Es ist jetzt schon eineinhalb Jahre her, dass ich die Phlegräischen Felder (italienisch: Campi flegrei) bei Neapel besuchte. Seither habe ich viele Anläufe gestartet, um einen Artikel darüber zu schreiben, aber ich wusste nicht, wie ich beginnen sollte, denn es gab einfach zu viel darüber zu erzählen!
Selten habe ich eine Gegend gesehen, die so faszinierend war: Geologisch hochspannend, landschaftlich wunderschön und obendrein voll mit archäologischen Ausgrabungen. Dennoch wird die Gegend von Reisenden kaum besucht. Das liegt auch daran, dass immer wieder aufs Neue Schauergeschichten vom „Supervulkan“ durch die Medien geistern, die völlig überzogene Befürchtungen wecken.
Nun, es ist keineswegs so, dass die Phlegräischen Felder nicht ein vulkanisch höchst aktives Gebiet seien. Und ja, unter den Phlegräischen Feldern liegt tatsächlich ein sogenannter „Supervulkan“.
Aber die Phlegräischen Felder aus Angst zu meiden, während sich in Neapel, auf Capri und Ischia, die ebenso bei diesem Supervulkan liegen, die Touristen drängen, zeigt, dass doch irgendwie ganz schön viel Irrationalität im Spiel ist.
Ich kann nur sagen: Die Phlegräischen Felder gehören zu den spannendsten Gegenden, die ich in Italien bereist habe. Und sie verdienen eindeutig mehr Aufmerksamkeit bei den Italienreisenden. Deshalb möchte ich sie euch nun endlich vorstellen.
In diesem Artikel möchte ich mich dem Vulkanismus auf den Campi Flegrei widmen. In einem weiteren Artikel werde ich euch dann die Sehenswürdigkeiten dieses Gebiets vorstellen.
Inhalt
Sind die Phlegräischen Felder gefährlich? Kann man unbesorgt dorthin reisen?
Puh… was für eine Frage! Ich bin natürlich keine Vulkanologin und kann hier nur meine persönliche Einschätzung geben. Ich werde hier ganz sicher keine Reise-Warnungen oder -Entwarnungen geben.
Vorneweg: Wer Bedenken aufgrund vulkanischer Aktivitäten und Erdbeben hat, sollte Italien von seiner Reiseliste streichen. Italien ist ein seismisch sehr aktives Gebiet.
Vulkanismus in Italien und Kampanien
Die große seismische Aktivität in Italien liegt daran, dass sich im Land zahlreiche Vulkane befinden, deren Existenz wiederum daher rührt, dass die Eurasische und die Afrikanische Erdplatte hier aufeinandertreffen – und zwar zwischen Festlanditalien und Sizilien.
Italien hat vier aktive Vulkane: Ätna auf Sizilien, Vesuv bei Neapel, Stromboli und Vulcano als zwei der Liparischen Inseln zwischen Sizilien und dem Festland.
Dazu kommen mindestens zehn „schlafende“ Vulkane – die meisten davon ebenfalls auf den Liparischen Inseln oder rund um Rom (bei den verschiedenen Seen im Latium, die allesamt vulkanischen Ursprungs sind). Auch Ischia und die Phlegräischen Felder gehören zu diesen schlafenden Vulkanen.
Italien ist für die Vulkanologie so bedeutend, dass sogar das Wort Vulkan sich direkt von der Insel Vulcano vor Sizilien ableitet. Hier – so glaubte man in der Antike – befände sich die Schmiede des Gottes Vulcanus.
Zudem gab der ständig aktive Vulkan Stromboli einer besonderen Form der Vulkanausbruchs den Namen: Die strombolische Eruption.
Jetzt, zu Beginn des Monats September 2024, als ich mich anschicke, diesen Artikel zu schreiben, zeigt mir die Seite Volcano Discovery, dass es allein in den letzten 24 Stunden in Italien 49 Erdbeben gab. Die meisten davon unter Stärke 2 – also für Menschen normalerweise nicht spürbar.
