Die Via Romea del Chianti ist ein Wanderweg, der in vier Etappen von Florenz bis Siena führt, immer durch die typisch toskanische Hügellandschaft des Chianti. Wir selbst gingen drei Etappen: von San Casciano in Val die Pesa bis nach Siena.
Dabei passiert die Via Romea del Chianti die Dörfer San Donato in Poggio und Castellina in Chianti, aber vor allem lässt diese Wanderung uns die herrliche Landschaft des Chianti intensiv erleben: das Hügelland mit atemberaubenden Ausblicken, Olivenhaine und Weinberge, Eichenwälder, Schafsweiden und Weizenfelder – dazwischen hingetupft herrlich schöne alte Güter. Wie auf einem Gemälde.
Dieser Beitrag enthält Affiliatelinks, die mit einem * gekennzeichnet sind.
Wer die Via Romea del Chianti gehen möchte, sollte am besten im Frühjahr oder Herbst aufbrechen. Denn da der Weg wenig Schatten bietet, wäre es im Sommer zu heiß. Im Winter könnte das Tageslicht gerade bei den längeren Etappen womöglich nicht ausreichen.
Anfang März war von der Temperatur angenehm, allerdings eröffnen viele Agriturismi erst im April bzw. ab Ostern, so dass eine Wanderung ab April durchaus den Vorteil bietet, dass mehr Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Mehr Tipps für Italien als Wanderdestination gibt es auch in meinem großen Artikel „Wandern in Italien„
Inhalt
Die Via Romea del Chianti: ein alter Pilgerweg von Florenz nach Siena
Als Vie Romee oder Vie Romane bezeichnete man die Straßen, die Pilger nach Rom führten, einem der Hauptpilgerziele der katholischen Christenheit. Naturgemäß gab es besonders in Italien ein dichtes Netz dieser Straßen, die häufig wichtige Städte miteinander verbanden.
Eine wichtige Verbindung war die von Bologna über Florenz und dann weiter entweder über Poggibonsi (wo heute die Zugstrecke entlangführt) oder durch die Hügel des Chianti nach Siena, wo die Via Romea dann die Via Francigena traf, eine weitere wichtige Pilgerroute nach Rom.
Die Via Romea del Chianti wurde, wie so viele dieser alten Routen, in den letzten Jahren neu entdeckt und wieder belebt, gerade im Zuge der Propagierung von langsamen und achtsamen Tourismuskonzepten.
Eigentlich führt die Via Romea del Chianti in vier Etappen von Florenz nach Siena. Da wir allerdings nur drei Tage zur Verfügung hatten, begannen wir unsere Wanderung in San Casciano in Val di Pesa, kurz vor Florenz.
Beschilderung und Markierung der Via Romea del Chianti
Die Via Romea del Chianti ist fast durchgängig markiert, allerdings nur fast. Und das auch noch relativ uneinheitlich. Zum einen gibt es orangefarbige Pfeile, die die Route nach Siena markieren. Dann wiederum die „klassische“ Wanderwegmarkierung in Rot-weiß und die relativ kleinen Schilder „Vie Romee“. Obendrein die großen Schilder „Romea Sanese“ (also frei übersetzt „Via Romea nach Siena“), die nicht zu übersehen sind und die offenbar genau dort platziert wurden, wo sich die Route in den letzten Monaten geändert hat.
Zu dieser Routenänderung muss ich ein bisschen ausholen. Wir hatten uns den GPS-Track von Waymarked Trails heruntergeladen. Dieser deckte sich mit dem Routenverlauf der „Comunità Toscana il Pellegrino“ und dem dort angebotenen GPS-Track.
Allerdings stießen wir bereits direkt außerhalb von San Casciano in Val di Pesa, wo wir unsere Wanderung begannen, auf das große Schild „Romea Senese“, das einen anderen Weg wieß. Es gab dort auch einen QR-Code, unter dem man den GPS-Track herunterladen konnte, was wir taten – der neueste Track stammte von Herbst 2022.
Es zeigte sich, dass es durchaus Sinn hat, der neuen Route zu folgen. An der ersten Abzweigung hinter San Casciano taten wir dies noch nicht und landeten direkt in einer gesperrten Straße. In anderen Fällen führte die „neue“ Route nicht wie unser „alter“ Track ein Stück an der Straße entlang, sondern vermied diese mehr.
Ab Castellina allerdings trennten sich die beiden Routen plötzlich für ein langes Stück vollständig. Die „neue“ Route der Via Romea Sanese führte näher an der Straße. Wir waren nicht sicher, ob es möglich sein würde, dennoch der alten Route zu folgen und fingen an, etwas zu recherchieren, damit wir nicht wieder in eine gesperrte Straße gerieten. Es stellte sich heraus, dass auch die „alte“ Route noch begehbar war – welche wir auch wählten. Welchen Zweck hier die neue Routenführung verfolgte, erschloss sich uns tatsächlich nicht. Es gibt aber ab Castellina in Chianti zwei Varianten, aus denen man wählen kann. Ich biete hier in den Karten die Route, die wir gegangen sind. Näheres dazu auch jeweils im Wanderbericht.
GPS-Track zum Download:
Die GPS-Tracks unserer Wanderung bekommt ihr hier in einer zip-Datei zum Download.
Dieser Track entspricht der Route, die wir im März 2023 gegangen sind. Etwaige Routenänderungen, Wegsperrung oder ähnliches in der Zukunft können wir natürlich nicht voraussehen oder verantworten.Der Track enthält dementsprechend auch nicht die erste Etappe von Florenz nach San Casciano. Dazu verweise ich noch einmal auf die oben genannten Links.
Anreise nach San Casciano in Val die Pesa
Da wir, wie erwähnt, nur drei Tage für die Wanderung zur Verfügung hatten, begannen wir unsere Wanderung in San Casciano in Val di Pesa. Wir sparten uns damit eine Etappe von etwa 19 Kilometern.
