Die kleine Stadt Montagnana liegt in der Provinz Padua, fast genau jeweils eine Stunde entfernt von Verona, Vicenza, Ferrara und Mantua. Bereits im 10. Jahrhundert begann man mit dem Bau von Verteidigungsmauern; was wir heute sehen stammt aus dem späten Mittelalter.
24 sechseckige Türme (ca. 40 m ist der älteste und höchste Turm) unterbrechen immer wieder das bis zu 8 m hohe Mauerwerk und es gibt in jeder Himmelsrichtung Einfahrtstore in die Stadt.
Wie fast alle Städte mit historischem Stadtkern in Italien geht der eigentliche Ursprung bereits auf die Römer zurück. Die 2 km lange sehr gut erhaltene Mauer sollte den Ort, der mehrfach zerstört wurde, schützen und wurde deshalb immer wieder erhöht und verstärkt. Innerhalb der Mauern findet man enge Gassen, Arbeiter- und Bürgerhäuser, aber auch einige sehr schöne Palazzi im kleinen aber feinen Zentrum, das absolut einen Besuch wert ist.
Montagnana Sehenswürdigkeiten
Das Castel San Zeno
Die Anlage war keine Burg zum Wohnen für Edelleute, sondern diente der Unterbringung von Soldaten im Winter; im Sommer waren die Räume ein Hanf Depot für Seil- und Segelmacher.
Früher war die ganze Stadt von einem Wassergraben umgeben, was sicher viele von euch bei unterschiedlichsten Festungsanlagen schon gesehen haben. Neu für mich war jedoch, dass die großen Flügel-Tore mit umgedrehten Scharnieren befestigt wurden, damit das Aushängen durch Feinde erschwert wird. Einfach, aber sehr effektiv!
Im Hauptgebäude befindet sich für alle, die mehr über die Geschichte von Montagnana wissen wollen, das „Museo Civico Antonio Giacomelli“.
Piazza Vittorio Emanuele II.
Natürlich gibt es auch einen Hauptplatz – hier genannt „Il Listón“ (für Promenade). In Montagnana könnte man mit Diagonalen die Stadtmauer-Eckpunkte verbinden und würde genau hier kreuzen. Unbedingt zu beachten sind die Einlegearbeiten am Boden – ähnlich jenen am Markusplatz in Venedig.
Was wäre eine Piazza Vittorio Emanuele II. ohne eine Statue des Namensgebers und ersten Königs von Italien? Ungewöhnlich fand ich, dass dieser der Kirche den Rücken zudreht, aber vielleicht hatte das weltanschauliche Gründe, wer weiß?!
Duomo S. Maria Assunta
Was mir erst bei meiner 3. Montagnana-Reise aufgefallen ist, ist die Position der Kathedrale. Obwohl, wie in alten Stadtstrukturen üblich, fast alle Straßen längs und quer ausgerichtet sind, steht dieses Gotteshaus diagonal zum Platz. Die Baumeister hielten sich ohne Rücksicht auf die anderen Gebäude strickt an die übliche Ost-Ausrichtung von Kirchen, wobei der Ort an sich natürlich gewachsen ist. Geht man auf das Portal zu, so kann man durch die Schrägstellung nicht nur den Eingang, sondern auch eine der Seiten gut betrachten.
Erbaut wurde diese Kathedrale im 15. Jahrhundert – außen im gotischen und innen im frühen Renaissance-Stil. Achtet bei einem Besuch auf die Renaissance Gemälde, darunter auch einige Werke des bekannten Malers Giorgione („David mit Goliath“ oder „Judith und Holofernes“). Besonders schön fand ich die Rosenkranzkapelle mit ihrem mysteriösen astrologischen Fresko aus dem 15. Jahrhundert. Obwohl Montagnana „nur“ ca. 9.000 Einwohner hat, sind 5 Kirchen im Stadtgebiet zu besichtigen (manche leider nur von außen).
Die Palazzi rund um den Hauptplatz
Vom Hauptplatz aus Richtung Porta Vicenza kommt man zu einem sehr schönen Palazzo – dem Palazzo Pomello Chinaglia – der auf Anfrage auch besichtigt werden kann.
