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Leben ohne Auto – ist das wirklich so kompliziert?
Vor ein paar Tagen stieß ich auf einen Artikel der Weltwunderer.de-Familie. Sie leben seit Anfang Dezember, seit einem Unfall, bei dem zum Glück nur dem Auto etwas passiert ist, unfreiwillig autofrei. Ein „unfreiwilliges Experiment“ nennen sie das in ihrem Artikel, aber es wird schnell klar: So wirklich überzeugt sind sie selber noch nicht. Zwar nutzten sie das Auto für alltägliche Erledigungen nicht unbedingt, aber die Gewohnheit ist halt doch da. Sie werden – so meinen sie – wohl auch nur autofrei bleiben, bis sie sich wieder einen Gebrauchten kaufen können.
Ich las diesen Artikel und war irgendwo zwischen Verwunderung, Amüsement und Anfeuer-Stimmung angesiedelt. Nach ein paar Kommentaren hin und her, dem Lesen anderer Kommentare und vielen Gedanken meinerseits, stellte ich fest, dass sich das Zurücklassen meines Autos dieses Jahr zum zehnten Mal jähren wird. Und ohne Auto zu leben erscheint mir inzwischen schon so normal, dass ich nicht im Traum darauf gekommen wäre, dass man darüber einen Artikel schreiben könnte. Aber in den entsponnenen Diskussionen zeigte sich, dass es dazu durchaus einiges zu sagen gibt. Und ein zehnjähriges Jubiläum, das ist doch mal ein guter Anlass, um einen Artikel dazu zuschreiben.
Denn mein „Experiment: Autofrei“ ist weder unfreiwillig noch soll es temporär sein.
Inhalt
Leben ohne Auto. Die FAQ aus den letzten 10 Jahren.
Wie lebt man nun ohne PKW? Kann man ohne Auto wirklich leben? Wie geht das? Ist das nicht sehr teuer und anstrengend und einschränkend? Hier mal ein paar Fragen, die man mir in den letzten 10 Jahren gestellt hat und meine Antworten: Wie ist ein Leben ohne Auto?
Wieso lebe ich ohne Auto?
Ich war nicht immer ein Autoverweigerer. Im Gegenteil. Im Rückblick schäme ich mich dafür, welche Ministrecken ich früher in Bamberg – in BAMBERG! – mit dem Auto zurückgelegt habe. Da ich schon früher längere Strecken und Autobahnen als extrem stressig empfunden habe, beschränkten sich meine Autofahrten auf innerstädtische Fahrten oder Ausflüge ins Bamberger Umland.
Das war z.T. Bequemlichkeit, z.T. auch Familientradition. Zwar wurden die Wege zur Schule und zur Uni schon seit dem 12. Lebensjahr mit dem Fahrrad zurückgelegt (vorher zu Fuß), genauso wie Erledigungen tagsüber, aber abends fuhr ich absurderweise immer mit dem Auto. Denn in meiner Familie galt tatsächlich: Nachts geht man nicht mehr alleine in die Stadt, das ist gefährlich!
Eine Einstellung, die ich erst 2006 anfing zu hinterfragen, als ich nach Wien zog. Für mein Erasmus-Jahr nahm ich mein Auto natürlich nicht mit. Dort bewegte ich mich zu Fuß, mit dem Rad und den Öffis. Und siehe da: Man konnte nachts unterwegs sein, sogar in einer Großstadt, ohne dass etwas passierte. So gefährlich war das ja vielleicht gar nicht?
Als ich dann 2009, nach meinem Uni-Abschluss, wieder nach Wien zurückkehrte, stellte sich mir die Frage, ob ich meinen geliebten uralten Golf mitnehmen würde oder nicht. Letztendlich entschied ich mich dagegen. Im Alltag würde ich ihn in Wien nicht brauchen und er würde mich Geld kosten, dass ich einfach nicht übrig hatte. Mein Golfi bliebt zurück und ich startete in mein erstes autofreies Jahrzehnt, obwohl ich das damals noch nicht wusste. In Wien wäre ich in meinem Freundeskreis mit Auto ein Kuriosum gewesen. Ich erinnere mich, dass meine Mitbewohnerin und ich einmal eines benötigten – und partout keines auftreiben konnten. Niemand, den wir gut genug kannten, um ihn um sein Auto zu bitten, besaß überhaupt eines.
Wie erledigt man seinen Wocheneinkauf ohne Auto?
Zuallererst: Es ist meist kein Wocheneinkauf. Ich ziehe also nicht einmal am Samstag Nachmittag los und kaufe ALLES, was ich für die kommende Woche brauche, gleichzeitig. Allerdings weiß ich ja auch noch nicht, was ich in der kommenden Woche alles essen will.
Größere Einkäufe werden durchaus erledigt: Dazu dient mir ganz klassisch ein Einkaufstrolley dieser Art*. Es gibt wenig, was ich damit nicht transportieren konnte (etwa eine Vorratsladung Katzenstreu, die die Post leider trotz Abstellgenehmigung in die Postfiliale brachte…).
Auch Getränke kann man recht bequem mit dem Einkaufstrolley transportieren, denn die Tasche ist abnehmbar (ein Bild ist hier auch zu sehen*). Und letztendlich schnalle ich darauf mit einer Gepäckspinne sogar die Transportbox meiner Katzen, um sie zum Tierarzt zu bringen. Alles halb so wild.
Ansonsten bewähren sich Fahrradtaschen, etwa die von Ortlieb. * Die sind zwar nicht gerade günstig, aber wasserdicht. Und darin habe ich sogar schon einen Weihnachtsbaum transportiert. Außerdem habe ich sie sowieso für meine Rad-Reisen.
Tja und ansonsten, für kleinere und leichtere Alltagseinkäufe, sind Stoffbeutel, Rucksack und Fahrradkorb das Mittel der Wahl. Alle zwei Wochen wird mir eine Ökokiste ins Haus geliefert mit Obst, Gemüse und Käse. Und etwa einmal im Monat kommt der Getränkewagen eines lokalen Betriebs und bringt mir einen Kasten Saft. Das ist Luxus, den ich mir heute gönne. Es ging aber jahrelang auch ohne.
