Golfo Aranci Ausflüge: Ausflugsziele im Norden Sardiniens [mit Karte]

Es gibt viele Möglichkeiten für Ausflüge ab Golfo Aranci.
Der kleine Ort im Nordosten Sardiniens ist einer der wichtigsten Fährhäfen und ein beliebter Badeort. Fünf Strände im Dorf selbst und zahlreiche Buchten um den Ort herum laden zum Baden und Faulenzen ein.
Wem es aber so geht wie mir, der möchte in seinem Urlaub doch nicht nur am Strand liegen. Immerhin hat Sardinien unglaublich viel zu bieten. Die Landschaft im Inland ist atemberaubend schön und überall gibt es bedeutende und beeindruckende Ausgrabungsstätten aus vorgeschichtlicher Zeit.

Deshalb mieteten wir uns ein Auto und unternahmen Ausflüge ab Golfo Aranci – denn mit relativ kurzer Fahrzeit kann man viel entdecken. Aber auch ohne Auto kann man Wandern und Ausflüge vor Ort unternehmen.
Ist diese Liste der Ausflugsziele ab Golfo Aranci vollständig? Absolut nicht! Es handelt sich dabei um Ausflugsziele, die wir selbst besuchten und die uns beeindruckten. Der Schwerpunkt liegt auf historischen Stätten im Inland, um auch die andere Seite der Insel kennen zu lernen, nicht nur die Küste.

Bleibe auf dem Laufenden: Abonniere jetzt meinen Telegram-Kanal für viele Reisetipps und Bilder aus Italien.

Golfo Aranci Ausfluege

Hinweis:

Die angegebenen Anfahrtszeiten zu den Ausflugszielen ab Golfo Aranci sind berechnet für gute Straßen- und Wetterverhältnisse. Das kann in der Hauptsaison bei vollen Straßen natürlich anders sein und v.a. in den Bergen geht es bei schlechtem Wetter auch schon einmal deutlich langsamer voran.

Golfo Aranci: Badeort und Fährhafen

Golfo Aranci ist ein kleines ehemaliges Fischerdorf an der Nord-Ost-Küste Sardiniens. Der Name kommt vom sardischen Namen Gulfu de li Ranci – Krabbengolf – und wurde dann wohl falsch „italianisiert“ zu Golfo Aranci – Orangengolf. Der Ort liegt mitten in einer herrlichen Bucht mit zahlreichen traumhaften Stränden: Weißer Sand und türkisblaues Wasser entsprechen genau dem, was Touristen in ihrem Sardinienurlaub erhoffen. Zudem ist Golfo Aranci einer der wichtigsten Fährhäfen, wenn man vom italienischen Festland kommt. Täglich verkehrt hier die Fähre von und nach Livorno.

Am Meer in Golfo Aranci

Die Altstadt von Golfo Aranci?

Golfo Aranci ist kein historisch gewachsener Ort, hat keine richtige Altstadt. Bis weit ins 20. Jahrhundert gab es hier nur ein paar Fischerhütten, von denen einige in der Nähe des Hafens noch stehen. Ansonsten ist der Ort, der heute knapp 2500 Einwohner umfasst, sehr jung.
Dementsprechend hält sich auch die Auswahl an Besichtigungsmöglichkeiten in Grenzen. Es gibt keine alten Kirchen oder Burgen, keinen malerischen mittelalterlichen Borgo oder eine schöne Altstadt oder ähnliches. Golfo Aranci ist ein Badeort.

In der "Altstadt" von Golfo Aranci

In der „Altstadt“ von Golfo Aranci

Golfo Aranci teilt das Schicksal vieler – nicht nur italienischer – Badeorte: in der Nebensaison ist nichts los, vieles hat geschlossen. Das Angebot ist in weiten Teilen auf die Touristen ausgelegt, die in einer relativ kurzen Zeitspanne kommen. Dann ist sicher auch in Golfo Aranci – wie in anderen Badeorten – richtig viel los.
Wir selbst waren, ganz bewusst und absichtlich, in der Vorsaison hier: Ende April und Anfang Mai. In der ersten Maiwoche wurden es spürbar mehr Menschen, aber es war doch noch immer sehr ruhig. Das Wetter lud allerdings durchaus schon dazu ein auch am Strand zu liegen und zu baden, wenn auch das Meer noch sehr frisch war. Aber wer kann bei diesem Anblick schon widerstehen?