Im August 2024 gab es unglaubliche 2267 Erdbeben in Italien. 234 davon in den Stärken 2-5. Gehäuft traten sie auf in Calabrien, Sizilien und im Apennin zwischen Emilia-Romagna und Toskana. Aber auch in Apulien, der Basilikata, im Piemont, südlich von Rom und eben auch auf den Campi Flegrei bebte die Erde im vergangenen Monat.
Von den genannten 2267 Erdbeben in Italien entfielen 137 auf die Region Kampanien und davon wiederum 72 auf das Gebiet um Neapel (inklusive Phlegräische Felder). 10 davon mit einer Stärke zwischen 2 und 4.
Und wie sicher sind jetzt die Phlegräischen Felder?
Was will ich jetzt mit all diesen Zahlen aussagen? Ich möchte hier keine „Entwarnung“ geben, behaupten, auf den Campi Flegrei müsse man nicht mit vulkanischer Aktivität rechnen oder das sei alles reine Panikmache.
Ich möchte es in Relation setzen: Als ich mal wieder einen Anlauf unternahm, um diesen Artikel zu schreiben, saß ich gerade auf Capri. Die Insel quoll über von Touristen aus aller Welt und ich saß vor meinem Zimmer auf einem Agriturismo und blickte über das wunderbar blaue Meer vor mir. Genau dort, wohin ich blickte, lag der Supervulkan der Campi flegrei.
Wenn ihr kein Problem damit habt, Neapel, Capri, die Emilia-Romagna oder die Toskana zu besuchen; wenn ihr in diesen Orten keine Angst vor seismischer Aktivität habt, die euch von einem Besuch abhalten würde, dann gibt es eigentlich auch wenig Grund, Angst vor einem Besuch auf den Phlegräischen Feldern zu haben.
Dennoch: verfolgt natürlich die Nachrichten!
Zwar sind die alljährlich wiederkehrenden Berichte, die mehr oder weniger einen kurz bevorstehenden Ausbruch des Supervulkans ankündigen, ziemlich überzogen: Die meisten Artikel, die mit Schlagzeilen wie „BRICHT DER SUPERVULKAN AUS?“ betitelt werden, sind v.a. reißerischer Clickbait. Nach allem, was ich gelesen habe, halten Vulkanologen einen Ausbruch des Supervulkans (in seiner Gänze) für sehr unwahrscheinlich (und wenn er es täte, wäre es auch schon egal, ob ihr in Neapels Altstadt oder 12 km weiter westlich in Pozzuoli seid). Zuletzt brach dieser Supervulkan übrigens vor 39 000 Jahren aus, ein weiterer größerer Ausbruch war vor 15 000 Jahren.
Doch natürlich sind die Campi Flegrei seismisch sehr aktiv. Ruhigen Phasen folgen immer wieder auch aktivere Phasen. Im Februar 2023, als ich dort war, war gerade eine ruhige Phase. Sommer und Herbst 2023 (als ich auf Capri war) gab es dann eine aktivere Phase. Eine Gefahr, die hier natürlich immer existiert: kleinere vulkanische Eruptionen und besonders Erdbeben.
Ausbruchsvorhersagen sind grundsätzlich schwierig, aber auf den Campi Flegrei sind sie besonders schwierig, denn „die bekannten Vorläufer-Symptome bei Vulkanausbrüchen – Erdbeben, Hebung des Bodens, erhöhte Oberflächen-Temperaturen, geochemische Anomalien – [sind] in den Phlegräischen Feldern seit Jahrhunderten an der Tagesordnung“ (Standard)
Verfolgt also unbedingt die seriösen Nachrichten, aber lasst euch nicht völlig irre machen.
Wenn man Kommentare zur Berichterstattung über die Campi Flegrei (etwa im oben verlinkten Standard-Artikel) liest, hat man das Gefühl, dass alle davon ausgehen, dass die Gegend in wenigen Wochen in Schutt und Asche liegen wird und es deshalb quasi Selbstmord wäre, es überhaupt zu betreten. Und dieses Spiel wiederholt sich mit schöner Regelmäßigkeit, sobald es auf den Phlegräischen Feldern grummelt, bebt und rumort – und das tut es seit Jahrtausenden schon immer. Meist kaum spürbar und manchmal natürlich auch stärker. Dabei wird bei diesen Horrorszenarien aber immer völlig ausgeklammert, wie sehr es in ganz Italien permanent rumort und bebt und diejenigen, die die Campi Flegrei für viel zu gefährlich halten, sitzen im nächsten Urlaub wieder in Neapel und genießen den Blick auf den Vesuv.
