Die Basilikata (italienisch: Basilicata) im Süden Italiens ist sicherlich einer der letzten ungehobenen Schätze des Landes. Abgesehen von der Felsenstadt Matera, ganz im Osten der Region, die 2019 europäische Kulturhauptstadt war und für gewöhnlich eher bei einer Apulienreise besucht wird, ist die Region sehr untouristisch.
Auch ich hatte bisher in der Basilikata nur Matera gekannt – und auch ich habe die Stadt im Rahmen unserer Apulien-Rundreise besucht. Allerdings – so wurde mir erklärt – ist die Gegend um Matera auch historisch, sprachlich und kulturell näher an der Nachbarregion als an anderen Teilen der Basilikata.
Doch der Rest der Basilikata will erst noch entdeckt werden! Und als ein Arbeitskollege aus der Basilikata uns einlud, mit ihm gemeinsam ein langes Wochenende in der Nähe seines Heimatortes Viggiano zu verbringen, zögerte ich nicht lange und fuhr mit. Ich möchte euch hier mitnehmen auf meinen – alles andere als erschöpfenden! – Kurztrip in den unbekannten Süden Italiens. Mir haben diese Tage Lust auf mehr gemacht. Vielleicht geht es euch ähnlich?
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Inhalt
Mein Kurztrip in die Basilikata [mit Karte]
Karte der besuchten Orte in der Basilikata
Viggiano: Harfen, Petroleum und Marienkult
Viggiano war unser erster Stopp und für die meisten Nächte unser Standort, da dort die Familie meines Arbeitskollegen lebt. Der Ort hat etwa 3000 Einwohner und liegt auf fast 1000 m. Ein leichtes Lüftchen weht hier oben, die Luft ist frischer, die Hitze erträglicher. Eine Wohltat, wenn man – so wie wir – aus dem glühendheißen Florenz kommt. Warum fahren nicht mehr Toskaner hier in die Sommerfrische? Wahrscheinlich wegen der Entfernung… vor der Abfahrt haben wir uns das auf der Karte angeschaut: Viggiano ist von Florenz Luftlinie so weit entfernt wie Ingolstadt!
In der Vergangenheit war Viggiano berühmt als Stadt der Musiker. Überall – so erzählen Reiseberichte – hätte man Leute musizieren hören. In fast jeder Straße gab es Instrumentenbauer, die v.a. auch eine spezielle Form der Harfe hergestellt hätten: etwas kleiner und damit transportabel, so dass auch Hirten sie mitführen konnten.
Noch heute begegnet einem die Harfe immer wieder im Stadtbild. Nach einer Unterbrechung wurde die Tradition des Harfespielens wieder belebt und wenige Tage später werden wir sogar in den Genuss eines Harfenkonzerts kommen (die Harfe war allerdings so groß, dass ich eher davon ausgehe, dass es eine klassische Harfe war, nicht die traditionelle aus Viggiano).
Viggiano klebt – wie soviele italienische Dörfer – am Berg und kurvige Straßen und Treppenwege winden sich hindurch.
Von oben überblickt man das Tal des Agri (Val d’Agri) und unübersehbar steht dort eine große industrielle Anlage: Hier wird Petroleum gewonnen, denn in Viggiano befindet sich die größte Petroleum-Förderung Kontinentaleuropas, was der Stadt Geld, Arbeitsplätze und auch frischen Wind durch auswärtige Arbeitskräfte bringt. Viggiano wirkt sauber und aufgeräumt und gerade jetzt im Sommer, wo viele der jungen Leute, die anderswo arbeiten, nach Hause zurückkehren, herrscht hier jeden Abend Leben auf der Piazza.
Wann das Petroleum zu Ende gehen und was danach folgen wird, steht in den Sternen. Erwartet Viggiano dann das Schicksal einiger Bergarbeiterstädte?
Vielleicht schafft man es auch, die anderen Industriezweige vorausschauend auszubauen. Neben dem Petroleum ist auch die Landwirtschaft bedeutend und auch der Tourismus spielt eine – wenn auch kleine – Rolle. Allerdings handelt es sich bei letzterem bisher v.a. um Skitourismus – auch nicht wirklich eine Branche mit langfristiger Zukunft.
Die dritte Besonderheit Viggianos ist der Kult um eine schwarze Madonna, der jedes Jahr im September – so lese ich in einer Broschüre des Ortes – bis zu 150.000 Pilger anlockt.