Den Aufzeichnungen zufolge wurden die Grundsteine für diesen Palazzo bereits im 13. Jahrhundert gelegt und es gab im Laufe der Zeit unterschiedliche Besitzer, wovon ich nur einen erwähnen möchte: Condottiere Erasmo da Narni, genannt Gattamelata. Er schuf berühmte Donatello-Bronzestatue vor der „Basilika des Heiligen Antonius“ in Padua.
Weitere Palazzi rund um die Piazza Vittorio Emanuele II. sind
- Der Palazzo Zanella mit den grünen Fensterläden und den Blumenkronen-Kaminen,
- der Palazzo Valderi,
- der Palazzo Santini (mit den Medaillons von Mazzini und Garibaldi),
- die Monte della Pietà und
- das besonders schöne Eckgebäude, das alle Besucher faszinieren wird.
Die meisten Palazzi stammen aus dem Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts.
Sehr hübsch fand ich noch den Palazzo Magnavin-Foratti, etwas abseits vom Hauptlatz. Die 5-teiligen Fenster und die kleinen Balkone im Obergeschoss sind wirklich reizend!
Rocca degli Alberi
Die Portale durch die Verteidigungsmauern haben alle Namen. Ich will aber nur die „Festung der Bäume“ herausgreifen. Sie wurde bereits im 12. Jahrhundert errichtet und im 14. Jahrhundert zur Abwehr gegen die Saliger von Verona erweitert.
Der Komplex besteht aus drei Gebäuden: Hauptturm, Wachturm und Eingangshalle. Nicht nur für Kinder interessant zu beobachten sind die Zugbrücke, die Falltüren und die Details bei den Toren. Betrachtet unbedingt die schönen Verzierungen der Wappen, bestehend aus dem Wagen (Wappen von Francesco I. da Carrara), dem Antoniter-Kreuz (Symbol für Padua) und einem Mohr mit Hörnern samt geflügeltem Helm (Francesco il Vecchio).
Castello Bevilacqua
Wer hier in der Gegend romantisch nächtigen möchte, dem sei das „Castello Bevilacqua“ mit seiner wechselvollen Geschichte ans Herz gelegt. Doch nicht nur nächtigen kann man hier! Geführte Schlossbesichtigungen inklusive eines Besuches des hauseigenen Folter Museums werden angeboten. Natürlich kann man auch als externer Gast im Restaurant dinieren, wobei ich empfehle, dies NICHT am Wochenende zu tun, denn dieses Schloss wird verständlicherweise sehr häufig für Hochzeiten gebucht.
Weitere Tipps für Montagnana: Essen, Parken, Ausflüge
Gastronomische Highlights
Neben der Schinkenfabrik „Salumeria Brianza“ gibt es einen Feinkostladen, den man gesehen haben muss! Die „Gastronomia Enoteca Zanini“ befindet sich in der Via Giacomo Matteotti 21. Wer eher ein Freund von Süßem ist, der muss zur „Pasticceria Cuccato“ in der Via Carrarese 5. Speiselokale haben wir inzwischen mehrere ausprobiert und ich kann euch versichern: ich würde in jedes einzelne wieder gehen! Schwieriger wird es meist, wenn man gemütlich abends noch einen Drink möchte. Hier lautet meine Empfehlung ganz klar: „New Lounge Bar Wine e Dinner“. Hier habe ich mich überhaupt nicht wie eine Touristin gefühlt und das mag ich!
Parken in der Stadt Montagnana?
Städte wie diese sind am einfachsten mit dem Auto zu erreichen. In Zentrumsnähe einen Parkplatz zu finden, ist keine Schwierigkeit. Am Wochenende ist parken sogar kostenfrei! Nur im Sommer müssen die Autos der Gäste vor der Stadtmauer bleiben, also achtet auf das Zeichen „ZTL“, damit ihr von der Stadtverwaltung kein teures Schreiben heimgeschickt bekommt…
Was gibt es in der Gegend um Montagnana zu sehen?