Die offizielle Gefahreneinschätzung (von grün bis rot gestaffelt) findet ihr auf dieser Seite.
Orientiert euch daran und macht dann mit euch selbst aus, ob ihr den Campi Flegrei einen Besuch abstatten möchtet. Wenn ihr in und bei Neapel seid, gibt es meiner persönlichen Meinung nach, keinen Grund, den Schätzen der Campi Flegrei keinen Besuch abzustatten. (sofern natürlich keine offiziellen Warnungen vorliegen).
Was ich aber auch nicht verschweigen will: Der psychologische Effekt des Gedankens „Ich stehe hier gerade auf einem Supervulkan“ ließ auch mich nicht unberührt. Mehrfach empfand ich einen faszinierten Schauer, den ich im Schatten des Vesuv niemals empfunden hatte. Lediglich im Dezember 2023 auf Stromboli hatte ich etwas Vergleichbares gespürt.
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Sind die Phlegräischen Felder geschlossen?
NEIN, DIE PHLEGRÄISCHEN FELDER SIND NICHT GESCHLOSSEN!
Es ist mir unerklärlich, wie diese Behauptung in die Welt kam, man bräuchte gar nicht hinfahren, denn die Campi flegrei seien eh nicht zugänglich.
Bei den Phlegräischen Feldern handelt es sich um das Gebiet westlich von Neapel, zwischen Pozzuoli und Miseno. Dieses Gebiet ist sehr dicht besiedelt, hier liegen Städte, wohnen Menschen, die ganz normal ihrem Alltag nachgehen.
Es ist kein kleiner abgegrenzter Bereich, den man einfach mal sperren könnte.
Vielleicht kommt diese Behauptung daher, dass sogar auf Google Maps die Phlegräischen Felder falsch eingetragen sind: Ein einzelner Krater – der Solfatara Krater – ist dort als „Phlegräische Felder“ und als „geschlossen“ markiert. Der Solfatara-Krater bei Pozzuoli ist auch wirklich geschlossen, seit vor einigen Jahren dort eine Familie bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kam.
Doch dies bezieht sich nur auf diesen einen kleinen Bereich, nur auf diesen einen Krater.
Die Phlegräischen Felder mit all ihrer Naturschönheit und ihren archäologischen Schätzen sind nach wie vor zugänglich – und verdienen wahrlich mehr Aufmerksamkeit.
Was ist eigentlich ein Supervulkan?
Nun habe ich schon so viel geschrieben über den „Supervulkan“ der Phlegräischen Felder – und tatsächlich kann man die Gegend westlich von Neapel nicht verstehen, wenn man die vulkanologischen Phänomene ausklammert. Der Vulkanismus ist einer der Gründe, warum dieses Gebiet so unglaublich spannend ist.
Doch was ist eigentlich ein Supervulkan?
Supervulkane sind größer als normale Vulkane. Anders gesagt: ganz klar ist die Definition wissenschaftlich nicht umrissen und der Begriff stammt eigentlich aus den Medien.
Wikipedia schreibt dazu:
Supervulkane sind die größten bekannten Vulkane, die im Gegensatz zu „normalen“ Vulkanen auf Grund der Größe ihrer Magmakammer bei Ausbrüchen keine Vulkankegel aufbauen, sondern riesige Calderen (Einbruchskessel) im Boden hinterlassen. (…)
Der Begriff des „Supervulkanes“ wird aber auch vom Yellowstone Volcano Observatory selber kritisiert, weil er möglicherweise impliziert, dass jeder Ausbruch eines Supervulkanes immer extrem stark ist. Dem ist aber nicht so. Auch bei Supervulkanen überwiegen statistisch die eher kleineren Ausbrüche. Darum wird stattdessen der Ausdruck „Caldera System“ vorgeschlagen.