Golfo Aranci Ausflüge: Karte der Ausflugsziele

Doch nur weil Golfo Aranci in erster Linie für seine Strände berühmt ist, heißt es nicht, dass man hier nichts anderes tun könnte, als am Strand zu liegen. Das Dorf ist gut an das Straßennetz angebunden, so dass man mit einem Auto bequem Ausflüge ab Golfo Aranci unternehmen kann. Auch ohne Auto sind kleinere Ausflüge und Wanderungen im Ort selbst möglich.
Die Verbindungen mit Bus und Bahn sind dagegen wenig hilfreich. Zwar fährt ein paar Mal täglich ein Zug nach Olbia, allerdings fährt der letzte Zug bereits so früh zurück, dass man nicht einmal zum Abendessen in der Stadt bleiben könnte.

Details
Golfo Aranci Ausflüge: Anfahrt bis höchstens 2 Stunden
Mehr Infos

Mit einem Fahrrad-Icon gekennzeichnet: Ausflugsziele, die ab Golfo Aranci zu Fuß oder mit dem Rad (Mountainbike) erreichbar sind.

Mit einem Foto-Icon gekennzeichnet: Ausflugsziele, die ab Golfo Aranci in bis zu einer Stunde Fahrtzeit zu erreichen sind.

Mit einem i gekennzeichnet: Ausflugsziele, die ab Golfo Aranci in bis zu zwei Stunden Fahrtzeit zu erreichen sind

More Details

Golfo Aranci Wandern und Ausflüge vor Ort

Auch wer kein Auto hat und sich keines mieten möchte, muss in Golfo Aranci nicht nur am Strand liegen. Es gibt auch Möglichkeiten für Wanderungen bei Golfo Aranci und kleine Ausflüge vor Ort.

Pozzo Sacro di Milis (nuraghischer Brunnentempel)

Direkt hinter dem Bahnhof und dem Hafen von Golfo Aranci findet man etliche Spuren nicht mehr genutzter Zuggleise. Wer ihnen folgt, kommt Richtung Cala Moresca und Capo Figari.
Linkerhand befindet sich ein nuraghischer Brunnentempel, der etwas verlassen und versteckt neben den Gleisen steht.

Die Brunnentempel Sardiniens sind sehr eindrucksvolle Zeugnisse des Kults, den die Nuraghen um das Wasser trieben – ein auf dieser heißen Mittelmeerinsel, die so weit von jeglichem Festland entfernt ist, sehr kostbares Gut. Fast alle zeigen eine sehr elaborierte Anlage der Wasserführung und die Votivgaben, die man fand, deuten daraufhin, dass der Kult noch bis in die römische Zeit bestand.
Der äußere Bereich des Pozzo Sacro di Milis ist zwar zerstört, aber der Quellraum selbst ist noch intakt und gibt einem ein Gefühl dafür, wie diese Brunnentempel aufgebaut waren. Eine gute Möglichkeit für alle, die sich dafür interessieren, aber es nicht für einen Tagesausflug bis zu den großen Brunnentempeln wie Sa Testa, Su Tempiesu oder Su Romanzesu schaffen.

Capo Figari und Cala Moresca

Eine der beliebtesten Wanderungen in Golfo Aranci führt auf den Capo Figari. Vom Fährhafen Golfo Aranci sind es etwa 2,5 km eben dahin bis Cala Moresca, wo man einen Badestopp einlegen kann. Von hier geht es nun in Serpentinen steil bergauf für weitere 3 km bis zum Capo Figari. Dort steht die Ruine des „Semaforo“, das Observatorium von Capo Figari. Hier unternahm Guglielmo Marconi, der Entwickler der drahtlosen Telegraphie, Experimente und sandte 1932 Mikrowellen bis aufs italienische Festland – knapp 240 km entfernt.

Von hier oben bietet sich einem ein herrlicher Blick über die ganze Bucht und das Dorf Golfo Aranci.
Wer zum Sonnenuntergang hier hoch kommt, muss sich darüber im Klaren sein, dass große Teile des Abstiegs im völligen Dunkeln erfolgen werden. Taschenlampen nicht vergessen! Ebenso ist gutes Schuhwerk zu empfehlen.

Achtung! Dieses wichtige Naherholungsgebiet und Naturreservat ist inzwischen in Gefahr. Hier soll ein Luxushotel entstehen, was die Zerstörung weiter Teile dieses Gebiets und dessen Schließung für die allgemeine Öffentlicheit mit sich brächte.

