„When in Rome, do as the romans do.“
Wer kennt nicht diesen Spruch? Viele möchten sich gerne daran halten und treten dann doch in ein Fettnäpfchen, denn manchmal ist es für uns deutschsprachige Reisende überraschend, welche Verhaltensregeln – geschriebene und ungeschriebene – es in Italien gibt, an die wir gar nicht denken.
Obwohl uns Italien so nah scheint, so gibt es doch Unterschiede darin, was als höflich oder unhöflich gilt, was erwartet wird oder was als ganz schlechter Stil angesehen wird.
Während es zum Beispiel in Deutschland zu vielen genervten Reaktionen kommt, wenn man im Bus lautstark über Lautsprecher telefoniert, zucken die Italiener dabei nicht mal mit der Wimper.
Dafür gibt es andere Fettnäpfchen, in die man als Reisende aus Deutschland und Österreich treten kann, wenn man nach Bella Italia fährt. Damit ihr für euren nächsten Italien-Trip besser vorbereitet seid, habe ich hier mal ein paar „Dos and Don’ts für Italien“ zusammengestellt.

When in Rome, do as the romans do.
Ihr werdet hier keine solchen Selbstverständlichkeiten hören wie: Ritzt euren Namen nicht in historische Denkmäler, beschädigt keine Gebäude und werft euren Müll nicht in die Landschaft.
Ich gehe davon aus, dass jeder erwachsene Mensch weiß, dass dies überall auf der Welt eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Fall es das für euch nicht ist, ist sowieso Hopfen und Malz verloren.
Inhalt
Vorneweg: Wie auch in Deutschland und Österreich, so ist auch in Italien so einiges regional unterschiedlich. Es mag also sein, dass ihr manches an gewissen Orten anders erlebt habt – besonders in Gegenden, wo viele deutschsprachige Touristen sind. Aber im Großen und Ganzen habe ich die folgenden Verhaltensregeln – wenn nicht anders angegeben – als in ganz Italien als gültig erlebt. Wobei ich natürlich auch nicht jeden Ort Italiens kenne.
Fehlt eurer Meinung nach noch eine typisch italienische Benimmregel? Dann lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Gut zu wissen: Fettnäpfchen in Italien vermeiden
Angemessene Kleidung in Kirchen
Nach wie vor ist es notwendig, auf angemessene Kleidung zu achten, wenn man in Italien eine Kirche besuchen möchte: Die Schultern sollten bedeckt sein, tiefe Ausschnitte werden nicht gerne gesehen, genausowenig wie Shorts oder Röcke, die nicht mindestens bis ans Knie reichen.
Herren müssen die Kopfbedeckung abnehmen. Dabei ist es auch unerheblich, ob ihr selbst katholisch seid oder nicht. Es gilt als respektlos, als Mann den Hut aufzubehalten.
Viele Touristen achten nicht weiter darauf, da es oft nicht dezidiert verboten ist – aus Gründen des Respekts und des Anstandes dem Gastgeberland gegenüber, sollte man darauf Acht geben.

An vielen, aber nicht allen, Kirchen findet man am Eingang solche Hinweisschilder
Grüßen beim Betreten von Geschäften
Obwohl es eigentlich ganz selbstverständlich klingt, gibt es hier doch einen Unterschied zu dem Grußverhalten, das ich von Zuhause kenne.
In Deutschland grüße ich normalerweise erst, wenn ich einer Person direkt begegne im Geschäft oder wenn ich ihnen an der Kasse gegenüberstehe. In Italien habe ich mir bald angewöhnt, laut und deutlich zu grüßen, sobald ich das Geschäft betrete. Auch wenn die Verkäufer möglicherweise gerade im Gespräch mit einem anderen Kunden sein sollten.
Als ich es zu Beginn noch nicht gemacht habe, wurde ich oft sehr deutlich begrüßt, um mir zu verstehen zu geben, dass ich nicht hätte grußlos den Laden betreten sollen. Auch wenn man dafür das Gespräch mit anderen unterbrechen musste – diese Botschaft hat man mir vermittelt.