Am Abend bevor wir die Wanderung begannen, nahmen wir den Bus. Nach San Casciano fahren aus Florenz drei Linien: 368A, 370A und 371A. Alle drei starten am Busterminal „Vittorio Veneto / Porta al Prato“. Dieses Busterminal erreicht man am besten mit der Tram T1, die nur wenige Meter entfernt hält.
Am Busterminal gibt es auch Automaten, wo ihr die Tickets kaufen könnt. Die Abfahrtspläne findet ihr online auf der Webseite von Autolinee Toscane (unter Extraurbani FI). Die Fahrt dauert etwa 40 Minuten.
Unterkunft und Verpflegung
Hier Unterkünfte in und um San Casciano buchen*
Als wir zu unserer Unterkunft Il Fedino* gehen, werden wir schon im Hof begrüßt mit einem „May I help you?“. Seit ich in Begleitung eines blonden Skandinaviers bin, werde ich in Italien überall auf englisch angesprochen. Ich antworte auf Italienisch „Ja, wir haben ein Zimmer reserviert.“ – „Oh, ja, lassen Sie uns nachsehen, aber ich muss erst von innen die Tür aufmachen.“ Sie verschwindet zum Hintereingang, schließt das Haupttor von innen auf und lässt uns eintreten. Okay, wir sind eine Stunde früher als angemeldet und es ist außerhalb der Saison, aber etwas verblüfft sind wir doch, dass wir für solche Verwirrung sorgen.
Es stellt sich heraus: Unsere Buchung ist niemals angekommen. Wir haben zwar eine Bestätigungsmail erhalten, aber im Hotel kam unsere Buchung nie an. Die Wirtin verfällt in gelinde Panik, wer noch alles gebucht haben mag, vielleicht sogar für die Hauptsaison, und sie hat nie davon erfahren. Es ist ihr auch offensichtlich sehr peinlich, dass sie auf uns überhaupt nicht vorbereitet war. Das Ergebnis ist: Ein Upgrade in ein besseres Zimmer zum gleichen Preis.
Wie sich später übrigens herausstellte: Das Buchungssystem hatte ein kurzzeitiges Blackout und genau in diesem Zeitraum habe ich das Zimmer gebucht… aber alle Probleme sind jetzt behoben.
Das Zimmer ist wahrlich herrschaftlich, Decken, die mindestens 4 m hoch sind, ein großes Himmelbett. Ein schöner Garten hinter dem Haus. Und das Frühstück am nächsten Morgen kann sich auch sehen lassen! Zwar ist es für unsere Wanderbedürfnisse etwas zu spät (erst nach 8 Uhr), aber dafür starten wir sehr gut gesättigt in diese lange Etappe.
Am Abend gehen wir noch essen. Da es noch dauert, bis das Lokal aufmacht, stoßen wir im Blu Bar Bistrot mit unserem ersten Glas Chianti auf dieser Reise auf unsere Chianti-Wanderung an. Es wird natürlich nicht das letzte Glas Chianti an diesem Wochenende beiben.
Die Hotelbesitzerin hat uns einige Lokale empfohlen und wir entschieden uns für „La Cantinetta del Nonno„, wo wir Wildschwein-Leberpastete, Ravioli mit Pecorino und Gegrilltes vom Cinta Senese-Schwein essen. Zum Abschluss dann in Vin Santo gekochte Birne. Ein wahrlich toskanisches Mahl zum Einstieg in dieses sehr toskanische Wochenende. Der gutgelaunte Kellner begrüßt meinen Freund auf Dänisch – seine Exfreundin sei aus Kopenhagen, erzählt er – und der Wirt gibt uns dann noch ein Sconto auf die Rechnung, weil wir „Camminatori“ seien. „Damit ihr motiviert seid“, sagt er.
Satt und zufrieden geht es zurück in unser Hotel, wo wir eine ruhige Nacht verbringen. Morgen soll es dann endlich losgehen: Auf der Via Romea del Chianti bis nach Siena.
Via Romea del Chianti Erfahrungsbericht: Zu Fuß drei Tage durch die Toskana
Etappe 1: San Casciano bis San Donato in Poggio über die Badia a Passignano (28 km)
Dass die Route der Via Romea durch den kleinen Ort San Casciano führt, ist nicht ganz zufällig. Schön in römischer Zeit war hier eine Poststation an einer wichtigen römischen Straße, die von Florentia (Florenz) nach Sena Julia (Siena) führte. Wir befinden uns also wirklich auf historischen Pfaden hier.
San Casciano, so unser Reiseführer* (den wir allerdings nicht mittragen, sondern vor der Wanderung konsultiert haben), ist v.a. ein beliebert Wohnort für diejenigen, die in Florenz arbeiten. In weniger als einer halben Stunde ist man mit dem Auto in der toskanischen Hauptstadt. Die Busverbindungen sind gut. Und in der anderen Richtung ist man sofort im Chianti-Gebiet. Allgemein hat man das Gefühl, dass der Ort nicht unbedingt arm ist. Gemütliche Bürgerlichkeit würde ich es nennen. Nicht groß, aber man hat auch nicht das Gefühl, dass man sich hier abends langweilen müsste. Sogar ein Kino gibt es. Es ist sicher nicht das hübscheste Örtchen, das wir passieren, aber uns gefällt es.
Direkt am Ortsausgang von San Casciano haben wir auch das einzige Mal wirklich ein Problem damit, trotz GPS-Track den Weg zu finden. Irgendwie erschließt sich uns nicht, wie wir auf unsere Route kommen sollen, die Tür im Zaun, hinter dem der Track verläuft, ist verschlossen. Wir sehen allerdings eine ältere Dame, die stehenbleibt, uns beobachtet und auf uns zu warten scheint. Ob wir Pilger sind, ruft sie uns zu. Wir bejahen. Ohne Umschweife sagt sie uns, wo wir entlang gehen müssen. Mal wieder sind die Leute hier einfach unglaublich freundlich, einfach weil wir zu Fuß unterwegs sind. Eine Erfahrung, die ich bei unseren Radreisen schon oft gemacht habe: Wer sich mit Muskelkraft fortbewegt, dem wird immer ein Freundlichkeitsbonus gewährt. Darüber war ich schon mehr als einmal dankbar.