In Golfo Aranci hat sich deshalb eine Initative gebildet, die dies verhindern möchte. Mehr Informationen bekommt ihr unter folgendem Link: https://www.change.org/salviamocapofigari

Englischer Friedhof (Cimitero degli Inglesi)

Auf dem Weg zum Capo Figari zweigt rechterhand ein Weg zum Cimitero degli Inglesi ab. Der Name leitet sich von einem Grab her, in dem ein englischer Matrose begraben liegt: George Bradshaw, der mit nur 18 Jahren im Jahr 1900 an Bord des Schiffes Vulcan starb.
Die anderen, die hier begraben liegen, sind allerdings keine Engländer, sondern wohl Italiener, die bei einem Unglück des Schiffes „Generoso II“ 1887 ums Leben kamen.
Der ruhig und idyllisch gelegene Englische Friedhof ist bei einem einfachen Spaziergang zu erreichen und damit ein guter Ausflug ab Golfo Aranci. Wer dem Weg noch ein Stück weiterfolgt, erreicht die kleine Bucht „Cala Greca“.


Golfo Aranci Ausflüge: Anfahrt bis 1 Stunde

Wer keine Lust auf lange Autofahrten hat, aber dennoch etwas von den historischen Überbleibseln Sardiniens sehen möchte, findet eine ganze Reihe Möglichkeiten für Golfo Aranci Ausflüge. Etwa die nuraghischen Stätten rund um Arzachena oder das guterhaltene Brunnenheiligtum Sa Testa bei Olbia.
Südlich von Olbia kann man eine mittelalterliche Burgruine und gleich daneben ein „Gigantengrab“ bestaunen.

Ausblick über Arzachena: Ein lohnenswertes Ausflugsziel ab Golfo Aranci, nicht nur aufgrund der Stadt selbst, sondern auch wegen der vielen archäologischen Stätten drumherum

Pozzo Sacro „Sa Testa“ bei Olbia (nuraghischer Brunnentempel)

Anfahrt: ca. 20 min

Der Brunnentempel Sa Testa bei Olbia, der 1938 entdeckt und in den 1960er Jahren restauriert wurde, liegt direkt im Gewerbegebiet und niemand würde hier ein nuraghisches Heiligtum erwarten. Sowohl Sa Testa als auch der Pozzo Sacro di Milis in Golfo Aranci lagen – anders als für nuraghische Brunnentempel üblich – nicht in der Nähe von nuraghischen Siedlungen, sondern relativ weit von den nächsten Siedlungen entfernt und dafür sehr nahe am Meer.
Möglicherweise dienten diese beiden Tempel als Kultstätten für verschiedene Siedlungen – auch im Austausch mit Seeleuten, die über das Meer hier ankamen.

Der Brunnentempel Sa Testa ist ein gutes Ziel für einen kurzen Ausflug ab Golfo Aranci für all die, die eine genauere Vorstellung von der Anlage um die Pozzi Sacri herum bekommen möchten. Heute noch gut erkennbar sind die vier Stufen, die hinabführen in den Hof, wo sich Sitzbänke für die Gläubigen befanden. Dieser Hof wird von einem Kanal durchquert, um überschüssiges Wasser abzuleiten, ebenso umgibt ein abgedeckter Kanal diesen Zeremonialbereich. Der Brunnen selbst befindet sich – wie auch bei den anderen Brunnentempeln – in einem runden Raum, der von einem sogenannten „Tholos“ bedeckt ist. Von einer Vorhalle mit Tischen, auf denen wahrscheinlich Votivgaben abgelegt wurden, führten einige Stufen hinab in diesen Brunnenraum, in den noch heute das Wasser strömt.

Römisches Aquädukt bei Olbia

Anfahrt: ca. 20 min

Das Römische Aquädukt bei Olbia wäre alleine, um ganz ehrlich zu sein, keinen Ausflug wert. Wenn man aber schon einmal in der Nähe ist lohnt es sich durchaus, hier einen Stopp zu machen. Sehr pittoresk stehen hier die reste einer römischen Wasserleitung in der Landschaft. Wahrscheinlich diente sie dazu, ein landwirtschaftliches Gut zu versorgen.

Achtung! GoogleMaps leitet euch in die Irre, wenn ihr als Ziel das römische Aquädukt direkt eingebt. Es will euch dann nämlich auf der nahen Schnellstraße halten und magischerweise zum Aquädukt fliegen lassen… Gebt als Adresse Via Mincio 62 in Olbia ein.

Golfo Aranci Ausflüge: Römisches Aquädukt

Römisches Aquädukt in Olbia

Castello di Pedres

Anfahrt: ca. 30 min

Nur etwa sieben Kilometer südlich von Olbia liegt das Castello di Pedres aus dem 13. Jahrhundert. Die Festung liegt auf einer felsigen Erhebung von nur etwa 60 m, die doch deutlich und markant aus der sie umgebenden Ebene herausragt. Ihr Zweck war natürlich die Kontrolle des Territoriums rund um Olbia.

