Livorno kennt jeder. Aber wieso liest man so gut wie nie etwas von Livornos Sehenswürdigkeiten? Gibt es etwa gar nichts zu sehen in dieser Stadt?
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Wer nach Livorno kommt, nutzt die Stadt für gewöhnlich als Zwischenstopp: Am größten Hafen der Toskana fahren die Fähren nach Korsika, Sardinien und Nordafrika. Man steigt hier mit dem Zug um oder fährt mit dem Auto vorbei, um in die Badeorte südlich der Stadt, entlang der etruskischen Küste, zu gelangen. Aber kaum jemand bleibt in Livorno. Damit bewegen sich heutige Reisende in der Tradition von historischen Reisenden, für die Livorno ein wichtiger Hafen war, um etwa mit dem Schiff in die Nähe von Rom zu gelangen oder um von hier aus auf dem Landweg weiterzufahren, um Pisa und Florenz zu besuchen.
Livorno ist die drittgrößte Stadt der Toskana – bei den Übernachtungszahlen landet sie allerdings nur auf Platz 27, wobei fast zwei Drittel der Übernachtungsgäste Italiener sind.
Auch mich hat es eher durch Zufall nach Livorno verschlagen und ich musste feststellen: Die Stadt einiges zu bieten. Es ist keine der großen toskanischen Kunststädte. Es ist keiner der verträumt-romantischen Borghi. Aber sie gehört zu den lebendigsten und unverfälschtesten italienischen Städten, die ich bisher erleben durfte und hat mich mehr als einmal an Genua erinnert, das mich ähnlich positiv überraschte.
Deshalb dieser Artikel: Vielleicht fühlt sich dadurch doch jemand inspiriert, dieser Hafenstadt einen zweiten Blick zu schenken und nicht einfach nur vorbeizufahren.
Inhalt
Eine kurze Geschichte von Livorno
Historische Reisende in Livorno
„Livorno selbst hat nie Geschichte gemacht, sondern man machte mit ihr Geschichte: sie wechselte häufig ihren Besitzer und in ihrem Hafen haben im Mittelalter nacheinander die Schiffe der Pisaner, der Genueser und der Florentiner geschaukelt. Erst unter den Medici im 16. und 17. Jahrhundert erlebte sie ihren großen Aufstieg, und auf diese späte Entwicklung ist es zurückzuführen, dass Livorno keine bemerkenswerten älteren Bauten besitzt; außerdem hat der letzte Krieg mancherlei Zerstörungen mit sich gebracht.“
(Th. Müller-Alfeld: Das Europa-Reisebuch, Berlin 1959, S. 103.)
So fasst der Autor eines Reisebuchs aus den 1950er Jahren die Geschichte von Livorno zusammen und gehört damit zu den wenigen, die sich mit Livorno überhaupt befassen. Wer sich – etwa im Projekt Gutenberg – durch historische Italien-Reiseberichte liest, wird wenig über Livorno finden. Die Stadt wird häufig erwähnt, allerdings fast immer nur als die Hafenstadt, in der man anlangte oder von der man abfuhr (dann wird sie meist in einem Atemzug mit Genua und/oder Civitavecchia im Latium erwähnt). Wer hier einen Aufenthalt hatte, fuhr ins unweit gelegene Pisa, um sich die Piazza dei Miracoli mit Dom und schiefem Turm anzuschauen. Nur wenige Reisende widmen Livorno selbst einen Abschnitt.
