Es ist heiß in der Toskana. Seit ein paar Wochen hat es täglich mehr als 30 Grad – und so wird es auch in den nächsten Wochen bleiben. Bis über 40 Grad sollen es bald werden. Wer kann, fährt aus der Stadt heraus und sucht Abkühlung in der Natur. So machen es auch wir. Da wir keine Lust auf einen ganzen Strandtag hatten, packten wir unsere Räder und sieben Sachen und fuhren zum Flüsschen Elsa: Nach einer kurzen Radtour über dem Flusstal erreichten wir den Ort Colle di Val d’Elsa, wo der SentierElsa Trail zum Spaziergang am Wasser und zum Baden im Fluss einlädt.
Ein Geheimtipp in der Toskana ist der SentierElsa ganz sicher nicht. Erfrischend und erlebenswert ist er allemal.
Inhalt
Da es in der Toskana gerade im Sommer sehr viele Mücken gibt, solltet ihr euch vor eurer Tour schon mit Mückenmitteln eindecken. Was ich verwende, lest ihr hier:
Mücken in der Toskana – was tun? Was hilft wirklich gegen die Mückenplage in Italien?
Anfahrt nach Poggibonsi bzw. nach Colle di Val d’Elsa mit Bus oder Bahn
Für die Anfahrt haben wir zwei Optionen:
- Wir können den Bus nehmen. Die Linie 131 würde uns von Florenz direkt nach Colle di Val d’Elsa bringen. Aber gerade am Wochenende fährt der Bus nicht besonders oft und v.a. nicht so früh, wie wir bei dieser Hitze gerne aufbrechen möchten. (Die Fahrpläne findet man auf der Website von Autolinee Toscana unter „Linee e Orari“ und dann „Regionali“) Wir entscheiden uns also für Option 2.
- Wir nehmen den frühesten Regionalzug ab Florenz nach Poggibonsi und nehmen unsere Fahrräder mit. Die letzten sieben Kilometer fahren wir auf einem komplett autofreien Radweg bis Colle di Val d’Elsa.
Kurze Radtour von Poggibonsi nach Colle di Val d’Elsa: Strecke der Ex-Ferrovia
Der Radweg startet in Poggibonsi am Kreisverkehr, an dem sich die Via San Gimignano, die Via dei Cipressi und die Via Giosuè Carducci treffen. Er ist durchgängig geschottert und relativ schmal. Wie hier einmal ein Zug gefahren sein soll, ist mir ein bisschen schleierhaft, aber es war wirklich so: Wir bewegen uns hier auf den rückgebauten Eisenbahngleisen der Ex-Ferrovia Poggibonsi-Colle di Val d’Elsa, die 1987 eingestellt wurde. Welch Irrsinn, denke ich mir in solchen Fällen immer wieder, dass man vor nicht einmal 40 Jahren Bahngleise zurückgebaut hat – und heute hätte man sie sicher wieder gerne.
Immerhin werden die Strecken einer neuen Nutzung zugeführt: 2011 wurde eine „Pista ciclabile“ errichtet. Es ist ein gemeinsamer Rad- und Fußweg. Man sollte also aufeinander Rücksicht nehmen, wenn man hier fährt oder geht. Gerade weil der Weg zum Teil recht schmal ist, sollte man entsprechend vorsichtig unterwegs sein und auch füreinander Platz machen! Als wir sehr früh unterwegs waren, waren bereits einige Spaziergänger und Sportler aktiv. Außerdem leben entlang des Rad- und Spazierweges eine ganze Menge Katzen in einer Katzenkolonie, die sich auch gerne einmal mitten auf dem Weg sonnen. Auch auf sie sollte man Acht geben!
Der Radweg ist etwa sieben Kilometer lang und verläuft völlig eben. Er folgt grob dem Verlauf des Flusses Elsa, allerdings sieht man den Fluss nur selten und Zugänge zum Wasser gibt es auch nicht wirklich.
In Colle di Val d’Elsa endet er ebenfalls in einem Kreisverkehr, direkt neben dem Conad Superstore, der auch sonntags geöffnet hat.
Der Radweg selbst ist zwar völlig autofrei, aber er kreuzt in Colle di Val d’Elsa mehrfach kleine Zufahrtsstraßen. Hier sollte man deshalb besonders aufpassen.
SentierElsa: Spaziergang und ein kühles Bad am Fluss Elsa
Zugänge: Im Norden an der Ponte di Spugna, im Süden an der Ponte di San Marziale
Länge: 3 km einfach
weitgehend eben, Höhenunterschied nur etwa 39 m
für Rollstühle und Kinderwägen nicht geeignet
Offizielle Webseite: Parco fluviale dell’Elsa
Der SentierElsa, SentierElsa Trail, Parco fluviale dell’Alta val d’Elsa oder Elsa River Trail – wie auch immer man ihn nennen möchte – ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel in Colle di Val d’Elsa. Touristen wie Einheimische sind hier bei schönem Wetter zahlreich unterwegs, v.a. natürlich am Wochenende. Wer erwartet, hier einen echten Geheimtipps zum Flussbaden in der Toskana zu finden und völlig alleine im Wasser zu baden, der wird enttäuscht sein.