Golfo Aranci Ausflüge Sardinien Olbia

Ausblick vom Castello di Pedres bei Olbia

Dieses Ausflugsziel ab Golfo Aranci erreicht ihr nach etwa 30min mit dem Auto. Das heißt, ihr erreicht den Parkplatz. Das Castello selbst ist nur zu Fuß erreichbar: ein Treppenweg führt durch und über enorme Felsen bis auf die Kuppe, wo die Festung, von der nur noch die Hauptburg erkennbar ist, regelrecht mit den Felsen, auf denen sie errichtet wurde, verschmolzen ist. Es scheint, als würden die Ruinen der bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts aufgegebenen Burg direkt aus den Felsen emporwachsen.
Sehr eindrucksvoll – ebenso wie der Ausblick in die Landschaft ringsum. Nur 400m entfernt liegt die Tomba dei Giganti Su Monte ‚e S’Abe.

Tomba dei Giganti Su Monte e S’Abe (+ Erklärung: Was sind Gigantengräber?)

Anfahrt ca. 30 min

Vom Parkplatz des oben genannten Castello di Pedres führt ein schön angelegter Spazierweg 200m weit bis zum Tomba dei Giganti Su Monte ‚e S’Abe. Man kann diese beiden Ausflugsziele ab Golfo Aranci also unschwer miteinander verbinden.

Tomba dei Giganti Su Monte ‚e S’Abe und Castello di Pedres im Hintergrund bei Olbia

„Tomba dei Giganti“ heißt übersetzt „Riesengrab“ – ein Name, den sie wegen ihrer riesigen Ausmaße erhalten haben. Allerdings handelt es sich um Gräber für mehrere Personen, ganze Sippen wurden hier oft begraben. Die Riesengräber bestehen aus einem Korridor mit angeschlossenen Grabkammern. Das Ganze wurde mit Felsplatten und Erde bedeckt. Später Verstorbene der Sippe wurden wahrscheinlich von oben bestattet, indem die Erde und eine Grabplatte entfernt wurde.

Vor dem Gigantengrab befindet sich die Exedra, ein halbrunder Vorplatz, der wohl auch kultischen Zwecken diente: Eine Reihe von Steinplatten wurden im Halbrund aufgestellt, in der Mitte ein besonders großer Stein, die Zentralstele, der im unteren Bereich eine kleine symbolische Pforte aufweist. Dies war wohl ein symbolischer Durchgang zwischen der Welt der Lebenden und der Toten, der auch für die Darbringung von Opfergaben gedacht war.

Dieser große Stein fehlt beim Tomba dei Giganti Su Monte ‚e S’Abe, dafür bietet sich hier ohne diesen Stein ein guter Einblick in den dahinterliegenden Gang. Die Grabkammer mit 28m Länge ist eine der größten auf Sardinien.
Das Gigantengrab Su Monte ‚e S’Abe wurde in zwei Schritten errichtet: Zuerst das Galleriengrab – also der überdeckte Gang – im 19. Jahrhundert vor Christus, dann im 15. Jahrundert vor Christus (in der nuraghischen Zeit) die Exedra mit der Zentralstele. Das heißt, dass die Nuraghen ältere Grabmonumente aus monolithischer Zeit offenbar weiternutzten und erweiterten.

Arzachena und Umgebung

Anfahrt: ca. 40 min

Wer an der Costa Smeralda oder in Golfo Aranci Urlaub macht und keine Lust hat, weit ins Landesinnere zu fahren, kann rund um Arzachena einen guten Einblick in die sardische Vorgeschichte und Archäologie bekommen. Denn hier gibt es mehrere nuraghische und vornuraghische Stätten zu bestaunen: Drei Gigantengräber, zwei Nuraghen, eine nuraghische Kultstätte (das „Tempelchen“ Malchittu) und die etwa 6000 Jahre alte neolithische Nekropole Li Muri.
Es gibt ein Sammelticket mit gestaffelten Preisen, je nachdem, wie viele Stätten man besichtigen möchte, das eine Woche lang gültig ist. Wir haben uns alle sieben an einem Tag angeschaut (auf das Museum in Arzachena aber verzichtet).

Die meisten dieser Ausflugsziele rund um Arzachena lassen sich auch leicht besichtigen, wenn man nicht so gut zu Fuß ist – lediglich der Tempel Malchittu erfordert eine Wanderung von etwa 2 km (einfach) und am Ende einige Kletterei über große Felsen. Gutes Schuhwerk ist notwendig! Wer nicht gut zu Fuß ist, kann sich das Ticket für Malchittu gleich sparen und sich dafür die anderen sechs Ausflugsziele ansehen.
Allerdings muss ich sagen, dass der Tempietto Malchittu mein Favorit unter den sieben Ausgrabungsstätten war.

