Italien im August – eine gute Idee? Wann ist die beste Reisezeit für Italien?

„Hat jemand Erfahrungen mit Urlaub in Italien im August?“

Jedes Jahr aufs Neue wird diese Frage in diversen Italien-Reiseforen gestellt und jedes Jahr aufs Neue kommen dieselben Antworten: Es ist absolut unerträglich, sagen die einen. Die anderen meinen, so schlimm sei es überhaupt nicht.
Und wie immer liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte und die richtige Antwort wäre: Kommt ganz darauf an!
Es kommt darauf an, wohin ihr fahren wollt. Und es kommt noch mehr darauf an, welche Art von Urlaub euch vorschwebt.

Also, Italien im August – eine gute Idee? Eine blöde Idee? Schauen wir es uns mal genauer an…

Hinweis: Alles, was ich hier über Italien im August schreibe, fußt auf meinen eigenen Erfahrungen. Weder kenne ich ganz Italien im August, noch kann ich für alle sprechen.
Erzählt mir gerne, wie ihr den August in Italien (oder allgemein den Hochsommer) erlebt habt.

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Allgemeine Infos zu Italien im August

Italienische Schulferien. August ist Hauptreisezeit für die Italiener

Anders als in Deutschland haben die Schüler in Italien nicht über das ganze Jahr verteilt immer wieder einmal ein bis zwei Wochen Ferien. Es gibt freie Tage über Weihnachten und Neujahr (manchmal bis 6. Januar), ein langes Wochenende über die Osterfeiertage (eine weitere Hauptreisezeit in Italien) und ein paar vereinzelte Feiertage. Das wars dann auch schon (wobei dies wie in Deutschland je nach Region unterschiedlich ist). Dafür gehen die Sommerferien länger: Sie beginnen Mitte Juni und enden Mitte September.
Das heißt, dass jeder Italiener, der schulpflichtige Kinder hat, für seinen Urlaub auf den Sommer angewiesen ist. Doch auch für kinderlose Italiener ist der August die traditionelle Reisezeit: Wer immer kann (und nicht im Tourismus arbeitet), fährt jetzt weg – am besten ans Meer. Behörden schließen, Firmen haben Betriebsurlaub. Kleine Läden, Restaurants, Bars, sogar Eisdielen gehen in Sommerpause – zumindest in den nicht touristischen Bereichen der Städte. Wer jetzt einen Handwerker braucht, kann für gewöhnlich bis nach August warten.
„Chiuso per ferie“ – „wegen Urlaub geschlossen“ steht in zahlreichen Schaufenstern der Städte.

Italien im August: Ferragosto

Der Höhepunkt der italienischen Reisefreude ist der 15. August, Mariä Himmelfahrt – Festa dell’Assunta – oder einfach: Ferragosto.
Der Name Ferragosto bedeutet so viel wie Fest oder Feiertag des Augustus – und gemeint ist natürlich der römische Kaiser Augustus. Er hat im Jahr 18 v. Chr. den 1. August als Feiertag festgelegt, der sich so in die Reihe weiterer römischer Feiertage in diesem Zeitraum fügte.
Einer anderen Theorie nach feierte Augustus im Jahr 29 v. Chr. am 13., 14. und 15. August mit einer dreitägigen Triumphfeier seinen Sieg über Marc Anton und Cleopatra in der Schlacht bei Actium.
Im ganzen Reich wurden daraufhin die „feriae Augusti“ gefeiert.
Später wurde auf diesen wichtigen Feiertag ein christliches Fest gelegt: eben Mariä Himmelfahrt.

Es war unter den Faschisten, dass dieser Zeitraum des Jahres als Hauptreisetag für alle Italiener propagiert wurde. Vergünstigte Zugtickets sollten auch einkommensschwachen Bevölkerungsschichten eine Fahrt in die Berge oder ans Meer ermöglichen.

Die Piazza Santissima Annunziata in Florenz am Brückentag vor Ferragosto 2023: wie leergefegt. Der Zug, mit dem ich an diesem Tag zur Arbeit fuhr, war ebenso leer.
Nur wenige hundert Meter entfernt standen die Touristen Schlange vor den Sehenswürdigkeiten

Italien im August: Es wird heiß!