Dies gilt natürlich in erster Linie für kleine Läden. Natürlich schreie ich nicht „Buongiorno“ durch große Supermärkte oder Kleiderläden. Wenn allerdings jemand gerade bei der Türe steht, grüße ich auch hier.
Ihr fahrt auf jeden Fall besser, wenn ihr deutlich freundlich grüßt, sobald ihr durch die Tür schreitet.
Eis bestellen, aber richtig!
Anders als in Deutschland bestellt man in Italien nicht Kugeln, die eine bestimmte Summe kosten, sondern nach Waffel- bzw. Bechergröße.
Normalerweise stehen auf der Theke Becher verschiedener Größe mit den zugehörigen Preisen. Man bestellt dann also nicht „Einmal Schokolade und Erdbeer“, sondern „Für 3€ bitte Schokolade und Erdbeer“ – oder „für 3€ Schokolade, Erdbeer und Vanille“. So viele Sorten wie halt in den Becher passen.
Deutsche, die – wie zuhause – einfach „einmal Schokolade und Erdbeer“ bestellen, werden häufig ohne Nachfrage mit der größten (und teuersten!) Portion beglückt und sind dann oft verwundert, dass in Italien „zwei Kugeln“ doch tatsächlich 7€ kosten.
In die kleinste Becher/Waffelgröße bekommt man für gewöhnlich nur zwei verschiedene Sorten.
Übrigens ist der Eisbecher eine Erfindung der Italiener, die nach Deutschland ausgewandert sind. Offenbar haben sie sich hier an die deutsche Tradition des nachmittäglichen Kaffee und Kuchen angepasst. In Italien findet man solche Eisbecher nur an Orten, an denen sich sehr viele deutschsprachige Touristen aufhalten.

Eisessen gehört überall in Italien dazu!
Dem Bus muss man winken
Wenn ich in München oder Wien an einer Bushaltestelle stand und der Bus kam, hielt er auch an. Selbst wenn die Bushaltestelle für mehrere Linien galt.
Ich schaute nicht schlecht bei meinem ersten Besuch in Rom vor vielen Jahren, als der Bus einfach an mir vorbeifuhr. Als ich die wartenden Italiener beobachtete, wusste ich warum: Ich hatte dem Bus kein Zeichen gegeben, dass er anhalten muss!
Das bedeutet, dass man an einer Bushaltestelle aufmerksamer sein muss, weil der Bus nicht automatisch stehen bleibt. Sobald er sich nähert, streckt man einfach den Arm aus, als würde man einem Taxi winken und der Bus wird anhalten.
Regionalzugtickets immer Entwerten
Denkt daran, dass Regionalzugtickets in Italien vor der Fahrt entwertet werden müssen („validare“). Dazu hängen an den Gleisen kleine Kästen (grün oder gelb für gewöhnlich), in die man die Tickets stecken muss, um sie abzustempeln. Wer mit einem nicht entwerteten Ticket unterwegs ist, fährt schwarz. Es hängt dann sehr von der Laune des Schaffners ab, ob er euch das durchgehen lässt oder ob ihr Strafe zahlen müsst.
Auch Regionalzugtickets, die ihr in der Trenitalia App gekauft habt, sind nur entwertet gültig. Seit Herbst 2024 wird der Check-In von digitalen Tickets allerdings automatisch durchgeführt – zum Zeitpunkt der planmäßigen Abfahrt.
Mehr dazu:
Zugfahren in Italien: Tipps für eine stressfreie Bahnfahrt. +Reiseziele für Bahnreisende
Mit dem Auto in die ZTL? Keine gute Idee
Das Zauberwort der italienischen innerstädtischen Verkehrsberuhigung heißt ZTL – das steht für „Zona Traffica Limitata“. Dies ist eine Zone in den Altstädten italienischer Orte, in die man nur mit besonderer Genehmigung einfahren darf. Wer ohne diese Genehmigung einfährt, muss zahlen – das gilt übrigens auch für Italiener, nicht nur für Touristen. Die Überwachung erfolgt mittels Kameras. Bloß weil ihr also ungehindert einfahrt, heißt das nicht, dass euch nicht zu Hause ein Brief mit einer teuren Überraschung erreichen wird.