Wir folgen ein Stück der Straße aus dem Ort heraus, bis es rechts abgeht über Schotterwege. Offiziell sind auch dies hier Autostraßen. Schon oft bei meinen Wanderungen hier in der Toskana habe ich aber gemerkt: Was in der Karte als Autostraße eingezeichnet ist, ist häufig ein gut zu begehender Feldweg, auf dem manchmal auch ein Auto fährt.
Es dauert nicht lange und auf einmal weicht unser GPS-Track von der Ausschilderung „Via Romea Senese“ ab. Ich habe oben ja schon genauer darüber geschrieben. Unser Weg geht links entlang, wir beschließen, unserem Track zu folgen. Schließlich liegen heute – laut Track – 24 km vor uns und wir wollen nicht etwaige Umwege gehen.
Wir wandern weiter, bis wir zu einem Pferdegestüt kommen. Dort stehen einige Leute auf dem Hof, schauen uns erst groß an und rufen uns dann zu „CHIUSO“ – also: „Gesperrt“. Wir bleiben verwirrt stehen, starren auf unser GPS-Gerät, auf den Track, den wir als markierte Route heruntergeladen hatten: „Aber wie ist das möglich?“.
Sogleich eilt jemand herbei und erzählt uns, der Weg ein Stück weiter sei abgesperrt, offenbar mit einem Zaun oder Gatter. Er blickt kurz auf unsere Karte und erklärt uns dann, wie wir dort hinkommen, ohne alles wieder zurückgehen zu müssen.
Tja, vielleicht hätten wir uns doch für die ausgeschilderte Route entscheiden sollen – aber zum Glück sind die Leute mal wieder so freundlich, dass wir ohne Probleme zurechtfinden.
Wir gehen einige hundert Meter zurück und finden schließlich den Pfad durch den Olivenhain hinab ans Wasser, der uns dann auch wieder zum offiziellen Routenverlauf bringt.
Für eine ganze Weile geht der Weg entspannt dahin. Wir folgen dem Flussverlauf des Torrente Terzona für einige Kilometer. Dann geht es hinein in die Weinberge, es geht ordentlich aufwärts, was allerdings auch tolle Ausblicke über das Hügelland bietet.
Das Wetter sah gar nicht so schlimm aus, als wir in San Casciano starteten, aber es zog sich mehr und mehr zu. Kräftige Nieselschauer gingen immer wieder nieder und der Wind zerrte an uns.
Ein paar Mal machen wir das Spiel mit, die Regenjacken aus- und dann wieder anzuziehen, bis es uns zu blöd wird und wir sie einfach anbehalten. Die Regenschauer wurden gegen Mittag auch stärker.
Eigentlich hatten wir den ehrgeizigen Plan, kurz nach Mittag schon an der Badia a Passignano, etwa bei Kilometer 15 unserer Wanderung, zu sein, um dort in einem der Lokale eine längere Mittagspause machen zu können. Aber wir kommen sehr viel langsamer voran, als wir gedacht hatten. Kurz nach 12:30 Uhr sind wir erst an der Pieve Santo Stefano di Campoli – etwa 12 km hinter San Casciano. Regen und Wind sind inzwischen richtig ungemütlich. Die Kirche ist verschlossen und so machen wir eine viertelstündige Pause in der offenen Vorhalle, in ein trockenes Eck gekauert, wo der Regen nicht hinkommt. Dann geht es auch schon weiter. In diesem Tempo können wir uns keine großen Pausen leisten – es wird schließlich auch schon relativ früh dunkel.
Immerhin hatte der Regen nun etwas nachgelassen und wir wollten möglichst schnell Strecke machen… also, ich versuchte es. Bis zur Badia waren es noch etwa 6 km und unterwegs war ich an meinem persönlichen Motivationstiefpunkt angekommen: Ohne richtige Pausen und ohne viel im Magen quälte ich mich dann die letzten paar Kilometer bis zur Badia a Passignano, wo wir dann gegen 15 Uhr endlich ein „richtiges“ Mittagessen zu uns nahmen.
Eigentlich war die Idee, wie erwähnt, gewesen, hier in einem Lokal einzukehren, aber um 15 Uhr kamen wir wirklich in der „toten Zeit“ an. Alles hatte zu. Wir aßen also die mitgebrachte Brotzeit und kalkulierten. 18 km hatten wir bereits hinter uns – wie üblich wurden es am Ende immer mehr als auf dem ursprünglichen GPS-Track – und weitere 10 km lagen noch vor uns. In drei Stunden würde die Sonne untergehen, bis dahin sollten wir zumindest in San Donato a Poggio sein. Viel Zeit für diese Pause hier blieb uns also auch nicht.
Nachdem wir gegessen hatten, besichtigten wir dann wenigstens auch kurz die Kirche der Badia. Das italienische Wort „Badia“ bedeutet einfach „Abtei“. Die Kirche, die dem Erzengel Michael geweiht ist, ist vor allem von außen beeindruckend: Wenn man sich auf der Straße nähert und die Anlage dann dort inmitten der Weinfelder und zwischen den Zypressen thronen sieht, ist das schon sehr eindrucksvoll. Noch heute wohnen hier einige Mönche aus dem Orden der Vallombrosaner, einem Zweig der Benediktiner. Der Name Vallombrosaner leitet sich vom lateinischen „Vallis umbrosa“ = „schattiges Tal“ ab und bezieht sich auf den Ort des ersten Klosters des Ordens, ebenfalls hier in der Toskana.
Wir ziehen nach etwa einer halben Stunde weiter und nehmen die restlichen 10 km auf uns.
Ursprünglich hatte ich nach Übernachtungsmöglichkeiten zwischen der Badia und San Donato gesucht. Hier gab es einige Agriturismi, etwa die Villa Rignana. Die Suche war allerdings vergeblich: Es war schlicht noch Vorsaison. Vor April bzw. Ostern gab es hier keine Übernachtungsmöglichkeit. Deshalb gab es bei der Planung nur zwei Optionen: Bei der Badia zu übernachten oder in San Donato in Poggio. Wir hatten uns für die zweite Option entschieden, aber als wir bei der Badia aufbrachen, war ich nicht sicher, dass das die beste Option war.
