12 Gründe für eine Reise in den Molise: Italiens bestgehütetes Geheimnis

Der Molise ist Italiens unbekannteste Region und bestgehütetes Geheimnis. Selbst die meisten Italiener waren noch nie in der kleinen Region an der Ostküste, die zwischen den Abruzzen im Norden und Apulien im Süden liegt.
Wann immer ich jemandem von meinen Reiseplänen erzählte, fragte er mich entweder „Was ist der Molise?“ oder „Warum sollte ich in den Molise reisen?“. Was soll es dort schon zu sehen geben? Wenn es etwas gäbe, hätte man doch sicher schon davon gehört, oder?

Die Tatsache, dass niemand wirklich in den Molise fährt, um dort Urlaub zu machen, war es, die uns neugierig machte und wir machten uns auf ins Abenteuer: Zwei Wochen ging es mit dem Mietwagen durch Italiens zweitkleinste Region.
Und was soll ich sagen? Der Molise hat uns überrascht! In so vieler Hinsicht! Es gibt – meiner Meinung nach – eine ganze Reihe Gründe, die für einen Reise dorthin sprechen. Wenn ihr wissen wollt, warum der Molise meiner Meinung nach eine Reise wert ist, dann lest weiter.

Den Molise gibts gar nicht? Oh doch!

Geheimtipp Molise: Italiens untouristischste Region

Der Molise ist so etwas wie das italienische Bielefeld: Böse Zungen behaupten, den Molise gäbe es überhaupt nicht – „Il Molise non esiste“.
Das liegt zum einen daran, dass der Molise die zweitkleinste Region Italiens ist und die jüngste. Erst seit 1963 ist er eine eigenständige Region, zuvor bildete er zusammen mit den Abruzzen die Region Abruzzi e Molise.

Der Molise existiert auch nicht in den Köpfen der Menschen als Reiseziel: Weder in den Köpfen der meisten Italiener – die traditionell gerne Urlaub im eigenen Land machen – noch in den Köpfen der vielen italophilen Deutschen und Österreicher. Das zeigte sich alleine daran, dass es wirklich schwierig war, einen ausführlichen Reiseführer für den Molise zu finden. Selbst der Michael Müller Verlag, bei dem ich fast immer meine Reiseführer kaufe, hat keinen Titel zum Molise im Programm. Im Abruzzen-Reiseführer gibt es immerhin ein Kapitel zum Molise.
Letztendlich griff ich auf einen gebrauchten DuMont Kunstreiseführer aus den 1990er Jahren zurück und suchte mir ansonsten die Informationen über verschiedene Quellen im Internet zusammen. Dennoch war die Reise in den Molise weitmehr ein Abenteuer als bei vielen anderen Reisen: ich konnte mich bei Vielem einfach nur überraschen lassen.

Blick auf Rocchetta Alta

Auch die Zahlen sprechen Bände: 2022 gab es im Molise etwa 160.000 Ankünfte und 515.000 Übernachtungen. (Natürlich stand der Tourismus 2022 noch unter dem Einfluss der abklingenden Pandemie. Für 2023 habe ich bisher leider nur Hochrechnungen finden können: fast 182.000 Ankünfte und 584.000 Übernachtungen. Damit nähern sich die Zahlen wieder dem bisher besten Jahr – 2019, vor Ausbruch der Pandemie – an. Quelle)
Zum Vergleich: Die Basilikata als Region mit den zweitwenigsten Touristen, hatte 2023 900.000 Ankünfte und 2,5 Millionen Übernachtungen – auch wenn ein sehr großer Teil davon auf die UNESCO-Welterbestadt Matera entfällt.

Ein solches touristisches Zugpferd – wie Matera in der Basilikata – kann der Molise nicht aufweisen. Der Tourismus beschränkt sich hier hauptsächlich auf die Küstenregion rund um Termoli, wo v.a. Italiener ihren Sommerurlaub verbringen. Im Landesinneren gibt es einen weit weniger bedeutenden Wintersporttourismus und natürlich auch einen Kulturtourismus.