Tempietto Malchittu

Gigantengrab Li Lolghi Einblick in den Gang hinter der Zentralstele

Nach der Besichtung der sieben archäologischen Stätten kann man dann noch Arzachena einen Besuch abstatten. Besonders schön sind die Stufen, die zur Kirche Santa Lucia hinaufführen: Jedes Jahr werden sie von einem anderen Künstler gestaltet.
Anschließend blieben wir noch zum Abendessen in der Stadt, bevor wir nach Golfo Aranci zurückfuhren.

Altare Rupestre di Santo Stefano und Nekropole mit Domus de Janas bei Oschiri

Anfahrt ca. 55 min

Nur knapp zwei Kilometer außerhalb des kleinen Städtchens Oschiri liegt ein weiteres sehr beeindruckendes Ausflugsziel Nordsardiniens: Der Altare Rupestre di Santo Stefano. „Altare Rupestre“ bedeutet übersetzt so viel wie „Felsenaltar“. Dass es ein Felsen ist, ist sicher – etwa zehn Meter lang und mit zahlreichen Vertiefungen, Kreisen, Mulden, die von Hand in den Felsen getrieben wurden. Ob er als Altar diente, ist dagegen ungewiss. Über seinen Zweck weiß man nicht viel, aber die ganze Umgebung muss eine große kultische Bedeutung haben, denn er befindet sich in einer Nekropole mit Kammergräbern, die in den Felsen getrieben wurden (auf Sardinien nennt man diese Form der Gräber „Domus de Janas“, übersetzt „Feenhäuser“). Die Anlage der Nekropole stammt aus dem Neolithikum, also aus vornuraghischer Zeit (um 3500-2700 vor Christus), der Zeit der sogenannten Ozieri-Kultur, der Altar selbst ist schwer datierbar. Manche vermuten sogar, die gesamte Bearbeitung stamme erst aus byzantinischer Zeit. Andere gehen davon aus, dass es sich um ein neolithisches oder nuraghisches Heiligtum handelt.

Der Altare Rupestre Santo Stefano direkt gegenüber der gleichnamigen Kirche

Neben dem „Altare Rupestre“ gibt es noch eine Reihe weiterer Steine, die mit rechteckigen oder schalenförmigen Vertiefungen versehen sind. Unter anderem gibt es die sogenannte „Meridiana“ mit zwölf schalenartigen Vertiefungen, die kreisförmig um eine größere runde Vertiefung angelegt sind.
All diese bearbeiteten Felsen zu suchen gleicht einer Schnitzeljagd, ist aber kein Vergleich mit dem Suchen der Felsengrabkammern in der Umgebung, die wirklich gut versteckt sind.

Der Name „Santo Stefano“ leitet sich von der kleinen Kirche des Heiligen Stephanus her, die hier 1492 errichtet wurde.  Es wird angenommen, dass es weitaus ältere Vorgängerbauten gegeben hatte, etwa aus byzantinischer Zeit.
Die Lage der Kirche und auch zwei weitere Details an der Fassade legen die Vermutung nahe, dass die Kirche möglicherweise wirklich als christlicher Kontrapunkt in einem heiligen heidnischen Gebiet errichtet wurde: Zum einen wurde sie direkt gegenüber des Altars erbaut, zum anderen sind zwei Steingesichter in die Fassade eingefügt, die als Darstellunegn der Göttin Astarte gedeutet werden (eine aus Syrien stammende Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin, die dann wohl mit dem Römern auf die Insel Sardinien kam). Die Inschrift, die bei einem der beiden Steinköpfe in die Kirchenfassade eingelassen wurde, stammt allerdings aus dem Mittelalter und hat wahrscheinlich einen christlichen Inhalt (Quelle).
In den Felsenaltar sind zudem Kreuze eingearbeitet worden, die mit großer Wahrscheinlichkeit in byzantinischer Zeit hinzugefügt wurden.

Der Fahrweg zur Kirche, zum Felsenaltar und der Nekropole ist mit einem Tor verschlossen. Daneben ist aber Platz für Fußgänger, um am Tor vorbeizugehen.


Golfo Aranci Ausflüge: Anfahrt bis 2 Stunden

Mit bis zu zwei Stunden Fahrtzeit kommt man schon recht weit ins Landesinnere der Insel. Hier gibt es zahlreiche höchstbeeindruckende Ausgrabungsstätten aus prähistorischer Zeit und einen der bedeutendsten Nuraghen. Da wir so viele Ausgrabungsstätten in dieser Gegend besichtigen wollten, blieben wir für eine Nacht in Bono in einem Bed&Breakfast, um uns einen Tag Anfahrt zu sparen. Einige der unten vorgestellten Ausflugsziele ab Golfo Aranci lassen sich gut für einen Tagesausflug kombinieren. Näheres dazu bei den einzelnen Punkten.
Etwas nördlich lockt die belebte Studentenstadt Sassari und direkt dahinter der vorgeschichtliche Altar Monte d’Accoddi.