Ok, zugegeben: Ich habe keine Kinder, keine große Familie. Meine Einkäufe machen sicher einen Bruchteil dessen aus, was eine Familie in einer Woche benötigt. Allerdings muss ich auch alles selber nach Hause tragen und kann es nicht auf zwei Trolleys oder mehrere Rucksäcke oder Fahrräder verteilen. Und wenn ich die Mütter sehe, die ihre Einkäufe in den Kinderwägen oder Fahrradanhängern verstauen, werde ich schon ein bisschen neidisch…
Lesetipp:
- Leben ohne Auto – Familienleben autofrei? auf Reens Blog
- Mit dem Rad durch die Stadt: Interview mit einer passionierten Radfahrerin auf The Birds New Nest
Kann man ohne Auto in den Urlaub fahren?
Natürlich kann man. Ich fülle einen ganzen Reiseblog damit!
Sicher, einige Reisen beinhalten dennoch ein Auto, etwa der Roadtrip über die Peloponnes. Und auch bei organisierten Studienreisen bin ich natürlich mit Bussen unterwegs.
Aber die meisten meiner Reisen werden ohne eigenes Auto absolviert. Dafür gibt es auf meiner Seite sogar eine eigene Kategorie, die sich „Reisen mit dem Zug„ nennt – aber im Endeffekt meint: Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ohne dort einen Mietwagen zu benötigen. Eine Anreise mit dem Flugzeug ist – je nach Destination – dabei mitgemeint.
Wer es gewohnt ist, mit dem Auto zu verreisen wird bei den Reisen ohne Auto plötzlich feststellen, wieviel Zeug er eigentlich einpackt. Denn wenn man das Gepäck nicht weiter also bis zum Parkplatz tragen muss, kümmert einen das Gewicht wenig. „Das Auto fährt’s ja!“ Entsprechend viel habe auch ich früher eingepackt, wenn ich verreist bin. Inzwischen passen meine Kleidung für 3 Wochen inkl. Zelt, Schlafsack und Isomatte auf ein Fahrrad und mein Koffer wiegt selten mehr als 12kg. Und siehe da: Ich habe trotzdem nie zu wenig dabei und muss mich nicht einschränken. Alles nur eine Frage der Übung.
Natürlich sind nicht alle Destinationen gleich gut ohne Auto zu erreichen. Ich habe ein paar ländliche Regionen Italiens auf meiner Bucketlist stehen, bei denen ich weiß, dass ich sie irgendwann mit dem Auto werde erkunden müssen.
Oder aber ich habe einfach mal länger Zeit für diese Erkundung und kann es mit dem Rad, den Öffis oder gar zu Fuß angehen. Barbara von Reisepsycho reiste beispielsweise letztes Jahr für zwei Monate nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch ganz Italien. Und zwar nicht nur in die Städte!
Lesetipps:
- Durch Europa ohne zu fliegen. Reiseziele für Bahnreisende
- Goethes Italienische Reise nachgereist – 8 Wochen quer durch Italien von Reisepsycho
- 10 Gründe warum wir InterRail als Familienurlaub empfehlen von Mit Kind im Rucksack
- Zugreise nach London: 5 Gründe für den Eurostar auf Sirenen & Heuler
- Nachtzug nach Lissabon auf Sirenen & Heuler
Und wenn man mal raus in die Natur will?
Zugegeben: Mit Auto hat man natürlich viel mehr Möglichkeiten! Gerade für Tagesausflüge ins Grüne. Aber auch ohne Auto ist das nicht unmöglich. Im Wiener Wald kannte ich so gut wie jeden Weg und Steg, weil ich häufig jedes Wochenende wandern war. Auch von München aus kommt man schnell und einfach mit S-Bahn oder Zug ins Umland , an die Seen oder in die Berge (siehe dazu die Buchtipps am Ende des Artikels!). So ziemlich alle meiner Ausflüge „In & um München“ wurden mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht.
Aber das geht nicht nur in der Großstadt mit der entsprechenden öffentlichen Infrastruktur: In Franken bin ich mit Sabine oft mit dem Rad ins Umland gestartet. Einmal sind wir auch eine ganze Woche von der Haustür weg mit dem Rad durch Franken geradelt.
Genauso kann man auch im Urlaub ohne Auto die Natur genießen. Drei Wochen radelten wir durch die Normandie – und sahen dabei so manches Sträßlein, das Auto-Urlauber dort kaum befahren.
Die Anreise musste damals mit dem Flugzeug erfolgen, da die Bahn leider den letzten durchgehenden Zug, in dem man Fahrräder hätte transportieren können, ein halbes Jahr vorher eingestellt hat.
Unsere Radtour entlang der Ostseeküste starteten wir ab München bzw. Fulda allerdings mit dem IC. Auch dort hatten wir echten Naturgenuss entlang der Route.
Also ja, man kommt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht überall hin. Und ja, manchmal ist es aufwändiger als mit dem Auto. Aber auf Naturgenuss muss man dennoch nicht verzichten.
Lesetipps:
Radtour entlang des Weser-Radwegs auf Bunter Löwe
Kann man außerhalb der Großstadt ohne Auto zurechtkommen?
Ja, ganz wunderbar. Tatsächlich würde ich sagen, dass mittelgroße und kleine Städte ideal sind, um ohne Auto zurecht zu kommen. Die Wege sind kurz, der Autoverkehr häufig geringer und die Infrastruktur innerhalb des Ortes dennoch gut. Den Großteil meines Lebens habe ich in Bamberg verbracht und diese Stadt eignet sich aufgrund der Größe ganz hervorragend zum Radfahren, aber auch, um seine Erledigungen – zumindest die meisten davon – zu Fuß zu erledigen. Bamberg ist auch eine Stadt mit einem ziemlich hohen Rad-Anteil und die erste Stadt in Deutschland mit einem erfolgreichen Radentscheid. Auch aus der Stadt heraus führen recht gute Radwege, um am Wochenende ins Umland zu radeln.
Nur der innerstädtische ÖPNV und der öffentliche Anschluss einiger Regionen im Umland müsste dringend verbessert werden.
Etwas schwieriger wurde es tatsächlich, als ich ein Jahr in Niederbayern lebte. Als ich dorthin zog (und noch nicht wusste, dass es nur für ein Jahr sein würde), spielte ich kurz mit dem Gedanken, mir einen gebrauchten Kleinwagen zu kaufen, beschloss dann aber, es erst einmal ohne Auto zu versuchen.
Zugegeben: Mit Auto hätte man mehr machen können, nicht im Ort selbst, sondern um von dort wegzukommen! Die Anfahrt in die Wanderregionen des Bayerischen Waldes wäre um einiges kürzer gewesen, von Passau wäre man auch nach 22 Uhr noch zurückgekommen. Und während des neuntägigen Bahnstreiks war es auch nicht immer einfach.