Die Geschichte der Madonna di Viggiano, der Patrona e Regina delle genti lucane (Patronin und Königin der Lukaner), liegt im Dunkeln. Die überzeugendste Theorie scheint zu sein, dass die Figur im byzantinischen Stil aus dem nahen Grumentum stammte, das in der Ebene lag und immer wieder von Sarazenen-Überfällen heimgesucht wurde. 1050 wurde Grumentum endgültig zerstört und einige Priester hätten die Madonna auf den Berg bei Viggiano gebracht, um sie dort zu verstecken. Einige Jahrhunderte später seien Hirten durch seltsame Strahlen auf dem Berg angelockt worden und hätten dort in einem Loch – das noch heute in der Kirche zu besichtigen ist – die Figur gefunden.
Auf dem Berg steht heute noch eine kleine Kapelle, doch die Schwarze Madonna von Viggiano residiert hier nur in den Sommermonaten: Am ersten Sonntag im Mai wird sie bei einer Prozession auf den Berg getragen. Am ersten Sonntag im September wird sie bei einer weiteren Prozession wieder in den Ort gebracht und verbringt Herbst, Winter und Frühjahr in der Kirche in Viggiano.
Der Monte Sacro di Viggiano ist 1725 m hoch und wirklich spektakulär geformt. Ein paar Tage später werde ich auf dem gegenüberliegenden Monte Volturino sitzen und den Kegel des Monte Sacro bewundern, der steil aus der Landschaft aufragt. Und ich gestehe, ich kann mir bei diesem spektakulären Berg, kaum vorstellen, dass sich hier nicht ein vorchristliches Heiligtum befunden haben soll. Es wäre ja auch nicht so ungewöhnlich, wenn ein heiliger Ort christlich umgedeutet wurde, um die Menschen vom alten Glauben abzubringen und für den neuen Glauben zu gewinnen. Archäologische Hinweise scheint es darauf aber nicht zu geben.
Hier oben thront auch eine Statue des Heiligen Michael. Das Hauptheiligtum am Gargano in Apulien ist nicht weit und der Kult des Erzengels Michael hat sich auch in dieser Gegend verbreitet. Zahlreiche Grottenheiligtümer gibt es in der Gegend. Irgendwann würde ich gerne einige davon besuchen. Seit meinem Besuch am Mont St. Michel 2015 habe ich irgendwie eine Vorliebe für diese häufig uralten Kultstätten entwickelt.
Monte Volturino: Zwei Nächte in den Bergen der Basilikata
Am Nachmittag nach dem Besuch auf dem Monte Sacro brechen wir auf – es geht auf einen weiteren Berg: Zum Monte Volturino.
Dort, an der Pietra del Brigante (Brigantenfelsen) und am Piano dell’Imperatore, einer großen Freifläche auf 1560 m, findet in diesen Tagen ein Festival statt, das Volturino Experience.
Tatsächlich ist es erst die zweite Auflage dieses Festivals, aber es ist gut was los: Wer sich vorher anmeldet, kann im Wald zelten, es gibt Live Musik (zum Beispiel ein Harfenkonzert) und einige Aktivitäten, die man buchen kann (Klettern, Reiten und ähnliches). Wir schlagen unsere Zelte auf und lassen es uns gut gehen.
Ich brauche ehrlich gesagt nicht unbedingt ein Festival, die vielen Aktivitäten, die angeboten werden. Mir genügt es in meiner Hängematte zu liegen und die Seele baumeln zu lassen.
Tagsüber wird es sommerlich warm, doch nachts wird es frisch – man braucht tatsächlich eine Jacke. In diesen Tagen in Florenz kann man sich gar nicht vorstellen, jemals wieder eine Jacke zu tragen. Doch hier in den Bergen der Basilikata sitzen wir abends mit Fleecejacke ums Feuer.
Am ersten Abend nehmen wir an einer geführten Wanderung zum Sonnenuntergang auf den Gipfel des Monte Volturino teil. Mit 1835 m ist er der achthöchste Berg der Basilikata. Es geht ordentlich steil aufwärts und oben pfeift uns ein kalter Wind um die Nase – aber die Mühe lohnt. Der Ausblick ist herrlich, der Sonnenuntergang ist es auch.