Ein weiteres Beispiel ist der Yellowstone in den USA. In Europa sind die Phlegräischen Felder der bedeutendste Supervulkan. Ein weiterer befindet sich in der Nähe von Rom und einer bei Santorin in Griechenland.
Vulkanismus auf den Phlegräischen Feldern
„… leichte Landfahrten, heitere Spaziergänge durch die wundersamste Gegend der Welt. Unterm reinsten Himmel der unsicherste Boden“
(Goethe, Italienische Reise. 1. März 1787)
Die Phlegräischen Felder können ohne Vulkanismus gar nicht gedacht werden. Sogar der Name leitet sich davon ab. Das altgriechische Phlegraía bedeutet „brennen, flammen“ – die Phlegräischen Felder sind also die „brennenden Felder“.
Die Phlegräischen Felder und ihre Krater
Ein Blick auf die Karte lässt ungefähr erahnen, wie die Caldera des Vulkans verlief bzw. verläuft. Eine etwas detailliertere Darstellung findet ihr auch hier.
Im Gebiet der Campi Flegrei gibt es mehrere kleinere Krater, die bei kleineren Ausbrüchen im Laufe der Jahrtausende entstanden sind:
Der bekannteste ist sicherlich der Solfatara Krater bei Pozzuoli, der unentwegt vor sich hindampft. Neben Wasserdampf treten hier auch diverse Gase aus, darunter Schwefel. Wer mit dem Zug in Pozzuoli einfährt, riecht es sofort – aber überraschenderweise gewöhnt sich die Nase ziemlich schnell daran (möglicherweise kennt ihr den Geruch bereits von den Thermalquellen in Saturnia in der Toskana). Das 610x710m große Gebiet liegt nur 10 km westlich des Stadtzentrums von Neapel.
Seit einem Unfall 2017, bei dem ein elfjähriger Junge und seine Eltern ums Leben kamen, ist der Solfatara-Krater nicht mehr zugänglich. Man hat allerdings von der Straße aus einen guten Einblick in das Gebiet mit den zahlreichen Fumarolen.
Nördlich des Solfatara liegt das Gebiet des Astroni-Kraters („Gli Astroni“), der 2 km lang und 1 km breit ist. Mit seiner üppigen Vegetation ist der Krater seit 1969 Naturschutzgebiet.
Westlich von Pozzuoli liegt der Monte Nuovo, auf den ich unten noch genauer eingehen werde. Und gleich daneben befindet sich der Lago d’Averno. Dieser idyllische See – ebenfalls ein alter Krater – galt den alten Griechen als Eingang zum Hades, zur Unterwelt.
Monte Nuovo: der jüngste Vulkan Europas
Monte Nuovo heißt übersetzt „Neuer Berg“ und wenn man die Geschichte dieses fast 140 m hohen Hügels kennt, dann versteht man auch, warum.
In den Tagen vom 28. bis 30. September 1538 bebte bei Pozzuoli auf einmal die Erde und am Ende dieser dreitägigen Eruptionsphase stand plötzlich ein Kegel in der Landschaft, der zuvor nicht dort gewesen war: Der Monte Nuovo war geboren.
24 Neugierige erstiegen den neugewachsenen Berg und wurden Anfang Oktober von einer letzten Eruption überrascht, bei der sie den Tod fanden. Sie waren die einzigen Todesopfer der sogenannten „Monte Nuovo-Eruption“. Dies war auch der letzte Vulkanausbruch im Bereich der Phlegräischen Felder, bei dem allerdings u.a. die Reste der Villa Ciceros von der Erdoberfläche verschwanden.
Heute ist der Berg dicht bewachsen und steht unter Naturschutz. Ein Rundwanderweg auf dem Kraterrand bietet wunderbare Ausblicke über die Bucht von Pozzuoli. Ich gestehe, dass es mir bei aller Faszination tatsächlich zu mulmig zu Mute war, um die ganze Runde zu gehen. Mein Freund kehrte am nächsten Morgen alleine zurück, um den ganzen Rundwanderweg zu wandern.