Was ich – die ich im Ort ohne Auto ein Kuriosum war – allerdings beobachtete und was sich mit vorherigen und späteren Beobachtungen deckte: es ist spannend, wozu die Landbewohner das Auto angeblich brauchten. Nämlich zum Beispiel, um zum Supermarkt zu fahren, der mit dem Rad keine 10min entfernt lag. Genaugenommen wurde so ziemlich jeder Meter mit dem Auto gefahren (und ich übertreibe hier durchaus nicht! Nur eine Anektode von vielen: Ich wohnte tatsächlich 120m vom „Stadtplatz“ entfernt. Als ein Bekannter mich abholte, damit wir gemeinsam etwas trinken gehen konnten, war er völlig entsetzt, dass ich zu Fuß gehen wollte! Es endete so, dass er mit dem Auto fuhr und ich zu Fuß ging und dann am Stadtplatz auf ihn wartete, bis er einen Parkplatz gefunden hatte. Wie gesagt: Nur eine Situation von vielen!). 2 km zu Fuß galten als unmögliche Strecke und die Tatsache, dass ich diese Strecke jeden Tag zur Arbeit ohne Auto(!) zurücklegte war Quelle ständiger Verwunderung über meine Sportlichkeit.
Sprich: Natürlich ist es in so einer Lebenssituation um einiges praktischer, ein Auto zu haben – für viele Dinge, die sonst schwierig oder gar nicht zu erreichen sind. Allerdings „brauchen“ viele Landbewohner ihr Auto meiner Beobachtung nach im Alltag tatsächlich für viele Dinge, für die man ein Auto nun wirklich nicht ernsthaft brauchen würde. Dass sie ein Auto haben, wunderte mich nicht. Dass sie es ständig für jeden Meter benutzten allerdings schon.
Wäre ich länger dort geblieben, hätte ich vielleicht wieder mit dem Gedanken gespielt, mir eines zu besorgen. Ob ich dann ebenfalls so bequem geworden wäre, wenn das Auto schon mal vor der Tür steht? Man weiß es nicht. Da ich allerdings schnell merkte, dass Landleben absolut nichts für mich ist, hatte sich die Frage sowieso erübrigt. Denn in der Stadt braucht man wirklich keines. Wenn man es nicht tatsächlich für die Ausübung seiner Arbeit benötigt, ist es purer Luxus.
Lesetipps:
- Sabrina von Niemblog hat vor einigen Jahren das Experiment gestartet „Ohne Auto auf dem Land“
- Christof von einfach-bewusst.de nennt als eines der „30 Dinge, die passiert sind, seit ich mein Auto verkauft habe“ tatsächlich seinen Umzug aufs Land
- Auch der Mitbegründer des Vereins autofrei leben!, Nikolaus Huhn, lebt mit seiner Familie auf dem Land
Aber ist Zugfahren nicht irre teuer?
Vorne weg: Ja, Zugfahren in Deutschland ist viel zu teuer! Das halte ich für ein grundsätzliches strukturelles Problem, das man angehen müsste, um mehr Leute weg vom Auto auf die Schiene zu bringen.
Aber diese Kosten relativieren sich schnell.
Wer selten Zug fährt, hat natürlich keine Bahncard (in D) oder Vorteilscard (in Österreich – Österreich ist übrigens ein gutes Beispiel, wie man öffentlichen Verkehr günstiger und praktikabler machen könnte!). Wer kein Auto hat und eigentlich ausschließlich Zug fährt, hat diese Karten. Und damit sieht es mit den Bahnpreisen gleich ganz anders aus. Mit zwei längeren Fahrten habe ich den Preis für die Bahncard 50 eigentlich schon wieder drin. (Allein mit einmal München-Hamburg und zurück spare ich bei Buchung zum Normalpreis 150€. Fahre ich das zwei Mal, habe ich 300€ gespart – die BC50 hat mich 255€ gekostet.)
Zum anderen fahre ich kaum so spontan längere Strecken mit dem Zug. Ich weiß meist im Vorhinein, wann ich wohin fahren möchte und wer rechtzeitig bucht (in Deutschland kann man bis zu sechs Monate im Vorraus buchen) oder etwas azyklisch fährt, fährt ziemlich günstig.
Wenn ich jetzt (im Februar) für Anfang Mai buche, komme ich auch für 15€ nach Hamburg, von München aus, im ICE, ohne Umsteigen in 5:40 Std. Meine Nachtzugfahrt nach Rom kostet mich 100€ im Schlafwagen mit Frühstück. Und zu fünft mit dem Nachtzug (Liegeabteil) nach Florenz (inkl. Rückfahrt im EC) kostete uns 400€, also 80€ pro Person.
Mit ein bisschen Planung kann man also sehr günstig unterwegs sein.
Übrigens: Diese Bahnschnäppchen bei etwas Planung funktionieren auch mit Anhang. Hier z.B. eine kleine Suchübung für zwei Erwachsene + 3 Kinder zwischen 6 und 14 J, alle ohne BC. Gar nicht so schlecht der Preis, oder?
Aber das ist noch nicht alles: Denn man kann ja nicht einfach Zugticket vs. Spritkosten (und vll. Parkticket) aufrechnen, um die tatsächlichen Kosten zu ermitteln. Während ich keine zusätzlichen Kosten beim Zugfahren habe, kostet so ein Auto auch sonst noch ganz schön Geld:
Ein schneller Blick in die Kleinanzeigen nach gebrauchten Kleinwagen, zeigt mir, dass die fahrtüchtigen, nicht beschädigten ungefähr bei 1500€ starten. Ein genauerer Blick zeigt dann aber, dass das meist die Autos sind, die mindestens 25 Jahre alt sind, sehr viele Kilometer drauf haben und deren TÜV demnächst fällig wird.
Sortiert man danach aus, geht es ungefähr bei 4000€ los. 4000€ – dafür kriege ich ne Bahncard 100, wenn ich will und fahre ein ganzes Jahr komplett kostenlos Zug. Oder eine BC50 für die zweite Klasse für fast 16 Jahre! Und das sind nur die Anschaffungskosten eines Autos.
Abgesehen vom Sprit, kostet ein Auto ja auch gutes Geld, wenn man gar nicht damit fährt: KfZ-Haftpflicht-Versicherung, Steuern, Kaskoversicherung, evtl. ADAC-Mitgliedschaft, zählt Christof von einfachbewusst.de auf. Gar nicht zu reden von Reparaturkosten und TÜV. Christof von einfachbewusst.de hat ausgerechnet, dass er etwa 250 € monatlich an laufenden Kosten für sein Auto hatte. Das ist eine BC50 für ein Jahr!