Termoli an der Küste wirkt im Vergleich zum Rest der Region fast schon touristisch. Die Stadt erinnerte mich an apulische Küstenstädte wie Monopoli oder Gallipoli. Im Oktober versprüht sie allerdings den Charme eines Badeorts in der Nebensaison.


12 Gründe, warum ihr in den Molise reisen solltet

Die Erreichbarkeit: so viel näher, als ihr glaubt

Der Molise, als Region in den Bergen, scheint weit weg und schwer erreichbar zu sein. Ist das vielleicht einer der Gründe, warum keiner hinfährt? Weil es so kompliziert ist, dort hin zu kommen?

Wir mieteten uns ein Auto am Flughafen von Neapel und nach etwa einer Stunden waren wir im Molise. Das obere Tal des Volturno – unsere erste Station – ist nicht einmal 1,5 Stunden vom Flughafen Neapel entfernt. Von Rom aus braucht man etwa 2 Stunden.
Ganz ehrlich: Es war sehr viel aufwändiger, um von Florenz mit dem Auto nach Pitigliano in der Südtoskana zu fahren, als von Neapel in den Molise zu kommen.

Am anderen Ende der Region – an der Küste bei Termoli – verläuft die Autobahn A14, die Apulien mit Bologna verbindet. Vom Flughafen in Pescara nach Termoli dauert die Fahrt etwa 1.20 Stunden. Vom Flughafen Bari knapp 2 Stunden.
Der Molise ist also eigentlich sehr viel näher, als ihr glaubt.

Wer dann die kleinen Orte des Molise erkunden möchte, der muss natürlich meist über kurvige Landsträßchen fahren – aber das ist in der Toskana auch nicht anders.

Molise on the road…

Die Menschen: freundlich, herzlich, offen

Wer in eine Gegend reist, in der man an die Anwesenheit von Touristen – oder allgemeiner: Ortsfremden – nicht unbedingt gewohnt ist, muss damit rechnen, dass die Einheimischen erst einmal auf Distanz bleiben und den Neuankömmling kritisch beäugen. So ging es uns im Binnenland von Sardinien – einer der Gründe, warum ich mit der Insel trotz der vielen archäologischen Schätze nie ganz warm wurde.
Im Molise war dies gänzlich anders. Obwohl – oder weil? – sich so gut wie nie Touristen in die Dörfer verirren, waren die Menschen sofort offen und freundlich. Sie grüßten, sie sprachen uns ganz selbstverständlich an. Man fühlte sich nie auf Distanz gehalten. Die Herzlichkeit war überwältigend.

Besonders eindrücklich blieben mir ein paar Situationen in Erinnerung: Die Mitarbeiterin des Castello Pandone in Venafro, die uns mit Infomaterial und Freundlichkeit regelrecht überschüttete. Der Mann in der Bar in Montecilfone, der uns auf deutsch ansprach, weil er 45 Jahre lang in Stuttgart gearbeitet hatte. Und ganz besonders die Abende in der Bar in Pietrabbondante, wo wir nach zwei Tagen bereits begrüßt wurden, als gehörten wir dazu.

Pietrabbondante blieb uns noch aus anderem Grunde in guter Erinnerung: Vor der Reise stieß ich bei meinen Vorbereitungen auf die Webseite des Passaporto del Molise. Dort findet man allerhand nützliche Informationen zur Reisevorbereitung und kann einen „Passaporto“ bestellen. Das funktioniert im Endeffekt wie ein Pilgerausweis: Man sammelt unterwegs Stempel an den verschiedenen Orten, die man besuchte. Das Ganze ist eine noch recht neue Initative von einigen Molisani, um den Tourismus im Molise etwas zu beleben. Als ich nun in der Bar in Pietrabbondante um einen Stempel bat, stieß ich auf außergewöhnlich hohes Interesse. Es stellte sich heraus, die Bar war sozusagen das „Stammlokal“ der Organisation, die den Passaporto herausgebracht hatte und die anwesende junge Dame, war die Schwester der Vorsitzenden der Organisation, welche dann umgehend nachfolgendes Bild von mir zugeschickt bekam. Die Welt ist klein, der Molise ist noch kleiner…

Die Landschaften: abwechslungsreich und beeindruckend

Der Molise erstreckt sich von den bis zu 2000m hohen Gipfeln des Apennin an den Grenzen zur Campania und den Abruzzen über weites Hügelland hin bis zur Küste der Adria mit ihren Sandstränden.