Erkundigt euch also vorher, wo ihr parken und entlang fahren könnt. Im Allgemeinen ist die ZTL der Innenstadtbereich und ist deutlich ausgeschildert.
Sollte euer Hotel innerhalb der ZTL liegen, erkundigt euch dort, wo ihr parken könnt. Häufig sorgen die Hotels dafür, dass ihre Gäste eine Genehmigung für die Einfahrt in die ZTL erhalten.
Auch Behinderte können diese Genehmigung erhalten. Schaut dazu einmal bei Zypresse unterwegs vorbei.
Kaffee in der Bar richtig bestellen
Ein Ratschlag, der für ganz Italien gilt: Unter „Caffè“ versteht der Italiener Caffè Espresso. Der echte italienische Espresso ist sehr kurz und sehr stark. Manchen mag das zu stark sein – ich finde, er ist genau richtig so. Wer ihn nicht so stark mag, kann ihn sich verwässern lassen als „Caffè lungo“ bzw. als „Caffè americano“.
Den Caffè Espresso trinkt man für gewöhnlich „al banco“ – also stehend an der Bar.
Es gibt grundsätzlich zwei Modi, seinen Kaffee in Italien zu trinken: al banco oder al tavolo. Das heißt: An der Theke stehend oder am Tisch sitzend.
Wer ihn an der Theke stehend trinkt, trinkt ihn billiger – für gewöhnlich kostet der Espresso dann zwischen 1 € und 1,20€. Ein Cappuccino etwa 1,40€. Wer sich an den Tisch setzt und dort bestellt, zahlt einen Aufpreis für den Service („servizio“) und je nach Lage und Lokal kann dieser Aufpreis ordentlich ausfallen!
Häufig ist es in den Bars völlig in Ordnung, sein Getränk an der Bar zu bestellen und dann selbst an einen Tisch zu tragen. Auch dann zahlt man nur den Banco-Preis. An sehr touristischen Plätzen gilt der Banco-Preis allerdings nur, wenn man auch wirklich an der Theke stehen bleibt – sonst muss man den Tischpreis zahlen, auch wenn man das Getränk selbst hingetragen hat.
Im Zweifelsfall einfach nachfragen, ob ihr euch mit eurem Getränk an einen Tisch setzen könnt!

Ein typisches Bild: Die älteren Herren in der Bar. Hier in Brisighella in der Emilia-Romagna
Touristenlokale erkennen
Grundsätzlich gilt natürlich: Wenn ihr mit Blick auf den Canal Grande, den Ponte Vecchio oder die spanische Treppe speisen wollt, dann kommt ihr um Touristenlokale fast nicht herum.
Es ist auch nicht grundsätzlich etwas gegen den Besuch dieser Lokale einzuwenden, denn nur weil ein Lokal sich an einem Hotspot befindet, heißt es nicht automatisch, dass man dort schlecht isst (auch wenn die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass die Küche mittelmäßig ist). Man muss sich allerdings der Tatsache bewusst sein, dass man für die Location und den Ausblick mitbezahlt – und warum soll man sich das im Urlaub nicht einmal gönnen? Geht aber nicht an solchen Stellen Essen, wenn ihr euch dann hinterher über überzogene Preise beschweren wollt! Schnäppchen bekommt ihr dort nicht!