Dazu fahrt ihr mit dem Zug am besten bis Arco Felice und geht von dort etwa einen Kilometer bis zum Eingang der Oasi Naturalistica di Monte Nuovo.
Das Phänomen des Bradyseismos auf den Campi flegrei
„Man kann sich den Super-Vulkan als Brustkorb eines schlafenden Riesen vorstellen: Beim Einatmen dehnt er sich aus, beim Ausatmen verliert er an Volumen.“
Seit Jahrtausenden hebt und senkt sich die Erde in der Bucht von Pozzuoli. Mitunter steigt sie ruckartig an – so wie in den frühen 1980er Jahren, als sich die Erde in der Stadt um 1,5 m hob. Ein schweres Erdbeben, das damals die Altstadt schwer traf (dazu im nächsten Artikel über die Sehenswürdigkeiten der Campi Flegrei mehr, denn das Erdbeben und die folgenden Restaurierungsarbeiten brachten auch allerhand Spannendes ans Licht!).
Doch meist ist das eher ein sehr langsames Erdbeben, ein langsames Heben und Senken der Erde. Dieses Phänomen nennt man Bradyseismos, von griechisch bradus seismos = langsame Bewegung.
Dass sich der Meeresspiegel hier an der Bucht von Pozzuoli vermeintlich immer wieder änderte, hatte man häufiger beobachtet. Die prächtigen Kaiservillen, die früher an der Küste lagen, liegen heute unter Wasser und können heute bei Tauchgängen besichtigt werden. (Ihr wollt die prächtigen Villen bei einem Tauchgang erleben? Alle Infos zum Parco Sommerso di Baia bekommt ihr auf der offiziellen Webseite)
Ein anderer deutlicher Hinweis auf den sich verändernden Stand des Meeresspiegels sind die drei Säulen des Macellums – des antiken römischen Marktplatzes – von Pozzuoli. Diese drei Säulen hatten eine besondere Bedeutung für die geologische Forschung: Im unteren Drittel der Säulen zeigen sich Spuren, die Muscheln hinterlassen haben, die normalerweise an der Meeresoberfläche leben.
Doch wie konnte man diese lokal sehr begrenzten ständigen Änderungen des Meerespiegels erklären? Seismische Aktivitäten kannte man eigentlich nur in Form von Erdbeben – und solch starke Änderungen durch Erdbeben hätten sich in der Geschichtsschreibung finden lassen. Zudem würden doch dann die drei Säulen nicht mehr aufrecht stehen. Gab es also unbemerkbare, langsamere Hebungen und Senkungen?
Tatsächlich sind die drei Säulen des Macellum von Pozzuoli der Gegenstand, an dem diese Theorien immer wieder diskutiert, untersucht und schließlich belegt wurden. Charles Lyell, der in seinem 1830 erschienenen Werk „Principles of Geology“, die Theorie des langsamen Hebens und Senkens der Erde – das Phänomen des Bradyseismos – beschrieb, wählte für das Frontispiz tatsächlich auch die drei Säulen des Macellum von Pozzuoli.
Ein paar abschließende Worte
Dieser Artikel kann nur einen kleinen Einblick in das faszinierende Gebiet des Vulkanismus auf den Phlegräischen Feldern – und in Italien – geben. Ich bin, wie gesagt, keine Vulkanologin und habe mir vieles selbst erst angeeignet.
Besonders eindrücklich blieb mir in Erinnerung, wie ich über den „Supervulkan“ laß, der nur wenige Kilometer unter der Bucht von Pozzuoli schlummerte. Ich lag, während ich dies laß, in meinem Hotelbett in Pozzuoli, direkt am Hafen gelegen und vom Bett aus hatte ich einen wunderbaren Blick über das Meer – über eben jene Bucht, unter der der Supervulkan schlummerte. Ein eigenartiges Gefühl.
Dennoch konnte ich nicht anders, als auch immer wieder zu bedauern, wie sehr diese wunderschöne, an Schätzen reiche Gegend von all den Touristen links liegen gelassen wird – aufgrund einer doch sehr diffusen Angst. Niemand fürchtete sich vor der Vesuvbesteigung, vor dem Besuch Neapels – aber die Schätze Pozzuolis und Baias lagen einsam da.