Noch einmal ging es ordentlich auf und ab. An der kaum befahrenen Straße entlang ging es steil bergauf durch den Wald, bis sich die Route erneut teilte. Links führte unser Track entlang – unter anderem am Gehöft Rignana vorbei. Nach rechts dagegen zeigte mal wieder ein großes Schild „Via Romea Sanese“. Aus Schaden klug geworden, folgten wir diesmal dem Schild: Wir wollten das Risiko einfach nicht eingehen, erneut in einer gesperrten Straße zu landen. Dafür fehlten uns eindeutig Zeit, Energie und Nerven.
Wir gingen also nach rechts, wanderten durch Olivenhaine und an einsam liegenden und in dieser Vorsaison sehr verlassen aussehenden landwirtschaftlichen Gütern (und Agriturismi) vorbei und stiegen dort schließlich hinab ins „Val di Pesa“, also in das Tal des Flusses Pesa. Inzwischen war die Sonne herausgekommen und als wir am Uferweg ankamen, war ich erst mal ganz verzaubert: Ein lichter Auenwald empfing uns. Es war herrlich still, nur das abendliche Singen der Vögel und das Rauschen des Wassers. Für knapp 2 km ging es auf diesem schönen Pfaden fast eben neben dem Fluss dahin. Und die kurze Strecke genügte mir, um zu beschließen, dass ich zu Hause herausfinden musste, ob es einen Wanderweg entlang der Pesa gab. So schön waren die Momente, dort entlang zu wandern.
Die Freude währte nicht allzu lange. Irgendwann im Laufe der letzten 10 km machte ich mir klar, dass es wohl einen Grund haben würde, warum unser Tagesetappenziel „San Donato IN POGGIO“ hieß. Poggio bedeutet Hügel – und San Donato liegt demnach auf einem ebensolchen. Nachdem wir den Fluss Pesa überquert hatten, ging es also ein weiteres, für heute letztes Mal ordentlich bergauf. Am Ende des Tages sollten wir insgesamt 950 Höhenmeter hinter uns gebracht haben.
Die Sonne stand bereits tief und als wir kurz vor San Donato über einen Weg wanderten, der wunderschön gewesen wäre, wären wir gerade bei Kilometer 15 und nicht bei Kilometer 25 gewesen, tauchte sie die Landschaft hinter uns in einen rötlichen Schimmer. Hätte mir nicht alles gar so weh getan, hätte ich diesen Ausblick sicher noch mehr genossen.
Und als wir San Donato erblickten, ging die Sonne gerade unter und wir sahen die Silhouette des Dorfes im wirklich letzten Licht des Tages. Wir hatten es also fast geschafft – und das noch bei Tageslicht.
Unterkunft und Verpflegung
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In San Donato gibt es einige Einkehrmöglichkeiten. Ich hatte allerdings überhaupt keine Nerven mehr, die Unterkunft heute noch einmal zu verlassen. Deshalb stoppten wir im Supermarkt Coop, direkt auf der Route, und deckten uns dort für das Abendessen ein.
In unserer Unterkunft, gab es sogar eine Möglichkeit zu kochen, das heißt, wir hätten uns eigentlich sogar etwas mitnehmen können, um es aufzuwärmen, allerdings wussten wir das nicht.
Wir übernachteten an der Straße, die aus San Donato nach Süden herausführte bei Bugia del Sensale.* Eigentlich ist die Unterkunft für Wanderer auf der Via Romea del Chianti perfekt. Man kann sich selbst versorgen, sie liegt direkt an der Route und ein Self-Checkin ist möglich. Letzteres muss man allerdings wissen – und das ist auch mein einziger wirklicher Kritikpunkt. Es war nämlich niemand da, als wir ankamen. Alles war dunkel. Auf klopfen reagierte niemand und als wir die an der Tür angegebenen Telefonnummern anriefen, reagierte auch niemand (wir erhielten auch niemals einen Rückruf). Ganz ehrlich: Nach 28 km brauchte ich das gar nicht – ich wollte einfach nur aufs Zimmer und die Schuhe ausziehen und mich aufs Bett legen.
Nach einige vergeblichen Telefon-Versuchen, gab mir mein Freund dann Internet, damit ich meine E-Mails checken konnte. Siehe da, vor wenigen Stunden(!) hatte ich eine Nachricht auf Booking.com erhalten, es sei am Abend niemand anwesend und deshalb lasse man mir den Self-Checkin-Code zukommen. Wieso konnte man das nicht einfach gleich bei der Buchung tun? Das wäre so viel einfacher gewesen! Ich weiß ja, ich bin altmodisch, was das angeht, aber ich lese unterwegs keine E-Mails und logge mich schon gar nicht in Booking ein. Und wenn ich gerade durch Wald und Flur wandere, tue ich das erst recht nicht. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, hätte ich keine Chance gehabt, die Nachricht überhaupt zu sehen.
Im Laufe des Abends wurde ich dann noch per Nachricht auf Booking gebeten, unsere Ausweisdokumente abzufotografieren und ihnen zu schicken, damit sie die Anmeldung durchführen könnten. Der Versand über Booking funktionierte nicht und nach einer Woche warte ich noch immer darauf, dass mir die Unterkunft einfach eine E-Mail-Adresse zukommen lässt, um das Foto zu schicken.
Grundsätzlich ist die Unterkunft durchaus empfehlenswert, aber man sollte gleich bei der Buchung nach dem Zutrittscode fragen.
Wer nicht, so wie wir, in der absoluten Vorsaison unterwegs ist, kann auch eine Unterkunft vor San Donato* ansteuern oder eine andere Unterkunft in San Donato* natürlich.
