Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Mehr als nur ein Vulkan! Geheimtipp bei Neapel

Welch schlechtes Timing, an einem Artikel über die Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder zu sitzen! Jetzt, in den ersten Monaten des Jahres 2025, ist die Region seismisch wieder sehr aktiv und es gab mehrere Erdbeben. Dennoch werde ich diesen Artikel jetzt veröffentlichen – denn auf seismisch aktive Phasen werden auch wieder ruhigere Phasen folgen. Das hoffe ich jedenfalls. Immerhin war es in den letzten Jahrhunderten so. Und die Schönheiten der Campi Flegrei haben schon zwei Jahrtausende überdauert – sie werden auch für uns noch eine Weile besuchbar bleiben. Auch das hoffe ich. Denn die Region hätte es verdient. All die Menschen, die ich dort traf und die mich baten, doch bitte jedem zu erzählen, wie schön es dort ist. Offline habe ich dies schon oft getan, jetzt tue ich es auch online. Auch wenn das Timing, wie gesagt, gerade nicht schlechter sein könnte. Aber immerhin sind die Campi Flegrei derzeit wieder in aller Munde. Lasst mich euch also zeigen, was es dort alles gibt – abgesehen vom berühmten Vulkan.


Dieser Beitrag enthält Affiliate-Werbelinks. Mehr Infos am Ende des Artikels.

Das Erste, was wir wahrnehmen, als die Metro aus Neapel sich den Phlegräischen Feldern nähert, ist der Geruch: Es riecht deutlich nach Schwefel. Diese Duftnoten kommen vom Solfatara Krater, der sich unweit von Pozzuoli befindet.
Wer Schwefel noch nie gerochen hat: es riecht wie ein gekochtes Ei. Sehr intensiv. Und im ersten Moment, noch im Zug, frage ich mich, wie man es hier aushalten kann mit diesem Geruch ständig in der Nase. Überraschenderweise gewöhnt man sich innerhalb kürzester Zeit daran: Wir nehmen den Schwefelgeruch dann gar nicht mehr wahr.

Unser Reiseziel ist Pozzuoli, nur etwa 10 km westlich von Neapels Innenstadt gelegen, wird die Stadt doch so gut von niemandem besucht.
Mich selbst hat es einige Jahre vorher durch puren Zufall hierher verschlagen: Ich verbrachte einige Tage auf der kleinen Insel Procida im Golf von Neapel. Am Tag meiner Abreise war es so stürmisch, dass die Fähre stundenlang nicht auslaufen konnte. Als es endlich möglich war, steuerte sie nicht – wie geplant – Neapel an, sondern den nächstgelegenen Hafen: Pozzuoli.

Im Vorbeihuschen im Regen, auf dem Weg von der Fähre zum Bahnhof, konnte ich einen kurzen Blick auf Pozzuoli werfen: Antike Säulen ragten mitten aus der mordernen Stadt hervor. Spannend… doch ich hatte keine Zeit, musste den Zug bekommen, um schließlich nach Sorrent fahren, wo ich eigentlich hinwollte.
Aber damals setzte sich in meinem Kopf fest: Irgendwann muss ich einmal hierher zurück.
In den kalten und wechselhaften Tagen des Februar 2023 war es dann endlich so weit: Ab auf die Phlegräischen Felder. Wo die Griechen ihre erste Kolonie des italienischen Festlandes gründete, wo sich der Eingang zur Unterwelt befand, wo die römische Oberschicht ihre Luxusvillen hatte und über dessen Hafen Rom für Jahrhunderte den Großteil seines Überseehandels abwickelte.

Die Phlegräischen Felder: Schön, spannend und von den Reisenden ignoriert

Während der Tage, die ich auf den Phlegräischen Feldern verbringe, schreibe ich im Kopf schon einen Artikel darüber. Wir sind begeistert von der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten. Wir sind beeindruckt von der geologischen Beschaffenheit der Gegend. Aber wir begegnen so gut wie keinen anderen Touristen. Dabei ist Neapel so nah. Ischia, Capri, Pompeji – alle nur einen Katzensprung entfernt. Und überall dort drängen sich die Touristen. Doch nicht hier, im schönen Pozzuoli, auf den schönen Phlegräischen Feldern. Warum?