So schreibt zum Beispiel Charles Dickens, Livorno sei „eine aufblühende, geschäftige, prosaische Stadt, wo die Faulheit durch den Handel zum Tore hinausgedrängt wird. Die Maßregeln der Regierung in bezug auf den Handel und die Kaufleute sind sehr liberal, und die Stadt gewinnt natürlich dadurch. Livorno steht in schlechtem Ruf wegen seiner Banditen, und man muß gestehen, nicht ganz zu Unrecht.“ (Charles Dickens, Bilder aus Italien)
Johann Kaspar Steube, ein Schuhmacher und Soldat aus Thüringen, der auf seinen Reisen nicht nur durch Europa sondern bis ins heutige Malaysia kam, widmete der Stadt Livorno in seinem 1791 erschienen Reisebericht ein paar mehr Worte:
Livorno, so vor 200 Jahren noch ein Dorf war, ist jetzt eine der schönsten Städte Italiens. Sie wurde erst gegen das Ende des 14. Jahrhunderts mit Mauern umgeben, im Jahr 1537 durch Alexander von Medicis befestigt und von Cosmus I. im Jahr 1543 zum Freihafen erklärt. Ferdinand I. baute die neue Zitadelle und bevölkerte die Stadt dadurch ansehnlich, daß er viele von den aus Spanien und Portugal vertriebenen Juden aufnahm. Der Hafen ist groß und bequem und ist beständig mit Schiffen von allen Nationen angefüllt; auch liegen die großherzoglichen Galeeren, deren Sklaven besser als alle übrige italienische behandelt werden, darinnen. Der Leuchtturm liegt auf einem im Meere befindlichen Felsen, so wie auch der Mazzoeco, wo das Pulver aufbewahrt wird und die aus der Levante kommenden Schiffe Quarantäne halten müssen. In der Nähe des Hafens ist ein schöner Platz, worauf die Statue Ferdinands I. in mehr als Lebensgröße steht. Die Griechen haben eine artige Kirche daselbst und die Juden eine prächtige Synagoge. (Johann Kaspar Steube: Von Amsterdam nach Temisvar.)
Und eigentlich ist damit zur Geschichte Livornos in Kürze schon (fast) alles gesagt.
Livornos Geschichte bis zum Ausbau unter den Medici
In der Nähe des heutigen Hafens gab es bereits unter den Römern eine militärische Niederlassung. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde Livorno allerdings sehr spät, nämlich um das Jahr 1000. Damals gehörte Livorno zur Seerepublik Pisa, die allerdings letztendlich der Konkurrentin Genua unterlag und damit auch Livorno verlor, das schließlich über Umwege im frühen 15. Jahrhundert an die Florentiner fiel. Doch bis ins 16. Jahrhundert hatte Livorno gerade einmal mehrere hundert Einwohner.
Unter den Medici wurde das Fischerdorf dann zum toskanischen Haupthafen ausgebaut und erlebte seinen Aufschwung: Die Sümpfe wurden trockengelegt, die Stadt befestigt mit Verteidigungsanlagen und Kanälen und der Hafen gewaltig vergrößert – sowohl für Handels- als auch Kriegszwecke. Livorno wurde nach Plänen des großherzoglichen Architekten Bernardo Buontalenti zu einer città ideale – einer Idealstadt. Das heißt, die Neuanlage der Stadt wurde von vorneherein nach einheitlichen Gesichtspunkten geplant und ausgeführt. Teile dieser „idealen“ Befestigungsanlage spiegeln sich noch heute im Stadtplan wider.
Die Leggi Livornine (Livornesischen Gesetze)
Zwischen 1591 und 1593 erließ der Großherzog der Toskana die sogenannten Leggi Livornine – die Livorneser Gesetze. Damit wollte er tatkräftige Personen jeglicher Art nach Livorno locken, um so die Wirtschaft in Schwung zu bringen (vergleichbar damit, wie manche deutsche Staaten hugenottische Flüchtlinge aus Frankreich aufgenommen haben). Man versprach Immunität für Schulden und früher begangene Verbrechen, gewährte Juden die freie Religionsausübung, gewährte die Freiheit religiöser und politischer Bekenntnisse und die freie Ausübung jeglichen Handels, sofern man ein Haus in Pisa oder Livorno besaß. Dabei wandte man sich explizit an Menschen unterschiedlichster Herkunft, namentlich „Levantiner, Ponentiner, Spanier, Portugiesen, Griechen, Deutsche, Italiener, Juden, Türken, Mauren, Armenier, Perser“.
Ursprünglich galt diese „Verfassung von Livorno“ auch für Pisa, den größten Effekt hatte sie aber in der Hafenstadt Livorno. Die Stadt entwickelte sich zu einem multiethnischen, multireligiösen Handelszentrum. Die „stattliche Judensynagoge Livornos“ galt Gregorovius als „die reichste vielleicht in der Welt“ (aus „Wanderjahre in Italien„).
Livorno im 19. und 20. Jahrhundert
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden in und bei Livorno Thermen und Badeanstalten („Bagni“) errichtet, so dass Livorno zu einem populären Touristenort wurde. Zahlreiche Gebäude der Belle Epoque sind noch entlang der Küste Richtung Süden erhalten. Auch der dort gelegene Lungomare geht auf diese Zeit zurück, ebenso wie die Terrazza Mascagni.