In San Casciano trafen wir ein Paar, das die Via Romea del Chianti in die Gegenrichtung gewandert war, also von Siena nach Florenz. Sie hatten noch einen zusätzlichen Zwischenstopp in Sambuca* eingelegt, unweit der Badia a Passignano* (wo es ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten gibt). Eine gute Option, wie ich finde. Leider hatten wir ja nur drei Tage, aber grundsätzlich würde ich empfehlen, diese erste Etappe aufzuteilen. Bei der Badia wäre auch die einzige Option gewesen, um unterwegs etwas zu essen – allerdings nur über die Mittagsstunden.
Hier Unterkünfte bei der Badia a Passignano buchen*
Zum Frühstücken kann man sich entweder auch im Supermarkt eindecken und dann in der Unterkunft frühstücken oder man geht die paar hundert Meter nach San Donato, wie wir es gemacht haben. Dort gibt es zwei Bars, in denen man das typisch italienische Frühstück zu sich nehmen kann. Wir saßen in der Bar Poggio, wo für Samstag Morgen schon ziemlicher Trubel herrschte, und genossen einen großartigen Cappuccino, dessen Milchschaum dann auch noch wirklich schön verziert war. Offenbar hatte sich ein Top-Barista nach San Donato verirrt und arbeitete hier in der Bar.
Für unterwegs nahmen wir uns hier dann auch noch einige Scheiben Porchetta mit.
Etappe 1 Via Romea del Chianti: Karte und Höhenprofil [+gpx-Track zum Download]
GPS-Track zum Download:
Die GPS-Tracks unserer Wanderung bekommt ihr hier in einer zip-Datei zum Download.
Dieser Track entspricht der Route, die wir im März 2023 gegangen sind. Etwaige Routenänderungen, Wegsperrung oder ähnliches in der Zukunft können wir natürlich nicht voraussehen oder verantworten.
Etappe 2: San Donato bis Castellina in Chianti
Noch im Bett liegend checkten wir ein weiteres Mal die Wetter-App. Die Vorhersage hatte sich nicht geändert: Sechs Stunden Sonne, bis 19 Grad, auf jeden Fall trocken. Hervorragend! Das perfekte Wanderwetter. Nachdem gestern die Pausen zu kurz geommen waren, war der Plan, heute eine lange Mittagspause zu machen. Das konnten wir uns leisten, weil wir nur etwa 12 km vor uns hatten. Im Geiste sah ich mich schon eine Stunde in der Sonne dösen.
Wir packten zusammen und gingen die paar hundert Meter nach San Donato, um dort in einer Bar zu frühstücken. Es nieselte. Bitte was? Wo kam der Nieselregen denn her? Naja, das war wohl eine Wolke, die noch durchzog. Es würde schon aufklaren.
Die erste Stunde unserer Wanderung redeten wir uns noch ein, dass es „da hinten“ schon viel heller war. Das Helle blieb aber stets „da hinten“ und kam nicht bis zu uns. Der Nieselregen begleitete uns den ganzen Tag – erst eine Stunde vor Sonnenuntergang klarte es auf. Unsere „lange Pause“ bestand dann darin, unter dem Garagendach eines noch geschlossenen Agriturismo etwas zu essen…
Doch bevor wir aufbrachen, schauten wir uns San Donato an – das hatten wir gestern Abend nicht mehr geschafft. Der kleine Borgo war schnell besichtigt. San Donato war eines dieser typisch-schönen Dörfchen der Toskana: Oval angelegt auf einer Hügelkuppe, die Häuser aus grobem Stein errichtet, davor Blumen, um dem Ort etwas Farbe zu verleihen, mit wenigen Straßen um eine kleine Piazza herum. An einem Samstag Morgen im Nieselregen war hier nichts los. Die Straßen waren wie leergefegt. Wie geht es hier wohl in der Hauptsaison zu? Drängen sich dann die Touristen durch die kleinen Gassen des winzigen Dorfes? Ich will es mir lieber nicht vorstellen und bin froh, dass wir in der Nebensaison hier sind.
Nach einem kurzen Rundgang brechen wir auf. Die Landschaft heute war gänzlich anders als gestern. Nicht diese spektakulären Ausblicke über die Hügel. Davon hätten wir bei dem Wetter sowieso nichts gehabt… oder: Vielleicht hätte es diese Ausblicke sogar gegeben, aber wir sahen sie nur nicht, da wir beständig in eine weiße Wolken- und Nebelwand schauten… Wer weiß.
Allgemein war die Landschaft viel rauher. Die Weinberge hatten wir bereits nach wenigen Kilometern hinter uns gelassen. Erst direkt vor Castellina tauchte neben uns wieder ein Weinberg auf. Auch die Olivenhaine wurden weniger. Nadelwälder bestimmten zunehmend das Bild: Kiefern, Wacholder, dazwischen Zypressen. Und Eichenwälder mit knorrigen, verwunschenen Eichenbäumen. Die Wege wurden steiniger und zwischen den Bäumen lagen große Felsbrocken. Wären die Hexen aus Macbeth irgendwo aufgetaucht, wäre ich nur wenig überrascht gewesen.
Hätte mich hier jemand ausgesetzt und ich hätte raten müssen, wo ich mich befand, hätte ich (trotz der Zypressen) niemals auf Italien getippt. Und schon gar nicht auf das Chianti. Die ganze Stimmung erinnerte eher an den Norden und mein Freund zog mehrfach den Vergleich zu seiner Wanderung durch Nordengland. Die tiefhängenden Wolken trugen ihren Teil dazu bei. Mitunter hingen sie direkt über unseren Köpfen und wir konnten zusehen, wie der Wind sie über unseren Weg trieb.
Dafür war die Route heute viel wilder: Weniger Gehöfte, das letzte Agriturismo – bereits im absoluten Nirgendwo – hatten wir auch bald hinter uns gelassen und für viele Kilometer sahen wir keines mehr. Alles war hier viel abgelegener, aber auch viel stiller. Teilweise hörte man nur den Regen, die Vögel und das Rauschen eines Baches. Verwunschen.