Die Antwort ist relativ einfach: Die meisten Menschen haben Angst, hierher zu reisen. Die Geschichten vom „Supervulkan“, die immer wieder durch die seriöse und auch unseriöse Berichterstattung geistern, verunsichern die Reisenden. Häufig wird dabei ausgeklammert, dass Italien ein insgesamt seismisch sehr aktives Gebiet ist. Doch natürlich sind die Campi Flegrei – wie die Gegend auf Italienisch heißt – ein Spezialfall in diesem an Vulkanen nicht gerade armen Land.
Mit dem Thema Vulkanismus auf den Phlegräischen Feldern und der Frage, ob und wie sicher es ist, dorthin zu reisen, habe ich mich bereits in einem anderen Artikel befasst:

Phlegräische Felder: auf dem faszinierenden Supervulkan Europas

Dies ist übrigens auch einer der Gründe, warum es so lange gedauert hat, bis ich den ersten Artikel über die Phlegräischen Felder online brachte. Darf ich ein solches Gebiet „bewerben“? Wie sehr muss ich „warnen“ oder sind meine Leser nicht alt und verständig genug, um ihre eigene Risikoabschätzung vorzunehmen? Wie gefährlich ist es eigentlich wirklich? Und muss ich damit rechnen, dass mir jemand Fahrlässigkeit vorwirft, wenn ich die Schönheiten und historischen Besonderheiten dieses Gebiets empfehle?

Nach dem ersten Artikel zeigte sich: Die Befürchtungen waren unbegründet. Und auch die Empfehlung einiger archäologischer Ausgrabungsstätten auf den Campi Flegrei in meinem letzten Artikel über unbekannte archäologische Stätten in Italien stieß – zum Glück – auf keine Kritik.
Es ist also wirklich Zeit, dass ich hier einmal vorstelle, was es in diesen 20 km westlich von Neapel alles Wunderbares zu sehen gibt!

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Fumarolen auf dem Solfatara-Krater


Kann man die Phlegräischen Felder besichtigen? 

Kann man die Phlegräischen Felder überhaupt besichtigen? Ja, aber natürlich ist eine Besichtigung der Phlegräischen Felder möglich! 

Viele von euch haben sicher auch schon irgendwo gehört, die Phlegräischen Felder seien geschlossen und nicht zu besichtigen. Das ist allerdings nicht wahr. Unter den Phlegräischen Feldern versteht man das ganze Gebiet westlich von Neapel mit den Comunen Bacoli und Pozzuoli. Insgesamt leben hier etwa 100.000 Menschen. Dieses Gebiet ist natürlich NICHT komplett geschlossen. 
Die Aussage, die Campi Flegrei seien nicht zu besichtigen, rührt daher, dass viele Menschen einen Krater bei Pozzuoli – den Solfatara-Krater – als „Campi Flegrei“ bezeichnen. Dieser Krater ist seit einigen Jahren nicht mehr zu betreten und geschlossen. Doch, wie gesagt: Es handelt sich nur um einen Krater im Gebiet der Phlegräischen Felder. 

Die vielen anderen Sehenswürdigkeiten der Campi Flegrei, darunter die vielen spannenden Ausgrabungsstätten, können besichtigt werden. Bei starker seismischer Aktivität sind sie mitunter vorübergehend geschlossen. Informiert euch also vorher: 

Stets aktuelle Infos zur Besichtigung der Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder erhaltet ihr auf der Webseite des Parco Archeologico Campi Flegrei.


Phlegräische Felder: Große Geschichte auf dem Supervulkan

Der Name „Phlegräische Felder“ – italienisch: Campi flegrei – kommt aus dem Griechischen. phlégein heißt so viel wie „brennen“. Es handelt sich also, wörtlich übersetzt, um die „brennenden Felder“ und der Grund für diesen Namen liegt – natürlich – im Vulkanismus der Region. Ohne den Vulkanismus ist die Geschichte der Phlegräischen Felder und ihrer Sehenswürdigkeiten kaum zu erzählen.

Die Phlegräischen Felder sind seit Jahrtausenden besiedelt. Die Gegend rund um Neapel gehörte zur Magna Graecia, zu Großgriechenland. So wurden die griechischen Kolonien in Süditalien genannt.