Altare Monte d’Accoddi bei Sassari mit dem neolithischen Opferstein(?): ein lohnenswertes Ausflugsziel ab Golfo Aranci, auch wenn die Anfahrt fast 2 Stunden beträgt

Ausgrabungsgelände Su Romanzesu

Anfahrt: ca. 1:30 Stunden

Su Romanzesu ist ein „nuraghischer Komplex“, ein großes Ausgrabungsgelände, auf dem es eine ganze Reihe von Bauwerken zu besichtigen gibt: ein ganzer Tempelbezirk mit zahlreichen umgebenden Wohnhütten wurde hier freigelegt, viele weitere Gebäude – davon gehen die Archäologen aus – warten noch immer auf ihre Ausgrabung und Untersuchung.

Die Siedlung selbst entstand in der späten Bronzezeit (im 14. / 13. Jahrhundert vor Christus), ab dem späten 13. Jahrhundert vor Christus entwickelten sich dann mehrere religiöse Kultstätten, darunter rechteckige Tempel, ein eigenartiges labyrinthähnliches Gebäude, dessen Zwecke nicht völlig bekannt sind, und ein Brunnentempel mit einem insgesamt 48m langen Zeremonialbereich!
Das Gelände ist sehr groß und man kann hier gut mehrere Stunden zubringen. Als wir ankamen, waren wir die einzigen Besucher.
Für fast acht Jahrhunderte war diese Ansammlung an Kultstätten in Nutzung – ab dem 7. Jahrhundert vor Christus zogen sich die Nuraghen dann von hier zurück. Man vermutet, dass Su Romanzesu in dieser langen Zeit eine Art religiös-zeremonielles Zentrum für mehrere Siedlungen der Gegend bildete.

Su Romanzesu lässt sich gut mit Su Tempiesu verbinden. Die Fahrt zwischen den Ausflugszielen beträgt etwa 40 min. Gut geeignet für einen Tagesausflug ab Golfo Aranci.

Brunnentempel Su Tempiesu

Anfahrt: ca. 1:45 Stunden

Der Brunnentempel Su Tempiesu liegt gut versteckt im Inneren der Insel. Immer kleiner und kleiner werden die Straßen und Sträßchen, die uns zu ihm führen – die letzte Straße ist wirklich schmal und führte ohne Leitplanken am Abrund entlang. Das letzte Stück war dann für Wohnmobile und Camper gesperrt, sie mussten dort parken. Ist man angekommen und hat sein Ticket gelöst, steht noch eine kleine Wanderung bevor: Etwa 130 Höhenmeter wollen noch zu Fuß überwunden werden.

Doch die Anreise zu diesem Ausflugsziel ab Golfo Aranci lohnt! Su Tempiesu ist einer der besterhaltenen Brunnentempel Sardiniens und der einzige, dessen ursprüngliche Konstruktion noch erhalten ist. Und obendrein ein wirklich magischer Ort. Erst 1953 wurde er bei Arbeiten entdeckt.

Erbaut wurde der Tempel aus Vulkansteinquadern, die nirgends im Umkreis vorkommen und von weither herangeschafft worden sein mussten.
Von einer Vorhalle führt eine Treppe in den Brunnenraum, wo heute noch das klare Wasser steht – so wie wir es bereits bei den Brunnentempeln in Golfo Aranci und Olbia gesehen hatten. Von dort fließt das Wasser dann über einen Kanal über den Boden der Vorhalle in ein weiteres Becken an der Begrenzungsmauer. Auch dort gibt es wieder eine Überlaufrinne, die das Wasser weiterleitet – ein ausgeklügeltes System der Wasserführung, seit knapp 3000 Jahren funktionstüchtig.
Die Votivgaben, die gefunden wurden, stammen au sder Zeit zwischen dem 12. und 9. Jahrhundert vor Christus.

Su Tempiesu lässt sich gut mit Su Romanzesu verbinden. Die Fahrt zwischen den Ausflugszielen beträgt etwa 40 min. Gut geeignet für einen Tagesausflug ab Golfo Aranci.

Foresta Burgos mit dem nuraghischen Dorf Costa und Gigantengrab S’Unnighedda

Anfahrt: ca. 1:40 Stunden

Dies ist wiederum ein Ort, an den ich von Golfo Aranci aus keinen Ausflug unternehmen würde, um NUR diesen Ort zu besuchen. Da wir aber sowieso in der Gegend waren, wollten wir uns einige der archäologischen Anlagen ansehen, die sozusagen noch in der freien Wildbahn auf Sardinien in großer Zahl vorhanden sind.