Dazwischen wartet eine Vielzahl an dünnbesiedelten Landschaften, die alle ihren eigenen Charme haben.
Zahlreiche Flüsse durchziehen das Land, so dass man eine beständige Abfolge von weiten, fruchtbaren Flusstälern und Höhenzügen oder Hochebenen hat. Spektakuläre Aussichten gibts inklusive.

Dabei ist die Natur häufig wild und unberührt. Und es herrscht eine unglaubliche Ruhe! Und auch der Tierwelt kommt man überraschend nahe: Abends saßen wir mit einem Glas Wein auf der Terrasse, als ein Fuchs vorbeikam – und in den Wäldern in kurzer Entfernund die brünftigen Hirsche röhrten. Allerdings sah ich hier auch den ersten Skorpion meines Lebens.
Nicht selten trifft man auf den Rundfahrten heute noch Schäfer, die mit ihren Herden durch die Berge ziehen – häufig auf den sogenannten Tratturi, jahrhunderte (manchmal jahrtausende) lang genutzten Wiesenwegen, die die Weiden in den Bergen mit denen im Tiefland verbinden. Viele dieser Tratturi eignen sich auch als Wanderwege.
Wer Stille, Abgeschiedenheit und Natur sucht, wird im Molise fündig.

Molisanische Landschaft in Küstennähe

Molisanische Landschaft im Tal des Volturno

Ihr liebt verträumte Dörfer? Ab in den Molise!

Italien ist berühmt für seine Borghi – kleine, befestigte Dörfer, die auf Hügelkuppen thronen. Jede Region hat eine Vielzahl davon zu bieten und einige davon sind so berühmt, dass sie vor Touristen überquellen (etwa San Gimignano oder Monteriggioni in der Toskana) oder nur noch die Kulisse für asiatische Reisegruppen bieten (wie Cività di Bagnoregio im Latium).
Im Molise sind die Borghi das, was sie seit jeher waren: verträumte, verschlafene Dörfer auf Hügelkuppen. Dabei bieten sie aus der Ferne oft einen unglaublichen Anblick – und von oben wiederum spektakuläre Ausblicke!

Schlösser und Burgen: jedem Dorf seine Burg

Wer Burgen liebt, wird im Molise fündig. Gefühlt hat jedes Dorf seine eigene Burg – und auch diese thronen häufig schwindelerregend auf Felsgipfeln. Andere wiederum liegen als romantische Ruinen über den Flusstälern.
69 Castelli listet die Seite „I Castelli“ für den Molise. Damit kann es in absoluten Zahlen zwar nicht mit vielen anderen Regionen mithalten, aber man muss bedenken, dass der Molise auch die zweitkleinste Region des Landes ist.

Castello Pandone in Cerro al Volturno

Spektakulärer Anblick: Bagnoli del Trigno mit Burg, Borgo und Kirchen

Das Essen: molisanische Kulinarik und so viel Käse

Nach 15 Jahren Reisen in Italien und zwei Jahren Leben in der Toskana, bin ich in Punkto Essensmengen einiges gewohnt. Aber der Molise hat alles getoppt: Hier wird aufgetafelt, dass sich die Balken biegen.
Die Süßteilchen zum Frühstück sind noch ofenwarm, zum Abendessen liegt ein ganzes Kaninchen auf dem Feuer – und wer Käse liebt, ist hier absolut richtig!
Während sich Tagliere di Formaggio (also „Käseplatte“) in der Toskana meist auf verschiedene Reifegrade von Pecorino beschränkt, fährt man im Molise eine große Anzahl verschiedener Käsesorten auf: Unangefochtener König ist der Caciocavallo. Daneben gibt es Pecorino, Scamorza, Mozzarella, Ricotta, Caciotta und eine ganze Menge Käsesorten, die ich nicht benennen kann. Das ganze Angebot dann noch mal verfeinert mit Peperoncino, Trüffel oder Kräutern.