Am nächsten Tag, als ich mich aus meiner Hängematte bequeme, steige ich hinauf zu einem etwas niedriger gelegenen Aussichtspunkt oberhalb des Piano dell’Imperatore. Hier bin ich gänzlich alleine: Um mich herum summen unzählige Insekten – Bienen, Fliegen, Schmetterlinge und allerhand anderes fliegendes Getier. Ich sitze eine ganze Weile hier und schaue in die Landschaft. Mir gegenüber liegt der Berg von Viggiano mit der kleinen Kirche obendrauf – und ich sinne darüber nach, welche Art vorchristliches Heiligtum dort oben wohl vorher gelegen haben könnte…
Das Einzige, was am Volturino Experience Festival einen etwas bitteren Beigeschmack bei mir hinterlässt, ist die Darbietung der Greifvögel. Also, nicht die Darbietung selbst, sondern die Tatsache, dass die Greifvögel vorher am Waldrand auf Podesten angebunden waren. Das wäre grundsätzlich nicht das Problem, wenn es eine Absperrung gegeben oder jemand einen Blick auf die Tiere (bzw. eher auf die Besucher) gehabt hätte. Leider haben viele Menschen überhaupt keinen Respekt und glauben, für ein Foto überall so nahe herangehen zu müssen, wie nur möglich. Und so wurden die Tiere manchmal von vorne und hinten von fotografierenden Menschen oder Müttern mit lauten Kindern bedrängt, was bei einigen Vögeln (zumindest für mein laienhaftes Auge) Stress ausgelöst hat.
Da hätte es mich doch sehr gefreut, wenn man einfach eine Absperrung angebracht hätte, die die Besucher von den Tieren fern gehalten hätte. (Meine Bilder wurden übrigens mit Zoom gemacht, nur falls sich jemand wundert, dass ich scheinbar so nahe an ihnen dran bin).
Sasso di Castalda: Tibetanische Hängebrücken in der Basilikata
Nach zwei Nächten im Zelt am Monte Volturino kehren wir nach Viggiano zurück und gönnen uns erst einmal die wohlverdiente Dusche. Nach dem Mittagessen brechen wir erneut auf: Ins etwa 35 km entfernte Sasso di Castalda.
Der Ort mit etwa 745 Einwohnern erhielt seinen heutigen Namen 1863 – aus dem Zusammenschluss der beiden Siedlungen Pietra Castalda und Sasso (Saxum). Beide Siedlungsnamen verraten schon die Besonderheit des Ortes, denn sowohl Pietra als auch Sasso heißt soviel wie Fels oder Stein.
Der alte Siedlungskern liegt direkt an einem riesigen Felsblock, auf dessen Spitze sich heute nicht nur eine Burgruine befindet, sondern auch ein kleiner Skywalk und – die zweite Besonderheit des Ortes – der Ausgang der Tibetanischen Brücken (Ponte tibetano).
Ja, hier, auf 949 m, mitten in der Basilikata, hat man vor einigen Jahren zwei tibetanische Hängebrücken errichtet. Für 20€ bekommt man die Sicherheitsausrüstung, um sich dann schwindelerregend über schwankende Brücken über den Abgrund hinweg zu bewegen. Ich ließ meinen Kollegen den Vortritt und blieb lieber auf fester Erde. Meine Höhenangst erlaubte es mir nicht mal, mehr als zwei Schritte auf dem Skywalk zu machen…
Infos und Tickets für den Besuch des Ponte tibetano von Sasso di Castalda auf der offiziellen Webseite
Wer noch mehr Nervenkitzel will, kann sich ja auch mal den Volo del Angelo („Engelsflug“) in Pietrapertosa anschauen.
Während sie also gut gesichert über dem Abgrund schaukelten, bummelte ich durch das Dörfchen, machte Fotos in den leeren Gassen und setzte mich anschließend in eine kleine Bar, um mir ein kühles Getränk zu gönnen.
Wusstet ihr, dass es Limonade aus der Basilikata gibt? Avena heißt das Traditionsgeschäft, das seit 1926 in Potenza verschiedene Limonaden produziert. Vor einigen Jahren hat Coca Cola angefragt, um die Firma aufzukaufen, aber sie weigerten sich und produzieren weiter kleine Mengen lukanischer Gassosa und Aranciata.
Das erzählt der Besitzer des Lokals. Es ist ruhig, nicht viel zu tun. Am Nachmittag ist auch in der Basilikata die „tote Zeit“ – die Straßen sind wie leergefegt. Ein Phänomen, das ich bereits in der Toskana immer wieder beobachtet habe. Erst am Abend kommen die Leute alle wieder aus den Häusern.
