Es gibt Orte, an denen fahre ich dutzende Male vorbei. Mit Bassano del Grappa war es so. Freundinnen schwärmten mir schon lange von der kleinen Stadt Venetiens vor, die sich nicht weit entfernt von Treviso und Padua befindet. Und irgendwann blieb ich dann mal stehen. Mit dem Rad. Unterwegs am Fernradweg München-Venezia. Eigentlich hätte es nur ein kleiner Stopp am Morgen sein sollen. Dann wurde mehr daraus. Ich wurde Teil der engen Gassen und ließ mich treiben.
Inhalt
Ponte degli Alpini – die berühmteste Sehenswürdigkeit von Bassano del Grappa
Am Morgen war es noch ruhig und der Blick auf den Berg Monte Grappa klar. Die Gelegenheit ist perfekt, um ein paar schöne Fotoaufnahmen vom Highlight der Stadt zu erhaschen – die Brücke am Fluss. Für diese ist Bassano del Grappa bekannt. Wer Zeit hat, spaziert von der Viale die Martiri, einer Allee, deren Bäume in Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Form eines Helmes geschnitten sind, über die großen Plätzen bis hinunter zum Flussufer der Brenta. Die Holzbrücke mit dem Namen Ponte Vecchio wird von den Einheimischen Ponte degli Alpini genannt und ist inzwischen das Wahrzeichen der Stadt. Erbaut nach Entwürfen von Andrea Palladio im 13. Jahrhundert. Der Architekt prägte mit seinen prachtvollen Villen die Umgebung. Die Brücke selbst wurde immer wieder erneuert. Deshalb trägt sie nicht so offensichtlich Palladios Handschrift. Beeindruckend ist sie trotzdem, wie sie die Stadtteile miteinander verbindet.
Wer unten am Flussufer steht und genau hinsieht – oder das Zoom seiner Kamera ausfährt – kann im Holz noch einige Einschusslöcher erkennen. Diese erinnern an den Ersten Weltkrieg. Denn die Stadt war die Heimat der Gebirgsjäger, die sogenannten Alpini. Sie kämpften am Monte Grappa an der Front. Tausende italienische und österreichische Soldaten ließen hier ihr Leben. Ein Denkmal am Gipfel des Monte Grappa erinnert daran. Für die Einheimischen ist das ein wichtiger Teil der Geschichte. Besucher, die hingegen auf der Jagd nach schönen Fotomotiven sind, wandern im Frühling auf den Monte Grappa, wenn entlang des Weges die vielen Kirschbäume blühen. Ich selbst habe es jahreszeitlich noch nicht geschafft, aber Einheimische schwärmten davon.
Bassano del Grappa: Keramik und Schnaps
Keramik und Schnaps. Beides ist mit der Stadt verbunden und prägte sie wirtschaftlich. Mehr über die Tradition der Keramik erfahre ich im Keramik-Museum, von dessen Terrasse wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt, den Fluss und die Brücke haben. In den Gassen rund um das Museum finden sich auch noch einige kleine Shops der Werkstätten, in denen es nette Mitbringsel aus Keramik zu kaufen gibt. An die 400 Keramik-Werkstätten soll es in der Umgebung noch geben. Da wir aber mit dem Rad unterwegs sind, lassen wir das Shoppen diesmal. Nur ein wenig Proviant vom Markt darf mit auf dem Gepäckträger. Samstag Vormittag findet nämlich immer der Wochenmarkt auf der Piazza della Liberta statt. Und dieser hat noch ein wenig den Charme vergangener Tage. Denn neben frischen Obst und Gemüse baumeln auch Oma-Unterhosen und dicke Socken auf den Leinen der Marktstände. Auch selbst gebrannten Grappa gibt es zu kaufen.
Allerdings hat die Stadt ihren Namen nicht vom Schnaps, sondern vom Berg. Aber das ist wohl egal. Die Familien betreiben seit Generationen Destillerien in der Stadt. Es gibt sogar ein eigenes Grappa-Museum in der Destillerie von Familie Poli. Allerdings liegt diese etwas außerhalb des Zentrums. Um eine Verkostung kommen wir ausnahmsweise herum, weil wir mit dem Rad noch ein Stückchen zu Fahren haben. Aber sonst ist ein Stamperl Pflicht. Vor allem, wenn jemand über Nacht bleibt. Früher wurde der Grappa von den Bauern auch als Medizin und Desinfektionsmittel eingesetzt. Heute kommt er nicht mehr so rau daher, sondern wird oft verfeinert und schmeckt manchmal auch leicht süßlich. Passend zum Charme der Stadt.
Mezzo&Mezzo: Aperitivo in Bassano del Grappa
Am späten Nachmittag wird zum Aperitivo ausgerückt. Der ist bei der Brücke besonders idyllisch. Bestellt wird jedoch nicht der klassische Aperol, sondern ein Mezzo&Mezzo. Das Kultgetränk aus Bassano stellt mir das erste Mal Sabrina Balin vor. Sie ist in der Stadt aufgewachsen und kennt ihre Eigenheiten.
Einen Abstecher ins Museum ins Franziskanerkonvent in der Stadt oder einen Blick in die Kirchen mit den Fresken sowie Kunstschätzen kann ich auch empfehlen. Hinter den Fassaden versteckt sich Prachtvolles. Manche meinen ein Tag reicht für Bassano del Grappa aus. Doch die Stadt einen entschleunigenden Charakter. Daher sollte man sich ruhig mehr Zeit nehmen für das Umher schlendern, im Café sitzen und schauen.
Weiterlesen über Bassano del Grappa
In meiner neuen Reihe „Italien mal anders“ stellen Blogger in unregelmäßigen Abständen sehenswerte Orte in Italien vor, die unter dem Radar der meisten Italien-Reisenden fliegen. Hier schrieb Anita auf Reisen über Bassano del Grappa.
Anita hat als waschechte Österreicherin ihr Basislager im Dreiländereck von Kärnten, Slowenien und Friaul-Julisch-Venetien aufgeschlagen. Einer der vielen Gründe, warum sie sich mit ihrem Reiseblog Anita auf Reisen auf den Alpen-Adria-Raum fokussiert. Am liebsten mit viel Genuss, Natur und Kultur. Manchmal auch per Rad und SUP-Board.
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hach <3 diese art von italien, die ich grad so sehr vermisse. schön! so schön!
Mir gehts genauso 🙁 Nächste Woche ginge eigentlich mein Zug… aber solange noch keine Züge fahren… *seufz* Mal sehen, vielleicht macht Österreich ja doch auf nach dem 15.
Ich wohne ganz in der Naehe von Bassano und finde Ihren Artikel super interessant und wirklich gut geschrieben!! 🙂
Danke schön. Das freut mich. Das gebe ich gerne an die Gastautorin weiter 🙂