Im Ausland – und vielleicht zukünftig auch in Deutschland? – kommen dazu noch Mautkosten, während das Zugfahren dort noch ein ganzes Stück günstiger ist!
Wer also sagt: Autofahren ist billiger, denn das Zugticket kostet 20€ und Sprit bräuchte man allenfalls für 5€, lässt einen großen Teil seiner Kosten aus der Rechnung heraus.
Natürlich, wer das Auto sowieso, etwa beruflich, braucht – für den ist das wieder eine ganz andere Kalkulation. Aber wer wie ich ohne Auto auskommt, spart in der Summe durchaus ordentlich Geld. Selbst, wenn er mal zu einem Mietwagen oder Carsharing greifen würde.
Brauche ich wirklich NIE ein Auto?
Doch. Manchmal brauche ich tatsächlich eines.
Noch viel häufiger denke ich mir: Jetzt wär ein Auto gerade doch ganz nett. Habt ihr schon mal versucht, ohne Auto zum Ikea zu kommen? Aus irgendeinem Grund baut der schwedische Riese gerne im Nirgendwo.
Ich sage auch nicht Nein, wenn mein Tanzpartner mich abends nach dem Training im Auto mitnimmt, da es für ihn keinen großen Umweg darstellt, ich schneller zu Hause bin und wir dann im Auto noch etwas quatschen können.
Die Augenblicke, in denen ich ein Auto wirklich BRAUCHE, kann ich an einer Hand abzählen: Das ist ungefähr drei Mal im Jahr. Und beinhaltet meist den Transport meiner Katzen. Wenn ich länger in Urlaub bin, kommen meine Katzen zu meiner Mutter – und dafür müssen sie im Auto nach Bamberg geschafft werden.
Das Hauptproblem hier ist allerdings nicht, dass ich kein Auto habe, sondern dass ich selbst nicht Auto fahre. Ich bin schon früher nicht gerne Autobahn gefahren und jetzt, nach all den Jahren ohne Praxis, möchte ich damit nicht spontan mit einem Mietwagen beginnen. Ansonsten wäre der Katzentransport überhaupt kein Problem: Ich würde mir ein Auto mieten, die Katzen einladen und losfahren. Fertig. Kaufen würde ich mir dafür sicher keines.
Ein beliebtes Argument sind ja Möbelstransporte. Ich weiß ja nicht, wie oft Leute so Möbel kaufen, aber ich selbst tu das eher selten. Entweder hatte ich Freunde, die mir unter die Arme griffen oder ich ließ mir die Sachen liefern (und aufbauen). Auch meine zahlreichen Umzüge wurden so absolviert. Selbst hier brauchte ich hauptsächlich aufgrund des Katzentransports ein Auto. Denn meine Möbel wurden von der Spedition transportiert, ich selbst hätte – ohne Katzen – einfach mit dem Zug hinterher fahren können.
Das klingt alles nach irre viel Planung. Ist das nicht total anstrengend?
Ja und nein.
Was jemand auf der Facebook-Seite des Vereins autofrei leben! einmal schrieb, stimmt auch für mich: Ohne Auto zu leben ist für mich inzwischen so normal, dass es mich immer wundert, dass jemand darüber tatsächlich ein Buch schreiben kann.
Als ich den Artikel der Weltwunderer-Familie las, dachte ich mir erst: „Warum schreibt man einen Artikel darüber, dass man seit zwei Monaten kein Auto hat? Ich habe seit 10 Jahren kein Auto und wäre nie im Traum darauf gekommen, das als etwas so Besonderes zu sehen“
Jetzt, wo ich mich hinsetzte und darüber schrieb, merkte ich, dass man dazu tatsächlich sehr viel sagen kann.
Natürlich ist manches mit Planung verbunden: Will ich ein günstiges Zugticket, muss ich früh genug buchen. Wenn es in Strömen regnet, kaufe ich kein Katzenklumpstreu und fahre es auf dem Fahrrad nach Hause. Zum Ausgangspunkt mancher Wanderung braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwas länger. Andere Wanderungen kann man ohne Auto gar nicht machen. Wenn man doch mal etwas transportieren muss, dann muss man einen Freund, der ein Auto besitzt, anbetteln, ob er einen chaufffieren würde (wie gesagt: Diese Probleme würden sich z.T. erledigen, wenn ich selbst Auto führe). Aber diese Dinge sind mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie mir kaum mehr auffallen.
So wie es für einen Autofahrer normal ist, zu überlegen, wo man am besten parken kann; an die Verlängerung seines Parktickets zu denken; zu wissen, wo es den günstigsten Sprit gibt; überhaupt daran zu denken, rechtzeitig zu tanken und zu wissen auf welcher Seite sich genau wieder der Tankdeckel befindet; den Papierkram für KfZ-Versicherungen etc zu erledigen; den TÜV nicht zu verschlafen und zu wissen, wie man einen Stau auf der Standard-Route umfährt. Alles Dinge, um die ich mich nicht scheren muss.
Vielen Autofahrern ist das gar nicht bewusst, wieviel sie doch auch ganz unbewusst planen. Denn ihnen ist eben das in Fleisch und Blut übergegangen. Es ist alles eine Frage der Gewöhnung.
Genauso fällt mir auf, dass diejenigen am meisten unter Bahnstörungen leiden, die kaum damit fahren. Auch das halte ich persönlich für eine Frage der Gewöhnung. Als Öffinutzerin habe ich schon so manches Abenteuer mit dem ÖPNV erlebt, das könnt ihr mir glauben. Aber in vielen Situationen finde ich das alles halb so wild. Ach, der Zug fällt aus? Dann schau ich, wann der nächste fährt und nehme den und trinke vorher noch einen Kaffee (und grummel etwas vor mich hin).
Wenn ich dagegen im Auto mitfahre und wir eine halbe Stunde im Stop and Go-Verkehr stecken, nervt mich das. Das ist für mich nicht normal, es ist ein Vorkommnis außerhalb des Gewohnten und damit fällt es mir gleich viel unangenehmer und deutlicher auf, während meine fahrenden Freunde das gar nicht so wahrnehmen. Dazu müssten wir schon stundenlang wirklich feststecken. So geht es mir mit etwaigen Zugstörungen. Übrigens relativert sich die Menge der Zugstörungen auch ganz massiv, wenn man richtig viel mit der Bahn unterwegs ist. Klingt paradox, ist aber so.