Die ersten griechischen Siedlungen bildeten sich ganz im Westen des Golfes, rund um das heutige Cuma (lateinisch Cumae, griechisch Kyme). Gegründet 740 v. Chr. war Kyme die erste griechische Kolonie des italienischen Festlandes! Neapel war ein Ableger dieser ersten Kolonie. Denn nicht nur der Name der Campi flegrei, auch der Name Neapels kommt aus dem Griechischen: von Neapolis – die „Neue Stadt“.
Kyme / Cumae war in der Antike berühmt als Sitz des Orakels der Sibylle. Die Orakelstätte kann heute im Archäologischen Park von Cuma besucht werden. Ich habe sie leider selbst noch nicht gesehen, aber hoffe, dies 2025 nachholen zu können.

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Blick über Baia hin zum Castello, in dem sich das Archäologische Museum befindet

Die Phlegräischen Felder blieben auch unter römischer Herrschaft bedeutsam. Dazu trugen verschiedene Punkte bei: Der wichtige Hafen von Pozzuoli, die vielen Thermalquellen vulkanischen Ursprungs, die bei den badefreudigen Römern beliebt waren, und auch die landschaftliche Schönheit. Wie der Rest des Golfs von Neapel, so war auch dieses Gebiet ein bevorzugter Ort für die römische Oberschicht.
Baia ganz im Westen wurde zu einem mondänen Badeort mit riesigen Thermalanlagen und am ganzen Golf von Pozzuoli wurden prachtvolle Villen errichtet – und zwar von der Crème de la Crème der römischen Republik und Kaiserzeit. Wir finden hier so illustre Namen wie Caesar, Cicero, die Kaiser Claudius, Nero, Hadrian und Caligula.

Aufgrund des Phänomens des Bradyseismos (mehr dazu in meinem ersten Artikel zur Region) versanken Teile der Küste mit den prachtvollen Villen in den folgenden Jahrhunderten im Meer. Dennoch gehörte das Gebiet der Phlegräischen Felder seit der Frühen Neuzeit zum klassischen Programm der Grand Tour. „… leichte Landfahrten, heitere Spaziergänge durch die wundersamste Gegend der Welt. Unterm reinsten Himmel der unsicherste Boden“, schrieb Goethe 1787 in seiner Italienischen Reise über seinen Ausflug nach Pozzuoli und Umgebung. Denn natürlich hat auch er – der Urvater der deutschen Italienreisenden – die Campi Flegrei besucht.

Heute leben auf dem Gebiet der Phlegräischen Felder etwa 100.000 Menschen in den Gemeinden Pozzuoli und Bacoli.

Goethe, Die Solfatara von Pozzuoli, 1787. (Gemeinfrei, wiki.commons)

Karte der Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder

Details
Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten in Pozzuoli auf den Phlegräischen Feldern

Stets aktuelle Infos zu den archäologischen Stätten und Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder auf der Webseite des Parco Archeologico Campi Flegrei.

Pozzuoli, mit 75.000 Einwohnern die wichtigste Stadt der Gegend, ist ebenfalls eine griechische Gründung. Bereits 531 vor Christus siedelten sich hier Griechen an – sie nannten die Stadt Dicearchia – was man mit „Gerechte Regierung“ übersetzen könnte. 194 v. Chr. wurde die Stadt zur römischen Kolonie und erhielt den Namen Puteoli.

Pozzuoli verfügt über einen Naturhafen, der bereits bei den Griechen als Handelshafen diente. Unter den Römern wurde Puteoli zum wichtigsten Handelshafen Roms. Das Getreide zur Versorgung der Hauptstadt des Reiches, das aus Ägypten gebracht wurde, wurde hier angeliefert. Nahezu der gesamte Überseehandel Roms wurde bis ins 2. Jahrhundert nach Christus über Puteoli abgewickelt.
Neben dem Solfatara-Krater, der seit einigen Jahren nicht mehr zugänglich (aber noch immer einsehbar) ist, sind die römischen Ausgrabungen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Doch auch der Altstadtkern – Rione Terra genannt – ist sehr sehenswert und lohnt einen Besuch!