Außerdem kommt man mit den Lukanern schnell ins Gespräch. Sie sind nicht überrannt von Touristen und haben dementsprechend auch noch keinerlei Genervtheit gegen sie entwickelt. Sie sind offen und aufgeschlossen und beginnen gleich ein Gespräch. So unterhalten wir uns, über das langsame Leben in Sasso di Castalda („Man muss sich einfach immer mit irgendwas beschäftigt halten.“) und den Übertourismus in Florenz („Schickt mal ein paar davon hier runter. Da hätten wir alle was davon.“). Er erzählt mir, dass er gerne irgendwann in Berlin leben würde und während ich meine eiskalte Gassosa schlürfe, denke ich mir, dass es wohl keinen größeren Kontrast zum Leben hier im verschlafenen Sasso geben könnte als das niemals schlafende Berlin.
Aliano: Auf den Spuren Carlo Levis
Einen Tag haben wir noch, bevor wir nach Florenz zurückkehren müssen. Wir überlegen, Matera zu besuchen, da ein Kollege die Stadt noch nicht kennt. Aufgrund der Hitze (in Matera ist es ähnlich heiß, wie in Florenz) fällt die Wahl dann aber doch auf einen Strandtag.
Auf dem Weg zum Strand machen wir – nur meinetwegen – einen Stopp in Aliano. Seit ich vor Jahren Carlo Levis autobiographischen Roman „Christus kam nur bis Eboli“ gelesen hatte, der in Aliano spielt, wollte ich diesen Ort immer einmal besuchen.
Etwas mehr als eine Stunde lang hüpfe ich vergnügt mit Buch und Kamera durch die Gässchen des Ortes und lasse meine etwas gelangweilten Kollegen hinter mir, die sich derweil mit der Beobachtung von Bussarden beschäftigen.
Carlo Levi (1902-1975) war ein italienischer Arzt, Maler und Schriftsteller. Aufgrund seiner antifaschistischen Aktivitäten wurde er 1934 zuerst in Rom inhaftiert, 1935/36 in der Basilikata ins Exil geschickt. Unter den italienischen Faschisten war es üblich, politische Gegner zu „konfinieren“ – das heißt in abgelegene Gegenden zu verbannen.
Levi kam zuerst nach Grassano, schließlich nach Aliano, beide in der Provinz Matera. Über diese Zeit schrieb er sein berühmtestes Buch mit dem etwas kryptischen Titel „Christus kam nur bis Eboli“.
In diesem Buch beschriebt er eindrücklich das Leben und die Bewohner Alianos (im Buch verschlüsselt als „Gagliano“), er beschreibt das Elend der Bauern – geplagt von Hitze, Trockenheit und der allgegenwärtigen Malaria – denen er als Arzt beistand. Und er beschreibt die Ränkespiele der provinziellen Oberschicht, die von Langeweile und Neid getrieben sind.
Er beschreibt das von magischem Denken geprägte Leben in dieser Gegend Italiens, über die die Geschichte „hingeglitten war, ohne sie je wirklich zu berühren.“
Nach seinem Tod wurde Carlo Levi auf eigenen Wunsch hin in Aliano beigesetzt.
Weiterlesen über Aliano und Carlo Levi:
Alles in allem wirkte Aliano auf mich sehr viel pittoresker, als ich es erwartet hatte. Und die von Levi beschriebene „Mondlandschaft“ der „Calanchi“, die das Dorf umgeben, war wahrlich beeindruckend. Ich hätte mich hier ohne Probleme mehrere Stunden aufhalten können, will aber meine Kollegen nicht noch länger warten lassen. Außerdem treibt die Hitze uns weiter Richtung Strand.
Ich muss auf jeden Fall noch einmal zurückkommen, um Levis Grab auf dem Friedhof zu besuchen und auch, um das Haus zu besichtigen, das er in Aliano bewohnte. Montags war das Museum nämlich leider geschlossen.
Ausklang am Strand am Ionischen Meer
Als wir beschlossen, an den Strand zu fahren, hatten wir zwei Möglichkeiten: Maratea an der Westküste, wo die Basilikata einen nur etwa 25 km langen Zugang zum Meer hat. Oder im Süden an die Küste des Ionischen Meeres. Wir entscheiden uns für letzteres.
In Maratea findet man eher Buchten und Steilküste, während am Ionischen Meer lange Sandstrände flach ins Wasser abfallen. Landschaftlich ist die Gegend um Maratea sicherlich reizvoller, als das sehr flache Küstenland am Ionischen Meer.