Im Foresta Burgos ist es möglich, ein nuraghisches Dorf mit Brunnentempel und ein Gigantengrab sozusagen im Zustand VOR der archäologischen Ausgrabung und Untersuchung zu sehen. Gerade das Gigantengrab konnte man nur erahnen und wir hätten es niemals gefunden, wenn wir nicht wie beim Geocachen dem GPS-Gerät gefolgt wären (wir haben uns dabei an der Lokalisierung auf GoogleMaps orientiert). Bedauerlich, wenn man bedenkt, wie viele archäologische Schätze dieser Art in Sardinien noch auf ihre Freilegung, Untersuchung und wahrscheinlich auch Rettung warten. Wie so oft fehlt auch hier das Geld.

Umso mehr lernt man an Orten wie diesem zu schätzen, welche Arbeit die Archäologen und Archäologinnen an den anderen archäologischen Stätten der Insel geleistet haben.

Nuraghe Santu Antine

Anfahrt: ca. 1:30 Stunden

Der größte Nuraghenkomplex Sardiniens, Su Nuraxi, ist für einen Golfo Aranci Ausflug zu weit. Aber mit dem Nuraghen Santu Antine gibt es eine gute Alternative: Bei einem Tagesausflug ab Golfo Aranci kan man hier einen der größten und bedeutendsten Nuraghen der Insel besuchen.


Der Nuraghe Santi Antine besteht aus einem ehemals 25m hohen Hauptturm in der Mitte der Anlage und drei Nebentürmen – jeweils etwa 42m voneinander entfernt – die ein gleichschenkeliges Dreieck um den Hauptturm bilden. Das Ganze ist durchzogen von einem komplexen System aus Gängen, Treppen und Terrassen, durch die man heute streifen kann. Darum herum gruppieren sich mehrere Wohnhütten.

Erbaut im 15. Jahrhundert vor Christus wurden in römischer Zeit (ab dem 2. Jahrhundert vor Christus) noch einige Veränderungen vorgenommen und schließlich dort eine Villa rustica (ein römisches Landgut) errichtet.

Der Nuraghe befindet sich im sogenannten „Tal der Nuraghen“, denn hier gibt es eine ganze Menge dieser Bauwerke, drei alleine gleich in der Nähe. Unter anderem gibt es den Nuraghe Longu Torralba, der vom Parkplatz bei Santu Antine fußläufig zu erreichen und frei zu besichtigen ist.
Es gibt zwar viele Nuraghen in Zentralsardinien, aber nicht alles, was etwa auf Google Maps verzeichnet ist, lässt sich auch besichtigen. Unser Plan, einfach mal Nuraghen anzufahren, endete recht bald an großen Toren und Zäunen. Auch beim Nuraghen Longu Torralba gibt es wohl jemanden, der kein Interesse daran hat, dass er besucht wird, zumindest schien sich der Vandalismus recht gezielt auf Hinweis- und Informationsschilder zu konzentrieren. Schade…

Santu Antine lässt sich gut mit Sant‘ Andria Priu verbinden. Die Fahrt zwischen den Ausflugszielen beträgt etwa 15 min. Gut geeignet für einen Tagesausflug ab Golfo Aranci.

Golfo Aranci Ausflüge Tal der Nuraghen

Ausflüge ab Golfo Aranci: Nuraghe Longu Torralba

Necropole Sant’ Andrea Priu

Anfahrt: ca. 1:40 Stunden

Die Nekropole Sant‘ Andrea Priu ist ein Ausflugsziel, dass sich bei einem Ausflug ab Golfo Aranci gut mit dem Nuraghen Santu Antine verbinden lässt.
Hier bewegen wir uns in einer Zeit VOR den Nuraghen, denn die Kammergräber, die hier in den Felsen getrieben wurden, stammen aus der Zeit zwischen 3500 und 2700 vor Christus! Unglaubliche 5000 Jahre ist diese Nekropole also alt.

Das größte Grab enthält nicht weniger als 18 Grabkammern. Dessen Name „Tomba del capo“ (auf deutsch etwa „Häuptlingsgrab“) leitet sich daher, dass man früher davon ausging, ein solch großes Grab müsse einem Anführer vorbehalten gewesen sein. Heute hat man diese Theorie allerdings verworfen – wahrscheinlich wurden hier zahlreiche Menschen begraben. In der Spätantike und in byzantinischer Zeit (7. – 9. Jahrhundert nach Christus) wurden die Gräber als christliche Kultstätten genutzt, wovon noch die Reste der Ausmalung zeugen.