Manchmal lohnt es, den Ausblick mitzubezahlen. Man sollte sich dann aber hinterher nicht über überzogene Preise beschweren
Abgesehen von der Örtlichkeit gibt es noch ein paar andere Hinweise, die euch ein Touristenlokal erkennen lassen. (Dagegen gibt es einige Dinge, die Deutsche und Österreicher für ein eindeutiges Zeichen halten, die es aber keineswegs unbedingt sind):
- Ein Restaurant, dass „Spaghetti Bolognese“ anbietet ist sicher kein Lokal, das sich an Italiener richtet. Die Soße heißt in Italien „ragù“ und man isst dazu keine Spaghetti, sondern unter anderem Tagliatelle oder Lasagne,
- Ein Restaurant, bei dem es Bistecca Fiorentina in verschiedenen Zubereitungsarten gibt ist ebenso eindeutig touristisch: die florentinische Bistecca isst man immer blutig, nie medium oder gar „cotta“.,
- Ein Restaurant, das damit wirbt, nichts für Coperto zu verlangen, ist ein Touristenlokal. Viele Touristen sind der festen Überzeugung, dass „Pane e Coperto“ – die auf der Endrechnung auftauchen – pure Touristenabzocke sind. Das ist nicht der Fall. Pane e Coperto – wörtlich: „Brot und Gedeck“ – sind in italienischen Speiselokalen völlig normal. Die Höhe des Coperto liegt meist bei 2€ bis 4€ (letzteres für hochpreisigere Restaurants) und ist immer in der Speisekarte angegeben.
Manchmal – allerdings eher selten – kommt noch ein kleiner Aufschlag für Servizio hinzu.
Deshalb: Ein Restaurant, das groß am Eingang damit wirbt, kein Coperto zu verlangen, ist ein Restaurant, dass sich ausschließlich an Touristen richtet. - Eigenartigerweise ist Pizza con Würstel nicht unbedingt ein Indikator, weil sich das Gericht gerade bei italienischen Kindern seltsamer Beliebtheit zu erfreuen scheint. Pizza Hawaii ist dagegen für Italiener das absolute Grauen!
- Ebenso ist es nicht mehr unbedingt ein Indikator für ein Touristenlokal, dass die Speisekarte in mehreren Sprachen vorliegt. In sehr touristischen Städten und Lagen sind auch die Lokale, die auch von Einheimischen gerne frequentiert werden, darauf ausgelegt, dass auch Gäste kommen, die des Italienischen nicht mächtig sind. Der Einfachheit halber hat man deshalb häufig mehrsprachige Speisekarten.

Aperitivo am Pantheon in Rom: Wieso soll man sich das nicht auch einmal gönnen?
Wie ihr in Florenz authentische Küche findet, habe ich euch hier genauer erklärt:
Essen gehen in Florenz: Tipps für Restaurantsuche & Aperitivo [+Hoteltipps]
Nimm den Kassenzettel mit
In Italien sind Bar- und Ladenbesitzer per Gesetz verpflichtet, einen Kassenzettel auszuhändigen. Damit soll Steuerhinterziehung verhindert werden. Als Kunde muss man eigentlich die Rechnung mitnehmen, bis man den Laden verlassen hat – und es ist mir auch schon passiert, dass man darauf bestand, dass ich den Zettel annehme.
Falls euch also jemand den Zettel anbietet, damit ihr ihn mitnehmt, lehnt ihn nicht ab, weil ihr ihn nicht braucht – darum geht es hier in diesem Fall nicht. Der Besitzer des Geschäfts ist dazu verpflichtet, ihn euch zu geben (und ihr seid verpflichtet, ihn mitzunehmen). Vor der Tür könnt ihr ihn dann in den nächsten Mülleimer schmeißen.
Andererseits habt ihr dagegen auch das Recht, dass man euch den Zettel aushändigt.
Anmerkung: Ein Leser hat mich darauf hingewiesen, dass mit den Änderungen in den letzten Jahren, die Pflicht, den Kassenbon mitzunehmen entfallen sei.