In Castellina angekommen statteten wir dem riesigen etruskischen Grab-Tumulus einen Besuch ab. Etwas ähnliches hatte ich ja bereits in Cerveteri im Latium gesehen. Dieser hier in Castellina stand sehr einsam in der Landschaft. Auf dem Berg – heute Monte Calvario, also Kalvarienberg, genannt – stand früher eine Kapelle, auf die ein Kreuzweg hinaufführte. Um 1900 entdeckte man, was sich darunter befand. Sehr spannend, wie das heidnische Grab christianisiert wurde und dann jede Erinnerung an den heidnischen Ursprung verschwindet – über Jahrhunderte. Jetzt ist allerdings die Kapelle samt Kreuzweg verschwunden und der Grabhügel mit den vier Gängen, die jeweils zu mehreren Grabkammern führen, hergerichtet und frei zugänglich. Am Eingang gibt es einen Knopf, um das Licht anzuschalten.
Mehr Infos über die Etrusker?
https://wandernd.de/wer-waren-die-etrusker/
Unterkunft und Verpflegung
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Nach der Besichtigung des Grabes schlugen wir uns im „Made in Chianti“ den Bauch mit Pasta voll und tranken ein Glas Wein (Chianti natürlich!), bis wir in unser Bed and Breakfast Mariani einchecken konnten. Das Gute am Lokal „Made in Chianti“ ist nicht nur, dass es direkt auf der Route liegt, sondern auch, dass es durchgehend geöffnet und warme Küche hat. Ein echter Luxus in Italien, wo man so oft bis nach 19 Uhr warten muss, um etwas zu essen zu kriegen.
Im Bed and Breakfast (in dem es außerhalb der Saison allerdings kein Frühstück gab) warf ich mich aufs Bett und war innerhalb von Minuten eingeschlafen. Zwei Wandertage ohne richtige Pausen hatten mich ordentlich geschlaucht.
Aber nach einem kurzen Nickerchen meldet sich doch wieder der Hunger. Mein Freund hat inzwischen die verschiedenen Möglichkeiten recherchiert und schlägt das Restaurant „Il Re Gallo“ vor. Eine gute Wahl, wie sich herausstellt. In einer gemütlichen Enoteca sitzend essen wir hervorragend zu Abend: Suppe mit Steinpilzen und Kastanien und danach Bistecchine (also Steaks) vom Hirsch, mit einer herrlichen angedickten Chianti-Soße. Dazu trinken wir eine Flasche Chianti. Die Auswahl an Chianti-Weinen ist riesig. Aus den verschiedensten Gemeinden, von den verschiedensten Weingütern gibt es hier Weine zu trinken. Da wir mit der Auswahl etwas überfordert sind, beschließen wir, ein Weingut zu nehmen, an dem wir vorbeiwandern: Das Castello La Leccia, direkt hinter Castellina.
Etappe 2 Via Romea del Chianti: Karte und Höhenprofil [+gpx-Track zum Download]
GPS-Track zum Download:
Die GPS-Tracks unserer Wanderung bekommt ihr hier in einer zip-Datei zum Download.
Dieser Track entspricht der Route, die wir im März 2023 gegangen sind. Etwaige Routenänderungen, Wegsperrung oder ähnliches in der Zukunft können wir natürlich nicht voraussehen oder verantworten.
Etappe 3: Castellina bis Siena
Am späten Nachmittag, als wir in Siena eintreffen, werden weitere 22 km hinter uns liegen. Und meine Füße werden schmerzen. Vor allem deshalb, weil die letzten paar Kilometer, nach Siena hinein, über Asphalt an der Straße entlang führen. Aber zum Glück gibt es insgesamt nur wenige Asphaltstrecken.
Bevor es losging, schauten wir uns aber noch einmal kurz Castellina in Chianti bei Sonnenschein an. Am Ostrand des Borgo gibt es einen kleinen Weg, von dem aus man die Befestigung des Ortes im schönsten Morgenlicht bestaunen kann:
Ab Castellina, so hatten wir am Vorabend festgestellt, teilten sich die Routen: unser eigener GPS-Track führte über La Leccia und die Molino di Bombi. Die Ausschilderung der Via Romea Senese allerdings führte ein Stück weiter östlich über Fonterutoli, bis die Routen sich dann wieder trafen.
Eigentlich hatten wir ja beschlossen, der Beschilderung zu folgen, damit wir nicht noch einmal auf eine gesperrte Straße gerieten. Diesmal waren wir aber wirklich unschlüssig, denn die ausgeschilderte Strecke führte viel näher an der Via Chiantigiana, einer größeren Landstraße, entlang. Unser Track gefiel uns da beim Blick auf die Karte sehr viel besser. Was also tun? Eine Suche in der „Via Romea“-Gruppe auf Facebook zeigte uns, dass noch im November eine junge Frau auch die Route über La Leccia und die Molino di Bombi gewählt hatte und diese sehr empfahl. Also gingen wir ihn auch und das war wahrlich eine sehr gute Idee.
Der Weg heute war traumhaft schön. Und diesmal log uns auch die Wetter-App nicht an: Von früh bis spät schien die Sonne vom blauen Himmel, über den nur ein paar dekorative Schäfchenwolken dahinzogen.
Zu Beginn ging es noch ordentlich auf und ab, vorbei am Castello la Leccia, dessen Wein wir am Vorabend probiert hatten, und dann deutlich hinab ins Flusstal, wo die Mühle „di Bombi“ stand. Danach noch einmal steil bergauf und dann schon wieder sanfter abwärts über das Gut Caggio.
Die Hügel flachten ab, wurden lieblicher. Zu Wein und Oliven gesellten sich Weizenfelder und schließlich auch Schafsweiden. Die letzten beiden prägten bald das Bild. Alles grün wie an einem Maientag. Und das Mitte März. Es war auch warm wie im Mai. Schicht um Schicht wanderte in den Rucksack. Die Wege waren weniger steil, verliefen oft sogar für längere Strecken eben und wir kamen gut voran. Mittags hatten wir bereits 12 km hinter uns und konnten uns endlich die lange Mittagspause gönnen, die unsere Füße und Beine gut brauchen konnten.