Livorno wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört. Doch Teile des historischen Altstadtkerns sind noch erhalten und zu bewundern.
1921 war hier die Kommunistische Partei Italiens gegründet worden. Wenn auch heute der Kommunismus weniger Anhänger hat, gilt die Stadt nach wie vor als linke Stadt, vorrangig der Mitte-Links-Parteien. Wer die Chance haben will, „Bella Ciao“ beim Abendessen zu hören, ist in Livorno jedenfalls richtig.
Livorno Sehenswürdigkeiten: Was muss man sehen im größten Hafen der Toskana?
Tatsächlich hat es mich diesen Sommer durch puren Zufall in das nur etwas mehr als eine Stunde von Florenz entfernte Livorno verschlagen. In den letzten Wochen war es für aktive Unternehmungen fast durchgängig zu heiß. Zwar waren wir von Florenz aus am Meer, im Medici-Garten in Pratolino und am SentierElsa, aber trotzdem stand mir der Sinn nach einem Ausflug. Am besten irgendwohin, wo es ein bisschen kühler wäre, als in Florenz.
Da wir zu Beginn recht ideenlos waren, wo es hingehen sollte, studierten wir einfach die Abfahrtspläne unseres Bahnhofs in Firenze-Rifredi und von dort fuhren auch Züge direkt nach Livorno. Bei unserer Reise nach Sardinien im Frühjahr hatten wir die Stadt vom Bahnhof zum Hafen nur mit dem Taxi durchquert und eigentlich einen ganz guten Eindruck gehabt. Also warum nicht einmal nach Livorno?
Wir fanden für das Wochenende sogar noch ein bezahlbares Hotelzimmer und schon war der Plan geschmiedet. Ähnlich wie bei Genua waren wir auch von Livorno sehr positiv überrascht – so sehr, dass wir im September gleich noch einmal hingefahren sind. Uns gefiel die offene, bunte und sehr gemütliche Atmosphäre. Touristenscharen? Fehlanzeige. Die größte Sehenswürdigkeit von Livorno ist die authentisch-italienische Atmosphäre, seine Lebendigkeit, seine Offenheit und Buntheit. Das pralle italienische Leben.
Trotzdem gibt es auch in Livorno einiges zu sehen. Die Sehenswürdigkeiten Livornos will ich hier kurz vorstellen.
Fortezza Vecchia und Fortezza Nuova
Die meisten Touristen, die nach Livorno kommen, kommen noch heute wegen des Hafens. Dort sehen sie dann auch die große Fortezza Vecchia, die auf einen Vorgängerbau der Pisaner zurück geht. Doch auch dieser Vorgängerbau ging bereits auf eine ältere Anlage zurück, die Mathilde von Tuszien (deren Burg Canossa dem „Gang nach Canossa“ den Namen gab) im 11. Jahrhundert hatte anlegen lassen. Aus dieser Zeit stammt noch der mächtige runde Turm – der Mastio di Matilde, den man heute noch bewundern kann. Ob es allerdings wirklich Mathilde war, die diesen Turm errichten ließ, ist ungeklärt. Außerdem weiß man, dass hier die Römer schon ein Castrum hatten. Der Ort wurde also jahrhundertelang zu Verteidigungszwecken genutzt.
Die ganze Anlage wurde dann im Zuge der Neugestaltung der Stadt unter den Medici natürlich umgebaut und erweitert.
Nach der Fortezza Vecchia folgte die Anlage der Fortezza Nuova, die sich weiter in der Stadt befindet. Sie wurde ab dem Ende des 16. Jahrhunderts angelegt und über ein Kanalsystem mit dem Hafen und der Fortezza Vecchia verbunden. Die Fortezza Nuova war also Teil der Neugestaltung Livornos als città ideale.
Zu ihrer Anfangszeit war die Fortezza Nuova noch sehr viel größer, wurde dann aber nach und nach verkleinert und auf den damit „freigewordenen“ Flächen bildete sich das Viertel Venezia Nuova.
Heute dient die Fortezza Nuova als Park, wo man im Sommer auch gemütlich ein Bier trinken oder eine Kleinigkeit essen kann – während man einen tollen Blick über die Stadt und die Kanäle genießt.