Darf es ein Caciocavallo sein?

Hier schlägt sich wohl eindeutig die Hirtenkultur nieder, dass so viel Milch verarbeitet wird. Auch die Menge an Käsereien („caseificio“ auf Italienisch), an denen wir vorbeikamen, war auffallend hoch.

Natürlich gibt es diese Käsesorten auch in anderen Regionen Italiens, aber die Vielfalt, die wir im Molise bei einem normalen Abendessen aufgetischt bekamen, übertraf alles, was wir z.B. aus der Toskana gewohnt sind. Vielleicht ist es kein Zufall, dass wir im Inneren des Molise lediglich französische Touristen getroffen haben?

Ein Teil des Tagliere, den wir als Antipasto aßen im Agriturismo Costantini bei Rocchetta a Volturno

Wein und Bier: Auch der Molise kann mithalten

Im Molise kann man also gut essen, aber keine Sorge: Man kann auch gut trinken. Die lokalen Weine brauchen sich wahrlich nicht verstecken. Da wäre zum Beispiel der Tintilia, eine ursprünglich aus dem Molise stammende Rebsorte, die fast ausgestorben wäre, da sie drohte, von produktiveren Rebsorten verdrängt zu werden.
Zum Glück wurde sie gerettet und heute kann man ganz wunderbaren Rot- und Roséwein erstehen, der sich nur dann Tintillia del Molise nennen darf, wenn er zu mindestens 95% Tintilia-Trauben enthält, die in den Provinzen Campobasso oder Isernia im Molise angebaut wurden.
Auch wer lieber Weißwein trinkt, wird im Molise fündig – etwa beim Falanghina del Molise.

Tintilia del Molise

Wer meinem Blog schon länger folgt, weiß, dass ich als Bambergerin eine passionierte Biertrinkerin bin und in den letzten Jahren begonnen habe, die Craftbeer-Szene Italiens zu erkunden. Auch dabei wurden wir im Molise fündig und fanden so einige gute Biere von kleinen, handwerklich brauenden, engagierten Brauereien. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Bier der Venafro Brewing Company, verfeinert mit dem Holz der Olivenbäume von Venafro? Oder doch lieber ein Rauchbier von Cantaloop? Aber natürlich gibt es auch die „Klassiker“ im Angebot: Blanche, Keller oder Pils zum Beispiel.
Wer nicht die Brauereien abklappern will, kann im Craftbeer Pub Hops Up in Campobasso einen Stopp machen und sich durch das Angebot kosten.

Die Authentizität: echt und unverfälscht

Vieles von dem, was ich hier bereits schrieb, hängt ganz eng mit diesem Punkt zusammen: Der Molise ist authentisch. Nichts hier ist Fassade für die Touristen, denen man das Bild von Italien liefert, das sie erwarten. Hier gibt es keine „O sole mio“-trällernden Kellner, bunt bebilderten Speisekarten und keine aufgemotzten Ape-Taxis (auch wenn ich Ape-Taxis liebe!). Hier gibt es authentische Küche, authentische Dörfer und authentische Menschen, die sind, wie sie sind, weil sie halt so sind.

Damit einher geht, dass die Preise sich nicht an Touristen orientieren, denen im Urlaub das Geld besonders locker sitzt.

Kirchen und Klöster: vom frühen Mittelalter bis zur Neogotik

Wenig überraschend, gibt es auch im Molise eine ganze Menge Kirchen zu besichtigen – viele davon sind mittelalterlich und weisen noch heute wunderschöne romanische oder gotische Kunstwerke auf.
Dazu kommen einige Klöster, die in ihrer Zeit zu den größten und bedeutendsten Europas zählten, etwa San Vincenzo a Volturno, wo man im 19. Jahrhundert zufällig eine Krypta mit Fresken aus dem 9. Jahrhundert (!) entdeckte.

Nicht weit entfernt liegt dann das Gegenstück: Die riesige Wallfahrtskirche Santuario dell’Addolorata, die wie eine „Fata Morgana der Neo-Gotik“ (wie sich mein Reiseführer ausdrückte) plötzlich an den waldigen Berghängen auftaucht.

