„Schön wie ein Wunder“ sei der Giardino di Boboli. Das sagte niemand anderer als Hermann Hesse, der sich im Jahr 1901 als 23jähriger seinen großen Traum einer Italienreise erfüllte und dabei den ganzen April in Florenz verbrachte, auch das Osterfest dort feierte und den Scoppio del Carro miterlebte.
Und doch schrieb er:
Wenn ich an Florenz denke, sehe ich als erstes Bild nicht den Dom oder den alten Palast der Signorie, sondern den kleinen Goldfischteich im Giardino di Boboli, wo ich an meinem ersten Florentiner Nachmittag ein Gespräch mit einigen Frauen und ihren Kindern hatte.
Nun ist der „Zauber des ersten Mals“ – hier des ersten Nachmittags in Florenz – natürlich immer ein ganz besonderer. Tanja hat zum Beispiel hier darüber geschrieben. Ich habe mir auch schon meine Gedanken dazu gemacht und festgestellt, dass für mich der Moment, in dem ich realisiere, dass ich angekommen bin, immer zum schönsten einer Reise zählt.
Aber Hesse hatte für seine guten Worte über den Giardino di Boboli noch einen anderen Grund: Der Garten ist einfach wunderschön!
Weiterlesen über Florenz:
Das Kernstück des Palazzo Pitti – das heißt die mittleren sieben (!) Achsen – wurden vom Kaufmann Luca Pitti in den Jahren 1475-66 erbaut. 1550 ging der Palast in den Besitz Eleonoras von Toledo über, Ehefrau Cosimos I.
Cosimo zog sich nach 1571 – nachdem er die Regierung seinem Sohn Francesco überlassen hatte – in den Palazzo Pitti zurück. Francesco zog dafür in den Palazzo Ducale, den man fortan „den Alten“ nannte – Palazzo Vecchio.
Zwischen 1620 und 1640 wurde der Pitti vergrößert, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt er erst die Seitenflügel und damit die heutige riesige Fassade.
Mit dem Palazzo Pitti erwarben die Medici auch die anschließenden Gärten und zwar von der Familie der Boboli.
Während im Deutschen eigentlich immer von den Boboli-Gärten die Rede ist, wird im Italienischen der Singular gebraucht: Giardino di Boboli.
Verborgen hinter der ehrfurchteinflößenden Fassade des Palazzo Pitti findet man hier eine weitläufige Parkanlage. Mamorstatuen – teils aus der Antike, teils aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammend – stehen im gesamten Park. Die Brunnen mit mythologischen Figuren, etwa der Neptunbrunnen, und die berühmte Grotte Buontalentis (die leider bei meinem Besuch verschlossen war) in der die Göttin Venus dem Bad entsteigt und Stalaktiten sich bei genauer Betrachtung in Hirten und ihre Schafherden verwandeln, zeigen die damals gängige Sehnsucht nach einer idealisierten Antike.
Weitere Kuriositäten sind auch ein „Wiener Kaffeehaus“ von 1776 sowie der Giardino di Cavaliere, in dem die Medici Seidenraupen gezüchtet haben.
Das wirklich herrliche an diesem Garten ist allerdings die Möglichkeit, im Grünen zu schweifen, hinter jeder Ecke etwas Neues, Verborgenes, Überraschendes zu entdecken und die Ausblicke zu genießen, die sich immer wieder auf die Stadt, die angrenzenden Hügel und natürlich immer aufs Neue auf die Kuppel des Duomo auftun.
Wer den Garten richtig genießen will, darf ihn nicht an den Sonntagnachmittagen aufsuchen, wo die Wege und Bänke von Besuchern wimmeln. Man muss ihn sehen, wenn er in grünem Schweigen liegt, am besten in der heißen Stille einer Mittagsstunde. Dann vermag er einen Begriff zu geben von jenen italienischen Fürstengärten, die man erst in Rom sucht und die jeder aus den träumerischen Versen Eichendorffs kennt, von jenen klassischen Gärten, wo tiefschattige Wege sich durch hohe immergrüne Gebüsche winden, wo kühle Brunnen und weiße Statuen aus dunklen Hainen blicken. (Hermann Hesse)
Eine meiner Erinnerungen an den Giardino di Boboli war übrigens ein weiteres „erstes Mal“ – das erste Mal, dass ich dieses klassische „deutsche Touristengespräch“ führte:
Ich frage ein Pärchen auf Englisch, ob sie ein Bild von mir machen könnten. Während er das Bild schoss, fragte er: „Where are you from?“
Ich antwortete: „Germany“, woraufhin er entgegnete: „Na, dann können wir ja auch deutsch sprechen.“
Exakt dieses Gespräch habe ich seither schon mehrfach geführt.