Venezia Nuova: Das „venezianische Viertel von Livorno“ und die Fossi
Das Viertel „Venezia Nuova“ ist die eigentliche Altstadt und damit eine der Sehenswürdigkeiten von Livorno. An den Kanälen – den Fossi – entlang reihen sich bunte Häuser, im Wasser liegen kleine Boote. Ein malerischer Anblick, den man besonders gut auch von der Fortezza Nuova aus genießen kann. Die beiden folgenden Fotos sind von dort aufgenommen:
Wie ich bereits oben erwähnte, entstand dieses Viertel nach der Neuanlage Livornos durch die Medici ab dem späten 16. Jahrhundert. Zuerst befand sich hier eine große Befestigungsanlage – die Fortezza Nuova – die kontinuierlich verkleinert wurde, um auch neuen Wohnraum zu schaffen. Hier entwickelten sich Wohnviertel, von Kanälen durchzogen, über die sich Brücken spannen.
Wie Venedig ist auch das venetianische Viertel von Livorno auf Holzpfählen errichtet.
Wer möchte, kann auch eine Bootstour auf den Fossi unternehmen. Wir waren leider zu spät dran, um eine Aperitivo-Tour zu buchen. Vielleicht beim nächsten Mal.
An den Kanälen entlang ziehen sich kleine Straßen, auf die an Sommerabenden Kneipen und Restaurants ihre Tische stellen. Alles ist voller Menschen und guter Stimmung. Es machte einfach Spaß, am Abend hier bummeln zu gehen. Eine Stimmung, wie wir sie aus Prato am Abend kannten, wenn die Einheimischen die Straßen der Stadt bevölkern.
Mercato Centrale von Livorno (auch: Mercato delle Vettovaglie)
Der Mercato Centrale ist eine klassische italienische Markthalle. Hier, direkt am Meer, gibt es natürlich einen eigenen Bereich mit frischem Fisch und anderem Meeresgetier.
Außerdem sollte man einmal „Cinque e Cinque“ probieren – ein kulinarischer Klassiker der livornesischen Küche: Brot mit Kichererbsentorte. Ein einfacher, aber sättigender Snack auf die Hand. Der zweite Klassiker ist – wenig überraschend – sehr fischlastig: Die Fischsuppe Cacciucco di Pesce.
Das Gebäude des Mercato Centrale stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und ist auch für sich schon einen Blick wert.
Das Denkmal der Quattro Mori
Wahrzeichen und Hauptsehenswürdigkeit Livornos oder eines der rassistischsten Denkmäler des Landes? Oder beides?
Zugegeben: Für heutige Betrachter wirkt die Darstellung des erfolgreichen Kriegsherrn Ferdinando I. de‘ Medici etwas irrtierend. Er thront in der herrischen Haltung des Siegers über vier gefesselten dunkelhäutigen Gefangenen – den quattro Mori (vier Mohren bzw. Mauren). Drei haben eher nordafrikanische bzw. türkische Züge, einer schwarzafrikanische. Ferdinand lässt sich hier feiern als Sieger über sarazenische Piraten.
Wie rassistisch ist dieses Denkmal nun? Die Darstellung der vier Gefangenen ist ziemlich realistisch und nicht überzeichnet. Der Künstler Pietro Tacca soll tatsächlich existierende Gefangene als Vorbilder genutzt haben.
Die heutige Assoziation vom „Weißen Herrn“ und den „Schwarzen Sklaven“ ist hier etwas irreführend. Auch die Sarazenen machten Gefangene und versklavten sie – auch weiße Sklaven – und gingen mit Kriegsgefangenen sicher nicht freundlicher um als in Europa.
Natürlich existierte aber zur damaligen Zeit in Europa ganz klar ein eurozentrischer und christlicher Rassismus, der die eigene Zivilisation, Kultur und Religion für höher angesiedelt hielt. Und man kann auch die berechtigte Frage stellen, ob man weiße Kriegsgefangene auf eine ähnliche Art dargestellt hätte.
Alles in allem muss ich zugeben, dass ich in die Empörung über das Denkmal nicht ganz einstimmen kann und noch weniger bin ich dafür, es zu entfernen. Als gänzlich unproblematisch sehe ich die Darstellung aber natürlich auch nicht aus heutiger Sicht und die historische Kontexualisierung muss meiner Meinung nach gegeben sein.
Das 1626 fertig gestellte Monument sollte noch durch zwei Brunnen mit Seeungeheuern ergänzt werden. Diese kamen allerdings nie nach Livorno – sie stehen heute in Florenz auf der Piazza Santissima Annunziata. In Livorno steht, gleich ums Eck von den Quattro Mori, eine Kopie der Brunnen.