Ich habe jedenfalls vor, den Rest meines Lebens so zu verbringen, dass ich kein Auto mehr haben MUSS. Ja, danach suche ich mir die Arbeitsstellen und meine Wohnung aus. Das klingt sehr privilegiert, aber in meiner Branche – wie in sehr vielen Branchen – sind die meisten Jobs eben nicht auf dem Land, sondern im urbanen Umfeld.
Und ja, ich war auch schon arbeitslos und als ich mich auf Stellen bewarb, klärte ich dabei ab, ob ein Auto notwendig ist, um überhaupt zur Arbeitsstelle zu kommen.
Genauso suchte ich bei meinem berufsbedingten Umzug nach München die Wohnung so, dass die U-Bahn fußläufig erreichbar ist. Ich würde nicht auf der grünen Wiese wohnen, wenn ich ganz woanders arbeiten würde.
Wenn ich jemals wieder in Bamberg wohnen sollte, wäre es möglich, dass ich mir einen Gebrauchtwagen für diverse Ausflüge ins Umland besorgen würde. Vielleicht würde ich dann aber auch auf Mietwagen oder Carsharing zurückgreifen. Aber ich möchte niemals so leben, dass ich auf ein Auto wirklich angewiesen bin!
Weiterführende Links:
- autofrei leben! – Der Verein für ein Leben ohne Auto.
- Ohne Auto im Alltag. Lastenräder statt Autos oder als Familie den Alltag ohne eigenes Auto bestreiten
- 365 Tage …durchs Jahr (fast) ohne Autofahr(t)en.
- Miss Move schreibt ausführlich über das Radfahren in Italien
- Warum ich seit zehn Jahren kein Auto besitze auf marcelmellor.com
- Zugreiseblog.de
- Andersreisen.net
Buchtipps:
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Schöner Artikel und danke fürs verlinken! Ich selbst habe nicht mal einen Führerschein und bin deshalb meist Autofrei unterwegs, wir haben zwar ein Auto, mein Mann braucht es beruflich. Aber im Alltag bin ich auch mit jetzt nur noch 2 Kindern im Haus, 2 Grosse sind schon ausgezogen, ohne Auto im Alltag unterwegs und ich finde es auch eher weniger ein Problem. Wir haben auch schon als Familie ohne Auto gelebt über Jahre hinweg.
LG aus dem Osten
Ina
Den Führerschein hab ich damals gar nicht hinterfragt, den machte man einfach. Ich bin auch froh, dass ich ihn habe und irgendwann will ich mir auch wieder etwas mehr Fahrpraxis aneignen.
Toller Artikel. Ich habe letztes Jahr ein Auto geerbt und muss sagen, dass ich es nach 10 Jahren ohne durchaus genieße. Gerade wenn so Sachen anstehen, wie Katze wegbringen oder am Wochenende mal kurz ins Grüne zu fahren. Trotzdem würde ich nie auf meine Fahrradurlaube verzichten, denn mit dem Rad erlebt man alles viel intensiver und ich werde dieses Auto auch nur so lange fahren, wie es eben macht beziehungsweise meine Mutter noch Steuern und Versicherung für das Erbstück bezahlt. Kaufen würde ich mir keins.
Haha, eine Freundin hier in München hat letztes Jahr das alte Auto ihrer Eltern übernommen. Da hab ich mir schon auch edacht: yeah, jmd mit Auto in Reichweite! 😂
Liebe Ilona,
danke, dass du unser „unfreiwilliges Experiment“ aufgreifst und sogar verlinkst. Zu unserer Verteidigung möchte ich sagen: Wir sind die Mehrheit 😛 Die allermeisten Familien, die wir kennen, haben ein Auto (oder sogar zwei). Und fast alle bemitleiden oder bewundern uns gerade, weil wir – erst einmal – ohne Auto zurechtkommen. Müssen. Wollen. Werden.
Für dich ist es in Fleisch und Blut übergegangen, ohne Auto zu leben, deshalb erscheinen dir unsere Anfangsprobleme und Umgewöhnungsschwierigkeiten sicher lächerlich. Genauso schmunzele ich in mich hinein, wenn ich über Versuche lese, vegetarisch oder zuckerfrei zu leben, mit dem Rauchen aufzuhören, mit Kindern eine Fernreise anzutreten etc. Was wir selbst schon lange machen, erscheint uns halt viel einfacher als das neue.
Ich finde es erlaubt und wichtig, unseren Versuch nicht nur als Abfolge von tollen Erkenntnissen und persönliche Läuterung darzustellen – alles so einfach, und es spart so viel Geld! Denn so ist es eben nicht, jedenfalls nicht für uns. Und ich hoffe, dass ich mit dieser Ehrlichkeit vielleicht auch Familien zum Nachdenken bringe, die allein schon die Idee von einem autofreien Leben abwegig finden.
Wer weiß, vielleicht halten wir ja doch länger durch? Am Wochenende soll es mit der S-Bahn zum Wandern gehen, und Ostern verreise ich mit den Kids im Zug!
Liebe Grüße
Jenny
Hallo Jenny,
Danke für deinen Kommentar und die Inspiration.
Wie gesagt: Ich dachte erst, dass es da doch gar nix zu schreiben gäbe, bloß weil man kein Auto hat. Aber wie man sieht: Ich hatte da durchaus auch einiges zu schreiben 😀
Wie ich ja auch sagte: Vieles ist einfach Gewöhnung. bzw. eben eine Entwöhnung. Dinge, die einem in einem Augenblick absolut unersetzlich erscheinen, sind es dann vielleicht doch nicht, wenn man sie mal eine Weile entbehren musste (oder durfte?). Ich dagegen bin ja am Vegetarismus mehrfach haushoch gescheitert. Das Projekt habe ich tatsächlich für beendet erklärt.
Ich wünsch euch jedenfalls tolle Einblicke in eurem unfreiwillig autofreien Leben in die verschiedensten Formen der Mobilität (und hoffentlich gute Einblicke 😀 😀 ) Wie ich schon sagte: Arschbacken zusammenkneifen und durchhalten! Ihr packt das! 😉
Kurzes Update, weil ich gerade wieder über deinen Beitrag stolpere: Wir leben immer noch ohne eigenes Auto. Und können uns aktuell auch nicht mehr vorstellen, wofür wir eines bräuchten. 🙂
Liebe Grüße
Jenny
Hey Jenny, danke für die Rückmeldung 🙂 Ja, es ist unglaublich, oder? Sobald man kein Auto mehr hat, merkt man erst mal, was alles ohne geht, wo man früher der festen Überzeugung war, ein Auto zu brauchen.