Einige Bilder unserer „alten Route“, bevor sie sich mit der anderen Route vereinigte:
Nachdem die beiden Routen sich getroffen hatten, führte die Strecke weiter über eine Art Panoramawanderweg. Es ging weitestgehend eben dahin, tendenziell ging es heute sowieso eher hinab Richtung Siena. Einzelne Gehöfte, wie aus einem Toskana-Fotokalender in die Landschaft getupft, die sich rund um uns erstreckte. In der Ferne sah man Monteriggioni mit seinem Mauerkranz und, noch ein Stück weiter und in der Ferne schon sehr verschwommen, sogar die Türme von San Gimignano.
Schließlich begegneten wir dann sogar einer Schafherde, die unseren Weg kreuzte, begleitet von nicht weniger als zehn sehr aufmerksamen Schäferhunden. Wir waren beeindruckt, wie präzise die Tiere die Herde von einer Weide auf die andere lenkten – ganz alleine übrigens, denn der Schäfer kam erst hinterher nach und hatte den Blick aufs Handy gesenkt.
Wenige Kilometer später kamen wir in das kleine Örtchen Basciano. Dahinter kündigte sich die Zivilisation schon wieder laut an – in Form der Autostrada zwischen Florenz und Siena. Direkt daneben verlief die einspurige Bahnlinie. Nachdem wir beide unterquert hatten, ging es noch einmal ordentlich bergauf, bis wir nach Uopini kamen, einem Vorort von Siena. Es waren noch 4-5 km bis zum Bahnhof von Siena, unserem Ziel. Ich gestehe: Hätten wir von Uopini einfach einen Bus genommen, hätten wir nicht viel verpasst. Der Weg führte immer auf Asphalt direkt an der Einfallstraße entlang. Es war kein besonders schöner Einzug in die Stadt und wenn ich die Strecke noch einmal laufen würde, würde ich lieber ab Uopini den Bus nehmen und mir diese Plackerei auf den letzten Kilometern ersparen.
Unterkunft und Verpflegung
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Auf dieser Route sind auf der Karte einige Einkehrmöglichkeiten eingezeichnet – genauer gesagt: Weinkellereien. Caggio kurz hinter der Molino di Bombi war auf jeden Fall wie ausgestorben, als wir vorbeikamen. Keine Ahnung, ob es in der Saison möglich wäre, hier spontan für einen Imbiss zu halten. Ich denke, nein. Das gilt auch für die anderen Weinkellereien, etwa San Leonino, die wir trafen. Wahrscheinlich müsste man sich voranmelden, wenn man überhaupt einfach so zum Essen einkehren könnte.
Die erste richtige Essensmöglichkeit fanden wir in Uopini, in der Pizzeria Da Meme, die dankenswerterweise durchgängig ab 11 Uhr geöffnet hat (Montag Ruhetag). Wir stoppten hier nur für ein kaltes Getränk. Und dann, einige Kilometer weiter, gab es natürlich in Siena ein großes Angebot an Möglichkeiten.
Auch auf dieser Etappe kamen wir an zahlreichen noch geschlossenen Agriturismi vorbei. Man könnte hier in der Saison also durchaus unterwegs übernachten, aber auch hier wäre das sicher schwierig, wenn man nicht weit im Voraus reserviert. Fall es überhaupt möglich ist, sich für nur eine Nacht einzuquartieren – das ist bei Agriturismi keineswegs selbstverständlich.
Falls ihr noch nie in Siena wart, empfiehlt es sich, auf jeden Fall eine oder zwei Nächte in der Stadt zu bleiben, um diese wunderschöne Stadt zu besichtigen. In Siena gibt es eine große Menge an Unterkünften* für die unterschiedlichsten Ansprüche.
Wir selbst wohnten im vergangenen Herbst im wunderschönen Hotel Santa Caterina* mit einem unglaublichen Ausblick über die Landschaft. Ich würde dort bei meinem nächsten Besuch in Siena sofort wieder absteigen. Allerdings liegt es für Wanderer auf der Via Romea del Chianti etwas ungünstig, da es am Südrand der Altstadt liegt. Wer allerdings auf der Via Francigena Richtung Rom oder auf der Via Lauretana Richtung Sinalunga weiterwandern möchte, für den liegt dieses Hotel eigentlich sehr gut. Die Via Francigena z.B. führt fast direkt am Hotel vorbei.
Etappe 3 Via Romea del Chianti: Karte und Höhenprofil [+gpx-Track zum Download]
GPS-Track zum Download:
Die GPS-Tracks unserer Wanderung bekommt ihr hier in einer zip-Datei zum Download.
Dieser Track entspricht der Route, die wir im März 2023 gegangen sind. Etwaige Routenänderungen, Wegsperrung oder ähnliches in der Zukunft können wir natürlich nicht voraussehen oder verantworten.
Mein Fazit zur Wanderung auf der Via Romea del Chianti
Was für eine herrliche Wanderung. Wenn ihr die toskanische Bilderbuchlandschaft des Chianti liebt, werdet ihr auch diese Wanderung lieben. Natürlich kann man auch mit dem Auto viel vom Chianti sehen, aber die Wege, über die uns die Via Romea del Chianti führte, werdet ihr eher nicht fahren.
Nicht nur die Ausblicke in die von so vielen Bildern bekannte Landschaft waren ein Traum, sondern besonders eindrücklich wird die Vielseitigkeit des Chianti-Gebiets auf dieser Wanderung erlebbar. Die rauhe, waldige, sehr einsame Route am zweiten Tag ist zum Beispiel so gänzlich anders als die anderen beiden Routen. Oder auch der Wechsel in der landwirtschaftlichen Nutzung gerade am dritten Tag war spannend zu beobachten.
Alles in allem war es eine wunderschöne Tour, trotz der Plackerei auf den letzten Kilometern der ersten Etappe! Ich würde den Wanderweg ohne Zögern weiterempfehlen.
Würde ich beim nächsten Mal etwas anders machen?