Es ist ein ziemlich verrücktes Unterfangen, DAS Wetter in Italien im August beschreiben zu wollen. Italien ist groß und das Klima kann sehr unterschiedlich sein. In den Bergen ist es anders als in der Ebene, im Norden anders als im Süden und an der Küste anders als im Inland.
Das sollte jedem erwachsenen Menschen klar sein und ihr solltet euch jeweils mit eurem konkreten Reiseziel befassen. Man kann festhalten: In den Bergen und am Meer ist es deutlich kühler als im Inland und in den tiefergelegenen Gebieten.

Abgesehen vom Hochgebirge, solltet ihr euch aber auf eines einstellen: Es kann SEHR heiß werden! Und ich rede hier von einer Hitze, die mit der, die wir in Deutschland erleben, nicht immer unbedingt vergleichbar ist. Zwar mögen die Grade auf dem Thermometer auch in Deutschland zuweilen ähnlich sein, doch in Italien ist es häufig über längere Perioden sehr heiß, so dass sich alles auflädt und abstrahlt. Zudem gibt es nachts oft viel weniger Abkühlung. Ich bin eigentlich sehr hitzeresistent. Wenn in Deutschland alle am Jammern waren, fühlte ich mich gerade endlich mal wohl. Die Hitze, die ich hier in Florenz erlebe, ist allerdings etwas völlig anderes und mit dem, was ich in Wien oder München erlebte, nicht vergleichbar.

Ein lohnenswerter Ausflug an heißen Tagen: Pratolino. Direkt vor den Toren von Florenz, in den Hügeln gelegen, geht hier immer ein Lüftchen

Auch bedeuten die Gradzahlen nicht überall das Gleiche für die gefühlte Temperatur. Während 37 Grad in Florenz unerträglich werden, weil es hier auch sehr schwül ist, so fühlt es sich in den Hügeln oder am Meer, wo ein Lüftchen geht, doch gleich viel besser an – zumindest solange man es ruhig angehen lässt. Gerade die Städte können ein echter Glutofen sein. Und in den letzten Sommern sah ich täglich, wenn ich das Büro verließ, Touristen, die sich wie Zombies durch die Straßen schleppen. Wenn ich mit ihnen ins Gespräch kam, sagten sie fast alle, sie hätten die Hitze hier völlig unterschätzt.
Selbst beim Radfahren merkt man das. Während in Deutschland eine Radfahrt selbst an einem heißem Sommertag einem doch ein ansatzweise kühlendes Lüftchen beschert, fühlte sich eine Radfahrt im August in Florenz an, als würde ich gegen einen riesigen Fön anfahren.

Dazu ist es im August in Italien im Allgemeinen sehr trocken. Es regnet nur wenig, auch wenn es natürlich Hitzegewitter geben kann. In den letzten Jahren hatten zahlreiche Regionen Italiens auch immer wieder mit großer Trockenheit und Wassermangel zu kämpfen.

Womit ihr in Italien im Sommer auch rechnen müsst: Mücken! Was ihr gegen die Mückenplage tun könnt, habe ich in einem eigenen Artikel detaillierter dargelegt.

Weiterlesen: 

Italien im August: eine gute Idee!

Was spricht dafür, im August nach Italien zu reisen?