Hallo Ilona,
besten Dank für diesen interessanten und wichtigen Artikel und natürlich fürs Verlinken 😉 Das motiviert sicher den einen oder anderen, öfter das Auto stehen zu lassen und es vielleicht sogar zu verkaufen.
Ach so, Glückwunsch zu 10 Jahre autofrei. Bei mir sind es im Mai 5 Jahre.
Viele Grüße
Christof
Na dann haben wir ja beide einen runden Jahrestag dieses Jahr 😀 Bei mir ists eigentlich erst im September, aber durch die Inspiration durch den Artikel der Weltwunderer dachte ich mir, das könnt ich doch mal vorziehen 🙂
Ob es jetzt jemanden motiviert? Na, mal sehen, aber vielleicht regt es mal zum Nachdenken an, dass es ohne Auto vielleicht doch nicht ganz so kompliziert ist.
Ich habe zwar einen Führerschein, bin aber Schisser, wenns ans Fahren geht. Insofern bin ich auch ständig mit Öffis unterwegs. Allerdings möchte mein Mann nicht auf einen fahrbaren Untersatz verzichten. Er empfände das als Beraubung (zumindest, wenn es finanzielle Gründe hätte). Wie du schon schreibst, alles eine Frage der Perspektive und Gewöhnung.
Im März fange ich evtl. auf einer Teilzeitstelle an, die in 1,5 Stunden (Horror) mit den Öffentlichen und in ca. 40 Minuten per Auto erreichbar wäre. Da bin ich echt im Konflikt mit mir und der Situation…
Das kann ich gut nachvollziehen, dass du da überlegst, ob es mit Auto nicht besser wäre. Das verstehe ich gut.
Ich bin ja auch ein ziemlicher Schisser beim Autofahren – mich stresst das bei längeren Fahrten und v.a. auf der Autobahn so ungemein. Früher, als ich das ab und an gemacht habe, bin ich dann immer klatschnass geschwitzt ausgestiegen. Landstraße war ok, allerdings weiß ich nicht, ob ich das früh im Berufsverkehr hätte machen wollen…
Ich bin gespannt, wie es da bei Dir weitergehen wird. Halt mich auf dem Laufenden
Hi Ilona,
ein super Artikel – hoffentlich regt er einige Leute dazu an, es mal ohne Auto zu versuchen!
Wir haben unseres letztes Jahr verkauft (nach jahrelangem Zögern) und bislang kaum vermisst. Statt einmal die Woche gehen wir jetzt mehrmals in kleinen Portionen einkaufen – klappt wunderbar.
Wir leben in der Schweiz und haben das Generalabonnement, das entspricht der Bahncard 100, d.h. man kann in der ganzen Schweiz mit allen Bussen und Zügen fahren. Eine super Sache!
Viele Grüsse
Biene und Tobi
Wow, man kann damit wirklich mit SÄMTLICHEN Bussen und Zügen fahren? Das ist ja genial! Das ist leider in Deutschland nicht so. Da gilt das nur für die Deutsche Bahn, meines Wissens, nicht für andere Anbieter. Und innerhalb von Verbünden wahrscheinlich auch nicht. :-/ Da hat Deutschland echt noch viiieeel Nachholbedarf!
Mit der BC100 kann man in sehr vielen deutschen Städten (ab mittlerer Größe) den öffentlichen Nahverkehr innerhalb zumindest der Zone 1 ohne zusätzliche Kosten nutzen. Ist wie ein Bahnticket + City.
Oh, danke. das ist sehr hilfreich!
Hi Ilona,
vielen Dank für den spannenden Artikel.
Ich liebe Rad- und Bahnfahren und fahre häufig so günstig von A – B, dass ich nicht verstehen kann, dass nicht noch viel mehr Leute ihr Auto abgeben. Vor allem das ständige Stop-and-go im Straßenverkehr verursacht mir beinahe physische Schmerzen. 🙂
Vielleicht inspirieren deine Rechenbeispiele zu den Bahnkarten ja den einen oder anderen Leser, bzw. Leserin zum Nachahmen. Wenn man es schwarz auf weiß sieht, hat es einen ziemlichen Aha-Effekt. Fand ich sehr spannend. Danke!
Danke für deinen Kommentar, Jonas.
Ja, ich merke, dass viele Leute die Kosten ihres Autos massiv unterschätzen. Sie sehen halt nur den Spritpreis, aber den Rest nicht. Und ja, wie du sagst, man kommt mit der Bahn mitunter sehr günstig von A nach B.
Liebe Ilona, das finde ich toll, dass du anderen mutmachst und das alles aufschreibst und so detailliert. Das gibt bestimmt Ansporn, es nachzumachen oder zumindest auch mal autofasten zu machen. Ich finde ja, dass nicht jeder alles immer 100%ig umsetzen kann, aber wenn wir uns alle gegenseitig inspirieren, dass weniger oft mehr ist und uns besser tut, dann haben wir viel gewonnen. Liebe Grüße, Andrea
oja, wie ich sagte: Manche brauchen das Auto tatsächlich und dann sehen manche Kalkulationen auch anders aus. Aber ich glaube, wenn man das Auto mal nicht hat und sich durchboxt, merkt man auch, wie viele Dinge auch ohne Auto möglich sind. Es ging ja auch gar nicht so sehr darum zu sagen, dass andere es ganz genauso machen sollen. Es ging eher darum, einfach mal zu zeigen, wie ICH das mache – und ein paar FAQ aufzugreifen.
Hallo Ilona,
bei dem Titel deines Beitrags musste ich auch erst einmal schmunzeln, da ich mir dachte, ja was soll daran denn so besonders sein?
Ich hatte privat noch nie ein Auto und habe es auch immer so hinbekommen. Oft helfen Freunde oder mein Freund mietet einfach eins, da ich selbst auch nicht fahre.
Habe zwar einen FS, aber hatte immer viel zu viel Stress beim Fahren.
Oft transortier ich auch einfach Sachen mit dem ÖPNV, bisher ging das alles.
Lachen musste ich bei deinem Hinweis auf die Katzen, denn genauso geht es mir auch. Immer wenn ich die Katzen wohin bringen muss bin ich etwas aufgeschmissen, aber auch das erledige ich nun mit den Öffis.
Ich bin gerade nach Wien gezogen und habe dann meinen Kater im Flieger mitgenommen. 10h Auto fahren wären da sicher auch nicht weniger stressig gewesen für ihn.