Wir wählen die Strände südlich von Scanzano Jonico. Die Bagni (bewirtschaftete Strände mit Liegen und Schirmen) sind deutlich kleiner als an den Stränden der Toskana und auch deutlich günstiger. Allerdings ist es auch deutlich heißer, als ich es in Viareggio oder San Vincenzo erlebt hatte. Nach den erfrischenden Tagen und Nächten im Hochland der Basilikata, im Val d’Agri und in den Bergen, ist die Hitze hier am Strand doch eine Überraschung. Selbst am Meer halten wir es nicht lange auf den Liegen aus und verbringen sehr viel Zeit im Wasser – das wirklich sehr flach abfällt. Man kann weit hinauswaten, bevor es tief wird.
Am Abend gehen wir noch einmal gut lukanisch essen und lassen so unseren Kurztrip in die Basilikata entspannt ausklingen.
Ganz sicher war es nicht mein letzter Besuch hier. Es gibt noch einige Orte, die ich gerne sehen möchte: Melfi zum Beispiel, wo Kaiser Friedrich II. die Konstitutionen von Melfi zusammenstellen und verkünden ließ, oder Maratea an der Westküste. Auch würde ich gerne mehr in der schönen Bergwelt der Region wandern gehen.
Nachdem ich diesen Herbst bereits die Region Molise geplant habe, überlege ich, ob ich mich nicht nächstes Jahr ausgiebiger der Basilikata widmen sollte.
Die Basilikata: Zahlen, Daten, Fakten
Einwohner: 541.000
Hauptstadt: Potenza (64.800 Einwohner)
Höchster Berg: Monte Pollino – 2248 m (einer von fünf 2000ern der Basilikata – mehr Infos findet ihr hier)
Adjektiv: Lukanisch (italienisch: lucano) – es gibt tatsächlich kein Adjektiv wie „Basilikanisch“. Zur Beschreibung der Menschen, der Küche, der Traditionen etc. nutzt man den historischen Namen der Region: Lukanien (italienisch: Lucania).
Die Basilikata und der Tourismus: Ein paar Zahlen
Wie bereits erwähnt, ist das touristische Aushängeschild der Region die Felsenstadt Matera, die Stadt der Sassi. Sie liegt ganz im Osten der Region, unweit der Grenze zu Apulien, und ist für gewöhnlich fixer Bestandteil einer Apulien-Rundreise. Auch wir statteten der europäischen Kulturhauptstadt von 2019 bei unserer Rundreise durch Apulien einen Besuch ab.
Weiterlesen über unsere Apulien-Reise:
2019 – im Jahr, in dem Matera Kulturhauptstadt war, und ein Jahr vor dem Ausbruch von Covid in Europa – gab es in der Basilikata insgesamt 944.000 touristische Ankünfte (etwa 2,7 Millionen Übernachtungen). Darunter lediglich 160.000 Nicht-Italiener (340.000 Übernachtungen).
2020 fielen die Zahlen deutlich ab, wobei natürlich besonders die Zahl ausländischer Besucher einbrach (auf nur 30.000 Ankünfte!). Seither steigern sich die Zahlen wieder langsam und 2023 lagen sie bereits wieder bei 900.000 Ankünften und 2,5 Millionen Übernachtungen. Aber auch hier blieben die Zahlen ausländischer Besucher gering: Lediglich 222.000 Ankünfte ausländischer Gäste konnte die Region verzeichnen (zum Vergleich: Die Region Toskana hatte 2023 insgesamt über 14 Millionen Ankünfte und 46 Millionen Übernachtungen).
Ein großer Teil der Besucher konzentriert sich auf die UNESCO-Welterbestadt Matera. Etwa 80 % der ausländischen Ankünfte (aber nur etwa 30% der italienischen Ankünfte) entfielen auf die Stadt.
Quellen: Statistik für die Basilikata. Statistik für die Toskana 2023.
Anreise in die Basilikata
Ein Grund, warum ich bisher noch nicht durch die Basilikata reiste, ist auch, dass das öffentliche Netz dort sehr schlecht ausgebaut ist. Es gibt zwei Hauptlinien für Trenitalia (siehe die Karte des Bahnnetzes bei Trenitalia): Von Salerno kommend über Potenza nach Metaponto an der Küste. Und eine weitere Verbindung von Reggio Calabria, immer an der Küste entlang bis ins apulische Tarent. Eine Nebenlinie führt von Potenza über Melfi Richtung Foggia in Apulien. Zudem gibt es einen direkten Zug zwischen Potenza und Bari, der allerdings nur einmal täglich (abends) fährt.
Auch das Busnetz der Basilikata ist relativ dünn.