  • Sommerferien
    viele sind an die Ferienzeiten gebunden und möchten gerne Baden gehen. In den Osterferien ist das für gewöhnlich noch nicht möglich, in den Herbstferien oft nicht mehr möglich und Pfingstferien haben nicht alle Bundesländer. Zudem kann man in den Sommerferien auch einen längeren Urlaub machen. Ihr solltet euch dann aber bewusst sein, was euch erwartet und dass ihr es eher ruhig angehen und eure Unterkunft entsprechend auswählen solltet. Gerade wenn ihr mit Kindern reist.
    Wenn ihr nicht an die Ferienzeiten gebunden seid, würde ich von einer Reise im August nach Italien abraten – außer die nächsten beiden Punkte überzeugen euch, dass der Italienurlaub im August bzw. allgemein im Hochsommer eine gute Idee ist:
  • in den Badeorten ist was los
    Tagsüber am Strand entspannen, in den lauen Abendstunden über die Promenade bummeln und gut essen – das ist eure Idee des idealen Urlaubs? Dann ab nach Italien zwischen Juli und Anfang September! Das ist eure Welt. Sucht euch ein tolles Hotel in einem Badeort und genießt den Urlaub. An sehr vielen Stränden sind jetzt die Bagni aufgebaut, das heißt, es gibt Liegestühle und Sonnenschirme zu mieten.
    Im August ist in allen Badeorten so richtig was los. Was im Mai noch ein verschlafenes Nest war und wo ab spätestens Oktober die Scheiben wieder mit Papier verklebt sind, tobt jetzt das pralle Leben! Alle Restaurants, Bars und Kneipen haben offen, es gibt zahlreiche Veranstaltungen und wer zum People Watching herkommt, wird damit nicht fertig werden. Wer immer in Italien kann, fährt ans Meer, um der Hitze der Städte zu entkommen.
  • Veranstaltungen und Straßenfeste
    Da viele Italiener in dieser Zeit frei haben und weil die langen, lauen Abende, in denen die Temperaturen nie unter 25 Grad fallen, dazu einladen, gibt es jetzt eine ganze Menge an Veranstaltungen (nicht nur im August, sondern über den ganzen Sommer): Von großer Kunst bis zur Trashparty, vom Touristenmagnet zum Nischenangebot. Für jeden ist was geboten: Freiluftkinos, Open Air Konzerte, Opernfestivals – und auch viele traditionelle Veranstaltungen und Straßenfeste finden über die Sommermonate statt, etwa der Calcio Storico in Florenz (im späten Juni), Effetto Garibaldi und Effetto Venezia in Livorno (Ende Juli, Anfang August) oder der Palio nicht nur in Siena, sondern in zahlreichen Städten in Italien (meist Juli und August).
    Schaut euch also den Veranstaltungskalender eures Reiseortes genau an – ihr werdet sicher interessante Angebote entdecken. Und häufig werden diese Feste mit großartigen Feuerwerken beendet.

Effetto Garibaldi in Livorno, Juli 2023

Italien im August: eine blöde Idee!

Weshalb sollte man lieber nicht im August in Italien Urlaub machen?

  • Es wird sehr heiß
    Wie ich bereits weiter oben schrieb, wird es in Italien im Sommer, v.a. im Juli und August, sehr heiß. Für Sightseeing, Wanderungen oder den Besuch von Ausgrabungsstätten ist es tagsüber zu heiß. Solche Unternehmungen sind im Hochsommer nur in den Morgen- und Abendstunden wirklich angenehm möglich.
  • Es ist sehr voll
    Nicht nur viele Italiener reisen jetzt, auch Reisende anderer Nationalitäten sind in großer Zahl unterwegs. Die ersten zieht es v.a. überall dorthin, wo Wasser ist: Meer, See oder auch Therme. Dagegen kommen Italiener nicht auf die Idee, im Sommer in eine Stadt zu reisen – aus denen fliehen sie ja geradzu in kühlere Gefilde. Die letzteren stehen den Italienern in sommerlicher Reisefreude in Nichts nach, nur dass sie auch und gerade die Innenstädte bevölkern. Städte wie Florenz und Venedig platzen aus allen Nähten und in großer Zahl drängen sich die Touristen durch die Straßen.
    Das bedeutet übrigens auch, dass man in ganz Italien mit Staus rechnen muss. Auch auf den Straßen ist oft sehr viel los. Denn auch wer im August keinen langen Urlaub hat – an und um Ferragosto wird er sicherlich einen Ausflug machen oder Freunde und Familie besuchen.
  • Es ist sehr leer
    Das mag wie ein Widerspruch zur gerade getroffenen Aussage wirken – doch beides ist gleichzeitig wahr.
    Am Beispiel von Florenz erklärt: Während die Innenstadt im Hochsommer völlig überfüllt ist, sind die Wohngebiete im August wie ausgestorben. So ziemlich alles, was sich nicht an Touristen richtet, ist geschlossen: Der kleine Metzger am Eck, die kleine Boutique,  der Bäcker, sogar die Eisdiele hat Sommerpause. Das nicht-touristische urbane Leben kommt quasi zum Erliegen. Wer also das authentisch-italienische urbane Gefühl sucht, der sollte eher nicht im August kommen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit kommen diejenigen hervor und treffen sich in den Parks und auf den Piazze, die nicht fortgefahren sind – wahrscheinlich sind darunter viele, die im Tourismus arbeiten.
  • Es ist sehr teuer
    August in Italien ist Hauptreisezeit und das lässt man sich bezahlen. Die Preise schnellen oft schon im Juli in die Höhe und wer jetzt ein gutes und günstiges Angebot sucht, muss viel Glück haben. Viele Hotels und Campingplätze, Ferienwohnungen und B&Bs, vor allem in Strandnähe, sind lange im Voraus ausgebucht. Im September, manchmal erst Mitte September, fallen die Preise merklich. Wer also auf die Schulferien angewiesen ist, sollte versuchen, im September noch ein Schnäppchen zum Ferienende hin zu ergattern bzw. schon Ende Juni/Anfang Juli anreisen.
    Allerdings schließen gerade in den Badeorten viele Hotels mit Saisonende wieder. Manchmal ist das schon ziemlich früh – v.a. wenn es ein Badeort ist, der hauptsächlich von Italienern frequentiert wird (in Apulien radelten wir Mitte September schon durch gespenstisch leere Badeorte), manchmal erst ab Oktober.