Pozzuolis Altstadt: Rione Terra

Als wir in Neapel in einem Tabacchi die Tickets kaufen, um nach Pozzuoli zu fahren, beschwört uns die Dame hinter der Kasse, auf keinen Fall Rione Terra zu verpassen! Das sei wunderschön und absolut sehenswert!
Unter dem Namen „Rione Terra“ kann man sich erst einmal nicht wirklich viel vorstellen. Rione Terra ist die die Altstadt, das Centro Storico, von Pozzuoli. Auf einem Felsen gelegen war es die ursprüngliche griechische Akropolis und später Teil der römischen Hafenstadt. Anschließend wurde es zur mittelalterlichen Stadt von Pozzuoli.
Die Siedlungsgeschichte reicht bis in die 1970er Jahre, als die Stadt aufgrund von bradyseismischer Aktivität – ergo Erdbebenwarnungen – evakuiert wurde. Bei Erdbeben in den 1980er Jahren wurde sie gänzlich aufgegeben und verlassen. Inzwischen befindet sie sich in Staatsbesitz, wird aufwändig restauriert und soll so für den Tourismus erschlossen werden.

Blick auf Rione Terra in Pozzuoli vom Monte Nuovo aus

Das Besondere daran: Durch die Erdbeben des späten 20. Jahrhunderts und die darauffolgenden Restaurierungsarbeiten kamen unter den mittelalterlichen und neuzeitlichen Palazzi die Zeugen der römischen Vergangenheit zum Vorschein. Bei der Führung durch Rione Terra, geht es auch hinab in den Untergrund: Unter den modernen Straßen, kann man noch immer auf den römischen Straßen wandeln, passiert römische Geschäfte und steht an römischen Straßenkreuzungen. Faszinierend.

Bereits 1964, als ein Feuer die Kathedrale von Pozzuoli verheerte, kam durch die Zerstörung etwas Erstaunliches zu Tage: Die Reste eines römischen Augustus-Tempels, der vollständig in der Kirche aufgegangen war. Bei der Restaurierung bemühte man sich, dies nicht erneut zu verstecken. Heute kann man im Dom von Pozzuoli das Zusammenspiel aus Antike und Neuzeit eindrucksvoll bewundern.

Informationen zur Besichtigung von Rione Terra

Informationen zu Führungen, Öffnungszeiten und Eintrittspreisen erfragt ihr am besten direkt über die Webseite Rione Terra




Flavisches Amphitheater in Pozzuoli

Das Flavische Amphitheater ist das drittgrößte seiner Art des gesamten römischen Reiches. Größer waren nur das Colosseum in Rom und das Theater in Capua nördlich von Neapel.

Das 149 m lange und 116 m breite Theater von Pozzuoli bot etwa 40.000 Zuschauern Platz! (Zum Vergleich: Beim Kolosseum reichen die Schätzungen von 50.000-87.000 Zuschauern) Erbaut wurde es in der Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus von Kaiser Vespasian, wobei einige Forscher es schon auf die Zeit Kaiser Neros datieren. Die Bezeichnung „Flavisches Amphitheater“ nimmt Bezug auf den wahrscheinlichen Bauherren Vespasian, der der erste Kaiser aus der Dynastie der Flavier war, die von 69 bis 96 nach Christus drei Kaiser stellte.

Leider kann man im Amphitheater von Pozzuoli nicht in die Zuschauerränge, aber man kann den unterirdischen Bereich des Theaters besichtigen. Normalerweise ist wohl auch der Besuch der Arena möglich – bei meinem Besuch war dies leider nicht so, deshalb kann ich euch davon keine Bilder zeigen.

Informationen zur Besichtigung des Flavischen Amphitheaters

Eintritt: 5 € – reduziert für EU-Bürger zwischen 18 und 24 Jahren: 2 €
Gratis für alle unter 18.
Sammelticket „Phlegräische Felder“: 10 € (berechtigt zum Besuch von 4 Stätten innerhalb von 3 Tagen) – reduziert: 5€

Das flavische Amphitheater von Pozzuoli ist täglich außer dienstags geöffnet.

Mehr Infos, Tickets und Öffnungszeiten auf der offiziellen Webseite.




Im Untergrund des Flavischen Amphitheaters von Pozzuoli

Macellum: Der sogenannte „Tempel des Serapis“

Bei den ersten archäologischen Grabungen 1750 in diesem Gebiet von Pozzuoli kam eine Statue des Gottes Serapis zum Vorschein ebenso wie eine Inschrift, weshalb man daraufhin annahm, es handle sich um einen Tempel des Serapis. Heute weiß man, dass dies eine falsche Deutung war – doch der Name blieb haften. Ein Serapaeum (Serapis-Tempel) gab es zwar in Pozzuoli, jedoch ist davon nichts erhalten geblieben.
Heute spricht man allerdings meist vom „Macellum“. Ein Macellum war ein Lebensmittelmarkt und genau dafür diente die Anlage hier in Pozzuoli auch.