Es gibt zudem noch einen privaten Bahnanbieter: Die Ferrovie Appulo Lucane verbinden Apulien und die Basilikata. Damit kann man einige kleinere Städte ansteuern – aber auch hier verkehren die Züge v.a. im Norden.
(Deutlich zu erkennen auf der Karte der Bahnhöfe Italiens).
Wer die Basilikata bereisen will, benötigt also ein Auto. Und das sollte möglichst klein und wendig sein, um die Serpentinen des Berglandes und die kleinen Gässchen der Orte zu bewältigen.
Für Reisende aus dem deutschsprachigen Raum erfolgt die Anreise am Besten über Neapel bzw. Salerno Richtung Potenza oder von Bari kommend Richtung Potenza bzw. Matera.
Cucina Lucana: Kulinarik in der Basilikata
Wie überall in Italien, so spielt auch in der Basilikata das Essen eine große Rolle. Im Roadmovie „Basilicata – Coast to Coast“ (mehr dazu im nächsten Abschnitt) gibt es sympathischerweise sogar ein Lied über „Pane e frittata di mia madre“. Auch wir hatten das Glück, ein paar Mal von der echt lukanischen Mamma unseres Kollegen bekocht zu werden. Nach den wenigen Tagen, die ich mich dort aufgehalten habe, kann ich aber natürlich keinen umfassenden Überblick über die lukanische Küche geben.
Die lukanische Küche, wie die meisten traditionellen italienischen Regionsküchen, eher deftig und bodenständig als fein und raffiniert. Schweinefleisch und Schaf bzw. Lamm sind wichtige Bestandteile. Brot spielt eine wichtige Rolle – und es ist eindeutig sehr viel schmackhafter als das ungesalzene Brot der Toskana.
Ebenso wichtig ist – natürlich! – die Pasta. Typische Pastasorten sind zum Beispiel Ferricelli, eine Art gestreckte Fusilli, und Cavatelli, langgestreckte muschelförmige Nudeln, die wohl ursprünglich aus dem Molise stammen, aber auch in Apulien und der Basilikata verbreitet sind.
Wichtige Zutaten der lukanischen Küche sind zudem Peperoncini (also das, was man in Deutschland als Peperoni kennt), Meerrettich und Peperoni Cruschi – getrocknete, knusprige, süße Paprika. Die letzteren sind Bestandteil eines typischen Primo (also ersten Gangs, Pastagerichts), dessen Rezept (auf Italienisch) ihr hier finden könnt.
Auch Käse spielt natürlich eine Rolle, darunter Ricotta, Pecorino, Caciocavallo und Scamorza.
Die lokalen Limonaden der Firma Avena aus Potenza habe ich bereits weiter oben erwähnt.
Reiseführer, Bücher und Filme über die Basilikata
Ich reise selbst seit vielen Jahren mit den Reiseführern des Michael Müller Verlags. Auch für die Basilikata (zusammen mit Kalabrien) gibt es einen Reiseführer. Für diese relativ spontane Tour hatte ich leider nicht die Zeit, mir den Reiseführer zu bestellen, werde das aber für eine hoffentlich folgende, längere Basilikata-Reise nachholen.
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Das mit Abstand berühmteste Buch, das in der Basilikata spielt, habe ich bereits genannt: „Christus kam nur bis Eboli“ (im Original „Cristo so è fermato a Eboli“) von Carlo Levi. Das Buch wurde auch verfilmt.
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Der berühmteste Film, der in der Basilikata gedreht wurde, ist in Deutschland tatsächlich weitgehend unbekannt, was sicher auch daran liegt, dass es keine deutschen Untertitel dazu gibt (lediglich automatisch übersetzte englische Untertitel habe ich auftreiben können): „Basilicata – Coast to Coast“. Ein unterhaltsamer Roadmovie über eine Musikgruppe aus Maratea, die sich zu Fuß aufmachen, um einmal quer durch die Region bis nach Scanzano Jonico zu wandern, um dort an einem Musikwettbewerb teilzunehmen.
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Das folgende Lied, mit dem der Film einsetzt, nimmt übrigens mehrfach Bezug auf Levis Roman. Ein deutliches Zeichen, wie stark das Buch doch bis heute mit der Basilikata verknüpft ist:
Offenlegung:
Die Reise in die Basilikata wurde selbst organisiert und finanziert.
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Viele Grüße, Max
Das kannte ich tatsächlich noch nicht. Gibts dort ne große deutschsprachige Community?