Fast alle Menschen, die wir trafen, freuten sich über unser Kommen und trugen uns regelrecht auf, allen davon zu erzählen, wie schön es nicht auf den Phlegräischen Feldern sei. Und das habe ich seither sehr oft getan.
Dass es doch so lange dauerte, bis ich endlich diesen Artikel fertig hatte, lag einfach auch daran, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte. Letztendlich also entschied ich mich für eine Zweiteilung: Erst der Vulkanismus, dann die Sehenswürdigkeiten und historischen Schätze.
Ich hoffe jedenfalls, dass meine Artikel dem einen oder der anderen Lust machen, das wunderschöne Gebiet, das sich westlich an Neapel anschließt, an dem jeder vorbeifährt, der Ischia oder Procida besucht, einmal zu besichtigen und sich dort selbst verzaubern zu lassen.
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Liebe Ilona,
als ich deinen Beitrag las, habe ich überlegt, woran es wohl liegt, dass viele Menschen begeistert nach Island reisen, obwohl dort die Gefahr von Vulkanausbrüchen und Überflutungen allgegenwärtig ist. Auch der Yellowstone NP ist ein Hotspot, der sich hebt und senkt, dennoch ist der Park sehr überlaufen. Was ist also in Italien anders? Da fällt mir sofort das schwere Erdbeben in L’Aquila wieder ein. Was hängen blieb, sind Worte wie Bauvorschriften missachtet, minderwertige Baumaterialien und so weiter. Vielleicht ist es dies, was Menschen davon abhält, in eine Region mit zahlreichen kleineren und grösseren Erdbeben zu reisen. Das Vertrauen in die bereits erschütterte Bausubstanz fehlt.
Liebe Grüsse
Susan
Die Fragen mit Island und dem Yellowstone (der ja, wenn ich es richtig im Kopf habe, ein noch größerer „Supervulkan“ ist) habe ich mir auch schon gestellt. Und wenn wir von der Bausubstanz reden – was ist mir der Türkei?
allerdings ist Italien ja an sich voll mit Touristen – gerade auch aus Deutschland und Österreich. Gerade auch der Golf von Neapel (in dem sich der Vulkan der Phlegräischen Felder befindet) ist total überlaufen. Neapel selbst ist gerade einmal 10km von Pozzuoli entfernt. Jede Fähre nach Ischia oder Procida und im Endeffekt auch nach Capri überquert den Vulkan mehr oder weniger. Aber genau der kleine Bereich der Campi flegrei wird ausgeklammert – und tatsächlich aus Angst. Viele Leute wollen genau DORT nicht hin, weil es ja gefährlich sei. Aber Neapel, Ischia, Capri – der ganze Rest von Italien? Kein Problem!
Ich denke, die vielen Medienberichte über die Phlegräischen Felder, die oft wirklich reißerisch sind, tragen da schon ihren Teil dazu bei. Dort werden ständig völlig überzogene Befürchtungen geschürt. Die Leute haben – wenn man die kommentare so liest – tatsächlich Angst, dass der Supervulkan ausbricht und dann alles in Schutt und Asche liegt. Aber sie sehen nicht, dass das ja dann auch für den Rest des Golfes von Neapel gälte…
Vielleicht kann ich ja ein paar Leuten trotzdem Lust machen, diese schöne Gegend zu besuchen. Sie hätte es verdient.
Ich möchte zugern einen Sommerurlaub in Pozzuoli verbringen in einem Ferienhaus direkt hinter dem Supervulkan und die Beben und die dampfenden Fumarolen vor Ort erleben und eine Tagestour zum Vesuv machen und Pompeji und Herculaneum besichtigen und zum Ätna und zum Stromboli fahren !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!Und unter Wasser den Marsilli sehen !!!!!!!!!!
Ebenso gerne würde ich einen Sommerurlaub in der Vulkaneifel am Laacher See verbringen und die Stelle mit den Gasblasen mit eigenen Augen sehen und die eher leichten Beben spüren !!!!!!!!!!!!!!!!!!!