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Blick auf das Macellum, den antiken römischen Lebensmittelmarkt

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Blick auf das Macellum, den antiken römischen Lebensmittelmarkt

Der öffentliche Markt im Bereich des antiken Hafens dieser so wichtigen römischen Hafenstadt liegt 4 m unter dem heutigen Straßenniveau und 2 m unter dem heutigen Meeresspiegel.
Das nahezu quadratische Gelände ist von Läden gesäumt, die sich abwechselnd nach Innen zum Hof oder nach außen hin öffneten. Umgeben war das Ganze wiederum von einem Portikus mit Marmorsäulen. In der Mitte befindet sich ein  „Tholos“, der 16 Säulen aus afrikanischem rosa Marmor hatte (ein Tholos war ursprünglich ein sakraler Rundbau, doch das Wort wurde später für jeden Rundbau – auch für profane Bauten – verwendet). Zudem standen hier Statuen und kostbare Vasen. Dieser Rundbau wurde früher als Tempel gedeutet, die heutige Interpretation ist um einiges profaner: Möglicherweise diente die Anlage einfach zur Reinigung und zum Verkauf von Fisch.

Der Tholos im Macellum von Pozzuoli

Der Tholos im Macellum von Pozzuoli

Einen sakralen Bereich gab es dennoch im Markt: Gegenüber des Eingangs sieht man vier Säulen – drei stehen noch, eine liegt zerbrochen am Boden. Hier hatte man die Serapis-Statue gefunden, die der Struktur über lange Zeit ihren Namen gegeben hatte. Wahrscheinlich diente der Tempel aber dem Kaiserkult.
Die drei stehenden Säulen bieten nicht nur einen großartigen Anblick – sie sind für die Erforschung der Phlegräischen Felder und für den Vulkanismus von besonderer Bedeutung! Hier war es, dass das Phänomen des Bradyseismos (mehr dazu in meinem ersten Artikel zur Region) zum ersten Mal beobachtet und dokumentiert wurde.

Gleich daneben – wiederum sehr profan – befindet sich die antike öffentliche Toilette.

Die öffentlichen Toiletten im Macellum von Pozzuoli

Die öffentlichen Toiletten im Macellum von Pozzuoli

Informationen zur Besichtigung des Macellum

Öffnungszeiten:

Donnerstag 10-13 Uhr
Samstag, Sonntag: 10-17 Uhr

Eintritt:

5 €, reduziert für Studenten und Jugendliche: 3 €
Einen guten, ausführlichen Audio-Guide für die Besichtigung findet ihr auf Izi Travel (auch auf englisch)

Möglichkeiten zur Teilnahme an einer 40 minütigen Führung:
Donnerstag 10-13 Uhr
Samstag, Sonntag: 10-13 / 14-17 Uhr
Kosten: 8 € , reduziert für Studenten und Jugendliche: 5 €

Die Tickets kann man auf der Webseite bestellen oder im Infopoint kaufen (an der Süd-West-Ecke des Platzes), wo auch jemand sitzt, der euch diese Sehenswürdigkeit der Phlegräischen Felder aufschließen kann.

Das Macellum kann von der Straße aus eingesehen werden – aber natürlich ist es noch viel imposanter, es von innen zu besichtigen.

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Macellum von Pozzuoli

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Macellum von Pozzuoli

Anreise nach und Unterkunft in Pozzuoli

Es gibt zwei Wege, um nach Pozzuoli zu gelangen: Mit der Metro L2 ab Napoli Gianturco (direkt neben dem Hauptbahnhof von Neapel) dauert die Fahrt etwa 42 Minuten. Man kommt dann an der Haltestelle Pozzuoli-Solfatara an, im nördlichen Teil der Stadt.

Eine zweite Möglichkeit ist der Regionalzug: Von der Stazione di Montesanto in Neapel (neben der Metrostation Montesanto) fährt ein Zug der Cumana-Bahn direkt zum Bahnhof Pozzuoli, der neben dem Macellum / Serapis-Tempel liegt. Die Fahrt dauert 26 min.
Dieser Zug fährt auch weiter Richtung Monte Nuovo und Baia.