Der ausgehölte Fels, der auf dem Felsplateau über der Nekropole steht, mag bei den Christen als Glockenturm gedient haben. Andere Theorien interpretieren ihn als Überrest eines steinernen Stiers und als Teil der vorgeschichtlichen Nekropole.

Sant‘ Andria Priu lässt sich gut mit Santu Antine verbinden. Die Fahrt zwischen den Ausflugszielen beträgt etwa 15 min. Gut geeignet für einen Tagesausflug ab Golfo Aranci.

Sassari

Anfahrt: ca. 1:40 Stunden

Sassari hat über 130.000 Einwohner und ist damit nach Cagliari im Süden die zweitgrößte Stadt Sardiniens. Es gibt hier auch eine Universität und obwohl wir am Nachmittag in der „toten Zeit“ hier waren, gefiel uns das Leben in den Straßen. Die Stimmung war einfach gut. Wir bedauerten ehrlich, nicht über Nacht zu bleiben und die Stadt am Abend erleben zu können.

Golfo Aranci Ausflüge: In der Altstadt von Sassari

Im Restaurant „L’Assassino“ aßen wir dann deftige sardische Küche – so ganz anders als die feine Meeresküche in den schicken Lokalen in Golfo Aranci. Denn hier in Sassari serviert man uns Esel- und Pferdefleisch.

Der Besuch von Sassari lässt sich gut mit einer Besichtigung des Altarbergs Monte d’Accoddi verbinden. Die Fahrt zwischen den Ausflugszielen beträgt etwa 20 min. Gut geeignet für einen Tagesausflug ab Golfo Aranci. Wir haben zuerst den Monte d’Accoddi besichtigt und sind dann weiter nach Sassari gefahren, um dort zu Mittag zu essen und den Nachmittag zu verbringen. Man kann von dort aber auch für einen Badestopp weiter ans Meer fahren.

Monte d’Accoddi

Anfahrt: ca. 1:50 Stunden

Kurz hinter Sassari gelegen befindet sich dieses sehr eindrucksvolle Ziel für einen Ausflug ab Golfo Aranci: Der „Altar“ von Monte d’Accodi. Auch hier bewegen wir uns wieder in vornuraghischer Zeit!

Auf dem Kultbezirk einer steinzeitlichen Siedlung, deren Menhir und (wahrscheinlich) Opferstein in den heutigen Tempelberg inkludiert wurden, wurde um 4000-3600 vor Christus – während der sogenannten „Ozieri-Kultur“ – ein Plateau errichtet, auf das eine Rampe führte. Darauf stand ein Tempel – man vermutet, es sei ein Muttergöttinnen-Kult gewesen.
Um 3000-2600 vor Christus wurde der ganze Komplex dann noch einmal überbaut – so wie man ihn heute sieht: Mit einem weiteren Plateau, so dass ein pyramidaler Komplex entstand.
Der Monte d’Accoddi ist einer der rätselhaftesten Überreste der vornuraghischen Kultur auf Sardinien, besonders aufgrund der Einzigartigkeit der Anlage, nicht nur auf Sardinien, sondern im ganzen Mittelmeerraum. Ähnlichkeiten mit mesopotamischen Bauwerken (den Zikkurats) hat man immer wieder festgestellt, ohne dass man wirklich eine Verbindung hätte herstellen können.

Die Besichtigung des Altarbergs Monte d’Accoddi lässt sich gut mit einem Besuch von Sassari verbinden. Die Fahrt zwischen den Ausflugszielen beträgt etwa 20 min. Gut geeignet für einen Tagesausflug ab Golfo Aranci. Wir haben zuerst den Monte d’Accoddi besichtigt und sind dann weiter nach Sassari gefahren, um dort zu Mittag zu essen und den Nachmittag zu verbringen. Man kann von dort aber auch für einen Badestopp weiter ans Meer fahren.


Infos über sardische Archäologie

Wer sind eigentlich die Nuraghen? Was ist die Ozieri-Kultur? Und was sind Gigantengräber?
Hier in diesem Abschnitt verweise ich auf Artikel und Videos, in denen diese und ähnliche Fragen beantwortet werden.

Kulturenfolge Sardiniens von J. E. Walkowitz. Übernommen von WikicommonsLizenz: CC BY-SA 3.0

Sehr spannend und lehrreich sind außerdem die kurzen, nur wenige Minuten langen, Videos der Staatlichen Museen zu Berlin, die im Rahmen einer Ausstellung über Sardinien entstanden sind:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


Weiterlesen über Antike und Archäologie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit dem Absenden deines Kommentars erlaubst Du mir das Speichern deines Kommentars, deines Namens, der E-Mail-Adresse (nicht öffentlich) und einer etwaig eingegebenen URL. Nähere Hinweise findest Du hier.