Ausgrabungsstätten: Spuren von Römern, Samniten und Nashörnern

Und nicht zuletzt werden auch Freunde von Ausgrabungsstätten im Molise fündig.
Die Römerstadt Saepinum bestaunte schon Theodor Mommsen, in Pietrabbondante liegt das zentrale Heiligtum der Samniten – des italischen Volksstammes, der den Römern lange erbittert Widerstand geleistet hat – und in Isernia kann man im Paläolithischen Nationalmuseum in die Zeit vor etwa 600.000 Jahren eintauchen. Seit der Entdeckung der archäologischen Stätte „La Pineta“ in den 1970er Jahren wird hier eifrig gegraben und geforscht und dabei kann man den Wissenschaftlern regelrecht über die Schulter sehen. Zum Vorschein kamen nicht nur Überreste von Menschen, sondern auch von Tieren, die damals Italien bevölkerten – darunter Bisons, Elefanten und Nashörner.

Abgesehen von diesen großen Ausgrabungsstätten gibt es noch eine ganze Menge kleinerer antiker Tempel der Samniten, die häufig sehr versteckt in der Landschaft stehen, sowie weitere römische Ausgrabungsstätten, etwa in Larino.

Streetart: moderne Kunst in der Provinz

Dörfer, die ihre Hauswände mit großflächigen Murales schmücken, gibt es inzwischen ja viele. Aber selten findet man auf so kleinem Raum so viel hochkarätige Streetart wie in Civitacampomarano.
Das kleine Dorf veranstaltet seit 2014 das cvta fest – ein Festival, bei dem namhafte Streetartkünstler aus aller Welt in den Molise kommen, um den Borgo mit ihren Kunstwerken zu schmücken: Es gibt kleine und versteckte und große, die ganze Häuserwände bedecken.
Ein Muss für Streetart-Fans!




Lost Places: Geisterdörfer im Molise

Eine Region, die seit Generationen so von Abwanderung betroffen ist, wie der Molise, hat mehr als ein leerstehendes Haus zu bieten. Wie auch in anderen Regionen Italiens (etwa Cività di Bagnoregio im Latium oder Craco in der Basilikata) finden sich zudem auch hier ganze Dörfer, die von ihren Bewohnern verlassen wurden. Rocchetta Alta zum Beispiel wurde ab dem frühen 20. Jahrhundert aufgegeben, wegen Erdrutschgefahr. Die Bewohner siedelten sich etwas tiefer wieder an.
Wer also durch den Molise streift, wird allerhand Lost Places finden. Vorsicht ist natürlich geboten – viele Gebäude sind einsturzgefährdet und sollten nicht betreten werden. Das Betreten erfolgt immer auf eigene Gefahr!

Mehr Tipps zum richtigen Verhalten an Lost Places findet ihr hier.

Kirche im „Geisterdorf“ Rocchetta Alta

in Rocchetta Alta


6 Gründe, warum ihr nicht in den Molise fahren solltet

Ihr wollt eine touristische Infrastruktur wie in der Toskana oder an der oberen Adria

Der Molise ist keine touristische Region. Ein Agriturismo ist hier keine schicke Ferienunterkunft mit etwas Öl- oder Weinproduktion, sondern ein Bauernhof, auf dem nebenbei auch Zimmer vermietet werden.
Natürlich gibt es auch im Molise schickere oder teurere Hotels, aber häufig sind die Unterkünfte einfacher und weniger luxuriös als in den touristischen Regionen.

Ihr erwartet, dass alle englisch (oder sogar deutsch) sprechen

Mit Englischkenntnissen könnt ihr direkt an der Küste rechnen, wo es durch die Strände im Sommer etwas Tourismus gibt. Wenn jemand hier deutsch spricht, dann deshalb, weil er irgendwann einmal in Deutschland gelebt und gearbeitet hat.
Ansonsten ist man hier – auch sprachlich – nicht auf internationalen Tourismus ausgerichtet. Die Freundlichkeit der Molisani macht es aber leicht, sich mit ihnen zu verständigen. Und zur Not gibt es ja immer noch Übersetzungs-Apps.