Blick aus dem Hotelzimmer über die Bucht von Pozzuoli

Wir übernachteten im Hotel Darsena*, direkt am Hafen von Pozzuoli. Vom Bett aus genießen wir traumhafte Sonnenuntergänge und einen weiten Blick über die Bucht. Von der Terrasse aus sehen wir Rione Terra. Der Bahnhof und die archäologischen Stätten von Pozzuoli sind fußläufig erreichbar, ebenso Restaurants und Bars im Hafenviertel.


Phlegräische Felder: Weitere Sehenswürdigkeiten und Ausgrabungsstätten

Stets aktuelle Infos zu den archäologischen Stätten und Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder auf der Webseite des Parco Archeologico Campi Flegrei.

Von den im Folgenden genannten Sehenswürdigkeiten der Phlegräischen Felder habe ich selbst nur die Thermen von Baia, den Solfatara-Krater und den Monte Nuovo besichtigt. Leider genügten die Tage, die wir vor Ort hatten, absolut nicht, um alles zu sehen, was wir gerne sehen wollten.
Die Piscina Mirabilis ist leider seit Sommer 2024 wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen. Cuma steht noch auf meiner Liste für 2025, denn das Orakel der Sibylle möchte ich unbedingt noch besichtigen. Wenn mir dies in diesem Jahr noch gelingt, werde ich den Artikel natürlich um Fotos von dieser Sehenswürdigkeit der Phlegräischen Felder ergänzen.

Die Ausgrabungen von Baia und der archäologische Unterwasserpark

Baia war eine Art mondänes schickes Seebad des römischen Reiches und der Luxusbadeort schlechthin: Die römische Oberschicht hatte hier, im antiken Baiae, ihre Villen. Darunter finden sich so illustre Namen wie Caesar, Cicero, die Kaiser Claudius, Nero und Caligula. Und die Oberschicht wollte natürlich auch den gewohnten Luxus.

Es ist also kein Wunder, dass man hier in Baia weitläufige Thermalanlagen ausgegraben hat, die sich auf etwa 40.000m² terassenförmig am Hang hinziehen. Dazu gehören auch zahlreiche beeindruckende Kuppelbauten, die man heute noch als „Tempel“ bezeichnet (etwa der „Tempel des Merkur“ mit einer wunderbaren Akkustik oder auch die heute weithin sichtbare offenstehende Kuppel des „Tempels der Diana“), auch wenn man heute weiß, dass diese Bauten niemals eine religiöse Funktion hatten.

Bei den Thermen handelt es sich nur um den höher gelegenen Teil des antiken Baiae. Aufgrund des Phänomen des Bradyseismos (siehe dazu der bereits mehrfach erwähnte erste Artikel über die Phlegräischen Felder) liegen große Teile der antiken Stadt heute unter Wasser – darunter auch prächtige Kaiservillen, die bei geführten Tauchgängen im „Archäologischen Unterwasserpark“ („Parco Sommerso“) besichtigt werden können.

Informationen zur Besichtigung der antiken Stätten von Baia

Thermen von Baia:

Eintritt: 5 € – reduziert für EU-Bürger zwischen 18 und 24 Jahren: 2 €
Gratis für alle unter 18.
Sammelticket „Phlegräische Felder“: 10 € (berechtigt zum Besuch von 4 Stätten innerhalb von 3 Tagen) – reduziert: 5 €

Der Archäologische Park der Thermen von Baia ist täglich außer montags geöffnet.

Das Archäologische Museum der Phlegräischen Felder und das Castello di Baia sind täglich, außer montags, von 09.00 bis 20.00 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 19.00 Uhr.

Mehr Infos, Tickets und Öffnungszeiten der Thermen auf der offiziellen Webseite.

Archäologischer Unterwasserpark:

Weitere Informationen über den Besuch des Parco Sommerso von Baia auf der Webseite.




Cuma und das Orakel der Sybille

Aber der fromme Aineias, er eilt zu der Burg, wo der hohe
Phoibos thront, und fern zu der riesigen Kluft der Sibylla,
Wo sich die grause verbirgt, der Delos‘ Seher den großen
Geist und Verstand einhaucht und den Blick aufschließt in die Zukunft.