Vielleicht wollt ihr aus einer Stadtbesichtigung einen ganzen Urlaub machen? Dann habe ich folgende Empfehlungen für euch:
- Villa Capra Valmarana „La Rotonda“ bei Vicenza
- Villa Vescovi in Luvigliano di Torreglia
- Der Garten der Villa Valsanzibio in Galziano Terme
- Villa Pisani in Stra
- Die Gärten vom Castello die San Pelagio in Due Carrare
- Das Luftfahrtmuseum im Castello di San Pelagio
- Castello di Soave
Für mich ist es zweifellos klar, warum Montagnana eines der schönsten Dörfer in Venetien ist!
Mehr über Montagnana bei Elena
- Montagnana und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten
- Mehr Sehenswürdigkeiten & gutes Essen in Montagnana
In meiner neuen Reihe „Italien mal anders“ stellen Blogger in unregelmäßigen Abständen sehenswerte Orte in Italien vor, die unter dem Radar der meisten Italien-Reisenden fliegen. Hier stellte Elena Montagnana vor.
Elena aus Salzburg besucht auf ihren Cabrio-Reisen historische Schönheiten in Nord-Italien. Burgen, Schlösser und Villen, bekannte aber auch kleinere Städte abseits der üblichen Touristenpfade haben es ihr angetan. Zusätzlich erfährt man auf ihrem Blog verliebt-in-italien.at einiges über Feste, Unterkünfte und Restaurants, die zum Wiederkommen verleiten.
Mehr Tipps, um Italien mal anders zu erleben
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- Ein Kurztrip nach Trieste
- Genua, mehr als Hafen und Industrie
- Sogliano al Rubicone: Käse und Musik in der Emila Romagna
- Bassano del Grappa mit der Brücke am Fluss
- Turin: Der Geheimtipp für Kulturfans
- Vergiss Pompeji – Ein Besuch in der Villa Oplonti
- Die Tempel von Paestum: Ein Hauch Griechenland in Kampanien
- Der Monte Sant‘ Angelo auf dem Gargano
- Alternative Tipps für Geschichtefans in Rom
- Castello – Venedigs stiller Osten
- Fiesole: Mein magischer Ort hoch über den Dächern von Florenz
- In der Kartause von Florenz (Certosa di Firenze)
- Prato Sehenswürdigkeiten: Ein Spaziergang
- Venetien Rundreise: Mit dem Zug durch die Städte Norditaliens
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- 9 Sehenswürdigkeiten, die man in Padua gesehen haben muss
- Vicenza: Sehenswürdigkeiten in der Stadt des Palladio
- Brisighella Sehenswürdigkeiten: Ein Borgo in der Emilia-Romagna
- Basilikata: Kurztrip in den unbekannten Süden Italiens
Das ist ja ein ganz wunderbarer Tipp abseits der touristischen Hotspots. Ich lese Deine Serie mit Begeisterung und habe schon einige Orte auf meiner Liste für den nächsten Italien-Besuch notiert.
Liebe Grüße von Sanne
Das freut mich, dass dir die Reihe so gut gefällt, wie mir. Ich hab jetzt selbst schon einige neue Ziele auf der Liste…
Ich verstehe das richtig, die Stadtmauer ist noch komplett erhalten? Kann man auf die Türme hoch und den Ausblick auf die Stadt genießen?
Besonders mag ich es, die kleinen Orte fernab des Massentourismus zu erkunden, genau das ist ja hier der Fall.
Liebe Grüße, Katja
Uhh, das weiß ich gar nicht, ob man überall so hoch kann. Ich werd mir die Stadt selber erst mal anschauen 🙂
Hallo Ilona,
einen schönen Blog hast Du: informativ, lebendig, sprachlich gelungen, gut recherchiert, aufmerksam fotografiert. Er macht Lust, weiter auf Entdeckungsreise zu gehen.
Beste Bloggergrüße
Beke Rode
Herzlichen Dank. Das freut mich sehr! Auch, dass dir dieser Beitrag gefällt. Ich werde es Elena sagen! 🙂