Das wusste ich tatsächlich nicht, allerdings habe ich auch bisher noch keine offizielle Quelle gefunden, die das wirklich bestätigt – nur viele Quellen zu den Änderungen und Umstellungen auf elektronische Rechnungen. Ich lasse den Tipp deshalb noch hier im Artikel, weise aber natürlich dennoch auf diese Änderungen hin.
Beurteile keinen italienischen Ort danach, wie du ihn zwischen 14 und 18 Uhr erlebt hast
Wer einen Tagesausflug in eine Stadt oder einen italienischen Ort unternimmt, wird diesen Ort niemals authentisch wahrnehmen, denn höchstwahrscheinlich wird man sich am Nachmittag dort aufhalten. Und am Nachmittag ist einfach fast alles zu, was nicht auf Touristen ausgerichtet ist. Das merkt man sehr schnell, wenn man in eine Stadt kommt, die nicht sehr touristisch ist, Prato zum Beispiel. Prato ist nach Florenz die zweitgrößte Stadt der Toskana: Am Nachmittag ist hier aber nichts los, die Läden sind zu, die Lokale geschlossen. Die Straßen sind leer. Ein paar wenige Touristen sind unterwegs. Abends sieht es gleich ganz anders aus: Die Straßen sind voller Leben, überall sitzen Menschen, trinken Aperitivo, gehen essen, flanieren, bummeln, kaufen ein.
Würde man diese Städte danach beurteilen, wie man sie am Nachmittag erlebt hat, wäre das ein sehr ungerechtes Urteil. Wenn ihr einen italienischen Ort wirklich authentisch erleben wollt, solltet ihr am Vormittag oder abends nach 19 Uhr unterwegs sein. Das gilt übrigens auch für Florenz.

In den leeren Gassen von Prato am Nachmittag
Kenne den Unterschied zwischen freien Stränden und Bagni
Als Bagno (sprich: „Banjo“. Plural: Bagni, sprich: „Banji“) bezeichnet man das typische italienische Strandbad, das allerdings nur während der Sommermonate aufgebaut ist (Ende September verschwinden die Bagni dann meist wieder). Dabei werden an bestimmten Strandabschnitten Liegestühle und Sonnenschirme vermietet. Die Bagni sind mit Toiletten und Duschen ausgestattet und haben für gewöhnlich auch eine Gastronomie (mindestens eine Bar mit Snacks und Panini, manchmal richtigen Mittagstisch) und häufig wird der Strand von einem Bademeister überwacht.
Im Bereich dieser Bagni solltet ihr euch nicht einfach mit euren eigenen Liegestühlen und Handtüchern niederlassen. Geht dafür an einen freien Strandabschnitt. Dafür müsst ihr auf Google Maps nur nach „Spiaggia libera“ suchen.
Dos and Don’ts in Italien beim Essen
Vietato fumare! Das Rauchverbot
In Italien gilt in sämtlichen gastronomischen Betrieben ein absolutes Rauchverbot – und das schon ziemlich lange. Zur Überraschung aller halten sich die Italiener sehr brav an diese Vorschrift, obwohl gefühlt alle hier rauchen. In den Außenbereichen ist das Rauchen normalerweise gestattet, aber in einigen Restaurants wird es auch jetzt immer populärer, dass man am Tisch auch draußen nicht rauchen darf. Dazu muss man dann ein paar Schritte abseits gehen.
Übrigens haben auch immer mehr Städte inzwischen Rauchverbote in Parks und an anderen öffentlichen Orten beschlossen, zum Beispiel Mailand. Erkundigt euch also über die jeweiligen Regeln in eurem Reiseort.
Bedenke, wann du deinen Cappuccino trinkst!
Dies ist eines der ungeschriebenen italienischen Gesetze, das ich inzwischen sehr stark verinnerlicht habe. Wenn ich jemanden sehe, der dies tut, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.
Cappuccino nach dem Abendessen geht in Italien gar nicht! Also wirklich gar nicht! Der Cappuccino ist für die Italiener ein Morgengetränk, da sie Milch als Lebensmittel für das Frühstück ansehen. Nach 12 Uhr Mittag wird eigentlich kein Cappuccino mehr konsumiert.