Es soll übrigens eine Stelle geben, von der aus man alle vier Nasen der Gefangenen sehen kann. Ich habe sie allerdings nicht gefunden. Vielleicht habt ihr ja mehr Glück.
Piazza della Repubblica
Die Piazza della Repubblica ist ein riesiger freier Platz am Rand der Innenstadt. Zuerst wunderten wir uns, warum man diese große freie Fläche nicht bepflanzt oder anderweitig nutzt. Als wir von der Fortezza Nuova auf die Piazza schauten, verstanden wir es: Unter dem Platz hindurch führt ein Kanal. Wahrscheinlich ist es nicht so einfach, darauf Bäume zu pflanzen oder Gebäude in die Mitte des Platzes zu stellen. Trotzdem glaube ich, der Platz könnte dadurch nur gewinnen.
Die Synagoge von Livorno
Historische Reisende erwähnen die Pracht und Größe der alten Synagoge von Livorno (oben habe ich ein paar davon zitiert). Sie galt im 19. Jahrhundert als eine der schönsten Synagogen Europas.
Die alte Synagoge von Livorno wurde bereits ab 1603 erbaut und stand bis in die Zeit des zweiten Weltkriegs. Es waren hier allerdings nicht die Faschisten, die sie zerstörten, sondern sie fiel den Bombardements zum Opfer, bei denen große Teile der Altstadt von Livorno zerstört wurden.
1962 wurde bereits die neue Synagoge eröffnet, die man heute noch im Zentrum von Livorno sehen kann. Für diesen modernen Bau nutzte der Architekt Angelo Di Castro auch Teile der alten Synagoge.
Manchmal kann man die neue Synagoge auch besichtigen. Infos darüber findet man u.a. auch hier.
Lungomare: Uferpromenade von Livorno
Wer Seeluft schnuppern will, sollte einen Spaziergang von der Altstadt Livornos aus nach Süden unternehmen, über die Strandpromenade entlang des Viale Italia. Entlang dieser südlichen Ausfallsstraße finden sich hübsche Villen und Hotels aus der Zeit um 1900 – der Zeit, in der Livorno als Sommeraufenthalt bei betuchten Gästen populär war.
Ein schöner Weg auf dem Lungomare lädt auch zum Radfahren ein, etwa um bei einem der Bagni baden zu gehen.
Terrazza Mascagni: eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Livornos
Nach etwa einer halben Stunde Spaziergang auf dem Lungomare kommt man an die Terrazza Mascagni, eine gigantische, geschwungene und im Schachbrettmuster geflieste Terrasse mit großartigem Blick über das Meer. Die Weite der Terrasse mit ihrem 8700 Quardratmetern und die 34 800 schwarzen und weißen Bodenfliesen bieten schöne optische Illusionen: Alles wirkt bewegt und im Fluss. Passend zum niemals ruhenden Meer, das direkt an die Terrasse grenzt. Die Balustrade, die die Terrasse vom Meer trennt hat übrigens über 4000 Säulen.
Angelegt wurde die Terrazza Mascagni zwischen 1925 und 1931.
Beim Sturm im Herbst 2023 wurde leider auch die Terrazza Mascagni getroffen. Wie stark oder langwierig die Beschädigungen sind, ist mir derzeit nicht ganz klar.
Baden in Livorno: Strände und Bagni
Livorno liegt am Meer, bietet aber keine schönen Sandstrände wie man sie etwas weiter südlich entlang der etruskischen Riviera findet (hier findet ihr mehr Informationen über die Badeorte der etruskischen Küste).
Aber natürlich wird auch in Livorno im Meer gebadet. Viele nutzen alle Möglichkeiten, die sich zum Baden bieten – auch wenn sie nicht besonders malerisch sind.
Außerdem gibt es einige alteingesessene Bagni im Süden des Lungomare und südlich der Terrazza Mascagni. Man kann sie von der Altstadt aus (oder auch vom Bahnhof) mit dem Bus erreichen – oder mit dem Fahrrad auf dem Lungomare.
Streetart in Livorno
Wer durch Livorno spaziert, findet zahlreiche „Murals“, also großflächlige Streetart. Daneben gibt es natürlich auch die kleineren Kunstwerke an den Wänden der Altstadt.
