Wenn mich jemand um Tipps für Florenz bittet, gibt es eine Sache, die ich zu jedem sage: Fahr nach Fiesole!
Mit dem Bus von San Marco dauert es gerade einmal 15 Minuten und man gelangt in die kleine Stadt auf dem Sattelberg über Florenz – eine meiner liebsten Ecken, die ich je auf Reisen entdecken durfte.
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Florenz Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten und ReiseplanungFiesole ist übrigens auch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen um Florenz und in der Toskana
Man kann nach Fiesole fahren, diese einstmals wichtige Etruskerstadt, die von der jungen Gründung im Tal des Arno – Florenz – im Laufe der Geschichte irgendwann überholt wurde, und man kann sich Dom, Kloster und Amphitheater ansehen, ein Foto von sich vor dem Ausblick über Florenz machen lassen und wieder in die Stadt zurückkehren. Vielleicht isst man an der Piazza auch noch eine Kleinigkeit oder gönnt sich ein Glas Wein.
Hermann Hesse in Fiesole
Doch das ist es nicht, was man meiner Meinung nach in Fiesole getan haben sollte.
Oben lag ich den ganzen Nachmittag im warmen Gras (Hesse, S. 116)
Ich bin inzwischen nicht einmal mehr überrascht, festzustellen, dass auch Hesse Fiesole als einen Ort bezeichnet, „der mir wie wenige in der Welt teuer geworden ist.“ (S. 124)
Mehrfach suchte er das Städtchen auf und aus seinen Tagebuchaufzeichnungen geht hervor, dass er dort dasselbe tat, wie ich: er lag im Gras und döste.
Dabei hatte er sogar denselben Lieblingsort in Fiesole wie ich:
Der schönste Platz von Fiesole ist unstreitig die Klosterhöhe. Dort verträumte ich manchen warmen Spätnachmittag im Geplauder mit den Strohflechterinnen, Bettlern und Kindern, auf der breiten Mauer liegend. (S. 40)
Die Strohflechterinnen, Bettler und Kinder sucht man heute hier vergeblich. Aber auch 100 Jahre nach Hesse kann man hier wunderbar die Zeit verträumen.
Fiesole – mein energetischer Kraftort
Nennt mich einen abergläubischen, romantischen Esoteriker, aber ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass das Kloster und die Piazetta San Francesco – eben jene von Hesse erwähnte Klosterhöhe – auf einem Kraftort liegen, einem besonderen Energiepunkt. Anders kann ich mir die unglaubliche Atmosphäre dieses Platzes nicht erklären:
Wenn ich in Fiesole war, setzte ich mich immer auf dem kleinen Platz vor dem Kloster in die Sonne, einfach nur, um die Atmosphäre zu genießen. Aber jedes Mal verfiel ich in eine Art Dämmerzustand, einen fast schon meditativen Zustand zwischen Wachen und Schlafen, aus dem ich nach etwa zwei Stunden mit einem schrecklichen Sonnenbrand wieder „erwachte“, voller Energie, wie nach einem langen, tiefen Mittagsschlaf.
Man kann in Florenz noch so viel gesehen haben, wer nicht ein paar Stunden in Fiesole verdöst hat, hat das Beste nicht erlebt.
Über Fiesole leuchtete ein Aprilmittag, sonnig heiß, mit blankbefiederter Bläue. Veilchenmädchen lärmten in den Gassen, farbig gekleidete Fremde trieben sich im römischen Theater herum. In dem warmen, steilen Sträßchen, das von der Piazza zum Kloster führt, saßen Strohflechterinnen und arbeiteten im Freien. (…) Die schöne Zwillingszypresse umströmte leis ein wohlig warmer Wind (S. 16)
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Die Hesse-Zitate entstammen:
Hesse, Hermann: Italien. Schilderungen, Tagebücher, Gedichte, Aufsätze, Buchbesprechungen und Erzählungen, hrsg. von Volker Michels, Frankfurt / Main 2005.
Vielen Dank!
Wunderschön Deine Beschreibungen! Auch mich zog es wegen Hesses Beschreibungen dorthin, aber wir haben es leider nicht geschafft. Beim nächsten Mal 🙂
unbedingt 🙂 ein herrliches Fleckchen Erde!
hach, wie wunderbar. sofort will ich da hin!!
glaub ich. wäre jetzt auch gerne dort 🙂
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Der Blick über Florenz mag ich besonders gern 🙂 Diese Weitblicke sind so schön und geben jeder Stadt – egal wie groß sie ist – irgendwie Ruhe.
Liebe Grüße
Sarah
Das ist wahr. Hier ists aber nicht mal nur der Blick, es ist das Gesamtpacket, das Fiesole für mich so besonders macht 🙂
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Ohje, ich hab das Beste noch nicht erlebt. Muss ich wohl nochmal zurück nach Florenz, danke Dir für den schönen Tipp!
Nach Florenz kann man zum Glück mehrfach, ohne, dass es langweilig wird 😉
Was für ein super Beitrag, welcher der Schönheit Fiesoles wirklich gerecht wird!
Das hat mich so gefreut, diesen Beitrag über Fiesole zu lesen. Ich hatte diesen Ort vor gut 30 Jahren als Student auf meiner ersten größeren Italientour beim Florenzbesuch „entdeckt“ und war ähnlich fasziniert und begeistert. Ich würde noch das unweit gelegene Settignano erwähnen, das einen ähnlichen verträumten Charme besitzt, den man so dicht beim Touristenmagneten Florenz kaum erwarten würde.
Hallo Thomas,
Und mich freut es, dass es dich freut 🙂 Und dass es noch mehr Fiesole-Fans gibt. Ein herrliches Fleckchen. Settignano kenne ich noch nicht. Das kommt auf die Liste! Danke!
Zufällig bin ich auf diese Beschreibungen von Fiesole gestoßen! Ich freue mich darüber sehr, habe ich doch, leider schon vor vielen Jahren, mehrere sehr schöne Aufenthalte in Fiesole genossen! Beim ersten Aufenthalt habe ich mit meiner Familie im Gartenhaus einer Villa wohnen können, von dort und vom vorgelagerten – sich hoch über der Straße befindlichen – Garten, hatte man einen traumhaften Blick über die Stadt Florenz. Ich habe diesen Anblick nie vergessen – kann ihn auch heute noch in meinem Gedächtnis abberufen bzw. vor meinem geistigen Auge auferstehen lassen! In den Jahren danach kamen wir – oder auch ich alleine – mehrmals wieder nach Fiesole zurück. Einmal sogar im Winter! Ein traumschöner Ort und sehr schöne Erinnerungen! Es ist so – war man nicht wenigstens einmal in Fiesole, hat man Florenz nicht vollständig erlebt! Mit lieben Grüßen!