Freilich wird euch niemand den Kopf abreißen, wenn ihr am Nachmittag mal einen Cappuccino bestellt. Was ihr aber auf gar keinen Fall tun solltet: Cappuccino zum Essen bestellen (sofern ihr nicht ein süßes Teilchen esst) oder nach dem Abendessen zu trinken. Das ist für die Italiener ein absolutes Unding. Bestellt euch nach dem Essen in gut italienischer Manier einen Caffè – also einen Espresso. Falls ihr etwas Milch dazu wollt, bestellt einen Caffè Macchiato [sprich: Makkiato], also einen Espresso mit etwas aufgeschäumter Milch.
Natürlich wird man euch den Cappuccino nicht vorenthalten, wenn ihr ihn wirklich nach der Pizza trinken wollt. Man wird euch aber für kulturlose Barbaren halten.

Die italienische Menü-Folge
In einem guten Restaurant zum Abendessen nur einen Teller Pasta bestellen ist in Italien ein Unding.
Zwar ist man in Italien keineswegs mehr so streng, wie man das früher immer behauptete, was die Einhaltung der klassischen Menüabfolge angeht, doch wer gerade in einem schickeren, besseren Restaurant zum Abendessen nur einen Teller Pasta bestellt, begeht doch einen Faux-Pas.
Wenn ihr nicht so viel essen könnt, teilt euch einfach vorneweg ein, zwei Antipasti – und vielleicht hat hinterher ja doch noch ein Dolce Platz? Absolut niemand erwartet, dass ihr euch durch die viergängige Menüfolge hindurchquält und alleine Antipasto, Primo, Secondo und Dolce zu euch nehmt.
Lange Nudeln essen wie die Italiener
Wirklich, nein – man schneidet keine Spaghetti und auch sonst keine langen Nudeln.
Die Italiener nutzen dazu nicht einmal einen Löffel, sondern nur die Gabel, auf die die Nudeln aufgewickelt werden. Das erfordert am Anfang etwas Übung, aber den Trick hat man schnell raus.
Sich einfach im Restaurant an den Tisch setzen
Wenn ihr ein Speiselokal betretet, dann sollte man sich nicht einfach an einen freien Tisch setzen. Geht zum Kellner und sagt ihm, für wieviele Leute ihr einen Tisch braucht und er wird euch einen Tisch zuweisen.
Es steht euch übrigens frei zu sagen, wenn euch der Tisch nicht zusagt und wenn ihr lieber woanders sitzen wollt. Manchmal habe ich auch ganz direkt gefragt ob dieser oder jener Tisch noch frei ist. Für gewöhnlich war dies nie ein Problem.

Einen Tisch mit Ausblick habe ich bisher noch fast immer bekommen, wenn ich danach fragte. Wie hier in Sorrento
Pizza Hawaii und Pizza Würstel
Das habe ich oben schon erwähnt: Pizza Hawaii ist für Italiener genauso schlimm, wie der Cappuccino nach dem Abendessen – vielleicht sogar noch schlimmer! Natürlich gibt es auf Touristen ausgerichtete Lokale, wo Pizza Hawaii angeboten wird, aber man wird euch für kulturlose Barbaren halten, wenn ihr sie wirklich bestellt.
Pizza Würstel dagegen ist – zumindest für Kinder – eine akzeptierte Variante. Fragt mich nicht wieso.
Spritz oder Cocktails zum Essen
Spritz oder Cocktails zum Essen sind absolut unüblich. Häufig sieht man jemanden Pizza essen und gleichzeitig Aperol Spritz trinken – und ihr könnt jede Wette eingehen, dass es sich dabei um Touristen handelt. Ausnahme: Beim Aperitivo. Dann gibt es zum Spritz oft paar Häppchen. In Italien trinkt man Spritz und Cocktails entweder vor dem Essen als Aperitivo oder erst hinterher.