Wenn ich die Tour noch einmal machen würde, würde ich vor allem zwei Dinge anders machen:
Erstens würde ich die Strecke auf vier Etappen aufteilen. Zwar war sie auch in drei Etappen machbar – und für geübte Weitwanderer wäre sie das erst recht – aber ich denke, ich hätte sie mehr genießen können, wenn wir die erste Etappe aufgeteilt hätten. Zwei Wanderer, die wir in San Casciano trafen und die die Via Romea del Chianti von Siena nach Florenz gewandert sind, haben (wie oben erwähnt) noch einen Stopp in Sambuca gemacht, unweit der Badia a Passignano. Eine gute Idee.
Für die Voraussetzungen, die wir hatten (nur drei Tage Zeit und Vorsaison), haben wir das Beste aus der Tour gemacht, würde ich sagen.
Zweitens würde ich ab Uopini den Bus nach Siena nehmen. Ich weiß, es gibt Leute, für die ist der Einmarsch am Zielort sehr wichtig. Für mich ist es das nicht so. Ich habe kein Problem, den Teil entlang der Einfahrtsstraße in eine größere Stadt einfach zu überspringen – denn weder wandere ich gerne auf Asphalt (v.a. am Ende des Tages) noch gefällt es mir, an Autostraßen entlang zu gehen.
Offenlegung: Die Wanderung auf der Via Romea del Chianti wurde selbst geplant und gezahlt.
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Vielen Dank!
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WoW, ich hätte gerne jetzt ein paar freie Tage Zeit um diese mega coole Tour nachzuwandern.
Zumal man nach dieser ausführlichen Beschreibung wirklich nichts anderes mehr tun muss als die Wanderstiefel zu schnüren und zu starten.
Mein Favorit ist der Hotelzimmer-Blick über die Hügel in Sienna. Danke auch für den Nachsatz: vier Etappen sind sicher deutlich entspannter. Was leider aber noch mehr Bilder bedeutet würde – bei mir zumindest.
Viele Grüße nach bella Italia, Katja
In die Toskana habe ich mich damals zur Abschlussfahrt in der 10. Klasse verliebt. Wir sind da tatsächlich auch Wandern gegangen, allerdings nicht die Via Romea del Chianti. Meinen großen Respekt hast du, ich finde die Strecke schon recht sportlich. Gut, dass ihr immer Etappenziele hattet und zwischendurch entspannen konntet. Ein spannender Bericht, vielen Dank dafür.
Liebe Grüße
Mo
Ihr wart wandern auf der Abschlussfahrt? Krass. Ich war zur Abifahrt ja auch in der Toskana, aber da war ich schon fast die Einzige, die sich überhaupt für Kunst und Kultur interessiert hat. Hätten meine Lehrer da noch vorgeschlagen, wandern zu gehen…
So muss es sich also anfühlen, solche Wege bzw. Pilgerstrecken im wahren Leben langzuwandern! Ich habe das Erlebnis ja bisher nur auf virtuellem Wege gehabt, aber in der Realität würde mich das auch mal reizen! Momentan habe ich nämlich Hummeln im Hintern und muss mich ständig bewegen!
Und Italien ist ja nun wirklich ein zauberhaftes Fleckchen, wie viele deiner Fotos nochmal unterstrichen haben! Einfach nur schön!
Liebe Grüße
Jana
Du kannst ja mal im Kleinen bei Dir in der Gegend anfangen 🙂
Das klingt nach einer wirklich tollen Wanderung. Ich bin öfters in Bologna, habe aber Riesen Respekt vor einer so langen Wanderung. In Siena war ich noch nicht, klingt nach einem wirklich schönen Ziel.
Kommt auf meine Liste allerdings die entspannte Version im Auto und mit kurzer Wanderung.
Liebe Grüße
Bea
Das Auto hat halt den Nachteil, dass man weniger Chianti trinken kann 😉
Liebe Ilona,
Riesigen Respekt, dass du nach 28 Kilometer am ersten Tag noch zwei Etappen eingelegt hast! Ich bin erst einmal in meinem Leben 28 Kilometer gewandert, in Norwegen zur Trolltunga über Stock und Stein und durch Bäche, aber danach hatte ich den Muskelkater meines Lebens. Wir sind am nächsten Tag nur leicht wandern gewesen, um die Muskeln etwas zu lockern – aber drei Etappen hätte ich da nicht geschafft 😉 Ich bin total begeistert, wie abwechslungsreich der Chianti ist, hätte ich gar nicht erwartet.
Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap
Danke 😀 Ich muss sagen, dass ich es nicht unbedingt empfehlen würde, den Auftakt so zu machen 😉 Vielleicht nach einigen Tagen, wenn man „warmgelaufen“ ist, aber gleich so zum Einstieg – das war schon echt hart.
Das war sicherlich eine wunderbare Wanderung! Ich war schon in der Region und habe die Landschaft und Städtchen sehr geliebt; wandern war ich dort aber noch nicht.
Sieht danach aus, als müsste ich das mal ändern.
Hallo Ilona
Danke für den spannenden Beitrag. Habe diesen gleich auf meine To Do Liste für unseren nächsten Italien Besuch mit aufgenommen. Und danke für das erneut erweckte Fernweh.
Mike
Liebe Ilona,
Ein super genialer Bericht. Da habe ich glatt Lust, gleich ins Auto zu springen und nach Italien zu fahren.
Ich war vor ein paar Jahren in der Toskana und war auch ein bisschen wandern. Ich bin damals noch viel rumgefahren, aber nach ich muss da nochmal hin und dann nur dort in der Gegend was unternehmen.
Dank den Tipps hier, weiß ich auch, wo ich in jedem Fall vor dem Urlaub vorbei schauen werde.
Herzlichen dank dafür
Sonja
Liebe Sonja,
vielen Dank für deinen netten Kommentar und das Feedback.
Italien ist tatsächlich ein großartiges Land zum Wandern. Es gibt unglaublich viel zu sehen hier und die Wanderwege sind – je nach Region unterschiedlich natürlich – auch häufig sehr gut markiert.