auch, dass deine Katze sich doch so schnelle eingelebt hat. Dachte auch immer sowas dauert viel länger.

    Weiterhin alles Gute!

    LG
    Steffi

    • Ich danke Dir!
      Eigentlich hatte ich nicht das Gefühl, dass es so viel Mut brauchte. Es war immer ein großer Traum von mir, mal in Italien zu leben – und ich habe nicht allzu lange überlegt, bevor ich mich entschied.
      Warum wäre dieser Schritt für dich so schwierig?

  6. Ich war schon mehrfach zu jeder Jahreszeit in Firenze und muss sagen, da ist’s schon richtig schön! Der Campingplatz war damals schon etwas abenteuerlich, aber die Stadt ist wirklich sehenswert!

    Liebe Grüße, Bea

  7. Haha, dass der Busfahrer sich nicht auskannte ist meiner Tochter tatsächlich auch schon hier in Deutschland passiert. Sie hat ihm dann geholfen, zum Kölner Hauptbahnhof zu finden.
    Sehr schön, deine ersten Eindrücke. Ich freue mich schon auf weitere Berichte aus Bella Italia.

    Liebe Grüße Gina

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