(Vergil, Aeneis, Buch 6)

Kyme – wie es auf griechisch hieß – war die erste griechische Kolonie des italienischen Festlandes und entstand bereits im 8. Jahrhundert vor Christus. Die Siedler sollen von Gott Apollon (dem obengenannten Phoibos) persönlich hierher geleitet worden sein. Apoll war unter anderem auch der Gott der Weissagungen (berühmt ist ja v.a. sein Orakel in Delphi in Griechenland).

Kein Wunder also, dass auch hier in Cumae (so wiederum der lateinische Name) ein Orakel seinen Platz hatte: Sibylle, eine Priesterin des Apoll, residierte und weissagte hier in einem Tunnel, der im vierten und dritten Jahrhundert vor Christus in den Stein gegraben wurde und heute noch besichtigt werden kann, ebenso wie die Ruinen eines Apollo-Tempels.

Die Sibylle von Cumae, dargestellt von Michelangelo in den Fresken der Sixtinischen Kapelle in Rom.

Die Sibylle von Cumae, dargestellt von Michelangelo in den Fresken der Sixtinischen Kapelle in Rom.

Informationen zur Besichtigung von Cuma

Eintritt: 5 € – reduziert für EU-Bürger zwischen 18 und 24 Jahren: 2 €
Sammelticket „Phlegräische Felder“: 10 € (berechtigt zum Besuch von 4 Stätten innerhalb von 3 Tagen) – reduziert: 5€

Der Archäologische Park von Cumae ist täglich außer dienstags geöffnet.

Mehr Infos, Tickets und Öffnungszeiten der Thermen auf der offiziellen Webseite.

Die römische Villa Pausilypon

Publius Vedius Pollio ( gestorben 15 vor Christus) war ein Freund des Kaisers Augustus und errichtete, wie so viele Reiche seiner Zeit, am Golf von Neapel eine prachtvolle Villa: Er nannte sie Pausilypon, was „Ende des Leidens“ bedeutete. Sie lag auf dem Hügel Posillipo, der seinen Namen von der Villa erhielt, am westlichen Ende von Neapel. Nach dem Tod des Pollio wurde die Villa an Augustus vererbt und blieb mindestens bis zu Kaiser Hadrian in kaiserlichem Besitz.

Die Villa Pausilypon erreicht man, indem man von westlicher Seite (bei Bagnoli) die Grotta di Seiano durchschreitet, einen etwa 770 Meter langen in den Tuffstein gegrabenen Tunnel. Man kann hier noch die Reste der weitläufigen Villenanlage bewundern, dazu gehört auch ein Theater, das etwa 2000 Personen Platz bot.
Die eigentliche Villa wurde im Mittelalter mit der „Casina Rossa“ überbaut.

Blick vom Monte Nuovo: Im Vordergrund Pozzuoli mit Rione Terra, dahinter rechts die Halbinsel Nisida, links davon der Posillipo

Informationen zur Besichtigung der Villa Pausilypon

Führung:

Dienstag-Freitag: 11:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 10:30 und 12:15 Uhr
Erwachsene: € 7 – Kinder von 7 bis 14 Jahren: € 4 – gratis für Kinder bis 6 Jahre  

Eintritt ohne Führung:

Dienstag bis Sonntag: 9:15
gratis

Weitere Infos, Öffnungszeiten und Tickets auf der offiziellen Webseite.

Piscina Mirabilis bei Bacoli

Ganz am westlichen Ende des Festlandes des Golfs von Neapel liegt Bacoli, wo sich die Piscina Mirabilis befindet. Das „wunderbare Becken“ – was der italienische Name übersetzt bedeutet – ist ein unterirdisches Wasserreservoir, das etwa 10.700 Kubikmeter Wasser fassen konnte und vom Serino-Aquädukt gespeist wurde. Von Serino – östlich des Vesuv – bis zum Endpunkt in der Piscina Mirabilis war dieses Aquädukt 96 km lang.

Das Trinkwasser, dass in dieser etwa 70 m langen und 25 m breiten Zisterne gesammelt wurde, diente zur Versorgung der römischen Kriegsflotten, die bis ins 4. Jahrhundert nach Christus in Misenum auf den Phlegräischen Feldern stationiert waren.

Informationen zur Besichtigung der Piscina Mirabilis

Derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

Weitere Infos auf der offiziellen Webseite.