Ich finde ohne Auto lebt es sich super und die Umstände die man wenn überhaupt mal hat, rechtfertigen nicht die Kosten für ein Auto
LG
Judith
ah, du bestätigst meine Aussage, dass einem das irgendwann so in Fleisch und Blut übergeht, dass man sich fragt, wo das Besondere daran sein soll 😀 Aber offenbar ist da was Besonderes dran. Die Weltwunderer mit ihren Startschwierigkeiten stehen da ja nicht alleine da.
In Wien braucht man wirklich kein Auto. Ich vermisse die großartigen öffentlichen Verkehrsmittel dort. Ach, das war genial!
Jetzt habe ich übrigens einen extra Wagen (wie ein Leiterwagerl, nur verschließbar), da kann ich meine Katzen jetzt auch besser öffentlich transportieren 🙂 muss das bei Gelegenheit mal austesten. Ich hatte nur eine, die sich immer schrecklich in der Box aufgeregt hat und im Auto hab ich sie an die Leine genommen und auf meinen Schoß gesetzt. Da war sie viel ruhiger.
Hallo Ilona,
dieser Aussage „Genauso fällt mir auf, dass diejenigen am meisten unter Bahnstörungen leiden, die kaum damit fahren“ kann ich absolut zustimmen! Ich fahre, obwohl ich ein Auto besitze, viel Bahn, da ich es auf langen Strecken einfach viel entspannender finde und habe im Laufe der Jahre auch so einige haarsträubende Dinge erlebt. Aber hochgerechnet macht das vielleicht 3% der Fahrten aus… Wie bei den Leuten, die nur 2 Mal im Leben Bahn gefahren sind, immer alles KOMPLETT schief laufen konnte, ist mir ein Rätsel ;-).
Ich habe mein erstes Auto notgedrungen mit 26 gekauft, da mein Arbeitsplatz auf dem Dorf war (ich konnte mir meine Arbeitsstelle leider nicht aussuchen, sondern war froh nach sehr langer Suche etwas gefunden zu haben). Damals wollte ich eigentlich gar kein Auto, aber habe es dann doch schnell schätzen gelernt. Und jetzt habe ich schon wieder eine Arbeit an einem Ort, der ohne Auto nicht zu erreichen ist und bin wieder 100 pro drauf angewiesen… Schade! Ich würde eigentlich gerne ökologischer leben und hätte ansonsten kein Problem, mir für die seltenen Gelegenheiten im Alltag, an denen ich sonst ein Auto brauche, eins zu teilen.
Besorgungen hier in der Kleinstadt erledige ich aber grundsätzlich zu Fuß. Hier fahren sonst alle Leute selbst kürzeste, absolut unnötig Wege mit dem Auto, aber so möchte ich nicht werden :-).
Liebe Grüße,
Heike
Zum Glück habe ich einen Job, bei dem die Stellendichte in Städten weitaus höher ist. Dass es mich dennoch für ein Jahr nach Niederbayern verschlagen hat, war diesbzgl eher ein Kuriosum… Und als ich nach München zog, wurden die Wohnungen dann auch entsprechend gesucht: Ist die nächste U-Bahn nicht weiter als 10min fußläufig entfernt, komme ich relativ unkompliziert auf die Arbeit etc. Das war mir schon wichtig.
„Wie bei den Leuten, die nur 2 Mal im Leben Bahn gefahren sind, immer alles KOMPLETT schief laufen konnte, ist mir ein Rätsel ;-).“
Hihi, jaja, v.a. wenn man sich bei manchen dann die ach so schlimmen Vorkommnisse anhört. da hatte die Bahn Verspätung oder eine fiel aus oder man hat den Anschluss verpasst. Für die gleichen Leute wäre es weitaus weniger nervenaufreibend im Stau zu stehen. Wie gesagt: Ich halte das alles für eine Frage der Gewöhnung.
Hallo!
Liest sich fast so schön wie unser Ratgeber „Besser leben ohne Auto“ – danke für die Verlinkung.
Ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen:
„in Deutschland kann man 3 Monate im Voraus buchen“
Das geht mittlerweile bis zu sechs Monate im Voraus.
Viele gute Tipps zum Bahnfahren unter
https://www.zugreiseblog.de
Schöne Grüße
Heiko Bruns von autofrei leben!
Oh, danke. Da hab jetzt selbst ich was gelernt! Hab ich gleich ausgebessert!
Danke auch fürs Teilen auf Facebook!
Erstmal: ein wirklich spannender und toller Beitrag!! Danke auch für die vielen Lesetipps und -empfehlungen! Da werde ich sicher noch die eine oder andere Lektüre nachholen.
Ich stimme dir eigentlich in allen Punkten zu.
Ich bin ohne Auto aufgewachsen und hatte auch etwa meine ersten 8 Jahre in Wien kein Auto. Ich selbst hätte mir auch wahrscheinlich nie eines zugelegt. Ich bin es einfach gewohnt, öffentlich zu fahren. Mein Mann allerdings hatte, als wir uns kennenlernten, bereits ein Auto. Also genau genommen ist es noch immer SEIN Auto. Ich bin „nur“ Beifahrerin. Tatsächlich überlegen wir aber nun, ob wir es weiterhin behalten. Denn BRAUCHEN tun wir es in Wien freilich nicht. Es ist halt praktisch, wenn wir mal rausfahren wollen oder nach OÖ zu meinen Eltern (die am Land leben) oder jetzt für die Hochzeitsvorbereitungen. Wir fahren allerdings insgesamt gesehen sehr selten. Vielleicht so 1-2 x im Monat. Die meiste Zeit steht es also in der Garage (die sauteuer ist). Also in erster Linie wollen wir es aus Kostengründen loswerden, ehrlich gesagt. Wobei für mich auch der Nachhaltigkeitsaspekt immer mehr eine Rolle spielt.
Die Wochenendeinkäufe erledigen wir übrigens eigentlich so gut wie immer ohne Auto. Auch zu zweit braucht man ja nicht Unmengen bzw. nehme ich einfach auch unter der Woche öfter mal was am Weg mit. In Wien hat man ja praktisch an jeder Ecke einen Supermarkt.
Ich fände es schön, wenn wir vielleicht irgendwann (in näherer Zukunft?) auch autofrei leben würden und uns eben nur hin und wieder, beispielsweise für einen Roadtrip, eines ausleihen würden. Wäre auf jeden Fall ein erstrebenswertes Ziel!
Bist du eigentlich heuer auf der ITB? Würde mich sehr über ein persönliches Kennenlernen freuen!