Der Giardino di Boboli ist Montags bis Sonntags ab 8.15 Uhr geöffnet. In den Wintermonaten bis 16.30 Uhr, in den Sommermonaten bis 19.30. Da die Öffnungszeiten über das Jahr unterschiedlich sind, empfiehlt es sich, sie vorher noch einmal abzugleichen.
Der normale Eintrittspreis beträgt 7€. Der Giardino di Boboli ist allerdings in der Karte „Amici degli Uffizi“ inkludiert, ebenso wie auch die Ausstellungen im Palazzo Pitti.
Achtung! Offensichtlich haben sich die Bedingungen der Amici degli Uffizi-Karte inzwischen geändert und sie beinhaltet nicht mehr den Gratisbesuch so vieler Museen wie zuvor. Die Boboligärten und die Ausstellungen des Palazzo Pitti sind aber nach wie vor inkludiert.
Ob sich die Karte für euch trotzdem lohnt, müsst ihr selbst nachlesen!
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Zitat „Wenn ich an Florenz denke…“ entnommen aus: Hesse, Hermann: Bilder aus der Toskana. Von Florenz bis Siena, hrsg. von Volker Michels, Frankfurt am Main 2006, S. 31.
„Schön wie ein Wunder“. Tagebucheintrag Hesses vom 11. April 1901, entnommen aus: Hesse, Hermann: Italien. Schilderungen, Tagebücher, Gedichte, Aufsätze, Buchbesprechungen und Erzählungen, hrsg. von Volker Michels, Frankfurt am Main 2005, S. 94f.
„Wer den Garten richtig genießen will…“ entnommen aus: Ebd, S. 45.
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Hallo Ilona,
wunderschöner Beitrag. Ich war auch mal in dem Garten und hatte ihn ehrlich gesagt schon vergessen. Ich war glaube ich 2008 oder so da. Viel zu lange also her. Danke, dass du mich zu dieser Erinnerung zurück gebracht hast.
Der Zauber der ersten Male … wunderbar!
PS Danke für die Verlinkung 😉
Alles Liebe
Tanja
Ja, so ging es mir mit vielem in Florenz, als ich die Artikel vorbereitet habe. Ich dachte mir so oft: „ach jaaaa, genau. DA war das!“ In Florenz wird man mit Eindrücken so überschüttet, dass man sie gar nicht alle verarbeiten kann.
wenn ich denn nochmal (und das werde ich bestimmt) nach florenz komme, statte ich dem garten auf jeden fall einen besuch ab. sieht wirklich wundervoll aus!
und ja, der „moment des ankommens“ – das war auch mein schönster reisemoment 🙂
Die Gärten sind ein wunderbarer Ort, danke für deinen Bericht!
Sehr schön fand ich auch den kleinen Giardino Bardini, bzw. der großartige Blick über Florenz von dem dortigen Belvedere
Ich glaub, dort war ich gar nicht 🙁 *auf die liste setz* So viel, was ich in Florenz noch nicht gesehen habe!
Ich war in Florenz und war unendlich begeistert von dieser absolut himmlischen Stadt, aber diesen herrlichen Garten kenne ich nicht. Danke für die schönen Momente, deine Beiträge sind immer eine tolle Lektüre.
Meine schönste Erinnerung an Florenz? Der Abend im Restaurant der Pensione Bencista in Fiesole, mit Blick auf die ganze Stadt…
Ich kann ihn dir nur empfehlen 🙂 Ein sehr schöner Ort. Über Fiesole hab ich ja auch mal geschrieben.
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Die schönen Gärten von Florenz !
„Wenn der Sommer sich verkündet,
Rosenknospe sich entzündet,
Wer mag solches Glück entbehren?
Das Versprechen, das Gewähren,
Das beherrscht in Florens Reich
Blick und Sinn und Herz zugleich…“
Hach, wie schön. Von wem stammt das?