Jeder sucht Abkühlung und wer kann, fährt ans Wasser – wie hier am Fluss Elsa in der Toskana

Würde ich im August in Italien Urlaub machen?

Nein, überhaupt nicht.
Jetzt, wo ich hier lebe, plane ich für diese heißen Zeiten höchstens Fahrten ans Meer oder ein Wochenende in einem Hotel mit Pool ein. Aber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz würde ich ganz sicher nicht in den Sommermonaten nach Italien reisen.
Ich bin aber auch nicht der Typ, der gerne den ganzen Urlaub nur am Meer liegt. Ich mag Sightseeing und Kulturprogramm und das geht meiner Meinung nach im Frühjahr und Herbst viel besser. Obendrein sind mir die Preise im August einfach zu hoch. Da ich keine schulpflichtigen Kinder habe und auch beruflich nicht auf die Schulferien angewiesen bin, sehe ich wenig Grund, im August nach Italien zu reisen.

Meine präferierten Reisezeiten für Italien waren in all den Jahren April und Ende September/Anfang Oktober.

Badefreuden am leeren Strand: Zweite Septemberhälfte in Apulien

Beste Reisezeiten für Italien für unterschiedliche Unternehmungen

Dies sind wiederum nur meine ganz persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen!

für Strandurlaub

Juli bis September

Es ist heiß, die Bagni sind aufgebaut und damit ist auch eine gute Infrastruktur am Strand vorhanden. Die Abende sind lang und warm.
Die Bagni stehen zum großen Teil bis in den September (je nach Badeort) und auch das Wasser ist im September auf jeden Fall noch badetauglich – oft sogar bis in den Oktober hinein.

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für Wanderungen und Radtouren

März / April / Mai und zweite Septemberhälfte / Oktober

Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Meist besseres Wetter als im Norden, auch wenn man mit mehr Regen rechnen muss als im Hochsommer. Im Frühling locken zudem die vielen Blüten, im Herbst die verfärbten Blätter (und natürlich das neue Öl und der neue Wein).

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Wandern im Chianti im Oktober

für Sightseeing, Städtetrips, Ausgrabungen und Ausflüge

März / April / Mai und zweite Septemberhälfte / Oktober / November

Auch hier gilt, es ist nicht zu heiß und nicht zu kalt. Mit Regen muss man rechnen – gerade im November. Man kann gut bummeln, auch oft noch bzw. schon draußen sitzen. An den Sehenswürdigkeiten ist weniger los und die kleinen Läden und Restaurants haben noch bzw. wieder geöffnet.

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Blumenpracht in der Ausgrabungsstätte von Vulci, Latium, im Mai 2024

für Museumsbesuche

November bis Februar

Die absolute Nebensaison ist ideal, wenn ihr die normalerweise sehr überfüllten Sehenswürdigkeiten und Museen besichtigen wollt. Vor der Accademia in Florenz ist keine Schlange, der Dom von Pisa fühlt sich herrlich leer an und auch an überranten Orten wie Venedig und San Gimignano geht es sehr viel entspannter zu.
Einzige Ausnahme, zumindest in den Städten: Die Zeit um Silvester bis etwa 6. Januar. Danach beginnt wieder die beste Zeit für entspannte Museumsbesuche in Italien.

Weiterlesen:

Michelangelos David in Florenz im Januar: Für Accademia-Verhältnisse ist hier richtig wenig los. Könnt ihr euch vorstellen, wie es hier in der Hochsaison zugeht?

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