Viele liebe Grüße
Julie
Ja, genau… so eine Rechnung war es bei mir damals auch, als ich beschloss, mein Auto nicht mit nach Wien zu nehmen. Das heißt, eigentlich war es eh das Auto meiner Mutter, aber da sie kurz davor das Auto meines Großvaters übernommen hat, war es sozusagen „mein Auto“. Damit gefahren bin ich auch nur ca. 5-6 Jahre. Ich hab das Autofahren ja gleich nach dem Studium dann bleiben lassen.
Vielleicht konnte ich dich / euch ja etwas inspirieren, mal Kassensturz zu machen, ob es sich rentiert, das Auto zu behalten oder ob ein Mietwagen ab und an günstiger kommt.
Auf der ITB bin ich nicht. Ich war da, ehrlich gesagt, noch nie.
Hallo Ilona,
ich habe noch nie ein Auto gehabt (werde dieses Jahr 50) und es auch noch nie vermisst. Im Gegenteil, es wäre mir ein Klotz am Bein. Ausserdem müsste ich mehr arbeiten, um überhaupt ein Auto unterhalten zu können. Da leiste ich mir lieber den Luxus, nur 10 Stunden in der Woche zu arbeiten und viel selbstbestimmte Zeit zu haben, die ich gerne zu Fuß oder mit dem Rad in der Natur verbringe. Natürlich fahre ich hin und wieder mal bei jemandem im Auto mit, aber im allgemeinen finde ich es mit Bus und Bahn bequemer, vor allem in der Stadt – an nahezu jeder Ecke findet sich eine Haltestelle und man muss nicht erst weit zum irgendwo geparkten Auto laufen, womöglich noch mit schweren Einkaufstaschen – und auf längeren Strecken., denn im Zug sitzt man nicht nur bequemer, es ist auch viel kommunikativer, Toilette und Kaffee sind an Bord und am Ziel steigt man einfach aus und ist gleich mitten im Geschehen ohne Zeitverlust durch lästige Parkplatzsuche.
Ich finde es toll, dass immer mehr Menschen die Freiheit, die ihnen Autofreiheit schenkt, für sich entdecken.
LG Sabine
danke für deinen Kommentar. So seh ich das auch. Ich bin einfach echt gerne im Zug. klar, da gibts auch mal lästige Mitreisende, aber normalerweise ist es echt angenehm. Bin jetzt erst aus London zurückgekommen,wohin ich mit dem Zug gefahren bin. Ich würde nie wieder dorthin fliegen – die Zugfahrt war so viel angenehmer
Hallo,
sehr schön zu lesen, ich denke ganz ähnlich.
Zum Einkaufen hab ich einen Tip, wie ich diese Aufgabe löse, wenn es „etwas mehr“ ist:
https://www.dieruhrgebietsradler.de/rad-im-alltag/
Viele Grüße, Wolfgang
Sehr praktische Sache. Das schau ich mir selber auch mal näher an. Sowas such ich schon länger 🙂
Habe auch in Zürich meinen Wagen vor einem Monat verkauft. Das durch den Verkauf gekriegte Geld nutze nun für meine Reisen aus, indem die Welt ganz anders entdeckt wird. Mit dem Fahrrad kann man doch überall mobil bleiben, sowohl in der Stadt, als auch auf dem Lande. Für die Idee mit dem Städtehopping danke! Die lohnt sich mal erleben!
Ein wirklich toller Artikel, Du schreibst mir stellenweise echt aus der Seele. An manchem Punkten überraschst Du mich aber auch. Zum Beispiel dieses Rechenbeispiel Auto/Bahncard100 ist echt klasse. Und wenn ich es mir genau überlege… ich würde mich über eine Bahncard100 mehr freuen als über ein geschenktes Auto! (Ohne Spaß, letztens wollte mir jemand ein altes Auto schenken, ich hab dankend abgelehnt… zum Glück hatte ich die Ausrede ich hätte keinen Parkplatz)
Ebenso überrascht es mich wie viele Bücher schon über das Thema geschrieben wurden. Das es einige Webseiten gibt wusste ich aber in Deinem Artikel habe ich viele Seiten gefunden die ich noch nicht kannte.
Herzlichen Dank, Uschi!
Ja, die Berechnung hab ich zum Spaß mal gemacht… Wenn man das mal schwarz auf weiß sieht, dann rückt das manches doch zurecht.
Ein altes Auto zu verschenken ist ja auch irgendwie kein richtiges Geschenk *lach* Die Anschaffungskosten eines alten Autos sind ja nicht sooo hoch. Die Unterhaltskosten aber immens… ich würde da auch lieber die BC100 nehmen 😉
Hallo Ilona.
Respekt ohne Auto zu leben. Aber genau das habe ich 2016 entschieden und mein Auto im August 2016 verkauft.
Seit März 2016 fahre ich allerdings täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit und wieder zurück, das sind ohne Umwege für kleinere Einkäufe 46km täglich bei jedem Wetter.
Auch meine Einkäufe erledigen ich mit dem Fahrrad, ich habe 3 Fahrräder, ein Rad um täglich zur Arbeit zu fahren, ein Hollandrad mit ich meine Einkäufe erledige. Dieses Rad hat eine Anhängerkupplung und ich habe zwei Anhänger für dieses Rad. Selbst Wocheneinkauf oder größere Einkäufe sind damit kein Problem. Selbst nach Mannheim Sandhofen um meine Jahresvorräte für Tempotaschentücher und Küchenrollen aufzufüllen. Da fahre ich dann ca. 80-90 km je nachdem, welche Routen / Wege ich nehme.
Zudem habe ich noch ein Dreirad sollte es Mal glatt sein.
Es geht also ohne Auto. Genau, wie bei Dir würde ich ein Auto nur grob gerechnet 3 Mal im Jahr benötigen. Dann jedoch nehme ich das Auto von meinem Vater um z. Bsp. meine jüngere Cousine vom Bahnhof abzuholen. Benötige das Auto dann nicht für mich selbst.
Mach weiter so. Du bist nicht alleine 😀
Liebe Grüße Maurice
WAHNSINN!!! 43km täglich? Ich ziehe meinen Hut!! Ehrlich, höchsten Respekt.
Das mit dem Dreirad bei Glatteis is ne klasse Idee. Werd ich mir merken.
Dankeschön 😀🚴
Es stimmt, dass man mit dem Fahrrad mehr sieht. Ich bin auch nur mit dem Fahrrad unterwegs. ich brauche noch nicht mal zum Einkaufen ein Auto, da ich ein Lastenrad habe. So kann ich immer alles transportieren.