Mit offenen Augen zu bummeln lohnt sich also allemal. Die Menge (und Qualität) der Street Art passte für mich gut in die Gesamtatmosphäre dieser lebendigen, quirligen Stadt mit ihrem unverfälschten und weitgehend untouristischen Alltag.
Veranstaltungen in Livorno: Effetto Garibaldi und Effetto Venezia
Dass wir uns genau zu einer der bedeutendsten Veranstaltungen in Livorno befanden, war reiner Zufall (so wie ja unser ganzer Besuch in Livorno eher Zufall war).
Ende Juli und Anfang August findet in Quartiere Venezia Nuova von Livorno der „Effetto Venezia“ statt, ein riesiges Straßenfest mit Essen, Livemusik, Ständen, Buden und Feuerwerk. Kurz davor findet an einem Wochenende der „kleine Bruder“ statt: Der „Effetto Garibaldi“ rund um die Piazza Garibaldi, in den wir zufällig hineingerieten. Und wenn DAS der kleine Bruder ist, möchte ich unbedingt im nächsten Jahr den großen Bruder kennen lernen!
Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein, überall Bands auf den Plätzen und Bühnen, die musizierten, Sänger, Seifenblasenkünstler. Essenstände, Märkte – alles, was das Herz begehrte. Und danach gab es ein gigantisches Feuerwerk.
Wenn ihr im Hochsommer in der Gegend seid, solltet ihr die lauen Sommernächte nutzen und euch dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Über die genauen Daten könnt ihr euch hier informieren.
Daten und Fakten zu Livorno
Livorno ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Livorno.
Lage: An der Westküste der Toskana, nördlich der etruskischen Riviera.
Einwohnerzahl: mit etwa 156 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt der Toskana (nach Florenz und Prato).
Etwa 92% der Einwohner haben die italienische Staatsbürgerschaft. Von den nicht-italienischen Staatsbürgern kommt der Großteil aus dem osteuropäischen Raum (Rumänien, Albanien, Ukraine etc). Leider habe ich keine aktuellen Zahlen zur religiösen Zusammensetzung der Bevölkerung von Livorno finden können.
Anreise nach und Übernachtung in Livorno
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Zugverbindungen ohne Umstieg nach Florenz, Pisa, Lucca, Grosseto und in die Badeorte an der etruskischen Küste. Ebenso Direktverbindungen nach La Spezia, Mailand (über La Spezia, Genua und Pavia) und Rom (über die Badeorte, Grosseto, Tarquinia und Cerveteri) und nach Neapel.
Vom Bahnhof sind es 2 km bis zur Piazza della Repubblica und 3 km bis zum Hafen. Am besten nimmt man einen Bus in die Innenstadt. Wer ein Taxi vom Bahnhof zum Hafen nimmt, zahlt einen Festpreis (dieses Jahr bei unserer Fahrt nach Sardinien waren das 15 €).
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, in Livorno abzusteigen. Man kann in den schicken Hotels entlang des Lungomare wohnen oder ein Zimmer in der Innenstadt buchen. Wir haben letzteres getan und stiegen bisher zwei Mal im B&B Butterfly* ab, das nur wenige Schritte vom Dom und vom Hafen entfernt liegt. Es handelt sich um eine einfache Unterkunft, (in Italien nicht unüblich) leider trotz des Namens kein Frühstück anbietet.
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Offenlegung: Die Ausflüge nach Livorno wurden selbst geplant und gezahlt.
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Den Artikel speichere ich mir direkt ab. Livorno steht für nächstes Jahr auf unserer Liste 😊
Oh, wie schön. Sicher findet man das Abbruch einiges für Kinder. Wir mochten ja das bunte Treiben am Abend besonders
Ciao Ilona,
mir hat Dein Artikel über Livorno sehr gefallen. Ich hatte schon häufig von Freunden gehört, dass Livorno eine hübsche und entspannte Stadt ist, aber ich bin selbst auch nur einmal durchgefahren, obwohl ich ein paar Jahre in Florenz gelebt habe. Wie schade. Aber das lässt sich ja nachholen. Vielleicht dann tatsächlich zum Effetto Venezia. Auf jeden Fall haben mich die schönen Bilder und vielen Anekdoten sehr neugierig gemacht.
Herzlichen Dank dafür,
Jens
Manche Städte fliegen einfach unter dem Radar. Ist zwar schade, aber dadurch bewahren sie auch ihren Charme.