Das Bild, das mich völlig allein im Wasser zeigt, wurde sehr früh, direkt nach unserer Ankunft aufgenommen. Nicht ganz eine Stunde später sah es an genau derselben Stelle schon gänzlich anders aus. Allerdings benahmen sich die Leute allesamt anständig und das laute Rauschen des Wassers übertönte zudem fast vollständig die Geräusche der anderen Menschen.
Auf dem Weg vom Radweg zum SentierElsa kommen wir noch am alten Bahnhofsgebäude von Colle di Val d’Elsa vorbei. Es liegt direkt an der sehr schön gestalteten Piazza Arnolfo di Cambio. Von hier hat man auch einen hübschen Blick auf den Borgo von Colle di Val d’Elsa. Es sieht verlockend aus, aber wir beschließen, uns dem Ort einmal an einem weniger heißen Tag zu widmen. Da es noch früh ist nehmen wir an der Piazza in einer Bar noch ein zweites Frühstück zu uns, bevor wir zum SentierElsa weiterfahren.
Der nördliche Zugang zum SentierElsa Trail befindet sich an der Ponte di Spugna. Dort ketteten wir unsere Fahrräder an und gingen zu Fuß weiter. Die Räder könnte man zwar theoretisch mitnehmen, aber mehrfach muss man den Fluss auf Steinen überqueren. Wer sich nicht scheut, sein Fahrrad dort hinüberzutragen, kann es durchaus mitnehmen – allerdings eher schiebend, denn im Laufe des Tages wird es auf dem Weg ganz schön voll, so dass das Radfahren für alle Beteiligten wohl nicht mehr gefahrlos möglich ist. Wir ließen unsere Räder lieber am Eingang zum SentierElsa Trail zurück und machten uns zu Fuß auf den Weg. Denn wer so kurze Beinchen hat wie ich, der muss bei diesen Flussüberquerungen schon manchmal ganz schön große Schritte machen.
Wir sind recht früh dran. Es ist noch fast nichts los und wir können noch recht frei einen Platz wählen, um unsere Hängematte aufzuhängen.
Der SentierElsa führt immer direkt am Fluss entlang, so dass sich viele wunderschöne Einblicke in den Wasserlauf geben.
Der Fluss Elsa schimmert milchig, mal blau, mal grün, je nach Lichteinfall. Immer wieder staut sich das Wasser in kleinen Becken und rauscht dann über große Felsen in Stufen auf die nächste Ebene. Hier kann man schwimmen oder einfach im Wasser stehen oder in den Becken oder auf den Stufen sitzen und die Kühle genießen.
Manchmal, wenn man den Untergrund nicht kennt, ist es etwas schwierig voranzukommen, denn durch das milchige Wasser sieht man nicht immer, wo Steine liegen oder wo man den Boden verliert. Nach einigen Tastversuchen hat man den Dreh dann aber doch heraus. Das Wasser ist angenehm kühl, aber nicht so eiskalt, wie man es beim ersten Anblick erwarten würde. Man kann sich ohne große Probleme wirklich lange darin aufhalten und hat dennoch eine angenehme Abkühlung.
Unser gut gewählter Hängemattenplatz bekommt am frühen Nachmittag dann doch noch Sonne. Wir spazieren deshalb noch ein bisschen den SentierElsa entlang bis zur sogenannten Terrazza di Poppea. Auch hier bilden großen Felsen eine Stufe, an der das Wasser hinabrauscht.
700m weiter gibt es noch einen Wasserfall, den wir eigentlich auch noch sehen wollten, aber schnell merken wir, dass es uns inzwischen einfach zu warm geworden ist. Und schließlich müssen wir ja auch wieder die knapp zwei Kilometer zu unseren Fahrrädern zurückgehen. Wir kehren also um, gönnen uns zum Abschluss noch ein Eis auf der Piazza Arnolfo di Cambio in Colle di Val d’Elsa und stoßen 100 m dahinter wieder auf unseren Radweg, der uns nach Poggibonsi zurückbringen wird.
Eines ist jedenfalls sicher: Am SentierElsa waren wir nicht zum letzten Mal. Der heiße toskanische Sommer wird uns sicher noch mehr als einmal hierher bringen.
Vielen Dank!
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Wow, wie schön! Auch wenn es in der Toskana kein Geheimtipp sein mag, in Deutschland sicher alle mal. Danke, dass du uns dorthin mitgenommen hast und uns zeigst, dass es herrliche Stellen gibt, fern ab vom „normalen“ Tourismus.
Liebe Grüße
Gabriela
Wenn mich nicht alles täuscht, war ich dort 1993, bei meinem Studienaufenthalt in Siena. Damals war das noch ein echter Geheimtipp, und ohne unsere italienischen Freunde hätten wir das niemals gefunden … Sieht toll aus!