Ihr seid auf Diät

Wie ich schon erwähnte, wird hier ordentlich aufgetischt. Die Küche des Molise ist gut, deftig und reichlich. Ich schätze nicht, dass irgendjemand ernsthaft nach Italien reist und hofft, dort ein paar Pfunde loszuwerden – im Molise ist diese Chance aber noch geringer.

Ihr wollt ausschließlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen

Das ist – für mich als Zugreisende – das größte Manko bei einer Reise in den Molise: Die meisten Orte sind öffentlich nicht oder nur sehr umständlich erreichbar. Das Zugnetz ist sehr dünn ausgebaut: An der Küste gibt es eine besser bediente Strecke, im Inland nur Nebenstrecken, von denen die meisten aus unterschiedlichen Gründen (Erdrutsch, Arbeiten zur Elektrifizierung etc.) derzeit nicht aktiv sind.
Die Lücken füllen Busse (Regionalbusse oder auch Flixbus) – gerade für die wichtigen Verbindungen nach Pescara, Rom oder Neapel.

Ich würde euch aber dringend raten, für eure Reise in den Molise ein Auto zu mieten. Außer, ihr bringt sehr viel Zeit mit.

Das Zugnetz im Molise ist leider schlecht ausgebaut

Ihr sucht im Urlaub quirliges Großstadtleben

Die ganze Region hat nicht einmal 300.000 Einwohner (also weniger als Florenz). Die größte Stadt des Molise, Campobasso, die Hauptstadt der Region, hat etwa 47.000 Einwohner. Nur vier Städte haben überhaupt mehr als 10.000 Einwohner: Neben Campobasso sind das Termoli, Isernia und Venafro.

Wenn ihr Großstadtleben und quirlige Metropolen sucht, dann seid ihr im Molise eindeutig falsch.

Altstadtgasse in Campobasso

Altstadtgasse in Isernia

Ihr möchtet die neueste Mode shoppen

Auch Freunde vom Mode-Shopping kommen im Molise nicht auf ihre Kosten. Zwar gibt es in den Einkaufsstraßen der Städte natürlich die gängigen Ketten, aber die vielen kleinen Boutiquen, die man sonst in italienischen Städten in großer Zahl findet, oder gar Luxusmarken oder Outlets werdet ihr im Molise eher vergeblich suchen.

gar kein so seltener Anblick im Molise: Ein Schäfer mit seiner Herde


Offenlegung:
Die Reise in den Molise wurde selbständig organisiert und finanziert.
Lediglich der Passaporto del Molise – eine Initiative, die ich gerne unterstütze – wurde mir der Organisation MoLi kostenlos zur Verfügung gestellt, als ich darum bat. Dass ich tatsächlich jemanden von der Organisation vor Ort treffen würde, war aber absoluter Zufall.

Der erwähnte Kunstreiseführer:
Pokorny, Elfriede: Molise. Entdeckungsreise durch das ländliche Italien zwischen Adria und Apennin, Köln 1994.

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2 Gedanken zu “12 Gründe für eine Reise in den Molise: Italiens bestgehütetes Geheimnis

  1. Ciao Ilona,
    Dein schöner Artikel macht mich wirklich neugierig auf diese Region! Ich habe auch das Gefühl schonmal dort gewesen zu sein, kann es aber leider nicht mehr so genau sagen. Wir waren einmal auf den Spuren der Gargano-Tarantela in der Gegend, aber wo genau, weiß ich nicht mehr. So hübsch die Natur und die Dörfer auf den Hügelkuppen! Konntet Ihr dort eigentlich auch mal in die Adria springen?
    Und gibt es auch ausgeschilderte Wanderwege?
    Herzliche Grüße,
    Jens

    • Gut möglich, dass ihr dann damals im Grenzgebiet zwischen den Regionen wart. Gargano ist ja nicht sooo weit.
      Wir waren tatsächlich noch kurz baden – allerdings war genau der Tag, wo wir am Meer waren, recht grau. Aber zumindest noch warm genug.
      Es gibt weniger ausgeschilderte Wanderwege, als in anderen Regionen Italiens. Aber z.B. die Tratturi sind zum Teil ausgeschilderte Fernwanderwege.

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