Solfatara-Krater und Monte Nuovo

Der Solfatara-Krater ist ein großer Krater am Nordrand von Pozzuoli. Von hier stammen die Schwefelgerüche, die man sofort bei der Einfahrt in die Stadt wahrnimmt. Der Solfatara-Krater ist nur einer von mehreren Kratern der Phlegräischen Felder, aber sicher der bekannteste. Die Identifikation des Supervulkans mit diesem Krater geht soweit, dass er sogar auf GoogleMaps und Open Street Maps mit „Campi Flegrei“ eingezeichnet ist.

Seit einem Unfall 2017, bei dem ein elfjähriger Junge und seine Eltern ums Leben kamen, ist der Solfatara-Krater nicht mehr zugänglich. Man hat allerdings von der Straße aus einen guten Einblick in das Gebiet mit den zahlreichen Fumarolen.

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Blick auf den Solfatara-Krater bei Pozzuoli

Der Monte Nuovo – zu deutsch: Neuer Berg – dagegen ist der jüngste Berg und Vulkan Europas. Erst im 16. Jahrhundert wuchs er bei einer dreitägigen Eruption in die Höhe. Heute ist der Berg dicht bewachsen und steht unter Naturschutz. Ein Rundwanderweg auf dem Kraterrand bietet wunderbare Ausblicke über die Bucht von Pozzuoli.

Mehr Infos über die Krater der Phlegräischen Felder bekommt ihr in meinem vorherigen Artikel über den Vulkanismus auf den Phlegräischen Feldern.

Phlegräische Felder: Blick vom Kraterrand des Monte Nuovo

Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Blick vom Kraterrand des Monte Nuovo


Reiseführer für euren Besuch auf den Phlegräischen Felder

Ich selbst reise seit vielen Jahren mit den Reiseführern aus dem Michael Müller Verlag. Auch am Golf von Neapel hatte ich stets einen Reiseführer vom MMV dabei.

Golf von Neapel –Ischia, Capri, Sorrent, Amalfi* (21,90 €)
Andreas Haller
Michael Müller Verlag, 432 Seiten, farbig, 235 Fotos, herausnehmbare Karte (1:200.000), 53 Detailkarten, 12 Touren
ISBN 978-3-96685-159-6
3. Auflage 2023

Hier* könnt ihr noch einen Blick in das Buch werfen und den Reiseführer direkt beim Verlag bestellen


Weiterlesen über Antike und Archäologie in Italien

Noch mehr Tipps zum Golf von Neapel?


Offenlegung:

Die Reise auf die Phlegräischen Felder wurde selbständig finanziert und organisiert.
Ich verwende in diesem Beitrag sogenannte Affiliatelinks (Werbelinks), die mit einem * gekennzeichnet sind. Wenn ihr über einen dieser Links eine Buchung tätigt, erhalte ich dafür eine kleine Provision.

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4 Gedanken zu “Phlegräische Felder Sehenswürdigkeiten: Mehr als nur ein Vulkan! Geheimtipp bei Neapel

  1. Wow, das liest sich wirklich spannend. Jetzt möchte ich die phlegräischen Felder auch mal erkundigen. Lustigerweise war ich vor 2 Jahren erst ganz in der Nähe, in Pompeji. Hätte ich doch bloß einen Abstecher gemacht. Das nächste Mal aber dann, jetzt weiß ich Bescheid wo ich hin muss!

  2. Hallo Ilona,
    das ist ein toller und so unglaublich umfangreicher Artikel geworden! Ich habe ihn mir gerade mit Freude durchgelesen, denn ich liebe die ganze Gegend um Neapel. Da könnte ich Jahre verbringen, so viel spannendes gibt es dort zu sehen. In Pozzuoli war ich auch schon zweimal, wegen der Phlegraeischen Felder einmal und zur Überfahrt nach Ischia, aber ich sehe an Deinem schönen Artikel, dass ich doch noch so viel verpasst habe. Vielen Dank für die großartige Inspiration und auch die konkreten Vorschläge und Informationen!
    Herzliche Grüße,
    Jens

    • Ich freue mich, dass Dir der Artikel gefällt und du ein paar Anregungen finden konntest… ich war dafür übrigens noch immer nicht auf Ischia. Das muss ich noch nachholen!

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