Aperitivo einfach und klassisch – Spritz mit etwas Knabberzeug. Manchmal gibt es noch mehr Häppchen dazu
Italienische Küche ist mehr als Pizza und Spaghetti
Als letzten Punkt muss ich dies noch einmal hervorheben: Italienische Küche ist mehr als Pizza und Spaghetti!
Natürlich verstehe ich, dass man – wenn man schon mal in Italien ist – gerne eine echte italienische Pizza essen möchte. Auch die Italiener in Nord und Süd essen gerne Pizza und Pizzerien gibt es so ziemlich überall.
Allerdings solltet ihr bedenken, dass jede Region, jedes Gebiet, mitunter jede Stadt ihre eigenen Spezialitäten hat. Erkundet die lokale Küche und beschränkt euch nicht auf das, was ihr erwartet und was ihr eh schon von zu Hause kennt. Lasst euch überraschen von dem, was es vor Ort alles zu verkosten gibt. Ihr werdet nicht enttäuscht werden.
Das gilt übrigens auch für Wein (und inzwischen auch für Bier)! Es gibt mehr als Chianti und Primitivo. Fragt doch einmal gezielt nach Weinen aus der Gegend. Man wird euch gerne beraten und ihr werdet sicher die eine oder andere Entdeckung machen. Ein guter Tipp ist häufig der Hauswein, „Vino della Casa“, der meist regional ist.

Tagliere – also eine kalte Aufschnittplatte – habe ich bisher noch überall in Italien bekommen. Bei diesem klassischen Antipasto gibt es häufig lokale Köstlichkeiten. Hier in Bitti, auf Sardinien, gibt es lokalen Käse und Wildschweinwurst aus eigener Herstellung. Sogar das Bier war selbstgebraut.
Waren Überraschungen für dich dabei? Oder kanntest du all diese ungeschriebenen Gesetze bereits? Fehlt noch etwas? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!
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Ein super spannender Artikel, den ich umgehend gespeichert habe.
Kleiner Tipp zur Pizza Wurstl, auch Pizza Goofy – die Variante mit Pommes auf der Pizza – ist eine gängige und für unseren Gaumen eher fragwürdige Variante.
Liebe Grüße und danke für die hilfreichen Tipps, Katja
wie wahr… Pizza mit Pommes find ich auch völlig unmöglich. 😃😃
war für dich was Neues dabei?
Oh das erklärt, warum wir damals so ein riesen Eis in Sirmione bekommen hatten 😉 Aber egal, es war lecker! Was das Rauchverbot betrifft, da kann ich nur sagen „Gott sei Dank!“, denn ich finde nichts unappetitlicher als Zigrettenrauch! Aber gegen eine leckere Pizza ohne Spritz hätte ich jetzt nichts einzuwenden!
Liebe Grüße
Jana
haha, ja, der Punkt ist inspiriert von einer Freundin und igrer gigantischen Portion Eis, die sie an der Amalfiküste bekommen hat. 😂
Danke für die Auflistung. Das meiste wusste ich schon, aber eine Auffrischung ist ja immer gut. 😉 Ich verlinke Deinen Beitrag gern in einem meiner Italien-Berichte.
zu deinem Problem mit den italienischen Menüs: wir teilen uns immer ganz viel. Antipasti sowieso und manchmal teilen wir auch ein Secondo. dann isst jeder für sich ein Primo und das funktioniert meist ganz gut. 😃
Wunderbar zusammengefasst! Vieles wusste ich zwar schon (schließlich hat einer meiner Exfreunde längere Zeit in Italien gelebt), aber einiges hatte ich auch schon wieder vergessen. Die Sache mit dem Cappuccino nach dem Essen hat meines Wissens übrigens auch einen praktischen Grund: Milch ist auf vollen Magen nicht sooo gut verdaulich.
Liebe Grüße
Angela
Das ist natürlich wahr! Allerdings enthalten viele der Dolci ja auch ziemlich viel Milch…